Wieso wird es bei einen zur Sucht und bei anderen nicht

  • Zitat

    Hat ein Abhängiger wirklich aus freien Stücken so gehandelt oder war sein Weg zu großen Teilen vorherbestimmt?



    Keine Frage, sehe ich auch so.
    Ich finde dabei dann allerdings unerheblich, ob die "Vorherbestimmung" genetischer oder sozialer, psychischer Natur ist.
    Soweit ich weiß ist das Gen ja noch nicht bekannt, oder? Und selbst wenn, s.o. es ändert sich ja nix am Resultat.

    Jaja, die AA's;), sehe auch nicht ein, warum ich mich erst ans Kreuz nageln muß, um genesen zu "dürfen". Verzeihung will niemand angreifen, aber mir persönlich widerstreben da etliche Ansätze.

    Das mit dem freien Willen, mhmm, dat is natürlich nicht so eine einfache Sache(philosophisch betrachtet). Denn genau genommen wird man zwar mit diesem geboren, einen Großteil davon muß man sich aber im Laufe seines Lebens wieder mühsam zurückerobern, auch ohne jegliche Sucht;)


    Zitat von Fritz


    Zitat:
    Mein persönliche Erfahrung ist eben, daß ich mich schon lange vor der Sucht süchtig verhalten habe

    Zitat von alive

    Ja genau so sehe ich es auch. Ich sage deshalb immer, dass wir Süchtigen schon lange vorm Konsum süchtig waren, aber deine Beschreibung trifft es wohl besser, wir haben uns süchtig verhalten.


    Und ich nenne es eine frühe Suchtaffinität;)

    Mich beschäftigt das auch immer wieder. In meiner Familie gab es keine Alkoholiker/Drogenabhängige>>>warum ich das grad mal wieder unterscheide is mir auch nicht ganz klar, egal, anyway.
    Deswegen schließe ich eine genetische Disposition bei mir aus.
    Aber trotzdem war bei mir seeeehr früh das Verlangen da, mich wegzubeamen>>>>ähmm, hab ich hier glaub auch ganz am Anfang geschrieben. Deswegen spielt bei mir eine traumatische Erfahrung eine gewisse Rolle, aber auch meine sehr frühe Depression in der Vorpupertät, aber auch da werde ich nie erfahren, ob bei mir ein genetischer Seretoninmangel vorliegt.

    Zitat

    Die Themen "Genetik/Hirnforschung/freier Wille" sind derartig spannend, daß sie sich sozusagen von der Beschäftigung mit meiner Sucht abgekoppelt haben und zu einer Art von Hobby wurden.


    *gg*
    ist bei mir ähnlich, statt freier Wille steht bei mir aber Evolution.

    LG,
    Kassi

  • Zitat

    In einer Hinsicht finde ich die Frage nach der genetischen Disposition aber doch wichtig, weil es viel mit der Frage nach dem freien Willen zu tun hat.


    Ich hätte das Zitat nicht ändern sollen;), das gehört eigentlich noch mit ins erste Zitat von Fritz.
    Oh mann, bin wirklich noch nicht so fit wie ich gerne wäre, wenn auch ohne Fieber

    Tschuldigung;(
    LG,
    die angeschlagene Kassi

  • Hi Kassi,

    "genetische Disposition" und "freier Wille" ... gehört das noch zum Thema? Egal, ich denke, das Hauptthema ist sehr komplex, also gehört das dazu.

    Wir verstehen unter "genetischer Disposition" mit Sicherheit nicht das gleiche. Die Untersuchung über die "Hungergene" hat doch gezeigt, daß die genetische Disposition, die den Körper für Hunger optimiert, in der ersten Generation nicht ererbt, sondern durch lange Hungerzeiten entstanden war. Das Muster unserer Gene ist nicht etwas, was bei der Zeugung für den Rest des Lebens festgelegt wird, sondern Ereignisse in deinem Leben aktivieren und deaktivieren Gene, ständig, Tag für Tag. Einschneidende Erlebnisse schaffen stabile Genmuster, die dann auch vererbt werden. Das ist eine der wesentlichen Aussagen der von mir angeführten Untersuchung. Also schafft ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit unter Umständen eine genetische Disposition für den Rest des Lebens. Damit kann der Boden für die Sucht schon bereitet sein. Kommen weitere unvorteilhafte Umstände zusammen, dann geht es schief. Daraus resultiert, daß es einen Unterschied zwischen "genetischer oder sozialer, psychischer" Disposition eigentlich nicht gibt. Mehr oder weniger alle Erlebnisse wirken auf die Gene, aktivieren ein paar davon, deaktivieren ein paar andere und die Depression ist geboren. Deshalb muß es keine depressiven Vorfahren gegeben haben, die dir das vererben, ein einschneidendes Erlebnis kann dir die genetische Disposition verschaffen für die Depression, die Du erst 40 Jahre später bekommst. Das habe ich mir aus verschiedenen Quellen zusammengelesen, es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und/oder Detailgenauigkeit. All rights of being wrong reserved.

    Der freie Wille und dir Frage, wer eigentlich das "ich" ist, sind meine Lieblingsthemen, ganz besonders, seit die Hirnforschung ganz faszinierende Parallelen zwischen ihren Ergebnissen und der buddhistischen Philosophie ergab. Der Umfang des freien Willens wird nicht deshalb in Frage gestellt, weil wir ihn aus gesellschftlichen Zwängen heraus verlieren, sondern weil das Gehirn eigentlich streng vorherbestimmt arbeitet. Ein elektrisches oder chemisches Signal ist entweder da oder nicht, es kann nicht "vielleicht" da sein. So arbeiten Nervenzellen, es gibt aus verschiedenen anderen Zellen einen input und daraus wird ein output generiert. Doch wenn die Nervenzellen, auch die im Gehirn, so streng deterministisch arbeiten, wo bleibt dann der Raum für den freien Willen? Der Geist der einen Willen erzeugt, arbeitet doch nicht außerhalb des Gehirns und prägt den Nervenzellen sein Muster auf, sondern der Geist wird erst durch die Arbeit der Nervenzellen hervorgebracht. Dein Gehirn weiß also viel früher als Du was Du willst und Du interpretierst es dann als deinen freien Willen. Das hat auch das berühmte Libet-Experiment gezeigt. http://de.wikipedia.org/wiki/Libet-Experiment

    Über das "ich" gäbe es noch viel mehr zu sagen, doch ich habe ohnehin schon den Rahmen des Themas weit überdehnt und die Geduld der Leser strapaziert. Ich möchte diejenigen, die mehr am Hauptthema interessiert sind, nicht noch mehr nerven, deshalb soll hier Schluß sein. Ich hoffe man verzeiht mir das Abdriften in die Gebiete, die mich so faszinieren.:(


    Grüße

    det


    ps: Ich lese jetzt erst, daß du angeschlagen bist. Und dann produziere ich ziemlich schwer zu lesende Kost ..... kannst Du mir noch einmal verzeihen, büdde, büdde ?

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