Hallo alle Zusammen, aus einem Themenbeitrag ist eine kleine Frage entstanden, die sich dank Franz zu einem neuen Forenthema gemausert hat.
Also, da mein Freund in nächster Zeit von der Haft in die Langzeittherapie wechselt, stellt sich mir so langsam die Frage was uns so dort erwartet.
Die oberflächlichen Dinge, wie Kontaktsperre, Besuchszeiten u.s.w. kennen wir.
Es geht also viel mehr um die internen Dinge:
° welche Themen beinhaltet die Therapie bei einem Suchtkranken?
° wie wird im innerlichen die Seele berührt?
° wie habt ihr Euch nach Selbsteinschätzung entwickelt?
° welche Rolle spielten Partner/Familie/Freunde in der Therapiezeit und danach?
° welche Ängste und Bedenken hattet ihr?
° was und welche welche Therapiepunkte waren für Euch die Schönsten?
° welche die Schwierigsten?
° was habt Ihr aus der Therapie mitgenommen?
Danke im Voraus.
Was geschieht während einer Terapie???
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So sollte/könnte ein Konzept aussehen, Dauer ist ja Heute sehr zurück geschraubt worden. Optimaler Klinikaufenthalt für Alkoholabhängige 3-6 Monate, Abhängige anderer Drogen 4-9 Monate, wobei ich das so zu pauschal sehe - aber Richtlinien sind, welche für die Bewilligung von Therapien hergenommen werden.
[LEFT]Dauer:[/LEFT]
- Orientierungsphase ca. 3-4 Wochen
- Behandlungsphase ca. 7-14 Wochen
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Re-Integrationsphase ca. 8-12 Wochendurchschnitt
- Gesamtdauer ca, 18-30 Wochen
[LEFT]10 Stufen des Heilungsprozesse (de Leon): [/LEFT]
- Verleugnung
- Ambivalenz
- Motivation
- Bereitschaft für Veränderung
- Bereitschaft für Behandlung
- Distanz zu Suchtmitteln
- Abstinenz
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Durchhalten
- Integration und verändertes Selbstbild
Das waren nun mal trockene Angaben
Ich will mal versuchen, gezielt auf deine Fragen einzugehen.
° welche Themen beinhaltet die
Therapie bei einem Suchtkranken?
Pauschal kann man das so wohl nicht sagen, es sollte sich durch eine umfangreiche 'Anamnese entwickeln. Es kann sich also bis ins frühkindliche Geschehen bewegen, es soll der Grund der Suchterkrankung angesehen werden. Ich persönlich mochte das überhaupt nicht, wenn es um Eltern ging, welche mit schuld sein sollen - aber es hat nun mal mit Vorleben der Eltern und erlebten zu tun° wie wird im innerlichen die Seele berührt?
Ganz intensiv, zum Teil ging es bei mir soweit, dass ich keinen Bock mehr hatte. Die Seele eines Süchtigen ist eh schon extrem angegriffen, die Belatung der Therapie treibt das auf die Spitze - aber das wird wohl auch Kernpunkt sein, es zu erlernen, mit Extremsituationen umgehen zu können.° wie habt ihr Euch nach Selbsteinschätzung entwickelt?
Anfangs gar nicht, ich war ein "trotziges Kind", was die Augen vor der Wirklichkeit geschlossen hatte. Deswegen war ein Rückfall vorprogrammiert.
Heute, also 20 Jahre später sehr ich vieles anders, hab gelernt, gespürt und gelitten. Ich war über 11 Jahre clean, hab mich mit einer sehr ausgeprägten Arbeitssucht über Wasser gehalten. Nach Trennung, Scheidung und Insolvenz meiner Firma hatte ich paar kleinere Rückfälle, der letzte hat meine Schwerbehinderung verursacht.
Erst da hat es wohl dann auch was bewirkt, weil ich gar so durchgekommen bin und sterben will ich nun mal nicht° welche Rolle spielten Partner/Familie/Freunde in der Therapiezeit und danach?
Für mich eine sehr wichtige Rolle, weil man Rückhalt gut vertragen kann. Zum Teil kann es aber auch sehr belastend sein, Erwartungen glaubt man nicht erfüllen zu können, Beziehungen trennen sind. Was ein wesentlicher Punkt dabei ist, oft kennt man sich nur "betäubt" und nach einer Therapie schaut vieles ganz anders aus.° welche 'Ängste und Bedenken hattet ihr?
Nicht zu überleben, schon damals hatte ich extreme Schwierigkeiten, die Droge noch richtig zu dosieren - dauernd sich wiederholende Klinikaufenthalte wegen Überdosen waren extrem belastend.° was und welche welche Therapiepunkte waren für Euch die Schönsten?
Arbeitstherapie, ich war in einer Schreinerei, später hab ich das zu meinem Beruf gemacht. Im Großen und Ganzen mochte iach aber alles, ich hab gemerkt, dass sich was ändert.° welche die Schwierigsten?
Gruppentherapien! Früher gab es Stellen, welche glaubten, man muss einen Süchtigen erstmal richtig fertig machen und dann neu aufbauen
Nach meinem Wissen hat sich aber da viel verändert, zu meiner Zeit begann gard mal die Substi, aber in den Genuss kamen nur Leute, die schon 20 Jahre drauf waren oder gute Beziehungen hatten.° was habt Ihr aus der
Therapie mitgenommen?
Das Wissen, dass es auch ein Leben ohne Drogen geben kann, wenn auch der Weg dann noch sehr weit war, bis es dann wirklich geklappt hat.
Aber zum Teil lag es auch an meiner Therapie, es war ein versuch, von LZT auf Kurzzeit umzustellen - dieser versuch ging über 3 Monate und das war für mich (aus heutiger Sicht gesehen) viel zu kurz.Puh, ich hoffe du kannst damit wa anfangen
Hier noch ne andere Therapiebeschreibung ==> http://www.ciao.de/Suchttherapie__Test_2791982
LG Franz
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WOW Franz, hut ab
!
bin gerade mächtig sprachlos.seitdem ich mich hier bei euch auf der hp rumschleiche wird mir immer mehr bewusst, warum die therapie als schwierig angesehen wird.
hatte schon so hier und da mal gehört, das man ganz ordentliche entwicklungsschübe durchmacht.
wenn ich deinen bericht so lese, bekomme ich es etwas mit der Angst zu tun.
hab gedacht, wenn die haftzeit überstanden ist und es in die therapie geht, wird es wesentlich einfacher, anscheinend scheint die haftzeit dagegen schon fast der kleinere weg zu sein.
würde vielleicht auch meine fragen aus meinem postfach beantworten.
hatte mich gewundert warum die jva so auf die abstinenzorientierte abteilung oder auf ein soziales training besteht.
mein freund schrieb, er komme sich vor wie in einem testlabor und sie würden ihm nur steine in den weg legen, obwohl er sich echt bemüht.
habe lange überlegt warum die jva solche entscheidungen trifft und ihn so zappeln lässt...er sagte auch das er das gefühl hat das sie bis an seine äussersten grenzen gehen, die einzige erklärung die ich dafür hatte war das sie sehen wollen, wie belastbar er ist und wie sehr er diese therapie wirklich möchte.
würde sagen dein beitrag bestätigt das.
finde er hat in seinen knapp drei monaten haftzeit schon eine ordentliche entwicklung hingelegt, seitdem er sich endlich der suchtberatung, psychologen und sozialarbeitern öffnet.
er hat das immer als rückschläge bezeichnet wenn etwas nicht so lief wie er sich das vorstellte.hab zu ihm gesagt das ihn jeder rückschlag nur noch härter und stärker in seinem willen werden lassen sollte und das ein rückschlag dazu dient, seinen fehler zu korrigieren und die sache erneut anzugehen.naja, wie gesagt seine entwicklung ist ernorm,
haut mich jedesmal neu vom hocker wenn ich post bekomme oder ihn bei den besuchen sehe.
dann kann ich ja davon ausgehen, das sich wärend der therapie auch nochmal ordentlich etwas tut.ich meine ich freu mich, macht mir aber auch Angst.
habe jetzt schon den eindruck das wir uns ganz von vorne kennen lernen,
bisher gott sei dank positiv.
es ist ähnlich wie als wenn man sich gerade erst kennengelernt hat, ähnelt dem schon sehr.
war sehr erstaunt darüber, das die therapie nur 6 monate geht, war das früher nicht mal ein ganzes jahr???
wir hatten eigentlich nach der therapie eine ganze menge gemeinsame pläne, denke die sollte man vielleicht dann doch erstmal zurück stellen und schauen was die therapie noch so alles mit sich zieht.
in der therapie bei uns ist es so, das sie nur zwei wochen kontaktsperre haben, dann ist sonntags besuchstag, handy darf dann abends benutzt werden und ab der 8. woche darf er schon von freitags bis sonntags nach hause.
danke franz für deine überaus ehrlichen antworten, denke das ist bestimmt nicht leicht.ziehe echt den hut vor dir.danke.
ganz lieben gruss,
hexelakritze. -
was mich echt beschäftigt ist, warum manchmal wärend einer therapie geraten wird abstand zu angehörigen zu nehemen, oder daran gearbeitet wird kontakt zu süchtigen angehörigen herzustellen?
habe das hier schonmal gelesen...(siehe beitrag von manuela, beziehung zu einem junkie unter Familie und freunde)
ich meine, die kontaktsperre ist mir erklärbar, aber danach...?
dachte immer positive, soziale kontakte wären wichtig... -
Es sind ja leider nicht immer alle Beziehungen positiv. Gerade als Süchtiger hat man oft Probleme damit, seine Grenzen (und die anderer) zu sehen und auch zu zeigen. Ein gewisser Abstand kann dann sehr hilfreich sein, um die Beziehung nochmal zu überdenken und neu zu beurteilen.
Wenn ich allein schaue, wieviele für mich eher schädliche Beziehungen ich vor meiner Thera hatte, bin ich sehr froh, dass ich dort die Möglichkeit bekam, endlich mal auszusortieren. Wenn es die Kontaktsperre (als ersten Schritt) nicht gegeben hätte, hätte ich wohl kaum Distanz zu bestimmten Menschen herstellen können. Mittlerweile habe ich zu mehr Menschen den Kontakt abgebrochen, als umgekehrt.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig deine Frage beantworten, Hexe
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hallo alive, danke für deine antwort.zu menschen die dem süchtigen nicht gut tun, das verstehe ich ja.laut manuela`s beitrag war es aber der fall das dem süchtigen freund die beziehung zu seiner alkoholkranken mutter aufgebaut wurde *kopfschüttel* ist es für ihn nicht besser gegen den kontakt zu anderen süchtigen zu sein?
frage deshalb weil die familie meines freundes nur aus süchtigen besteht und er seit dem er in der jva ist keinen kontakt mehr zu ihnen möchte.ich selbst hab das so stehen lassen und nichts weiter dazu gesagt, da aber bald der wechsel in die therapie aussteht frage ich mich ob das verhältnis zu seiner familie wieder aufgebaut wird und der kontakt zu mir als nicht süchtiger mensch...oh gott, darf gar nicht daran denken...:confused: -
Bei uns bestand sogar eine komplette Kontaktsperre zu anderen abhängigen Menschen, also in der gesamten Therazeit, es sei denn, jemand konnte es vor der Gruppe sehr gut begründen, warum er gerade zu diesem abhängigen Menschen Kontakt haben müsse. Die Form der Therapie, wie Manuela sie beschrieben hat, ist mir völlig unbekannt.
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das ist es ja was mich so stutzig macht, ihre ganze geschichte hat mich aus der bahn geworfen...ich kenne das eigentlich auch nur so, das soziale kontakte zu nicht süchtigen menschen die voll im leben stehen gefördert werden.das ist selbst in der jva so, hast du draussen jemanden der ein gesellschaftliches leben führt bekommst du unterstützung, weil eine bessere chance auf heilung besteht.
ich persönlich denke das gerade der "alte" kontakt zu süchtigen menschen nicht förderlich ist.deswegen wird doch auch oft gesagt das ein umzug in eine andere stadt sehr von vorteil wäre...
ausserdem wird doch auch wieder eingliederungsarbeit geleistet, oder nicht.sich in der gesellschaft von nicht-süchtigen menschen zurecht zu finden?
wie ist es dir in deiner therapie ergangen alive?
hast du dich wohl gefühlt?
war es schwer für dich? -
Yep, Thera war sehr hart, aber auch richtig toll. Ich habe mich dort richtig kennenlernen können, mit all meinen teilweise echt schrägen Verhaltensweisen. Es war die wichtigste Zeit in meinem Leben, würde ich jetzt sagen.
Das, was Manuela beschreibt, klingt für mich irgendwie leicht nach Sekte oder sowas und weniger nach Therapie, wie sie mir bekannt ist. Es kann ja nicht Sinn der Sache sein, einen Süchtigen in eine erneute Abhängigkeit, nämlich die zur Einrichtung, zu drängen. Normalerweise ist es, wie du sagst, Eigenverantwortung wird groß geschrieben, sowie Unabhängigkeit und Wiedereingliederung.
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Ich versteh nicht ganz, es wurde doch nicht so geschrieben, dass dort Kontakt zu anderen Süchtigen aufgebaut wird, oder?
Bei der Mutter ist es doch etwas anderes, vermutlich gibt es da Dinge zu klären und Kontaktaufnahme, das kann alles mögliche bedeuten.
Zum Umzug noch was, ich bin auch weggezogen, aber ganz ehrlich, meiner Meinung bringt das nur bedingt was.
Klar is man vorerst mal raus aus dem gewohnten Umfeld, nur wenn man den Kontakt zur Droge 'Sucht, dann findet man den immer - dafür haben wir doch alle nen BlickIn dem Moment wo ich den Rückfall haben wollte, da bin ich genau dort hin gefahren, wo ich früher meine Kontakte hatte. Es könnte dann 1000 km weg sein ...
Aber Hexe, so ziemlich jede Therapiestelle hat eigene Vorstellungen, die weichen oft von einander ab - wenn vielleicht auch nicht so gravierend. Aus der Bahn werfen sollte dich also so schnell nix
Jeder muss seine eigene Erfahrung mit den jeweiligen Stellen machen, ich finde, Empfehlungen sind meist eh unbrauchbar. Wenn wer sagt, da ist es toll, da läuft alles super, da werden viele andere ganz was anderes sagen.Wie kommst denn auf so was alive, ich finde das sehr hart, wenn man eine Suchteinrichtung als Sekte hinstellt - zugegeben, manches hört sich komisch an, aber ich finde da braucht es doch schon etwas mehr, als hier bekannt ist!
LG Franz
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Also mir hat der Abstand sehr gut getan, ich bin ca. 800 km weiter weg gezogen. Klar, Drogen findet man überall, wenn man sie Sucht, aber bei mir bestand das größte Problem eher bei den anderen Junkies. Da ich täglich auf der Scene war, kannte ich unheimlich viele andere Süchtige und denen musste ich unbedingt aus dem Weg gehen, weil sie mich evtl. immer wieder getriggert hätten.
Und Franz muss ich auch zustimmen, denn meine Thera war für mich spitze, aber es gab auch immer mal wieder Patientinnen, die sich dort überhaupt nicht wohl gefühlt haben und nicht mitgearbeitet haben, nur ihre Zeit dort absitzen wollten.
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ja franz da hast du sicherlich recht, ich kann mir das alles irgendwie auch nicht so vorstellen, deswegen bin ich ja so irritiert...
bei dem umzug denke ich auch so wie du, an die droge kommst du überall ran, das ist richtig.
in unserem fall ist es aber so, das mein freund in unserer stadt keine nicht-süchtigen kennt und ich denke das ein neu anfang gar nicht so verkehrt wäre, deswegen überlegen wir umzuziehen.
wir leben hier in einer sehr kleinen stadt und jeder kennt jeden und vielleicht zusammen neu anzufangen macht es für uns beide leichter.
aber es ist auch erst einmal nur im gespräch...meine eigenen freunde leben auch in einer anderen stadt und so wäre es vielleicht schön neue kontakte zu knüpfen aber man muss erst mal sehen in welche richtung alles so bei ihm verläuft denke schrittchen für schrittchen.
also therapien scheinen sehr unterschiedlich zu sein, wir haben eine angeboten bekommen von der kirche, bei der man aber 300 euro für die zeit aus eigener tasche bezahlen soll unser drop hat die hände über den kopf zusammen geschlagenja und in der wo er jetzt hinkommt haben sie letzte woche den psychologen verhaftet, weil er gar kein psychologe war...hab echt gedacht ich höre im radio nicht richtig, scheinen schon eine menge schwarze schafe unterwegs zu sein...
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alive
:Ddas werden wohl die gewesen sein die thera statt knast bekommen haben...;) -
Ja, einige, es gab aber auch welche, die z.B. eine Auflage z.B. vom Jugendamt wegen ihren Kindern hatten oder auch welche, die zur Thera gegangen sind, weil ein Angehöriger sie dazu genötigt hatte. Und das bringt halt meist überhaupt nichts. Thera muss man immer für sich selbst machen, weil man sonst kaum Bereitschaft hat, etwas an sich selbst zu ändern und über seine Themen zu sprechen.
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wie ist es dir nach der thera ergangen alive?
bist du z.b. alleine weggezogen?
wer hat dir unterstützung gegeben? -
hallo!
ich war auch 6 monate in lzt, fühlte mich dort super, war quasi musterpatient etc., hatte volle bereitschaft mich selber auseinander zu nehmen...
habe dort einen schlauen (und für mich zutreffenden) spruch gehört:
"therapie bedeutet veränderung und selbstakzeptanz in dem sinne, dass man sich selbst mit allen abgründen kennen- und lieben lernt."so weit, so gutklingend.
leider musste ich die bittere erfahrung machen, dass therapie nicht mit dem "echten" leben zu vergleichen ist.
was nutzt es einem fußballer, der im trainingslager jeden ball in den torwinkel schießt, wenn er dann vor publikum im wichtigen spiel ein eigentor macht? -gar nix!!
so erging es mir, ich glaubte in der therapie, mich verstanden zu haben und das leben nun meistern zu können. aber das leben in der therapie ist das leben in einer käseglocke! "draussen" habe ich so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann -rückfall war die logische konsequenz.
mann kann hilfetechniken zur selbstheilung erlernen und muss wissen, dass die anwendung derselben im real life ungleich schwieriger ist als im schönen, fest geregelten therapieumfeld.
aber grundsätzlich kann therapie eine echte chance auf positive veränderung sein.
ich wünsche jedem, der den schritt in eine lzt geht, dass er die chance nutzt und vor übermut in der zeit danach auf der hut ist!!beste grüße
feurio
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danke feurio für deinen beitrag
also bei dir hat es an der umsetzung gehapert und bist rückfällig geworden?
warst du denn auf dich alleine gestellt nach der therapie oder hattest du noch unterstützung von drops, freunde oder familie? -
genau, theoretisch wusste ich alles, habe aber leichten höhenflug bekommen und die gefahren nicht ernst genommen (nach dem motto: mich kann jetzt nix mehr umhauen).
ich hatte zwar unterstützung von familie und freunden, aber denen habe ich vorgespielt, dass alles in ordnung sei. die hilfsangebote habe ich also ausgeschlagen. eine freundin hatte ich damals allerdings nicht, vielleicht hätte ich mich ihr öffnen können...
irgendwann lag ich dann wieder auf der nase und war an meinem übermut gescheitert, mir das selber einzugestehen war sehr schwer, noch schwerer war es allerdings anderen gegenüber.
ein paar jahre später bin ich dann im knast gelandet und habe den 35er (therapie statt knast) abgelehnt - zum einen, weil ich noch ´nen joker halten wollte falls in zukunft nochmal "etwas anbrennt" (längere haftstrafe), zum anderen, weil ich glaubte, das "echte" leben im knast würde mir therapeutisch (im sinne von selbstläuterung) mehr bringen.
so im nachhinein war die knastzeit als quasi therapieeinheit gar nicht so schlecht. hört sich komisch an, ich weiss, aber alleine auf 8qm kann man sich irgendwann nicht mehr aus dem weg gehen und wird mit sich selbst konfrontiert. ob man das so möchte oder nicht. war jedenfalls bei mir so.dein freund nimmt ja nun wohl den 35er in anspruch. ich halte dieses modell grundsätzlich für eine gute sache. da ihr zusammen diese zeit durchstehen wollt sind seine chancen in meinen augen auch deutlich höher als damals bei mir. wie gesagt, er sollte sich vor übermut hüten und versuchen, auch in schwachen momenten dir und sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. bei mir wurde rückfallgefahr oft allein dadurch, dass ich jemandem sagte dass ich suchtdruck habe, deutlich vermindert.
also, tschakka ihr schafft es!!
beste grüße
feurio
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hey feurio,
hab mich richtig über deinen beitrag gefreut.
hast mir sogar schon ein kleines lächeln ins gesicht gezaubert, musste nämlich lachen als du schriebst, knast zur selbstheilung...
ich glaube damit hast du ein stück weit recht, der ein oder andere kommt wärend der inhaftierung schon ins grübeln. -
hallo hexelakritze!
hey, es freut mich sehr, dass ich dich zum lächeln gebracht habe! hör´ich gerne!
natürlich klingt das mit der "selbstheilung" im knastkontext etwas schräg, aber ich meine das schon ernst.
ich habe im bereich "vorstellen" etwas über mein leben und knast geschrieben, hier ein kleiner auszug, vielleicht wird dann deutlicher wie ich so gestimmt war (ich wollte jetzt nicht "drauf" schreiben...
)
"...ausserdem mus ich sagen, dass ich knast nicht so schlimm fand wie ich vorher dachte. ich habe viel zeit genutzt um mich auf mich selbst zu besinnen. um nicht abgelenkt zu sein habe ich sogar in meiner einzelzelle freiwillig auf mein tv verzichtet und das gerät jemand anderem gegeben (der es dringender brauchte).
nur musik hätten sie mir nie wegnehmen dürfen, diese universelle sprache der liebe ist mir superwichtig. habe übrigens eine gitarre auf der hütte gehabt und bei den "popshop allstars" in der knastband gerockt...."also, wie immer kommt es auch hier darauf an, was man d´raus macht!
liebe grüße, bitte lächel weiter!!
feurio
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