Im tiefen Tal und die Berge scheinen unüberwindbar

  • Ach mann, mir ging es eine zeitlang ganz gut. Konnte viel erledigen, war recht leidtungsfähig. Habe die Taufe meines Sohnes im august fast alleine organisiert, meine Hochzeit Anfang des Monats mit all den Vorbereitungen gut über die Bühne gebracht. Meinen Sohn bei der Tagesmutter eingewöhnt. Mich an der Uni eingeschrieben (die allerdings nur zur 2Probe" auf Rat meiner Verhaltenstherapeutin, um wieder etwas in den Studi-alltag reinzukommen. Will nächstes Jahr ernsthaft anfangen zu studieren). Ich habe die Unterlagen ausgefüllt, mir meinen Studi-ausweis besorgt, mich für Module eingeschrieben. Es lief alles so gut, nicht perfekt. Aber gut.

    Nach unserer Hochzeit hatte mein Mann eine Woche Urlaub. Wir konnten viel bürokratisches regeln und hatten ein paar schöne Tagesausflüge.
    Und nun? Seit 2 Wochen geht es nur noch Bergab.

    Ich habe eine To-Do-Liste, die immer weiter wächst. Von der ich aber kaum was streichen kann, weil ich nix erledige. Dabei sind das alles Kleinigkeiten. Ich muss meinen neuen Personalausweis abholen, zu meiner Krankenkasse, Dankeskarten basteln und abschicken. Das erscheint mir wie ein riesiger Berg. Dabei hilft es mir schon, wenn ich meine aufgaben aufschreibe. Somit sind die geordneter und drehen sich nicht mehr wirr im Kopf rum.

    Meinen letzten Termin bei meiner Verhaltenstherapeutin vor 4 wochen habe ich nicht wahr genommen, habe mich nichtmal abgemeldet. Und nun schäme ich mich und getraue mich nicht mehr, bei ihr anzurufen. Obwohl ich die thera weiterführen möchte. Ach mann, ich muss da einfach anrufen.

    Meine therapeutin sagte immer, wenn ich mich in solch einem Tief befinde, solle ich gnädig zu mir sein, mich nicht abstrampeln und versuchen meine Aufgaben zu erfüllen. Lieber eine auszeit nehmen. Aber ehrlich gesagt wird davon ja auch nichts besser.
    Ich habe mir für morgen zwei Aufgaben gestellt: bei der therapeutin anrufen und meinen Personalausweis holen. Das will ich schaffen.

    Irgendwie herrscht in mir ein merkwürdiges Gefühl. Mal fühle ich mich wie geborgen, denke, mein Leben ist ja gar nicht so schlecht. Es ist mollig warm in der Wohnung, Räucherstäbchen, Kerzen.
    Dann aber wieder der Nieselregen draussen, alles kalt. Ich pflege wenig Kontakte zur Zeit. Meine Gedanken, mein Kopf, dass passt irgendwie nicht in meinen Körper. Es ist ganz schwer zu beschreiben. Ich fühle mich unkomplett, fehl am Platz, irgendwie falsch. Das Gefühl hält nur ein paar Stunden an, dann ist es weg. Ich weiß auch nicht.

    Rede am Donnerstag mit meinem Arzt, ob ich nicht meine AD-dosos erhöhen soll (Elontril). Ich schlafe fast 12 h am Tag, fühle mich meist trotzdem ausgepowert und schlapp....

    Wollte mir nur alles mal von der Seele schreiben...Grüße Kullerbunt

  • Hallo Kullerbunt, herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit noch nachträglich. Vielleicht war das die letzten Wochen einfach zu viel Aufregung, positive natürlich, aber die kann genauso stressen, hat mir mein Therpeut gesagt. Du hattest die viele Zeit keine Zeit zum Nachdenken, zum Ausruhen und meist kommt die Erschöpfung erst mit dem Ausruhen, wenn alles vorbei ist. Beobachte ich immer wieder an mir. Schwierige Sachen, wie Gericht und Anwalt bei meiner Scheidung, war immer aufgeregt, hab alle Termine mit Bravur gemeistert oder andere Dinge in meinem Leben, wie z.b. voriges Jahr der 50. Geburtstag meines Mannes. Viele Schlafgäste, alle bekochen, dann in der Gaststätte die eigentliche Feier, alles vorbereiten, Reden usw. Musik. Und als alle Kinder wieder weggefahren sind, als alles wieder aufgeräumt war, als alles wieder seinen normalen Gang ging, da bin ich zusammengebrochen und es ging garnichts mehr. Gib Dir etwas Zeit, mach nicht zu viel am Tag, genieße das Ausruhen und mit Kerzen und so mach ich auch, nur bei Räucherstäbchen kriegt mein Mann das große Husten. Und die liebe ich so. Ich denke die ganze Aufregung mit Hochzeit die hast du noch in den Knochen und ist ja erst mit den Dankesbriefen abgeschlossen. Die würde ich mit zuerst erledigen. Nur so ein Gedanke. Und jetzt mußt Du wieder mit dem ganz normalen Alltagswahnsinn klar kommen. Das wird uns schon gelingen. Gib Dir auch Zeit dafür. Lg. Tine

  • (Ich mach grad mal 'ne kleine Kürbisschnitzpause, weil mir schon die Hand weh tut.)

    Von mir auch alles Gute nachträglich zur Hochzeit. Ich denke da auch wie Tine, dass du nun einfach ausgepowert bist, weil du soviel gemacht hast. Ich würde ebenso zuerst die Dankeskarten fertig machen, klingt nach weniger Arbeit, bzw. musst du erst mal nicht ausser Haus dazu. Ausserdem kannst du immer mal eine schreiben und musst ja nicht alle auf einmal erledigen. Karten schreiben ist auch sicherlich erst mal angenehmer als dieser Anruf, denke ich. Deine Thera wird dich bestimmt auch gut verstehen können und vielleicht eh schon wissen, warum du nicht erschienen bist.

    liebe Grüße, alive (die gleich wieder weiter schnitzen wird)

  • erstmal danke für eure Glückwünsche...
    Mittlerweile geht es mir psy. besser, trotzdem schiebe ich viel vor mir her. Habe zwar mittlerweile die Dankeskarten fertig gemacht aber nun liegen sie im Schrank und ich hab bisher erst eine abgeschickt.

    Sobald das Wetter besser ist, es nicht mehr ständig regnet, geht es mir besser. Die Wohnung ist aufgeräumter, der Fernseher weniger an.
    Hab echt Angst vor dem Winter. Besonders die dämmerung macht mich fertig. Ist es einmal dunkel, geht es. Da mach ich Kerzen etc an.
    Irgendwie bin ich nicht mehr leistungsfähig, und das trotz AD...

    Mein Mann fragte gestern: "Hast du deinen Ausweis im Bürgeramt abgeholt?" Das hatte ich mir am Vorabend fest vorgenommen. Nein, hatte ihn nicht abgeholt. Er: "Hast du dich nicht getraut?"
    Pah, mein Mann denkt, ich habe Angst vor Ämtergängen. Aber das ist es nicht, oder vielleicht etwas. STatt dessen hab ich mich vor die Glotze gelegt, ausweis abholen, "MAch ich nächste Woche"
    So geht das ständig bei mir. So komm ich zu nichts. Und nur Faulheit, dass ist es nicht....ach mann

    Edit: ich habe immer noch nicht bei meiner Verhaltenstherapeutin angerufen. Vor 4 Wochen hätte ich einen Termin gehabt, zu dem ich aber nicht gegangen bin, habe nicht mal abgesagt (das habe ich vorher bei ihr noch nie gemacht). Jetzt getraue ich mich nicht mehr anzurufen. Mir sind noch 10 Stunden genehmigt, sind die jetzt verfallen?
    Meine Therapeutin meint immer, ich solle mich nicht für mein Verhalten entschuldigen, wenn ich einen Termin nicht wahrnehme, dann ist es eben so. Aber wenn ich nun bei ihr anrufe, dann ist es doch nur höflich und selbstverständlich, wenn ich mich für meinen versäumten Termin bzw das Sitzenlassen entschuldige. Was soll ich denn am Telefon sagen?

  • hi du,

    ich würd ehrlich sagen was Sache ist :winking_face: ... und vom nimmer in Thera gehen wirds auch nicht besser :face_with_tongue:

    Für mich klingt das ein bisschen nach Depressionen.
    Immer müde, du kannst dich zu nichts aufschwingen ... oder das AD ist eben für dich nicht wirklich das Richtige, sprich doch mal mit deinem Arzt drüber :smiling_face:

    Die Stunden verfallen nicht, allerdings kann es sein, dass du die versäumte, unentschuldigte, anteilig, selber bezahlen musst... kommt drauf an wie deine Thera das handelt.

    Wünsch dir einen schönen Tag
    LG Julchen

  • Hallo Kullerbunt, mach Dir nicht son Streß, dann machste es eben nächste Woche. Gib Dir noch ein bißchen Zeit und Du kannst ja jeden Tag eine Karte einstecken. Machst einen Spaziergang, wenn du nicht arbeitest um die Mittagszeit, soll für Depressionen am besten sein und freust dich auf den nächsten Spaziergang. Mein Mann und ich machen uns beide abends einen Zettel, was wir am nächsten Tag schaffen wollen oder besser gesagt, was anliegt. Muß nicht alles an dem Tag passieren. Wenn etwas fertig ist, streichen wir es ab und wir freuen uns darüber. Hört sich vielleicht doof an, spornt uns beide aber mächtig an bzw. mich. Er hat es nicht so nötig, er schafft meist, was da drauf steht. So ist alles geplanter. Uns beiden gefällt das so gut, als wenn wir aufstehen würden und noch nicht wüßten was anliegt. Das mögen wir nicht. Und wir halten uns daran. Was ich überhaupt nicht schaffe, ist spazieren gehen. Das wollen wir schon seit wochen. Ich mag nicht durch unser Dorf gehen. Hab immer Angst, es steht auf der Stirn, daß ich plem plem bin. Aber es gibt genug da draußen die das auch sind, es nur noch nicht wissen. Lg. Tine


    Den Anruf bei Deiner Therapeutin würde ich nicht so weit hinausschieben. Einfach Hörer in die eine Hand, die Hand des Mannes in die andere Hand und mutig sein.l Und einfach erzählen, wie es ist. Viel Kraft dafür. Nimm Dir das doch ganz fest für Montag vor.

    PS. Genieß einfach Dein Glück und macht Euch ein schönes Wochenende
    Udo Jürgens hat ein Lied. "Tu alles was gut tut, weils gut tut." oder so ähnlich

  • Hi, Deine Müdigkeit und Abgeschlagenheit kann auch von zuviel Schlaf kommen. Denn 12 Std benötigt Dein Körper gar nicht. Versuch mal regelmäßiger ins Bett zu gehn und aufzustehn dann sollte es besser werden. LG, Carry

  • also, eine revidierende, immer wiederkehrende Depression ist bei mir diagnostiziert. Ich habe immer mal wieder diese Tiefs. Seitdem ich das AD Elontril nehme, geht es besser. Da dauern die Tiefs meist nur ein paar Tage an und sind nicht so schlimm. Voriges Jahr lag ich in solchen Phasen nur im Bett. Das Ad hilft definitiv.
    Trotzdem ist dieses Tief diesmal besonders arg. Auch wenn es schon wieder etwas bergauf geht.

    Spazieren geh ich jeden Tag. Muss ja unter der Woche eh jeden Tag in die Apotheke mein Polamidon holen. Und nachmittags hole ich mein Kind aus der KiTa, da gehn wir immer noch ne Runde spazieren oder auf den Spielplatz. Erstaunlicherweise geht das. Das fällt mir leicht. Nur wenn es mit richtigen Aufgaben verbunden ist, dann fällt es mir schwer.

    Ich habe eine To-Do-Liste in der Küche hängen. Da sehe ich, was zu tun ist und streiche weg. Das sind Dinge, die ich mache, wenn mir danch ist, wie zB Klamotten ausmisten.
    Überlege mir abends immer, was ich am nächsten Tag tun sollte. Da steht seit Wochen immer das gleiche drauf: Anruf therapeutin, Anruf Zahnarzt, ausweis abholen.
    Ich halte mich eben nicht dran. Und so kann ich das nicht wegstreichen und es kommt jeden Tag abends wieder auf die Liste.
    Meist schaffe ich es, wenigstens ein oder zwei was weg zu streichen, einkaufen, Wäsche waschen...solche Aufgaben erledige ich oder schiebe sie nur einen Tag hinaus.

    @Carryon: ich schlafe SEHR regelmäßig. Gehe abends zwischen 21 und 22 Uhr ins Bett und schlafe sehr schnell ein. Morgens stehe ich 8 Uhr auf, vor ein paar Tagen, als es mir noch schlechter ging, manchmal erst 10 Uhr.
    Werde gegen 14 Uhr so müde, da kann ich mich kaum dagegen wehren. Ich schlafe einfach ein, sobald ich mich hinsetze. Meist so 2 Stunden, länger nicht.
    Bewege ich mich in der Zeit bewußt, schlafe ich nicht ein. Aber dann übermahnt mich der Schlaf später, 17 Uhr oder 19 Uhr.
    Und das, obwohl ich ein "aufputschendes" AD nehme. Elontril ist ja mit Amphetamin "verwandt". Klar ist es zuviel Schlaf, ich probiere es ja mit weniger. Aber mein Körper nimmt sich den Schlaf an einfach...vielleicht benötigt mein Körper doch soviel. Meine Therapeutin meinte, wenn ich so viel schlafen kann, soll ich es auch tun....

  • juhu, ich habe es gerade eben, ganz alleine geschafft, meine Therapeutin anzurufen. Sie zwar sehr kurz angebunden am Telefon, kann aber sein dass sie gerade ein Therapie-Gespräch hatte.
    Habe für Samstag einen Termin. Bin erstmal erleichtert.

    Mir geht es im Moment wieder besser. Bin zwar krank (Erkältung), aber das ist nicht schlimm. Meine riesige To-do-Liste habe ich fast abgearbeitet, Aufgaben, die ich Wochen schon vor mir hergeschoben habe, sind erledigt.
    Das fühlt sich ziemlich gut an.

    Ich weiß halt leider, dass mich über kurz oder lang wieder ein Tief überkommt. Ich weiß, ich muss damit leben lernen. Ich frage mich bloß, wie.
    Nächste Jahr nehme ich mein Studium wiederauf. Da interessiert es keinen, wie es mir geht, ich muss funktionieren. Habe halt Angst, wieder zu versagen (mein erstes Studium habe ich verpatzt, lang halt auch an meiner Sucht)

    Ich weiß ja nicht, wie das bei anderen Menschen aussihet, aber für mich ist es eine große Aufgabe, einen Ämtergang zu machen, einen antrag zu stellen, zum Zaghnarzt zu gehen, etc. Denke immer, dass andere Leute das so nebenbei machen, dass ihnen das alles ganz einfach von der Hand geht.
    Bin ich einfach nicht belastbar? Meine Mutter meinte immer, ich sei schon als Kind faul und "gemütlich" gewesen. Aber das wirkt nur nach außen so, in meinem Kopf drehen sich die Gedanken und Sorgen, von "gemütlichkeit" ist da keine Spur...

    Wie ist das bei euch, erledigt ihr alles ganz entspannt oder macht euch das auch Probleme, kostet euch das Überwindung?

    Grüße Kullerbunt

  • Jaaa, mich kostet sowas auch jedes Mal unheimlich Überwindung. Bei mir fängts schon bei Telefonaten an. Interessant finde ich übrigens, dass auch meine Mutter mir immer gern gesagt hatte, wie faul ich doch angeblich von kleinauf gewesen sei. Meine Oma wiederum (bei der ich die ersten 7 Jahre verbracht hatte) war anderer Meinung. Ich sei ein sehr aktives Kind gewesen, sagte sie immer.

    LG, alive

  • Hi Kullerbunt, schön, daß Du deine Liste abgearbeitet hast. Mach es weiter so, immer eine Liste schreiben, aber nicht zu viel auf einmal.
    Mit den Ämtern ist das bei mir ganz anders. Solche Sachen kann ich ganz gut erledigen, habe da auch keine Berührungsängste und kann mich gut durchsetzen und schiebe da nichts auf.

    Aber ... wenn es um mich geht, wie z. B. meinen Therapeuten anrufen, das muss mein Mann machen. Zu Freunden fahren ... nur mit ganz ganz viel Überwindung. Einen Spaziergang durchs Dorf ... unerträglich und mit Nachbarn reden .. lauf ich lieber weg. Mit Dir jetzt zu schreiben, kein Problem, dich aber anzurufen, würde gar nicht gehen und ich würde ganz still sein und nur mit Ja und Nein antworten. Ist doch doof oder.

    Aber schön, daß Du einges geschafft hast. Das Wort "funktionieren" gefällt mir immer nicht. Wir müssen nicht stets und ständig funktionieren. Wir dürfen auch mal Tiefs haben. Lg. Tine

  • Hallo Forum,
    war heute vormittag bei meiner Therapeutin. Die Sitzung hat mir gar nicht gefallen, wäre gerne aufgestanden und gegangen.

    Wir sprachen über meine Ziele in naher Zukunft. Eigentlich mehr darüber, wie ich sie erreiche, den meine Ziele habe ich.
    Ich beschrieb meine Angst vor Telefonaten, dass ich mir stundenlang einen Kpf vorher machen, was ich wie sagen soll. Was der andere von mir denkt. Dass ich Angst vor Absagen habe, und es deshalb gar nicht erst probiere. Dass ich nicht gerne um Hilfe bitte, mich nicht traue, fremde Menschen anzusprechen.

    Ich würde gerne ehrenamtlich in einer Suppenküche helfen oder mit benachteiligten Kindern/Jugendlichen arbeiten. Aber ich traue mich halt nicht, bei einem Verein oder Träger nachzu fragen. Theroretisch kenne ich die Schritte die ich gehn muss, um mein Ziel zu erreichen. Aber praktisch schaffe ich es nicht. Ich schiebe alles auf. Habe Angst vor dem nachfragen, komme mir komisch vor, Angst mich zu blamieren.

    Meine Therapeutin meinte, ich stecke in einer negativen Gedankenschleife, gebe mir vorher schon negative Antworten, bevor ich überhaupt gefragt habe.
    Ich weiß auch nicht, sie stellt sich manchmal alles so einfach vor....

  • Liebe Kullerbunt!

    Ich erkenne mich dort auch wieder .....

    Ich frage mich auch immer, wie die Anderen, daß alles so auf die Reihe bekommen.

    Für mich ist das auch immer ein Riesenakt und es kostet mich Kraft und Überwindung meinen ganz normalen Alltag zu bewältigen.

    Ich habe allerdings auch festgestellt, daß viele so tun als ob sie das alles mit links könnten und nicht drüber sprechen, wie es tatsächlich ist.

    Du bist nicht alleine .....

    LG

    Luna

  • Oh ja, die gute alte Prokastination (Aufschieberitis), die kenne ich auch nur zu gut. Ich schiebe gerade das notwendige Wiederholen für meine Klausur morgen vor mir her und werde mich heute Abend dafür wieder gar nicht mögen.
    Es gibt aber relativ einfache Tricks, wie man seinen eigenen inneren Schweinehund überwinden kann. Mir, zum Beispiel, hilft es, direkt nach dem Aufstehen die ersten Dinge in Angriff zu nehmen. Da bin ich noch am motiviertesten und bekomme es am ehesten hin.

    Gegen die Telefonangst hilft nur eins: Telefonieren. Ich quäle mich auch jedes Mal mit notwendigen Gesprächen und denke mir dann, das machst du in einer Stunde. Aber dann fühle ich mich die ganze Stunde schlecht. Dabei kann wirklich nichts schlimmes dabei passieren und sehen werde ich diese Leute garantiert auch nie. Ich sage mir dann immer irgendwann, dass es so doch nicht weiter geht und nehme das Telefon in die Hand. Schnell wählen und schneller sein als die Angst. Dann gibt's kein Zurück mehr und schon ist's erledigt. :smiling_face:

    Das Tief nach einer stressigen Zeit kenne ich auch. So geht es mir jedes Mal nach einer Klausurphase. Während der Klausurphase habe ich keine Zeit mir über irgend etwas Gedanken zu machen und arbeite nur von einem Tag zum nächsten. Die ganze Zeit weiß ich aber, was ich alles machen möchte, wenn die Klausuren vorbei sind. Sind sie dann vorbei, fall ich in ein tiefes Loch, weil ich nichts mehr mit mir anzufangen weiß und alle tollen Pläne nutzlos waren.
    Ich helfe mir selber immer, in dem ich die Zeit danach schon plane, also Freunde anrufe und frage, ob sie Zeit haben, Termine lege und meine Tage einfach fülle. Dann kann ich nicht so tief fallen und mich selber auffangen.


    Mir persönlich hilft auch eine feste Tagesstruktur. Ich bin wesentlich motivierter, unangenehme Aufgaben zu erledigen, wenn ich morgens schon in der Uni war oder mit einer Freundin frühstücken.
    Ich finde deine Idee, dich ehrenamtlich zu engagieren gut. Schau doch einfach mal nach, ob sie nicht auch eine Emailadresse haben und dann schicke ihnen eine Email. Oder bitte deinen Mann, mit dir zusammen bei der Organisation vorbei zu gehen. Dann bist du nicht alleine und ihr könnt hinterher gemeinsam das Erlebte reflektieren und deine Ängste besprechen. Man muss nicht immer alles alleine durchstehen!

    Ich find's gut, dass du dich nicht hängen lässt und versuchst etwas zu ändern. Ich weiß, dass du's auch schaffen wirst, sobald du dazu bereit bist. :smiling_face:

    Grüßle und ein wenig Anti-Aufschieberitis-Energie vom Wurmel

    p.s.: Ich werde mich jetzt auch gleich an meine Klausurunterlagen setzen und meine Tips selber umsetzen. Mal schauen, wie lange's vorhält. :winking_face:

  • .... nun sowas kenne ich auch nur zu gut ....

    Wattwurms Aussagen ist da nicht hinzuzufügen ....

    Außer vllt, meine Mama hat immer gesagt, du musst reinspringen, und dann überdie Angst drüber :winking_face:


    Viel Glück dabei
    LG Julchen

  • danke für eure Antworten, besonders Wattwurm...nunja, gestern gings mir richtig schlecht. Ich weiß einfach nicht, wieso.
    Lag es am Wetter? (mieses Herbstwetter) Oder daran, dass wir als Familie nix festes vorhatten am Sonntag? Wenn ich weiß, es steht ne Unternehmung an, Zoo, schwimmen oder basteln, dann gehts mir besser...
    Hab gestern den halben Tag geschlafen. Als wir mit unserem Kind dann auf dem Spielplatz waren, hatte ich nicht mal Lust mit Fussball zu spielen und saß nur auf der Bank. Ich hasse mich selbst dafür, denn ich weiß ja, dass es unserem Kind Spaß macht, wenn auch ich mitspiele. Ach Mensch...
    Das macht mich echt so traurig.

    Heute früh war ich dann sowas von arrgessiv und gereizt. Musste mein Kind in die KiTa bringen, dass macht sonst mein Mann. Und weil es heute früh bissel chaotisch zuging, mein Mann musste noch Arbeitsmaterial zusammenstellen, dazwischen wuselte unser Sohn rum und ich hatte meine 15-Minuten-Wach-Werde-Zeit nicht, war ich so überfordert, war kurz davor mich in die Ecke zu setzen und loszuheulen. Hab meinen Mann angeschnauzt und war auch nicht gerade liebevoll zu unserem Sohn, hab ihn halt an die Hand genommen und war streng, "los komm, wir müssen los". Sonst schlendern wir immer gemütlich, bleiben stehn, gucken Steine und Blätter an. Heute früh hab ich ihn fast gezogen. Das tut mir jetzt so leid. Er merkt das ja auch. Er ist jetzt in seiner Bockphase, aber heute früh hat er mich nur angeschaut, Mama?, und überhaupt nicht rumgebockt.
    Ich bin sonst nie streng, ich bin geduldig. Aber diesmal war halt alles zuviel. Obwohl von außen gesehn die Situation nicht schlimm war, mit 3 Kindern und alleinerziehend wärs schlimmer gewesen.
    Werde mich dann bei ihm entschuldigen, bei meinem Mann auch. Ich weiß, unser Kind ist erst 21 Monate alt, aber ich denke, er wird das schon irgendwie merken. Ich werde halt sagen, dass es nicht an ihm liegt, dass er nicht der Grund dafür ist, dass Mama genervt war. Ich denke, ich muss das tun.

  • so, ich werde mal meinen Thread weiterführen.
    Der lange Winter ist vorbei. Wie habe ich darauf gewartet, dann wird alles besser, dachte ich. Das denke ich oft, wenn nur die und die Umstände stimmen, dann wird es besser.
    Aber nix wird besser.
    Die ersten warmen Tage waren schön, mich zog es nach draussen.
    Und nun, jetzt frage ich mich schon wieder, ob das alles war? Ich erlange irgendwie keine Zufriedenheit, keine Glückseeligkeit. Manchmal gibt es Momente, da ist alles okay, alles super.
    Aber dann...das ist sicher normal. Aber mir reicht das nicht.
    Ich habe zwar in den letzten Monaten gelernt, Arbeitsberge besser anzugehn. Über Chaos in der Wohnung bewusst zu lächeln (das war ein Tipp aus einem Ratgeberbuch) "Schau dir nur mal unseren überfüllten Wäschekorb an. Lustig oder?! Gar nicht schlimm." Das hilft mir. Das schraubt die Ansprüche an mich selbst runter.
    Trotzdem bin ich weniger leistungsfähig als Andere, als mein Mann zb.
    Das stört mich sehr.
    Er war heute seit 8:30 Uhr auf Arbeit (Schreibtisch) und seit 15:00 Uhr zuhause. Nun ist er mit unserem Sohn freudig auf den Spielplatz und geht danach noch Lebensmittel einkaufen.
    Und ich? Ich war mein Polamidon in der Apotheke holen, dann im Spielkreis mit unserem Sohn. Jetzt komme ich vom Zahnarzt und bin ko. ICh habe verglichen zu anderen heute kaum was geleistet, leiste tgl weniger als Andere. Aber ich bin trotzdem ko, manchmal überfordert. Das stört mich so, dass ist so "unnormal". Und ich nehme ja schon antriebssteigerende Medikamente, davor war es noch schlimmer.
    Ich habe jetzt Angst vor der Zukunft. Ich will mein Studium beenden, arbeiten, ein zweites Kind. Das sind meine Träume. Aber damit wäre ich sicher überfordert. ISt zum heulen :frowning_face:
    Kullerbunt

  • Ich versteh das Kullbunt :frowning_face:

    Verschieb das zweite Kind mal noch, ein wirklicher Ratschlag, ich hab drei, und sie fressen Energie die kleinen Monster ... so süß sie sind.

    Solange du mit dir beschäftigt bist, und dein Ziel vor Augen hast, mal "frei" zu leben, solange arbeitest du auch :winking_face: .... meine Meinung.

    Ist anstrengend, den Alltag zu meistern, mit Kind, Erwartungen von Außen zu erfüllen, und gleichzeitig achtsam bei sich zu sein, und das "Alte" vom neuen Denken zu unterscheiden, das kostet eben auch Energie ....

    Kopf hoch das wird, ich glaub an dich, freu dich an Kind und Mann, und :smiling_face: sei nicht so streng zu dir

    LG Julchen

  • Danke für die Antwort.
    Sicher, ein zweites Kind kommt jetzt nicht in Frage. Vor Beendigung meines Studiums sowieso nicht.
    Ich (und mein Mann) hätten halt nur ungern ein Einzelkind. Mir tut mein Sohn (26 Monate) immer so leid, wenn keine Nachbarskinder auf dem Spielplatz oder im Hof sind, mit denen er spielen kann. Dann fragt er immer so traurig: "Kinder zu Hause?"
    Achte schon sehr drauf, dass er soziale Kontakte zu Gleichaltigen hat, aber es gibt halt Tage, da ist er mit uns "Alten" allein.


    Zitat

    Solange du mit dir beschäftigt bist, und dein Ziel vor Augen hast, mal "frei" zu leben, solange arbeitest du auch :winking_face: .... meine Meinung.


    manchmal befürchte ich, dass meine Ziele eine Art Gewissensberuhigung sind. Denn momentan arbeite ich "Lebenserhaltend", dh ich erledige alles, was so im Alltag anfällt. Und da gibt es ja immer was. Aber Dinge um nach Vorne zu kommen, da arbeite ich nicht dran bzw zu wenig.
    Ich habe mich zwar mittlerweile informiert, was ich alles tun muss, um mein Studium zu beenden. Aber ich mach es nicht. Eigentlich sollte ich zur Studienberatung, Bewerbung Praktikum. Aber ich komme mal wieder nicht in die Pötte. Das kostet mich soviel Überwindung.

    Manchmal wünschte ich, ich könnte so "gedankenlos" sein, wie meine Schwester. Sie macht sich kein Kopf und schafft doch irgendwie alles.

  • Ist nicht erstmal lebenserhaltend das Wichtigste?

    Kümmern um den Zwerg?

    Irgendwann kommt er in den Kindergarten, da hat er auch Gleichaltrige, wird Freunde finden, und sich mit ihnen verabreden auch an den Nachmittagen ...

    Das mir dem Studium, passt es grad, oder steht anderes an?

    Könntest du dich nicht ein Semester beurlauben lassen, an dir arbeiten, usw. und dann mit neuer Energie wieder einsteige?

    LG Julchen

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