Die Jellinek-Einteilung der Alkoholiker

  • Hi,

    gut denn, das meienr Ansicht nach sehr spannende Thema ist angerissen worden, führen wir es also auch weiter. pain und Kassandra hatten die alte Klassifizierung der Trinkertypen ins Gespräch gebracht:

    Zitat

    Ursprünglich angenommene Ausprägungen der Krankheit (nach Jellinek)

    Auf Jellinek geht auch die gebräuchlichste Einteilung von Erscheinungsformen der Alkoholkrankheit zurück:

    • Der Alpha-Typ (Erleichterungstrinker) trinkt, um innere Spannungen und Konflikte (etwa Verzweiflungen) zu beseitigen („Kummertrinker“). Die Menge hängt ab von der jeweiligen Stress-Situation. Es besteht vor allem die Gefahr psychischer Abhängigkeit, da noch keine körperliche Abhängigkeit eingetreten ist. Alphatrinker sind nicht alkoholkrank, aber gefährdet.
    • Der Beta-Typ (Gelegenheitstrinker) trinkt bei sozialen Anlässen große Mengen, bleibt aber sozial und psychisch unauffällig. Betatrinker haben einen alkoholnahen Lebensstil. Gesundheitliche Folgen entstehen durch häufigen Alkoholkonsum. Sie sind weder körperlich noch psychisch abhängig, aber gefährdet.
    • Der Gamma-Typ (Rauschtrinker, Alkoholiker) hat längere abstinente Phasen, die sich mit Phasen starker Berauschung abwechseln. Typisch ist der Kontrollverlust: Er kann nicht aufhören zu trinken, auch wenn er bereits das Gefühl hat, genug zu haben. Auch wenn er sich wegen der Fähigkeit zu längeren Abstinenzphasen sicher fühlt, ist er alkoholkrank.
    • Der Delta-Typ (Spiegeltrinker, Alkoholiker). Die Bezeichnung Spiegeltrinker bezieht sich bei dieser Alkoholismusform auf den Blutalkoholspiegel, also die Konzentration des Alkohols im Blut des Abhängigen; diese wird von ihm möglichst gleichbleibend im Tagesverlauf (und auch nachts) gehalten. Dabei kann es sich durchaus um vergleichbar geringe Konzentrationen handeln, die aber im Verlauf der fortschreitenden Erkrankung und der damit sich erhöhenden Alkoholtoleranz ansteigen. Der Abhängige bleibt lange Zeit sozial unauffällig („funktionierender Alkoholiker“), weil er selten erkennbar betrunken ist. Dennoch besteht eine starke körperliche Abhängigkeit, so dass er ständig Alkohol trinken muss, um Entzugssymptome zu vermeiden. Durch das ständige Trinken entstehen körperliche Folgeschäden. Deltatrinker sind nicht abstinenzfähig und alkoholkrank.
    • Der Epsilon-Typ (Quartalstrinker, Alkoholiker) erlebt in unregelmäßigen Intervallen Phasen exzessiven Alkoholkonsums mit Kontrollverlust, die Tage oder Wochen dauern können. Dazwischen kann er monatelang abstinent bleiben. Epsilon-Trinker sind alkoholkrank.

    Quelle: Seite „Alkoholkrankheit“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. Oktober 2009, 16:31 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Alkoholkrankheit&oldid=65294991 (Abgerufen: 17. Oktober 2009, 18:32 UTC)

    Die Einteilung ist schon längere Zeit nicht mehr gebräuchlich, da nur wenige Betroffene eindeutig einem Typ zuzuordnen sind. Heutzutage wird nur noch zwischen Mißbrauchs- und abhängigen Trinkern unterschieden. Diese Unterscheidung ist oftmals nicht einfach und auch davon abhängig, aus welchem Grund der Grad der Abhängigkeit festgestellt werden soll. Sehr huilfreich finde ich nach wie vor den Jellinek Fragebogen http://www.alkohol-hilfe.de/suchthilfen/jellinek.htm bzw. die Beschreibung der Phasen, die sich daraus ergibt: http://www.loleh.de/html/jellinek-schema.html Für uns als medizinische und therapeutische Laien ist das meiner ansicht nach mahr als ausreichend. Alles darüber hinausgehende sollte man den Fachleuten überlassen. Wir dürfen dabei nicht vegessen, daß eine Fehleinschätzung zu einer Frage von Leben und Tod werden kann.

    Wichtig ist meiner Meinung nach die aufgeworfene Frage von gamma-Alki bzw. alpha-Alki. Das bedeutet einen himmelweiten Unterschied. Alpha- und beta-Alkoholiker galten nicht als abhängige, sondern als Mißbrauchstrinker. Hier könnte eine fatal fehlerhafte Selbsteinschätzung vorliegen. Bei alpha- und beta-Alkoholikern besteht der Unterschied in der Gelegenheit, wann das mißbräuchliche Trinken einsetzt. Bei den anderen Typen von Alkis ist gibt es nur noch einen Grund, warum sie trinken, und das ist die Abhängigkeit. Sie trinken, weil sie es müssen, weil es ohne Alkohol nicht geht. Alle anderen Gründe sind bei ehrlicher Selbstanalyse lediglich vorgeschoben und nichts als Selbstbetrug.

    So, jetzt habe ich den Anfang gemacht. Ich hoffe auf eine lebhafte Beteiligung an der Diskussion.

    Grüße

    det

    [TA=Franz]Wikipedia Zitierrichtlinie ergänzt, man kann natürlich Wikipedia hier verwenden, aber dann bitte im jeweiligen Beitrag links den Link Seite zitieren klicken und da auch den Zitatlink verwenden ;)[/TA]

  • Also meine Mutter war eine typische Pegeltrinkerin. Ich kann mich nicht erinnern Sie einmal volltrunken erlebt zu haben, aber deutlich neben der Spur war Sie immer. Einige Zeit hat das auch noch geklappt mit der Arbeit und der Hausarbeit. Aber im laufe der Zeit musste der Pegel immer höher sein. Meine Mutter war 28 lang abhängig und starb auch an den Langzeitfolgen, auch da nicht nüchtern. Carry

  • Zitat

    Wichtig ist meiner Meinung nach die aufgeworfene Frage von gamma-Alki bzw. alpha-Alki. Das bedeutet einen himmelweiten Unterschied. Alpha- und beta-Alkoholiker galten nicht als abhängige, sondern als Mißbrauchstrinker. Hier könnte eine fatal fehlerhafte Selbsteinschätzung vorliegen.



    Gut, das war bei mir nicht mehr so präsent, ich verbinde mit allen Typen Abhängigkeit. Da ich ein typischer Konflikttrinker bin, habe ich dieses alpha-Ding im Kopf. Letztendlich ist diese Einteilung viel zu grob und nicht wirklich anwendbar. Für mich stellt sich die Frage, warum das bis heute nicht durch was anderes ersetzt wurde.
    Je mehr man über Alkoholismus herausfindet, umso eindeutiger wird, dass eine Einteilung in verschiedene Typen gar nicht möglich ist.
    Deswegen nehme ich das als grobe Vorlage, die ich entsprechend für mich umdefiniere>>>>dat haben wir so in der Salus in der Rückfallprophylaxe gemacht.
    Und das ist für mich das entscheidende, sich damit grundsätzlich auseinanderzusetzen, wo stehe ich, wie bin ich da hingekommen, wie gehe ich damit um, wie kann ich da rauskommen.
    Ich weiß/wußte schon lange vor meiner LZT, dass ich den mißbräuchlichen Bereich schon längst überschritten hatte.......

    Von daher tendiere ich auch mehr zum Boro-Schema;-), siehe meine Buchtip "ALK" in der Bücherecke.*g*, is nix offizielles, triffts aber relativ exakt.

    Es gibt dann ja noch die 6 Kriterien der WHO

    • Verlangen nach Psychotropen Substanzen
    • Toleranzentwicklung
    • Kontrollverlust
    • Entzugserscheinungen
    • sozialer Abstieg, Verwahrlosung
    • weitertrinken trotz bekannter Organschädigung

    Wenn 3 Kriterien zutreffen gilt man als abhängig, spätestens das zwingt jeden Abhängigen in die Knie.
    Ja, so is das, hart aber wahr...............

    LG,
    Kassi

  • Kann man hier bitte, die themabezogenen letzten Beiträge aus Pains Thread "Angst vor dem Absturz" voranstellen?

    Dann ist das bisherige nicht so aus der Luft gegriffen und animiert evtl. noch andere zu antworten. Finde das ein sehr wichtiges und interessantes Thema.

    Danke,
    Kassi

  • Sorry, aber ich halte das Thema so genau richtig, weil der wirkliche Punkt nun hervor kommt und dazu ist doch nichts aus dem anderen Thread notwendig - Titel sagt aus, was hier los ist!

    Wegen dem anderen Thema wird man eh sehen, was man da macht, aber ich bin grad allein und derzeit kann ich mich mit dem nicht auseinandersetzen - weil ich kaum online bin und nun auch noch die Berlinreise vorbereiten muss.

    LG Franz

  • Mhmm, okay, mag sein, hielt es für wichtig, wie das Thema entstanden ist, aber gut......anyway, egal, scheint eh nur mir so zu gehen;)

    Viel wichtiger, toi, toi, toi, für die Berlinreise:top2::top2::top2:Gutes Gelingen!!!!!

    LG,
    Kassi

  • soooooooooo ich meld mich mal zu dem Thema :smiling_face: vielen Dank erst mal für die Erklärungen. ich merke, dass ich mich doch nicht als Gamma Alki einordnen kann. Ich tendiere eher zu Kassis Meinung dem Frusttrinken. Nun habe ich gemerkt, dass ich auch trinke aber irgendwie aus "Gewohnheit", denn ich habe auch tage, an dem ich keinen Frust habe und trotzdem trinke ich dann und immer die gleiche Menge, so dass ich nicht total voll bin... mmmmhhh manchmal ist es ein Missbrauchstrinken, manchmal aus Frust, dann aus Freude, dann aus Trauer, mmmmmhhh alles Ausreden

  • Hi pain,

    erstmal die ganz sachliche Botschaft: "echte" Mißbrauchstrinker können es lernen, wieder normal mit Alkohol umzugehen. Das ist schwer und erfordert ständige therapeutische Begleitung, aber es ist möglich. Aber bist Du da ganz sicher, daß Du nicht doch abhängig bist? Verschätzt Du dich hier, spielst Du mit deiner geistigen Gesundheit oder sogar mit deinem Leben. Allein, ohne erfahrenen Suchttherapeuten, kannst Du das nicht entscheiden. Aber diese Diagnose ist wichtig für deine weitere Therapie.

    jetzt zu meinem Bauchgefühl bei dem Thema: aus deiner Schilderung kann ich nicht wirklich erkennen, ob Du schon die Grenze zur Abhängigkeit überschritten hast, dazu wäre noch viel mehr Gespräch nötig und per mail funktioniert so etwas ohnehin nicht. Diagnosen in einem Forum zu verteilen wäre meiner Meinung nach mehr als fahrlässig. Wir sind alle Laien und müssen deshalb unsere Grenzen erkennen. Sprich mit deinem Therapeuten darüber, mach klar, daß Du die Kurve nicht kriegst und daß das Priorität haben muß. Solange Du deinen Alkoholkonsum nicht unter Kontrolle bekommst ist jedes anderes Therapieziel ohnehin nur Makulatur.

    Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich dir nur raten, auf Alk und auch alle anderen bewußtseinsverändernden Mittel zu verzichten - mir den Ausnahme von verordneten Pillen selbstverständlich. Du kannst dir kaum vorstellen, was für ein befreiendes Gefühl es ist, nichts mehr nehmen zu müssen und vor allem auch nichts mehr zu wollen. Du wirst beim Blick in den Spiegel einen völlig neuen Menschen kennenlernen.

    Grüße

    det

  • danke für deine Antwort det. Also Missbrauch ist es bei mir definitiv. Denn selbst wenn ich nicht trinken mag, trink ich es einfach, weil ich es seit Jahren so gemacht habe.

    ja sicher, es ist auch mein Ziel darauf ganz zu verzichten, immerhin habe ich den Nikotinverbrauch auf abends verschoben, habe kein Verlangen mehr tagssüber zu rauchen. Also weiß ich zumindest, dass ich auch verzichten kann. Jetzt muss ich das nur noch meinem Kopf beibringen

    Was mir gerade noch einfällt, eigentlich trinke ich, weil ich Angst vor meiner Wohnung habe. Ich weiß, das klingt bescheuert, ist aber so. Ich habe ständig das Gefühl, verfolgt zu werden und habe solche Angst zu Hause, dass ich dann trinke, um die Angst zu beseitigen. Ich kann es so schlecht erklären

  • Hi pain,

    ich habe ja schon ausgiebig zur Vorsicht gemahnt, das muß ich nicht pausenlos wiederholen. Ob Du abhängig bist oder "nur" Mißbrauch treibst, das kann nur ein Therapeut zusammen mit dir herausfinden. Mit Nikotin kannst Du Alk nur begrenzt vergleichen. Alkoholabhängigkeit führt genauso wie bei Opiaten zu Veränderungen an den Nervenzellen im Hirn. Diese Veränderungen sind meines Wisssens nach unumkehrbar, so etwas passiert bei Nikotin aber nicht.

    Bei Alkoholabhängigkeit kannst Du alle anderen Therapieziele vergessen, solange Du noch trinkst. Erst muß der Alkkonsum unter Kontrolle, dann kannst Du dich mit deinen Ängsten befassen. Akute Alkoholabhängigkeit verändert das Denken einfach zu stark, darum geht der Rest nicht. Ab das auch bei Alkoholmißbrauch gilt vermag ich nicht zu sagen. das kommt sicher auf den Einzelfall an.

    Nochmal das gleiche Lied: Du kommst nur weiter, wenn Du ganz offen mit dem Therapeuten über das Alkoholproblem sprichst. Ich glaube, Du fährst am besten, wenn Du die Lösung zu deinem vorrangigen Ziel machst.

    Grüße

    det

  • Ich denke Pain ist nicht ganz klar, das medizinisch, diagnostisch eine scharfe Trennung zwischen Mißbrauch und Sucht besteht. Wie auch, das ganze Programm is einem meist ja erst durch einen LZT geläufig.
    Das kann aber nur ein Suchttherapeut überprüfen mit diversen vorgegebenen Fragebögen.
    Pain, vielleicht kann sich Dein Therapeut die besorgen?
    Er kennt ja Deine Situation, is nu leider kein Suchtexperte soweit ich das verstanden habe.

    LG,
    Kassi

  • Huhu Pain!

    Zitat

    Das kann aber nur ein Suchttherapeut überprüfen mit diversen vorgegebenen Fragebögen.


    :58:Also in wieweit Du Dich noch im mißbräuchlichen Bereich bzw. schon im Suchtbereich befindest.

    Menno ich schreib manchmal so'n Stuß:76:

    Also das mit den Fragebögen und die entsprechende Auswertung wird jeder Therapeut machen können *denke mal*
    Dann hättest Du Gewissheit, wobei, wie schon des öfteren erwähnt, ich nach wie vor denke, eine LZT würde Dir definitiv dabei helfen, vieles, was Du jetzt schon auf den Weg gebracht hast, langfristig und kontinuierlich beizubehalten.

    LG,
    Kassi

  • huhuu :smiling_face:

    du schreibst gar keinen Stuß meine liebe!! Sag so was nicht, ich bin dir so dankbar für jeden Zuspruch, jede Kritik, jede Hilfestellung, überhaupt, dass DU dir die Zeit nimmst, MIR zu helfen, dass finde ich einfach total schön und freut mich so sehr :smiling_face:

    Habe ja vor eine LZT zu machen und da werde ich dann wahrscheinlich ganz viele Fragebögen ausfüllen müssen und dann habe ich mehr GEwissheit. Bis dahin werde ich zu dem Thema nicht mehr viel schreiben, erst, wenn sich was getan hat.

    Ich danke allen für die Zeit, die ihr euch für mich genommen habt. Ihr habt mich in die richtige Richtung gelenkt!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!