Frage zum Tramadol-Entzug

  • Hallo an alle!

    Ich weiß es gibt schon einige Threads zu diesem Thema. Da ich allerdings eine sehr spezielle Frage habe, habe ich mich nun doch entschieden einen neuen zu eröffnen.
    Ersteinmal meine "Suchtgeschichte" im Schnelldurchlauf. Vor 4 Jahren hat sich mein Vater dazu entschlossen seinem Leben völlig unerwartet ein Ende zu setzen. Das hat mich in ein tiefes Loch gestürzt. Vor etwa zwei Jahren habe ich dann angefangen Tramadol zu nehmen (eher durch Zufall), weil mich das Gefühl einfach vergessen lies wie scheiße es mir eigentlich geht. Ich war bei Dosen von ca. 500 Tropfen am Tag angelangt. Ich wollte lange nicht aufhören weil ich schlichtweg keine Probleme mit dem Zeug hatte. Mittlerweile habe ich eingesehen, dass das keine Dauerlösung ist. Ich möchte endlich wieder "reale" Gefühle haben. Ich habe es also endlich geschafft, mich von ca 500 auf 10-12 Tropfen am Tag runterzudosieren. Nach ca. 30 Stunden ohne alles wurde es gestern Nacht so unerträglich, dass ich versucht habe mit Schlaftabletten und Levodopa (ich habe Restless Legs) die Entzugserscheinungen auf ein normales Maß zu lindern. Es hat natürlich nichts geholfen. Die Schlaftabletten haben eingeschlagen, ich war hundemüde und konnte vor lauter Zittern und kribbeln überall nicht schlafen. In meinem Zustand bin ich zu meiner leeren Tramadol-Flasche gegangen und habe die letzten 2-3 Tropfen rausgeholt.
    Jetzt endlich zu meiner Frage: Mein Freund sagt, mit diesen 2 Tropfen hätte ich mir jetzt alles kaputt gemacht und der Entzug würde von neuem starten. Stimmt das? Kann so eine geringe Menge wirklich den ganzen Entzug kaputt machen? Und wie lange dauert es ungefähr bis es vorbei ist, ich war ja nun schon einige Tage auf 10-12 Tropfen täglich eingestellt. Sind da die Symptome trotzdem so schlimm wie bei einer höheren Menge?

    Ich danke euch für eure Hilfe!
    LG ZICKE

  • Du hast auf jeden Fall dein Suchtgedächtnis wieder aktiviert; das ist klar.
    Wenn du aber stur bleibst & was draus gelernt hast, dann war es auch nicht umsonst...

    Zieh es durch - jetzt bist du gerade dabei.
    Wenn du jetzt nen break machst, dann dauert es ewig, bis du die Kurve wieder kriegst !

    LG.Ganesha

  • Hi,
    bei der kleinen Dosis hast Du Dir bestimmt nichts kaputt gemacht da Du ja schon tagelang sehr gering dossierst hast, teilweise sogar unter Thera-bereich. Das schlimmste vom Entzug solltest Du schon durch haben. Der körperliche Entzug ist nach ca 7 Tagen vorbei, meiner war es sogar immer schon nach fünf und ich war bei höheren Dosen. Der körperliche Entzug ist zwar heftig, der psychische schlimmer. Ich hoffe sehr für Dich das Du einfach nicht die Möglichkeit hast wieder an Tramal ranzukommen. Ausserdem geh ich davon aus das Du nach der langen Einnahme sowieso schon lange nicht mehr das Gefühl vom Anfang erreicht hast. Schwer wird es jetzt wenn Probleme kommen. Die sind mit Tramal einfach viel leichter zu ertragen. Ich würde Dir raten mit einem Antidepressiva anzufangen um das schlimmste abzufangen. Das hat mir sehr gut geholfen. Allerdings wirken diese erst nach ca 4 Wochen. Aber eines kann ich Dir dennoch auch positives sagen. Ich hatte jahrelang Tramal konsumiert und dann entzogen. Nach ein paar Wochen ging es mir wirklich wieder supergut, viel besser als noch mit Tramal. Auch wenn man das die ersten Tage kaum glauben mag, es ist aber so. Also, stark bleiben, Du packst das, hast schon soviel geschafft, echt klasse!!! Alles liebe, 'Carry

  • Servus Zicke,

    schöner Nick :grinning_squinting_face:

    Erstmal Glückwunsch zu deinem Entschluss, das Ganze überhaupt anzugehen.
    Sicher war diese kleine Aktion nicht perfekt (die paar Tropfen), aber absolut normal, Entzug is nun mal ne heftige Sache.

    Leider hast du wenig zur verminderten Dosierung geschrieben, also in welchen Schritten du von 500 Tropfen herunter gegangen bist. Davon hängt natürlich auch ab, wie lange dein Entzug dauert.

    Zwischendurch will ich dir raten, lass dich mal von deinem Hausarzt anschauen, man Blutdruck messen usw.
    Normal empfehlen wir grundsätzlich einen zumindest begleiteten Entzug, aber im Notfall ist ja dein Freund vermutlich da, oder?

    Was aber die beiden vor mir schon geschrieben haben, der körperliche Entzug ist ja nur mal der Anfang. Du solltest unbedingt mit einem Therapeuten reden, weil du hast es dir schon gut gegeben und das gehört auch aus deinem Kopf noch gut ausgeschlichen - als was ganesha meinte ==> Suchtgedächnis usw.

    Zu deiner Kernfrage, natürlich ist der Entzug etwas kürzer, wenn vorher gut runter dosiert hast. Aber so schlimm der Entzug ist, es wird nach ner gewissen Zeit vorbei sein und du kannst jetzt schon stolz sein, dass du das überhaupt angegangen hast.

    Versaut hast dir also gar nix, nur musst jetzt eben am Ball bleiben. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, so hast du mal gesehen, wie du reagierst, wenn wirklich Entzug einsetzt und nichts da ist.
    Aber du hast jemand an deiner Seite, das ist schon sehr viel mehr, als viele andere haben.

    Carry sagt etwa 7 Tage, ich würd noch bisserl erhöhen und sagen, vermutlich spätestens nach 10 Tagen sollte es wirklich vorbei sein.

    Ich hoffe wir hören wieder recht bald von dir, schreiben hilft doch so eingen und weitere Tipps kannst du dir sicher auch immer wieder holen.

    Viel Erfog für die nächsten Tage :smiling_face:

    LG Franz

  • Hallo!
    Erstmal danke für eure Hilfe, ihr habt mich doch ziemlich beruhigt. Der Tag heute war verdammt schwierig, leider vor allem deshalb weil mein Freund mit meinem teilweise aggresiven Verhalten nicht umgehen kann und meint, ich soll mich doch mal "zusammenreissen". Er hat nie mit Opiaten zu tun gehabt und kann sich nicht annähernd vorstellen was gerade mit mir passiert. Egal, ich bin stark geblieben und ich denke durch mein konsequentes abdosieren ( Franz: ich bin über ca. 6 Wochen erst in Zehner-, dann in Fünferschritten langsam runtergegangen. Wenn ich gemerkt habe die neue Dosis ist ausreichend wurdens 5 Tropfen weniger. Bei 10-12 am Tag war ich etwa eine Woche lang bevor ich ganz abgesetzt habe) habe ich mir einiges erspart. Ich denke heute werde ich nochmal eine Tablette nehmen zum schlafen (nichts heftiges, Schlaftabs von ratiopharm..), und morgen hoffe ich klappt es auch ohne.
    Auch wenn ich mir noch nicht vorstellen kann dass es mir nach dem ganzen Mist besser geht, einen Versuch ist es ja wert :winking_face:

    Noch kurz zum Thema Therapie...das habe ich letztes Jahr versucht und eine ziemliche Enttäuschung erlebt. Ich habe der Therapeutin erst bei der 3. Sitzung von meinem Tramalabusus berichtet und nachdem ich unter anderem "erfuhr", dass ich ein unnatürliches Verhältnis zu meiner Mutter habe, weil wir uns fast alles erzählen (Drogen ausgenommen...), fragte sie mich, ob ich ihr das nun erzähle um vom ursprünglichen Thema abzulenken. Ich wurde etwas ungehalten und daraufhin meinte sie, wenn ich ihre Thesen anzweifle, sollte ich es besser lassen einen weiteren Termin zu vereinbaren. Nach dieser Erfahrung habe ich es nicht mehr ernsthaft geschafft meine Zeit für eine therapie zu opfern... Ich werde sehen wie ich es nach meinem Entzug schaffe mit Stress umzugehen. Vielleicht gehe ich es dann nochmal an.

    Lg Zicke

  • Hm hallo Zicke,

    manchmal muss mal länger suchen, bis man den Thera gefunden hat der passt..

    LG Julchen

  • Hallo Zicke,
    Ich habe aiuch das Problem das ich mit Tramadol aufgehört habe. Ich habe täglich morgends und abends 200mg genommen. Ich habe aufgehört, da ich vergessen hatte mir ein neues Rezept beim Arzt zu holen. das war am 21.06. Die folgenden 2 Tage waren ein Wochenende und mir ging es sehr, sehr schlecht. Da bin ich wach geworden und habe mir gesagt "so geht es nicht weiter, du muss mit diesem Teufelszeug aufhören". Ich habe Retard-Kapseln genommen. Ich habe seit 33 Jahren Fibromyalgie (früher nannte man das Weichteilrheuma) und habe Tramadol gegen die starken Schmerzen bekommen. Sie haben mir immer sehr gut geholfen, aber nachdem ich nun diese starken Entzugserscheinungen bekommen habe habe ich mich entschlossen mit diesem Teufelszeug aufzuhören. Ich muss auch stark sein, da ich meine Enkeltochter von 7 Jahren bei mir wohnen habe. Aber ich halte das durch. Am Freitag den 28.06. war ich bei meinem Hausarzt und habe ihm die Symtome geschildert, er meinte aber das würde schnell wieder vorbei gehen und hat mir Tabletten gegen diese Entzugserscheinungen gegeben. Bis jetzt habe ich noch keine Besserung gemerkt. Ich bin seit 1 Woche nur noch in meiner Wohnung, Nachts lauf ich unruhig hin und her und kann nicht schlafen.Ich ziehe mich ständig um und dusche mich, da ich Schweisausbrüche habe. Dann habe ich mal wieder Schüttelfrost. Kann mir jemand sagen wie lange das nun wirklich andauert. Ich war schon immer ein Kämpfer und werde auch niemals aufgeben, aber im Moment bin ich am Ende. :11:Es kommt ja bei mir auch noch dazu das ich durch meine Krankheit Fibro sehr starke Schmerzen in den Muskeln habe. Ich bin für jeden Tip dankbar.
    LG luna09

  • Medikamentenentzug ist nicht lustig, normalerweise hättest du das Tramal ausschleichen müssen, bis zur 0 .... nun seit einer Woche, schätze du wirst es bald hinter dir haben...

    Schmerzen sind ein Grund, Medis zu nehmen.
    Hast du denn nun eine Alternative dagegen?

    Immer Schmerzen höhlen aus, und das kann auch auf die Psyche gehen....

    Wünsch dir alles Gute
    LG Julchen

  • Hallo Luna09, Du hast Dir mit dem kalten Tramal Entzug wirklich eine schwere Aufgabe gestellt. Es wäre einfacher gegangen. Der Entzug wird spätestens nach 14 Tagen abgeschlossen sein. Schon jetzt müsste es Dir etwas besser gehen. Aber nach dem Ende der körperlichen Beschwerden wirst Du Unterstützung brauchen, um gegen Suchtdruck und möglicherweise Depressionen gegen an gehen zu können. Denn alle Opioide von denen man abhängig war, machen ein Post Entzugs Syndrom, das heißt ein Krankheitsbild, das daraus entsteht, daß sich tiefgreifende Veränderungen auch in Deiner Gefühlswelt noch nicht wieder vollständig zurückgebildet haben. Nur Mut, diese Veränderungen werden sich vollständig wieder beheben (lassen). Aber auf keinen Fall ein anderes Opioid konsumieren. Denn dann kehrt die Abhängigkeit sofort wieder zurück und alles wiederholt sich. Übrigends, für die Fibromyalgie gibt es "einen ganzen Sack voll" sinnvoller Behandlungsmöglichkeiten. Tramal ist eine zwar bequeme, aber wie Du gemerkt hast, gefahrvolle Behandlungsform und deswegen für eine Dauerbehandlung ungeeignet.

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