dem Stress folgt die Erschöpfung, der Erschöpfung folgt die Depression, die Depression bringt die Einsamkeit.
Der Donnerstag fing eigentlich schön an. Doch dann blieb ich mit einem Defekt am Auto mitten in der Pampa liegen und es dauerte 1 1/2 Stunden bis das Servicemobil kam. Auto nach Hannover gebracht, doch wie komme ich jetzt nach Hause? Kumpel angerufen, der war zu blau um mich noch zu fahren, aber er hat ein Bett frei. Nach viel zu kurzen 5 Stunden Schlaf aufstehen, ins Büro. Chef sagt, ich müsse gleich nach Osnabrück. Wie soll ich ohne Auto da hinkommen? Also, Kollege bringt mich zum Chef, ich fahre mit Chef nach Osnabrück. Die Arbeit ist in 10 Minuten erledigt, Rückweg. Chef wird unterwegs von seiner Frau angerufen, die Kündigung ist da, nicht nur bei ihm, bei allen Kollegen. Was müssen wir jetzt unternehmen? Weit vor Bad Oeynhausen der erste Stau, noch mindestens drei weitere Staus auf der A2. Wie verrückt wegen der Kündigung herumtelefoniert, wir müssen uns gleich telefonisch arbeitssuchend melden, ansonsten Montagmorgen sofort zum Arbeitsamt. Alle Kollegen anrufen und Telefonnummer der Arbeitsagentur und Ratschläge weitergeben. Wegen der Staus fahren wir Landstaße, mindestens bis kurz vor Hannover. Anruf daß mein Auto frühestens Montag fertig ist. Ich habe Donnerstagabend und Freitagmorgen die Antidepressiva nicht nehmen können und Freitagmorgen auch keine Rheumamedikamente. Ich fange an ziemlich unruhig zu werden. 17:50 Uhr endlich Hannover HBF, Zug nach Goslar vor der Nase weggefahren, bis 18:55 Uhr warten. Rappelvoller Zug nach Goslar, meine Liebste holt mich ab, endlich nach Hause, endlich meine Pillen einwerfen. Tiefschlaf.
Den ganzen Samstag rumgelaufen wie mit Brett vor'm Kopf. Völlige Erschöpfung, Schlaf, Schlaf, Schlaf.
Heute im finstersten Tal aufgewacht. Immer noch nicht wirklich da. Frühstück mit meiner Liebsten und ich fühle mich völlig allein und einsam. Die Depression hat mich wieder mal im Griff. Auch wenn ich weiß, daß meine Liebste und ich zusammgehören, daß es Menschen gibt, die mich mögen, ich kann es nicht fühlen - ich fühle nichts außer Leere und endlos tiefer Traurigkeit. Ich möchte schreien, mein Leid hinausschreien, doch wer hört zu? Ganz starke Schübe von Depersonalisation. Ich sehe fasziniert meinen Händen beim Tippen zu. Wer ist das? Wer bewegt sie? Was haben sie mit mir zu tun? Sind das meine Gedanken, die sie schreiben? Aber ich fühle doch nichts außer Leere, was sind das für Gedanken? Bin ich zwei? Der Verstand und das Wissen sind die dünne Decke, an der ich mich festklammere. Bringt der Stress sie ins Wanken, schlägt die Depression unbarmherzig zu. Sie hatte nur auf der Lauer gelegen und auf eine Lücke in meiner Verteidigung gewartet. Ich will nur noch schlafen.
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