Wieso wird es bei einen zur Sucht und bei anderen nicht

  • Zitat

    Wieso wird es bei der einen Gruppe Menschen zur Sucht und bei anderen nicht.

    Meine Theorie dazu ist, dass man schon lange vor dem Konsum süchtig ist. Süchtig danach ein unbestimmtes Loch stopfen zu wollen. Ein Süchtiger ist demnach immer auf der Suche nach einem Mittel, mit dem es ihm vermeintlich besser geht. Wenn er dann eins gefunden hat, bleibt er daran hängen, was auch immer es ist.

    LG, alive



  • Wollte da noch was ergänzen, ich denke nicht das man schon vor dem Konsum süchtig ist, ich will's mal anders formulieren>>>>>Zuerst ist dieses Loch da>>>Verletzung, Trauma, Defizite jeglicher Art etc..
    Daraus denke ich, entsteht sehr früh das unbewußte Bedürfns diese Lücke zu füllen und daraus widerum bei vielen eine frühe Affinität zu Suchtstoffen, um dieses Loch zu stopfen.
    Bei mir wars z.B. so, dass für mich mit 11 Jahren feststand, dass ich Kiffen werde. Als ich damals mitbekam, dass der Freund meiner Schwester quartzte, habe ich ihn überreden wollen, mich einen Joint mitrauchen zu lassen. Hat er natürlich nicht*g*zu meiner großen Enttäuschung, wobei ich heute froh bin, dass ich dadurch zumindest erst mit 15 damit anfing.

    Jedenfalls wollte ich sehr früh was zukleistern, kann mich erinnern, dass ich mich oft, vorallem in der Schule, regelrecht weggeträumt habe.

    Und, meine Schwester hat niemals Drogen angerührt!!!

    Aus unserer Familiengeschichte heraus, macht das auch durchaus Sinn, bestätigt also alive's und meine Theorie.

    LG,
    Kassi

  • Da gebe ich Dir recht Kassandra. Ich hatte auch schon früh eine Sehnsucht in mir, die ich nicht stillen konnte. Ich habe mich regelrecht "süchtig" an meinen 1. Mann geklammert. Ich war 14, als ich ihn kennenlernte. Er tat mir immer wieder weh und trotzdem blieb ich dran, bis er mich schließlich heiratete. Wenn es sowas gibt, war ich süchtig nach Menschen, die mir weh tun, wies mein Vater tat. Ich bin da durch mit Therapie rausgekommen und habe jetzt einen Mann, der lieb ist, nicht trinkt, nicht fremd geht. Manchmal ist mir das zu langweilig, so blöd es sich anhört. Da ist oft wieder dieses Loch. Zwischendurch war ich süchtig nach Essen. Harmonie in der Familie bedeutete für mich an einem Tisch zu sitzen und zu essen. Als ich dann Angstzustände bekam und das 1. Mal Tavor einnahm, merkte ich, daß dieses Zeug diese Lücke auch füllt, jedenfalls spürte ich diese Sehnsucht nicht mehr. Und nun hab ich den Dreck und muß langsam absetzen, aber ich habe das Gefühl, ich nehme mir was ganz wichtiges weg. Kann das sein?

  • Da will ich mich auch nochmal zu Wort melden. Also bevor ich das erste mal Tramal genommen habe wegen Kopfschmerzen hatte ich nicht das Gefühl eine Lücke zu haben. Ich war zu dem Zeitpunkt zufrieden und glücklich mit Mann und zwei Kindern. Ich war auch nicht auf der Suche. Aber mit Tramal ging es dann eben NOCH besser.

  • Hi Carry!

    Ich habe auch nicht gesagt, dass das bei jedem so sein muß, nicht jeder der ein Loch hat, greift zu Drogen und vermutlich auch nicht alle Süchtige versuchen damit was zu kompensieren, aber ich behaupte, dass das meistens so ist.......
    Und Carry, sehr, sehr oft läuft sowas unbewußt ab.
    Bei Dir stellt sich schon die Frage, Du wußtest genau, dass es zu den Opiaten gehört und hast Dich quasi ganz bewußt in die Sucht begeben.
    Manche Leute neigen dazu sich permanent selbst zu überfordern, dass hat auch seine Gründe und prädestiniert geradezu mit entsprechenden Substanzen, die Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten.

    LG,
    Kassi

  • Zitat von alive;120506

    Meine Theorie dazu ist, dass man schon lange vor dem Konsum süchtig ist. Süchtig danach ein unbestimmtes Loch stopfen zu wollen. Ein Süchtiger ist demnach immer auf der Suche nach einem Mittel, mit dem es ihm vermeintlich besser geht. Wenn er dann eins gefunden hat, bleibt er daran hängen, was auch immer es ist.

    LG, alive

    Hi,

    ich habe dazu etwas sehr interessantes gelesen, das war vor zwei oder drei Jahren im newsticker der "Bild der Wissenschaft":
    Eine Theorie zur Sucht ist, das bei Betroffenen das Belohnungssystem im Gehirn reduziert arbeitet. Dieser Fehler kann angeboren oder auch erworben sein. Durch das reduzierte Belohnungssystem ist es den Betroffenen nicht möglich, soviel Freude über etwas zu empfinden, wie die "Normalos", die Grundstimmung ist erheblich negativer. Damit ist eine erhöhte Anfälligkeit zur Sucht gegeben. Suchtmittel bringen das Belohnungssystem wieder richtig in Gang. Für Opiat- und Kokainabhängige ist nachgewiesen, daß die Rezeptoren für bestimmte Botenstoffe (Dopamin?, Serotonin?, weiß nicht mehr genau) durch die Droge sogar noch weiter reduziert werden. Dieser Vorgang ist unumkehrbar, daher auch die hohe Rückfallquote.

    Das heißt, es gibt keine Sucht vor der Droge, aber eine stark erhöhte Tendenz zu süchtigem Verhalten. Eben zu allem, was das vermindert arbeitende Belohnungsystem ausgleicht. Da die Droge den Mangel im Belohnungssystem noch verstärkt, kommt der Suchtkreislauf in Gang.

    Zu der Wirkungsweise der verschiedenen Botenstoffe im Gehirn und zu den Veränderungen durch Suchtmittel gibt es eine super Webseite. Ein link dahin ist wohl nicht erlaubt(?), also die webseite in klartext: http://jellinek.nl/brain ("www" davor, logisch) Die Seite ist recht wissenschaftlich, aber ich find's Klasse.

    Grüße

    det


    [ta=Franz]hier der Link ==> http://www.jellinek.nl/brain/index.html[/ta]

  • Hi Fritz!

    Danke für den Link, interessante Seite......
    Ich glaube, die Art von Link darf gepostet werden oder Franz?

    LG,
    Kassi

  • Zitat von fritz_the_cat;121627


    Eine Theorie zur Sucht ist, das bei Betroffenen das Belohnungssystem im Gehirn reduziert arbeitet. Dieser Fehler kann angeboren oder auch erworben sein. Durch das reduzierte Belohnungssystem ist es den Betroffenen nicht möglich, soviel Freude über etwas zu empfinden, wie die "Normalos", die Grundstimmung ist erheblich negativer. Damit ist eine erhöhte Anfälligkeit zur Sucht gegeben. Suchtmittel bringen das Belohnungssystem wieder richtig in Gang. Für Opiat- und Kokainabhängige ist nachgewiesen, daß die Rezeptoren für bestimmte Botenstoffe (Dopamin?, Serotonin?, weiß nicht mehr genau) durch die Droge sogar noch weiter reduziert werden. Dieser Vorgang ist unumkehrbar, daher auch die hohe Rückfallquote.

    dann ist es sinnvoll, nach dem Entzug mit den Antidepressiva anzufangen.

    War übrigens bei mir der Fall, aufgrunddessen hatte ich keinerlei Suchtdruck, und auch jetzt, nach dem Absetzten von AD immer noch kein Suchtdruck.

    Andere Frage:

    Warum bin ich H verfallen, und kann mit Alk sehr maßvoll umgehen(also höchstens ein Bierchen auf die Party)?

    Mit den Thc verhilt sich bei mir übrigens auch genauso - sehr niedrige maßvolle Konsum, niemals in die Woche.

    Und noch eine Bitte: redet mir bitte nicht ins Gewissen, dass es gefährliches Spiel sein und das ch 100% abstinent sein soll. Es ist mein Leben und demensprechend mein Spiel

  • Hi,

    zu dem posting:

    Zitat von Felis;122890

    [...]

    Andere Frage:

    Warum bin ich H verfallen, und kann mit Alk sehr maßvoll umgehen(also höchstens ein Bierchen auf die Party)?

    Mit den Thc verhilt sich bei mir übrigens auch genauso - sehr niedrige maßvolle Konsum, niemals in die Woche.

    Und noch eine Bitte: redet mir bitte nicht ins Gewissen, dass es gefährliches Spiel sein und das ch 100% abstinent sein soll. Es ist mein Leben und demensprechend mein Spiel

    Das ist eine gute Frage. Vielleicht kann die Seite, deren link ich weiter oben gepostet hatte und die die chemischen/neurologischen Wirkungsweisen von Drogen erklärt, da weiterhelfen. Sicherlich gibt es eine Anwort irgendwo in den unterschiedlichen Arten, wie die einzelnen Drogen wirken. Ob wir das als Laien herausfinden ist eine Frage dabei, ob uns eine so ins Detail gehende Antwort weiterhelfen würde, eine ganz andere.

    Mir persönlich hat die Selbstbeobachtung gereicht, die Erkenntnis, welche Situationen mich außer Fassung bringen und zusätzlich der Artikel mit der Aussage, daß eine Art von biochemischer Fehlschaltung zwischen meinen Ohren mich so handeln ließ. Die Erfahrung, daß es einen Ausweg aus dem süchtigen Denken und Handeln gibt, die hatte ich schon gemacht. Die biochemische Fehlschaltung befreite mich wenigstens teilweise von der Schuld für all die Sch....., die ich in der aktiven Zeit gebaut hatte. Damit will ich nicht die Verantwortung für mein Handeln abgeben, aber mich von der kontraproduktiven Schuld befreien, die mir immer wieder im Wege war. Ich konnte damals nicht anders handeln, weil mir meine Sucht und der Weg da heraus noch nicht bekannt war. Das befreit mich nicht von der Verantwortung für meine Taten und der Verpflichtung, sie so gut wie möglich wieder in Ordnung zu bringen. Das gilt genauso für das, was ich anderen angetan habe, wie auch für den noch viel größeren Teil, was ich mir angetan habe.

    Für mich ist das der Ansatz, um mit meiner Sucht umzugehen. Für mich persönlich gilt auch die Erkenntnis, daß ich allen Stoffen, die mein Denken verändern, sehr sorgfältig aus dem Weg gehen muß. Der Wunsch mein Denken und Fühlen zu verändern war es, der mich in die Sucht trieb. Mir ist es nie so gut gegangen wie in der Zeit, nachdem ich diesen Wunsch abgelegt hatte ... mal abgesehen von heute, wo ich auf Antidepressiva angewiesen bin.

    Wie Du mit Drogen umgehst, das ist allein deine Sache. Du bist dir des Problems bewußt, sonst hättest Du nicht so deutlich darauf hingewiesen. Ob Du mit dem Feuer spielst oder tatsächlich gut mit Rauschmitteln umgehen kannst, das kannst nur Du entscheiden. Ich habe noch keinen Süchtigen kennengelernt, der/die das konnte, doch es gibt für alles ein erstes Mal. Mir stellte sich höchstens die Frage, warum Du dein Denken und Fühlen verändern willst.

    Grüße

    det

  • Super Frage, da misch ich mit. Also, viele sind ja der Meinung das eine gewisse Veranlagung dazu gibt um süchtig zu werden. Glaube ich persönlich nicht. Ok, ich bin süchtig, meine Mutter war es, meine Oma, zieht sich wie ein roter Faden durch die Familie. Bei denen war es Alkohol, was bei mir nie ein Problem war. Ich glaube trotzdem nicht das es von Anfang an klar war das ich eine Sucht entwickeln werde. Das hab ich verbock, die "Entscheidung" lag bei mir. Damit möchte ich nicht sagen das sich jemand dazu entschließt nach dem Motto: jetzt werd ich mal eben süchtig. Das ist wohl kaum das Lebensziel einer Person. Erschreckend finde ich eher das man süchtig wird OBWOHL man ein negativ Beisspiel in der Familie hat. Als Teen sagt man sich dann immer: Sooooooooooo werde/will ich nieeeeeeeeeeeee werden. Und ich bin keine Alkoholikerin geworden. Meiner Meinung nach liegt es in jedem einzelnen Charakter ob er/sie einer Sucht wiederstehen kann oder eben nicht. Aber auch das kann man überwinden, mit viel Arbeit. Die "Ausrede" das hab ich geerbt...zählt also in meinen Augen nicht. Genauso wenig wie die Aussage mit der ganz schlimmen Kindheit. Ich will nicht bestreiten das so eine Erfahrung einen sehr viel anfälliger macht für Süchte, aber letztendlich haben alle süchtigen es selbst in der Hand etwas zu unternehmen. LG, Carry

  • Hi,

    ok, bringen wir Bewegung in das Thema:

    Zitat von Carryon;123078

    Super Frage, da misch ich mit. Also, viele sind ja der Meinung das eine gewisse Veranlagung dazu gibt um süchtig zu werden. Glaube ich persönlich nicht. Ok, ich bin süchtig, meine Mutter war es, meine Oma, zieht sich wie ein roter Faden durch die Familie. [...]


    Was ist denn "eine Veranlagung"? Bei Kindern aus Familien mit einem oder zwei abhängigen Elternteilen ist es sehr häufig so, daß die Kinder keinerlei Problemlösungsstrategien lernen. Statt dessen lernen sie, sich zuzudröhnen, wenn es nicht gut läuft. Dieser Zusammenhang ist meines Wissens nachgewiesen. Außerdem sagt die Suchtforschung meines Wissens nach, daß Kinder aus süchtigen Familien eine Disposition zur Sucht mitbringen, sei sie erblich oder verhaltensbedingt. Kommen dann noch persönliche Umstände dazu, dann geht es schief. Ob die Disposition genetisch bedingt ist, dazu gibt es Theorien, von einer davon habe ich geschrieben. Wenn der Verdacht einer genetischen Disposition nicht begründet wäre, würde sich bestimmt kein Wissenschaftler damit beschäftigen.


    Zitat von Carryon;123078

    [...]Ich glaube trotzdem nicht das es von Anfang an klar war das ich eine Sucht entwickeln werde. Das hab ich verbock, die "Entscheidung" lag bei mir. Damit möchte ich nicht sagen das sich jemand dazu entschließt nach dem Motto: jetzt werd ich mal eben süchtig. Das ist wohl kaum das Lebensziel einer Person. Erschreckend finde ich eher das man süchtig wird OBWOHL man ein negativ Beisspiel in der Familie hat.[...]


    Widersprichst Du dir da nicht? Einerseits lag "die Entscheidung" bei dir, andererseits "wird man süchtig, obwohl man ein negatives Beispiel in der Familie hat". Natürlich hat niemand das Ziel, süchtig zu werden, aber trotzdem landen Menschen dort, trotz des schlimmen Beispiels. Hatte ich eine Wahl? Ich fand einfach keinen anderen Weg, warum auch immer. Irgendetwas in mir ließ mich so handeln. Das ist keine freie Entscheidung, das heißt ganz einfach, nicht anders handeln zu können. Das gehört auch schon zum süchtigen Verhalten. lange bevor die eigentliche Sucht da war. Ich persönlich bin so lange ich mich erinnern kann immer geflüchtet. Als Kind in Bücher und Phantasiewelten, als Jugendlicher in Alk und Drogen. Nur so war das Leben auszuhalten. Also wo beginnt das süchtige Verhalten dabei? Hatte ich schon als Kind die Entscheidung getroffen, das Leben nicht anders aushalten zu können? Ich denke dieses Thema ist sehr viel komplexer als es auf den ersten Blick erscheint.

    Die Wege, wie Menschen in die Sucht geraten, sind unglaublich vielfältig. Es ist fatal, seinen eigenen Weg zu verallgemeinern. Manche geraten über ein notwendiges Schmerzmittel in die Abhängigkeit, andere sind ihr ganzes Leben lang vor dem Leben geflohen weil es für sie unerträglich war. Ich denke, keiner von den beiden kann sich wirklich in den anderen hineinversetzen und seine/ihre Gefühle verstehen. Man kann einfach nur zur Kenntnis nehmen, daß es auch ganz anders sein kann als bei sich selbst.


    Zitat von Carryon;123078

    [...]Meiner Meinung nach liegt es in jedem einzelnen Charakter ob er/sie einer Sucht wiederstehen kann oder eben nicht. Aber auch das kann man überwinden, mit viel Arbeit. Die "Ausrede" das hab ich geerbt...zählt also in meinen Augen nicht. Genauso wenig wie die Aussage mit der ganz schlimmen Kindheit. Ich will nicht bestreiten das so eine Erfahrung einen sehr viel anfälliger macht für Süchte, aber letztendlich haben alle süchtigen es selbst in der Hand etwas zu unternehmen. LG, Carry

    Das bedeutet mit Verlaub gesagt eine ziemlich eindeutige Verurteilung des Abhängigen als "willensschwach". So steht es im mehr als 70 Jahre alten Buch der Anonymen Alkoholiker, doch sollten wir doch mittlerweile dazugelernt haben. Deine Argumentation funktioniert nur, wenn man davon ausgeht, daß der Abhängige zu Beginn seiner Sucht wirklich eine Wahl hatte, ob er so werden will oder nicht. Das möchte ich aber sehr stark bezweifeln. Dann wäre Alkoholismus nämlich keine Krankheit, sondern die Konsequenz einer falschen Entscheidung.

    Du hast völlig recht damit, das alle Süchtigen es in der Hand haben, etwas zu unternehmen. Doch das haben sie doch erst, wenn es ihnen bewußt geworden ist, daß sie abhängig sind. Erfahrungsgemäß ist es ein sehr langer weg bis dahin. Es ist keine einfache Entscheidung, sich selbst gegenüber einzugestehen, daß man ohne seinen Stoff zugrunde geht und mit ihm auch. Sehr viele Menschen schaffen diesen Schritt nie, ca. 70% der Alkoholiker zum Beispiel. Haben sie die falsche Entscheidung getroffen? Sind sie willens- oder charakterschwach? Oder sind sie bedauernswerte Opfer einer bösartigen Krankheit, die sie so selbstzerstörerisch handeln läßt? Wer glaubt noch an einen absolut freien Willen, in jeder Situation, in jeder Lebenslage? Jeder Abhängige weiß doch sehr wohl, daß ein freier Wille nicht mehr existiert, wenn die Sucht ihn im Griff hat.

    Grüße

    det

  • Schade, kaum Zeit für so tolle Antworten :frowning_face:

    Ich hab extra heut nachgelesen, heute geht man schon davon aus, dass es ein Suchtgen (so auch [FONT=Arial,Helvetica,Univers,Zurich BT]der Mannheimer Suchtforscher Karl Mann)[/FONT] geben soll. Nur jeder der das von sich gibt, der sagt genauso klar und deutlisch, deswegen wird keiner automatisch abhängig :winking_face:
    Es soll dabei um eine genetische Veranlagung gehen und die kann ich mir gut vorstellen, zudem ein ehemaliger Therapeut (immerhin Chefarzt und ein sehr angesehener Suchtmediziner) von mir das schon vor fast 10 Jahren an meinem Beispiel fest machen wollte.

    Der für mich größte Baustein einer Suchtentwicklung ist aber immer noch das erlernte (Sucht)Verhalten und das ist wirklich so wie es ja fritz beschreibt.

    Auf der anderen Seite ist klar, 'Sucht in ihrer Entwicklung hat nichts mit Willensschwäche zu tun. Vlt meinte aber Carry das auch etwas anders, weil wenn es um den Ausstieg aus der 'Sucht geht, dann spielt der Wille natürlich eine immens große Rolle. Blöd formuliert, aber hoffentlich verständlich :grinning_squinting_face:

    Früher sprach man oft von anfixen, wenn jemand süchtig gemacht wurde. In all den Jahren wo ich mit 'Sucht zu tun habe, da ist mir so was aber wirklich sehr selten bekannt geworden.
    Jeder der trinkt, der harte Drogen konsumiert, der weiß was er tut und was dabei entstehen kann. Aber genauso fast jeder geht davon aus, das passiert mir nicht, weil ich hab es doch im Griff. Von heut auf morgen wird eher keiner süchtig, es ist doch dieser schleichende Vorgang, der uns so hinterlistig übers Ohr gehauen hat, oder nicht?
    Aber da unterscheide ich wir fritz, wenn man von einer 'Sucht eingefangen wurde, dann verhält sich das anders, da ist der Wille nicht mehr frei - die Entscheidung über den Konsum kann man nicht mehr frei wählen.
    Wenn es also nur der Wille wäre, dann könnte man Rückfälle doch zu 99% ausschließen, weil ich will das ja so nicht.

    Wenn jeder für sich so leicht eingestehen könnte, ja, ich bin abhängig, dann würde es unter Umständen so ne Seite wie SuS nicht brauchen. Für mich ist das immer noch der wichtigste Schritt zum clean werden - nicht nur der erste.

    Ich hoffe es kommen da noch ne Menge Einschätzungen, ich finde jede Aussage dazu sehr wichtig und interessant. :smiling_face:

    LG franz

  • Word Franz, so meinte ich das im großen und ganzen. Mit genetisch bedingt meinte ich angeboren. Das kann ICH mir einfach nicht vorstellen, aber natürlich möglich das es so ist, keine Frage. Natürlich konnte man sich in dem moment evtl nicht anderst entscheiden, aber es hätte definitiv eine andere Entscheidung gegeben. Auf gar keinen Fall bezeichne ich süchtige als Willensschwach. Im Gegenteil, gerade diejenigen die versuchen die Sucht in den Griff zu bekommen sind meines Erachtens die stärksten überhaupt. Und doch, natürlich hat man in dem Moment die falsche Entscheidung getroffen wobei ich ja gar nicht ausschließe das man in dem moment die Möglichkeit gehabt hätte anderst zu entscheiden. Naja, das ist jetzt auch gerade nicht sehr verständlich.....nächster Versuch. Es gibt immer eine andere Möglichkeit sich zu entscheiden, leider trifft man oft die falsche. Nur in diesem moment kann man eben nicht anderst....und das darf von keinem verurteilt werden. Franz hat es ziemlich gut getroffen wie ich es meinte. Nur mit dem Suchtgen bin ich nicht einverstanden, aber iiiiiiiiiich bin ja auch kein Wissenschaftler. Es muss ja in einem selbst begründet liegen, klar auch mit anerzogen. Doch irgendwann können wir alle selbständig Entscheidungen treffen und dann ist es höchste Zeit das Ruder rumreissen, das wollte ich sagen. Und glaub mir, ich weis wie verdammt schwer es ist sich die Sucht selbst einzugestehn. Ich finde das dies das schwerste überhaupt ist noch weit vor dem Entzug und dem Clean bleiben. Ich habe auch nicht verallgemeinert, natürlich ist es bei jedem Menschen anderst wie er in die Sucht geriet...denn jeder Mensch ist einzigartig, falls es anderst rüber kam tut mir das leid. LG, Carry

  • Hey Cas,

    wissenschaftlich erwiesen ist nun das es verschiedene Hirnstrukturen gibt, die veschiedene Synapsen mittels Botenstoffen verbinden.... irgendwas an diesem Gefüge ist bei zur Sucht tendierenden Menschen anders ... und das ist nachweislich erblich.

    Ich denke der wichtigste Grund zur Ausprägung von Sucht, ist das LErnen am Modell, wie gehen meine Eltern, wichtigen Bezugspersonen, mit Sucht um, bzw, welche Problemlösestrategien haben sie entwickelt....
    Dazu kommt die individuelle Entwicklung, wie wird derjenige mit den Aufgaben der Sozialisierung fertig, welche Gruppen lernt er kennen, welchen Umgang pflegt er ...

    Mal drauf, ist es wohl willenstärke wenn man den Entschluss fasst, aufzuhören :smiling_face:

    Dann ist es aber nicht mehr der eigene Wille, der immer wieder zu Rückfällen führt, sondern der Charakter der Sucht.... den zu besiegen braucht es in meinen Augen Zeit, und gute Begleitung

    soweit

    LG Julchen

  • Dann geb ich doch auch noch meinen Senf dazu;)

    Es gibt verschiedene Faktoren, die zu einer Sucht führen können, aber nicht müßen:

    • erbliche Disposition
    • suchtgeprägte Sozialisation
    • psychische Instabilität
    • dysfunktionaler Neurotransmitter-Haushalt>>>meist Dopamin, aber auch Serotonin und Noradrenalin

    Jeder Faktor für sich alleine führt selten zur Sucht, je mehr Faktoren zusammenkommen um so eher begünstigt das ein Suchtverhalten. Oft ist eine Lebenskrise dann der Auslöser, der eine Sucht entstehen läßt.

    Gute Nacht,
    Kassi

  • Hi,

    zu dem posting von carry:

    Zitat von Carryon;123115

    [...]Auf gar keinen Fall bezeichne ich süchtige als Willensschwach. Im Gegenteil, gerade diejenigen die versuchen die Sucht in den Griff zu bekommen sind meines Erachtens die stärksten überhaupt.[...]

    ok, das wollte ich dir auch nicht unterstellen. Ich wollte nur darauf hinweisen, daß deine Aussage auch so verstanden werden kann. Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt.


    Zitat von Carryon;123115

    [...]Und doch, natürlich hat man in dem Moment die falsche Entscheidung getroffen wobei ich ja gar nicht ausschließe das man in dem moment die Möglichkeit gehabt hätte anderst zu entscheiden. Naja, das ist jetzt auch gerade nicht sehr verständlich.....nächster Versuch. Es gibt immer eine andere Möglichkeit sich zu entscheiden, leider trifft man oft die falsche. Nur in diesem moment kann man eben nicht anderst....und das darf von keinem verurteilt werden.


    Ich glaube es ist noch schlimmer. Wir sind viel weniger frei in unseren Entscheidungen, als wir es gern hätten und normalerweise auch glauben. Die Hirnforschung hat ziemlich ernüchternde Zwischenergebnisse zu diesem Thema und es gibt gute populärwissenschaftliche Literatur darüber, wie wenig frei wir sind, beziehungsweise wie die Freiheit des Handelns neu verstanden werden muß. Nur die Philosophen wehren sich noch mit Händen und Füßen dagegen. :3:


    Zitat von Carryon;123115

    [...]Franz hat es ziemlich gut getroffen wie ich es meinte. Nur mit dem Suchtgen bin ich nicht einverstanden, aber iiiiiiiiiich bin ja auch kein Wissenschaftler. Es muss ja in einem selbst begründet liegen, klar auch mit anerzogen. [...]


    dazu gibt es eine sehr interessante Geschichte. Es wurden in einer ziemlich abgelegenen Gegend genetische Untersuchungen durchgeführt. Es hatte dort vor langer Zeit mehrere länger andauernde Hungerzeiten gegeben. Festgestellt wurde, daß die Gene den Körper an den Hunger anpaßten und daß diese Eigenschaft auch vererbt wurde. So funktioniert Evolution: Anpassung an die Umwelt und Vererbung der optimierten Eigenschaften. Neu war wohl nur, daß eine genetische Änderung so kurzfristig geschah. Ich kann leider keine Quelle mehr angeben, da müßte ich ziemlich lange suchen. Ich hoffe, daß Du mir die Story auch ohne Quellenangabe glaubst. Tiefgreifende Erlebnisse verändern die Gene, das ist meines Wissens nach unumstritten. Warum sollen traumatische Erlebnisse einer Eltern/Großelterngeneration nicht auch "vererbt" werden, wenn das nachgewiesenermaßen bei Hunger passiert? Auch bei Traumata passiert Anpassung als Schutzfunktion.

    Literaturtipp dazu:

    Das Gedächtnis des Körpers
    Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern

    Joachim Bauer, Verlag piper

    [ISBN]3492241794[/ISBN]


    Grüße

    det

  • Ich persönlich finde es bei der eigenen Suchtanalyse nicht soooo wichtig, zu hinterfragen, was-und wenn ja, wieviel is vererbt, was erlernt, was durch evolutionäre Anpassung entstanden(>>>wobei ich das Thema hochinteressant finde:top:), wie kam meine psychische Instabilität zustande, ist sie angeboren, oder doch erst/ausschließlich durch ein posttraumatisches Erlebnis ausgelöst worden.
    Denn eine mathematisch exakte Anteilsanalyse werde ich nie finden.

    Wichtig ist zu wissen:

    Welche potentiellen Faktoren gibt es?
    Welche davon spielen bei mir eine Rolle bzw. könnten beteiligt sein?
    Wie gehe ich damit um?
    Wie kann ich traumatische Erlebnisse verarbeiten?
    Wie setze ich mich damit auseinander?

    Wo will ich hin????
    Und wie kann ich das schaffen???

    Detailfragen, was war zuerst da, die Henne oder das Ei, is wissenschaftlich gesehen zwar relevant, aber für das Endergebnis spielt es keine große Rolle.

    Ich weiß, irgendwie hat das nicht wirklich was mit Eurer Diskussion zu tun;), aber das is mir grad dazu eingefallen:7:

    LG,
    Kassi

  • Kurz vorweg: Ich habe nicht alles gelesen aber die Erklärung von Da Cat wollte ich auch bringen.

    Manche haben eben ein Erfülltes Leben, in dem sie ständig durch das Natürliche Belohnugszentrum/ Natürliche Reaktion im Belohnungszentrum "beschenkt" werden. Dies kann durch Sport, Arbeit oä ausgelöst werden...

    Dann gibt es auch noch leute bei denen das Belohnungszentrum nicht so einfach einschalten lässt. Wenn diese dann auf Drogen treffen kanns zur Sucht kommen.

    Ebenfalls die mit einem "Gesunden" Belohnungszentrum, die Früher oder später öfters zu Drogen greifen Schädigen ihr normales Zentrum und ersetzen es immer mehr mit Sucht.

    ACHTUNG: Dies ist meine eigene Meinung, entstanden aus Fakten und so wie ich es mir erkläre. Es heisst nicht das es 100% so ist.^^

  • Hi kassi,

    zu deinem posting:

    Erstmal hat dein Beitrag sehr viel mit dem Thema zu tun, denn Du hast die wesentlichen Fragen großartig herausgearbeitet. Der Ausflug in die populärwissenschftliche Genetik war auch nur die Antwort auf carrys nicht-glauben-wollen und muß nicht vertieft werden. In einer Hinsicht finde ich die Frage nach der genetischen Disposition aber doch wichtig, weil es viel mit der Frage nach dem freien Willen zu tun hat. Hat ein Abhängiger wirklich aus freien Stücken so gehandelt oder war sein Weg zu großen Teilen vorherbestimmt? Das wird dann wichtig, wenn man sich mit der Vergangenheitsbewältigung/Verantwortung/Schuld auseinandersetzt. Das Blaue Buch der Anonymen Alkoholiker mit seiner starken Betonung der Schuld ist ein gutes Beispiel dafür, wo es hinführt, wenn man an den absoluten freien Willen glaubt und dann zwangsläufig dabei landet, daß man große Schuld auf sich geladen hat.

    Mein persönliche Erfahrung ist eben, daß ich mich schon lange vor der Sucht süchtig verhalten habe und das ist eben für das Selbstverständnis enorm wichtig, weil es mir zeigt, daß mein Weg schon in früher Jugend quasi vorherbestimmt war. Ich trage zwar Verantwortung für mein destruktives Handeln, aber ich habe nur bedingt Schuld auf mich geladen. Für mich ist dieser Unterschied sehr wichtig.

    Ich bin über die Frage, warum ich mich schon in früher Jugend so verhalten habe, zur Disposition für Sucht gekommen und dorthin immer wieder zurückgekehrt. Die Themen "Genetik/Hirnforschung/freier Wille" sind derartig spannend, daß sie sich sozusagen von der Beschäftigung mit meiner Sucht abgekoppelt haben und zu einer Art von Hobby wurden.

    Grüße

    det

  • Zitat

    Mein persönliche Erfahrung ist eben, daß ich mich schon lange vor der Sucht süchtig verhalten habe

    Ja genau so sehe ich es auch. Ich sage deshalb immer, dass wir Süchtigen schon lange vorm Konsum süchtig waren, aber deine Beschreibung trifft es wohl besser, wir haben uns süchtig verhalten.

    LG, alive

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