Hallo ihr Lieben, ich muss mir einfach mal was von der Seele schreiben, vielleicht haben Einige hier die gleichen Gefühle und Gedanken.
Ich war lange Zeit (4 Jahre) Heroin abhängig, seit 1,5 Jahr bin ich in Substitution. Man diagnostizierte bei mir eine mittelgradige Depression, ich nehme ein AD, was mir etwas hilft.
Über 4 Jahre waren meine Gedanken nur mit H beschäftigt. Ich arbeite hart daran, die Sucht "in den Griff zu bekommen", immerhin kann ich dem Suchtdruck meist wiederstehn.
Nun hat meine Psyche die Möglichkeit, sich wieder mit anderen Dingen zu beschäftigen. Ich mache mir wieder um andere Dinge Gedanken, ich sorge mich um andere Sachen, als um den Stoff. Irgendwie freut mich das. Ich habe mittlerweile gelernt, mit meinen Sorgen anders umzugehn, sie machen mich nicht mehr so fertig, wie früher (vor meiner H-Zeit)
Um jetzt aber auf den Punkt zu kommen: vorige Woche kam seit langem das Gefühl der Einsamkeit auf. Jahrelang hatte ich andere Probleme (H, Beschaffung, Suchtdruck) als Einsamkeit zu fühlen. Und wenn: dann wurde sie im Keim erstickt bzw betäubt.
Nun überfiel mich dieses Gefühl aus heiterem Himmel. Ich habe einen festen Partner, ein Kind und regelmäßigen Kontakt zu meinen Eltern und Schwiegereltern. Ich bin vor 6 Jahren aus meiner Geburtsstadt in eine Großstadt gezogen. Dort kannte ich kaum Leute, ich musste mir ein soziales Umfeld aufbauen. Mittlerweile habe ich hier einen Partner und unser gemeinsames Kind, meine Schwester wohnt hier. Ich habe guten Kontakt zu meinen alten Freunden aus der Heimatstadt, wir besuchen uns aller paar Monate. Ich bin nicht alleine, dass weiß ich.
Aber mir mangelt es hier an Freunden. Ich habe zwar Bekannte hier, Nachbarn, mit denen ich mich verstehe, bin Mitglied in einer Kirchgemeinde und besuche Mütter-Treffs (bin zZ zuhause, unser Kind ist 1,5 Jahre alt). Aber es sind halt nur Bekannte.
Nun ist es so, dass meine Schwester bald für ein Auslandssemester die Stadt verläßt und eine ehemalige Studienkollegin von mir (eine der wenigen Freundinnen vor Ort) bald einen Job in einer anderen Stadt beginnt.
All das schührt dieses furchtbare Gefühl.
Vorige Woche war ich mit meinem Sohn in unserem Hinterhof spielen. Ich sah ein paar Nachbarn zusammen sitzen, da durchschoß mich der Gedanke: "die Leute sind untereinander befreundet, telefonieren, verabreden sich. Dein Kontakt zu ihnen beschränkt sich auf zufällige Treffen mit ihnen." Ich treffe sie zum Beispiel auf dem Spielplatz. Da werde ich zwar freundlich in die Runde aufgenommen, aber ich gehöre nicht richtig dazu.
Das hat mich richtig fertig gemacht.
Wenn ich alleine einkaufen bin, beneide ich Leute, die zu zweit unterwegs sind, die mit Freunden shoppen gehn.
Ich hätte heulen können, mir kamen alle Leute in den Sinn, mit denen ich befreundet war, zu denen der Kontakt aber abgebrochen ist (weil sie wegzogen oder sich der Kontakt im Sande verlief)
Ich wollte dieses Gefühl nicht haben. Ich habe dann ganz rational durchgezählt, welche Leute ich hier habe, mit denen ich mich verabreden kann, wo der kontakt nicht auf zufällige Treffen beruht, mit denen ich mich über persönlichen unterhalten kann. Immerhin fiehlen mir 4 Leute ein, mit denen ich ja eigentlich befreundet bin und die hier leben.
Ich weiß nicht, vielleicht ist das ja auch so, wenn man "erwachsen" wird. ICh bin 25, wünsche mir aber oft die Zeit zurück, als ich mit 20 fast jeden Abend mit meinen Freunden verbrachte. Da musste ich niemanden suchen, der mit mir ins Kino geht, da waren Leute, Freunde da.
Ich weiß, je älter man wird, desto mehr hat man mit sich, seinem Job und seiner eigenen Familie zu tun. Es ist nicht mehr so wie zu Schul- und Studienzeiten.
Ich habe mit meinen Freund über meine Gedanken gesprochen. Irgendwie hatte ich mir erhofft, dass er mich tröstet oder die Gedanken zerstreut. Als er mir aber sagte, dass er ähnlich fühle, dass wir (als Päarchen) eigentlich kaum Freunde haben, da ging es mir noch schlechter. Mein Freund ist relativ schüchtern, eigentlich hat er hier im Stadtviertel kaum Kontakte.
Wenn ich darüber nachdenke, dass ich zB den Geburtstag meines Kindes feiern wollte, ich könnte nur Verwandtschaft einladen. Wenn ich dagegen die Feiern in den Gärten von anderen sehe, ich werde da richtig neidisch.
vielleicht steigere ich mich in die ganze Sache zu sehr hinein, vielleicht bin ich "undankbar", ich weiß es nicht.
Ich bemühe mich sehr, neue Kontakte zu knüpfen bzw bestehende auszubauen. Ich besuche Mütter-Treffs, gehe in die Kirchgemeinde. Aber es bleibt bei Bekanntschaften, FREUNDE, mit denen ich mich über persönliches unterhalten kann, mit denen man auf einer Wellenlänge ist, finde ich keine. Ich bin froh, dass mir die Freunde aus meiner Heimatstadt erhalten geblieben sind, aber die sind halt nur selten da.
Dieses Gefühl der Einsamkeit ist da. Ich versuche mir einzureden, dass ich übertreibe.
Was haltet ihr davon? Schaffe ich mir künstlich Sorgen?
Eure Kullerbunt