hallo,
ich habe vor einem jahr regelmäßig Ritalin und d-l-amphetamin-sulfat überdosiert und bin deshalb auch dreimal auf der notaufnahme gelandet, weil ich mich damit fast abgeschossen hätte.
seitdem ich mich davon verabschiedet habe, habe ich das gefühl, mich irgendwie in einem delir zu befinden. ich habe bewusstseinsstörungen, massivste derealisationen und bei einem demenztest würde ich wahrscheinlich als hochgradig alzheimerkrank abschließen.
ich fühle mich so, als wäre ich immer noch am "runterkommen".
kann mir jemand sagen, was das ist? körperlich ist bei mir lt ärzten alles in ordnung. habe ich mir das hirn weggeblasen? wird das wieder?
oder kann es an meinem antidepressivum "Cymbalta" liegen?
durch amph und ritalin verblödet?
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hallo Stella,
ich kann dir aus eigener Erfahrung erzählen, dass es manchmal einfach sehr, sehr lange dauert, bis wieder alles soweit in Ordnung ist, dass du dich wohl fühlen kannst. Ich konnte mich die ersten cleanen Monate kaum konzentrieren, war sehr Depressiv, litt übelst unter Depersonalisierung, vergass fast alles, usw. Bei mir hat es sogar ein paar Jahre gedauert, bis ich mich wieder fast so fühlen konnte, wie ich es von früher her kenne (vor dem Konsum). Ich kann dir leider nicht mehr raten, als immer weiter nach einem passenden Therapeuten zu suchen und mit dir selbst viel Geduld zu haben. Je nachdem, wie schlecht es dir geht, solltest du vielleicht auch einen Aufenthalt in einem KH in Erwägung ziehen.
Liebe Grüße, alive
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Hallo alive,
danke für deine aufmunternde Antwort! Was hast du eigentlich konsumiert?
Ich finde es toll, dass du das alles überstanden hast und es macht mir auch auf jeden Fall Mut.
Durch die ganzen Entzüge, die ich hatte in meinem Leben, habe ich gelernt, was es heißt durchzuhalten. Aber bei jedem Entzug wusste ich, dass er sich lohnt, egal wie grauenvoll er sein würde. Irgendwann würde er aufhören, das wusste ich sicher!
Aber das, was ich jetzt durchmache, dass ist nicht wie ein Entzug. Ich weiß nicht, ob sich das Durchhalten lohnt und ob es irgendwann aufhört. Alles was ich kann, ist immer noch zu hoffen und zu beten, dass es irgendwann vorbei sein wird. Und genau diese Unsicherheit ist es, die mir Angst macht.
Aber wenn du sagst, dass du das selbe durchlebt hast und es dir jetzt besser geht, dann gibt mir das unheimlich viel Kraft.
Danke -
Ich wusste auch immer, dass es irgendwann besser wird, allerdings hätte ich nie damit gerechnet, dass es soooo lange dauern könnte. Ich rede auch nicht vom Entzug, der ist ja nach ein paar Wochen um, jedenfalls körperlich. Es hat mit der Psyche zu tun, wenn sie durch zu viel oder zu langen Konsum stark verändert wurde, wird es hinterher auch lange dauern, bis sie sich wieder regeneriert. Ich war damals polytox, auf Opiaten, Steinen, Benzos. Was genau davon für meinen anschließenden miesen psychischen Zustand verantwortlich war, weiss ich auch nicht, ich denke, es lag an der Menge, die ich damals konsumiert hatte. Mittlerweile bin ich über 5 1/2 Jahre clean und tatsächlich wieder richtig happy. Du wirst das auch wieder sein, sag dir das immer wieder. Es hilft
fühl dich gedrückt, wenn ich darf,
liebe Grüße und einen schönen Abend, alive
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war auch polytox. für Benzos und Opiate hätte ich sterben können. was man sich selber alles antut, das merkt man immer erst hinterher.
aber am meisten kaputt gemacht hat mich das amph.
aber kann man den heilungsprozess nicht irgendwie beschleunigen? z. b. mit medikamenten wie pirazetam - medikamente, die demenz- und schlaganfallpatienten eingesetzt werden?
(sorry, ist wahrscheinlich grad wieder so ein altbekannter giftler-gedanke...) -
Ehrlich gesagt, wollte ich lange überhaupt nichts chemisch beschleunigen, weil es dann wieder nicht echt gewesen wäre, wie ich dachte. Ausserdem hatte ich Bedenken, dass ich, wenn ich irgendwann wieder aufhören würde, wieder von vorne anfangen müsste.
Nach 3 Jahren nahm ich allerdings dann doch eine Weile ein AD ein. Hat mir allerdings überhaupt nichts gebracht. -
Hmm ja, da hast du recht. Man sollte sein Hirn vielleicht am besten für ne Weile "im Leerlauf" lassen.
Das mit dem AD ist auch so ne Geschichte. Ich kann nicht mehr unterscheiden, ob es mir schadet oder hilft. Möcht aber auch nicht zu einem anderen AD wechseln, weil ich mein Hirn (so meine Erfahrung) noch mehr durcheinanderbringe.
Selbst bei minimalen Mengen Alkohol ist das so. Am nächsten Tag bin ich immer total gaga und sterbenskrank. Jetzt trinke ich überhaupt keinen Alkohol mehr, weil es mir hinterher immer so schlecht geht.
Es ist komisch, aber irgendwie scheint in meinem Kopf alles durcheinandergewirbelt zu sein.
Kannst du mir vielleicht ein bisschen näher beschreiben, wie du dich in der ersten drogenfreien Zeit gefühlt hast? Und wie du es geschafft hast mit diesem "Nebel" klar zu kommen?
Ich habe nie eine Suchttherapie gemacht, sondern alles irgendwie mit mir selber ausgemacht. Es war nämlich immer eine Geldfrage, weißt du. Da ich bei meinen Eltern gemeldet bin und mein Vater gut verdient, hatte ich nie Anspruch auf Hartz IV. Daher musste ich meinen Arsch hochkriegen und arbeiten gehen - egal ob ich fit dafür war oder nicht. Für eine Langzeittherapie war daher nie die Zeit. Auch keine Chance zur Erholung. Selbst wenn ich mal kurzzeitig in der Klappse war, hatte ich immer meine Eltern im Hinterkopf, die mir sagten, es sei keine Zeit. Beeil dich mit dem "Gesundwerden"! Geld ist das einzige im Leben was zählt.
Deswegen weiß ich auch so wenig über die Zeit "danach". Wie lange der Körper braucht, um sich zu erholen usw. Kleine Ansätze der Selbsthilfe... Das fehlt mir schon. -
Puh, beschissen hab ich mich gefühlt. Total leer. Ich bin damals nach der letzten Entgiftung in meine erste Thera und war einfach nicht mehr ich selbst. Von den anderen Patientinnen wurde ich als nicht authentisch eingestuft, aber ich wusste es einfach nicht besser. Ich war nicht in der Lage, von selbst ein Gespräch zu starten, konnte mich auf nichts konzentrieren. Sobald ich aus der Gruppe war, vergaß ich auch schon wieder, wovon die Rede war. Nichts machte mir mehr Spaß, von den Dingen, die mich vorher interessiert hatten. Ich konnte in meiner Freizeit rein gar nichts mit mir anfangen. Ich fühlte mich eher wie ein Ding, als wie ein Mensch, schwer zu beschreiben. Mir fehlten also irgendwie die Emotionen, die mich sonst als Mensch ausmachen. Ich war nicht traurig, nicht fröhlich, nicht glücklich,...
Ich weiss nicht genau, wann es etwas besser wurde, aber wohl nach einem 1/2 oder 3/4 Jahr, denke ich. Da kamen langsam meine Gefühle wieder, aber bei weitem nicht so, wie ich es von früher kannte. Ich konnte z.B. wieder lachen, auch mal heulen. Aber alles war da noch sehr gedämpft. Ich war früher z.B. sehr agressiv gewesen und das fehlte total. Erst nachdem ich ca. 1 1/2 Jahre clean war, konnte ich überhaupt wieder Wut verspüren. Naja usw. usf.
Erkennst du dich in dem, was ich beschrieben habe, wieder?
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Hi Stella,
ich kenne das noch sehr gut und kann dir versichern:
Ist absolut 'normal'.
Bei m ir war das so krass, dass ich wirklich wieder lernen mußte, zu leben.
Hatte mich für 9 Monate quasi weggeschlossen und konnte/wollte mit der Menschheit erstmal garnimmer....Durch das aufputschen lebt man auf Vorschuß & du lernst jetzt erstmal wieder
in normalen Maßstäben zu denken, handeln und zu fühlen.
Deine Begeisterungsfähigkeit wird genau so zurückkehren, wie die Lebenslust und alles andere.Ich habe mich damals entschlossen, mir ALLE Zeit der Welt dafür einzuräumen.
Auf zusätzliche Medizin zu verzichten.
Schaff dir einen einigermaßen durchstrukturierten Alltag, eine Stunde Natur am Tag ist ein super Mittel, um Licht und Luft zu tanken, Bewegung dabei ist natürlich ein RiesenPlus, aber alleine das rausgehen ist schon wichtig!Was mir über Winter ganz gut half, war die Einnahme von Johanniskraut.
Hat keine Nebenwirkungen wie chemisches Zeug und mir war es halt wichtig, keine Chemie zu nehmen...Zum Thema Alk: Bei ins Polytoxen ist es halt einfach so, dass jede Droge ALLES auslöst, weil es das System nicht anders kennt.
Ist ne Überlegung wert, ob es das dann wirklich wert ist ???Ey, ich bin jetzt um die 10 Jahre rum clean und führe ein - fast - normales Leben...Natürlich bleibt da immer was zurück, weißt ja: Wer einmal aus dem Blechnapf frißt....
ABER: Ich lebe da gerne mit, halte mit auch immer sehr bewußt, wer ich bin, was ich bin & weißt du was: es stört nicht & es lebt sich prima so!!!Wünsch dir ganz viel Kraft und einfach erstmal AUSDAUER!
Wirst sehn: Es lohnt sich. In echt!! LG. Ganesha
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Hi Stella
ganesha hat das schon gut beschrieben.
Ich hab das immer als Energie auf Kredit bezeichnet und musste auch lang an der Körperlichen und Seelischen "Rückzahlung" des "Dispos" arbeiten.
Ich glaub sogar ich bin immer noch dabei.
Ich find es auch sehr wichtig das man mal rausgeht und langsam aber sicher aus seiner sozialen Isolation wieder in die Welt findet und lernt seine Umwelt wieder zu registrieren und zu erlebenUnd ich wünsch dir auch viel AUSDAUER.
Du wirst sehn es rentiert sich.
Lg
Zausel
Sorry an ganesha ich musste deine Worte einfach teilweise übernehmen weil du mir voll aus der Seele sprichst
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