Angst vor Menschen

  • Hallo, ich habe mit 15 Jahren angefangen Drogen zu nehmen.

    Mit 16 Jahren habe ich angefangen im hohem Maße Extasy, Speed und LSD zu nehmen bis ich ca. 18 Jahre war und es anfing mir schlecht zu gehen. Ich fing an, immer weniger, mit meinen Freunden, zu sprechen, auf Drogen sprach ich fast gar nichts mehr. Orte wo es viele Menschen gab habe ich versucht zu meiden. In Bussen bekam ich immer Angst und wollte jedesmal am liebsten aussteigen. Oft bin ich auch erst gar nicht mit dem Bus gefahren, und bin nach Hause gelaufen. Dort wo es Menschen gab fühlte ich mich immer beobachtet und manchmal kam es mir vor, als ob sie über mich reden. Das mit dem weniger sprechen hat sich immer verschlimmert, bis ich nur noch das nötigste gesprochen habe, auch zu Hause, mit meinen Eltern. In meinem Kopf ‚lief‘ nichts, was ich mit ihnen sprechen konnte, sondern, ich habe immer über irgendwelche vergangenen Situationen, Gesprächen gegrübelt. Wie hat der das gemeint, hat der das so gemeint oder hat er das ‚so‘ gemeint etc.

    Aber wirklich angefangen hat alles, als ich mit Freunden zusammen gewesen bin und wir alle auf Extasy und Speed waren und Stoned waren. Damals hatte ich einen guten Freund, der mit in der Wohnung gewesen ist, mit dem ich mich sehr gut verstanden habe, irgendwie konnten wir uns auf Drogen ‚unterhalten‘ ohne zu sprechen, wir haben uns nur angeschaut und wussten was Sache ist. Später bin ich mit einem anderen Kumpel zur Tankstelle gelaufen, wir haben uns normal unterhalten, ich habe Ihm die Geschichte erzählt, woraufhin er zu mir sagte: jetzt öffnest du dich. Was mich sehr beschäftige, da ich das Gefühl hatte, als ob ich etwas erzählt hätte, was zu viel gewesen wäre(sehr persönliches). Seit dem fing ich an weniger zu sprechen und über sämtliche Sachen nachzudenken.

    Mittlerweile hat es sich in den letzten 5 Jahren etwas gebessert, ich fahre mit dem Bus, gehe in die Stadt, aber das Sprechen fällt mir schwer. Es ist irgendwie anstrengend, was vor dem Drogenkonsum nicht gewesen ist. Vorher habe ich sehr gerne mit Freunden und Menschen gesprochen, bin nur unterwegs gewesen, kaum zu Hause und das sprechen kam wie von alleine. Ich musste mir nicht vor dem Einkaufen den Satz überlegen, den ich sage, wenn ich z.B. an der Theke oder Kasse stehe oder wenn ich jemandem etwas geben muss oder ansprechen muss, damit ich nicht da stehe und nicht mehr weiß, wie ich den Satz zusammenbekomme und die Situation peinlich wird. Den ganzen Tag schießen mir irgendwelche Gedanken durch den Kopf, was mich allmählich nervt. Ich habe das Gefühl, das ich nicht wirklich da bin, hier und jetzt. Das was wirklich in diesem Moment passiert und wichtig ist und das worüber man reden würde oder könnte, einfach an mir vorbei huscht. Ich bekomme es einfach nicht richtig mit, weil ich in meinen Gedanken meist wo anders bin oder doch ‚da‘, aber nicht wirklich da bin. Irgendwie bin ich da, höre zu, aber folge dem Gespräch nicht richtig, ich muss mich immer sehr anstrengen. Ich würde so gerne wieder reden, stundenlang, aber ich kann es nicht mehr. Ich habe mich bestimmt seit 12 Jahren nicht mehr mit jemandem stundenlang unterhalten, jedesmal gibt es Situationen wo ich nicht mehr weiß, was ich sagen soll und gerne so schnell wie möglich weg will. Ich versuche den Menschen immer aus dem Weg zu gehen, weil ich einfach nicht weiß, was ich sagen soll und angst habe, obwohl ich sehr gerne etwas sagen würde. Und wenn ich mit jemandem spreche, kommen von mir nur dinge die ‚sind‘ und nie etwas von mir.

    Meine Frage ist nun, was ist los mit mir, werde ich jemals wieder ein normales Leben haben, werde ich mich jemals wieder mit jemandem lang unterhalten können?

    Beim Psychologen bin ich noch nie gewesen, da es wieder jemand ist, mit dem ich mich unterhalten muss. Ich habe auch oft angst, dass mich die Menschen nicht leiden können, wenn sie anfangen mich kennen zu lernen. Ansonsten bin ich noch sehr unruhig, ich habe das Gefühl das ich nicht zur Ruhe komme. Konzentrationsschwierigkeiten habe ich auch. Gerne würde ich wieder so sein wie früher. Meinen Freunden bin ich auch allen aus dem Weg gegangen, weil ich nicht wollte, dass sie merken, dass es mir schlecht geht.

    Mit freundlichen Grüßen,

  • Hi und einen schönen Sonntag wünsch ich Dir. Ich denke mal, Du solltest eine Therapie machen. Such Dir nochmal einen Psychologen, einen Verhaltenstherapeuten. Und wenn Du denkst, du kannst nicht reden, dann schreib ihm das 1. Mal auf, was Du gern möchtest, so wie Du es hier aufgeschrieben hast. Ein Psychologe wird dafür Verständnis haben. Viele können nicht gleich reden. Und wenn es ein guter Psychologe ist, dann weiß er auch, wie er Dich "knacken" kann. Entschuldige den Ausdruck, mir fällt da kein anderer ein. Ich rede manchmal beider Therapie auch wenig oder gar nicht, aber irgend wie kitzelt er alles aus mir heraus. Nimmst Du jetzt eigentlich noch Drogen. Bist Du bei einem Neurologen/Psychiater. Bekommst Du Medikamente. Auch bei Sozialer Phobie gibt es wohl Medis. Ich denke, daß Du nicht so weiter leben mußt. Und wenn Du so beschreibst, daß du da bist und doch nicht da bist, das hört sich so nach Dissoziationen an. Ein Gefühl der Unwirklichkeit, wie im Traum. Daran leide ich sehr stark. Aber das muss es bei Dir nicht sein. Auch weiß ich nicht, was ein jahrelanger Drogenkonsum anrichtet. Aber dafür gibts hier noch mehr, die Dir bestimmt gern antworten.

    PS. Kannst Du in der Antwort größer schreiben, ich mußte mich ganz schön anstrengen, es lesen zu können. Lg. Tine

  • Hey error,

    welche Angst steckt denn dahinter, was würde denn deiner Meinung nach passieren, wenn du auf Menschen zu gehst?

    Sicherlich, ... man kann das nur eine eingeschränkte Lebensqualität nennen. Menschen, soziale Kontakte empfinde ich als wichtig und können hilfreich sein. Sie müssen nicht schädigen.
    Aber ich kann zugleich deine Angst nachvollziehen.
    Aber es scheint ja n' gewisser Leidensdruck dahinter zu sein. Versuch an erster Stelle die Azeptanz zu setzen, dass es so ist wie es ist. DAs es dir nicht gut geht und erst mit der Akzeptanz, kann man Veränderung schaffen (so meine Meinung)

    Es gibt einiges Psychologen, die sich damit auskennen. Mit dem sich nicht öffnen.
    Ich habe anfangs meiner Therapeutin auch nur gegenübergesessen und jedes Wort war ne Qual. Aber mit der Zeit, erlernt man das wieder. Wenn man den Schritt wagt. Von allein wirds nicht wirklich besser.

    Soweit erstmal von mir
    Gruß, Zyna

  • Hallo error, der Text hätte von mir geschrieben worden sein. Ich hab so ziemlich den gleichen Mist durch wie du. Gerade dein Problem mit den sozialen Kontakten kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich stecke zwar auch noch mittendrin, aber was mir erst mal unheimlich geholfen hat, ist ein Therapeut, dem ich alles erzählen konnte. Ich bekomme seit ca. einem Jahr Antidepressiva und es geht mir damit definitiv besser als vorher. Das ist der erste Schritt den du gehen solltest. Alles Weitere ergibt sich. Ich bin der Meinung, dass du Hilfe brauchst, denn du hast deinen Körper/Geist mit deiner Drogenlaufbahn erheblich belastet und da wieder raus zu kommen kostet Kraft, die du bei einem Therapeuten bekommen wirst.

    Gruß dead end

  • Hallo Error,
    auch ich habe gerade eine Phase der sozialen Phopie im Zusammenhang mit einer massiven depressiven Episode hinter mir.
    Geholfen hat mir ein 11 wöchiger Aufenthalt in einer Psychatrie, denn dort wurde ich "geknackt", wie Tine es so schön formuliert hat.
    Vor diesem Aufenthalt war ich dieses Jahr keine zehn Mal ausserhalb des Hauses, und dann auch nur, wenn es gar nicht vermeidbar war.
    Jetzt ist es so, daß ich selber Interesse habe, neue Menschen kennen zu lernen, auch wenn ich weiterhin große Menschenansammlungen meide. Aber die braucht man ja auch nicht unbedingt, aber Menschen, mit denen man etwas unternehmen kann, mit ihnen sprechen, die braucht jeder dringend, auch wenn ich vor 12 Wochen noch ganz anders darüber gedacht habe.
    Warte bitte nicht, bis es zu spät ist, und Du massive Probleme bekommst, das in Angriff zu nehmen. Es gibt Hilfe, man muss sie nur in Anspruch nehmen, das jedenfalls habe ich gelernt

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