Soziale Angst und Therapieweg

  • Hallo

    Ich gestehe, ich hab nicht alles in diesem Forum durchgeblättert zu diesem Thema, obs nun genau diese Frage schon gab :o Ich hoffe nicht.

    Ich hab schon immer Probleme mit Menschenmassen, das ist nichts Neues. Das war nie anders und ich konnte da zeitweise damit auskommen, weil es ja auch länger besser war. Es wird nur schlimmer, wenn ich in ne depressive Phase reinkomme.
    Bisher hatte ich halt typische Paniksymptome, Nervosität, Zittern, Verfolgungsangst, Heißkalt, Schweiß... etc.

    Seit Anfang diesem Jahres hat sich das Bild leider komplett gewandelt, die Symptome gehen richtig ins körperliche rein. Es hat ne Weile gedauert bis ich überhaupt verstanden hab, dass das wieder die Angst ist, weil es sich gar nicht nach Angst angefühlt hat zuerst. Sobald ich aus dem Haus gehe und irgendwo hinfahren muss, sackt der Kreislauf ab, mir wird extrem schwindelig, so schlecht, dass ich sofort an die frische Luft muss, extreme Bauchschmerzen, Kopfschmerzen... zweimal musste ich von Veranstaltungen schnell nach Hause gefahren werden, weil mir mitten im Restaurant wie aus dem Nichts der Kreislauf zusammengeklappt ist und ich danach teils bis zu 5 Tage lang krank war.
    Seitdem das Vermeidungsverhalten, alles was mit dem Rausgehen und vor allem längeren Wegen weiter weg zu tun hat, löst sofort wieder Schwindel und Übelkeit aus :frowning_face:

    Ich dachte, vielleicht gibt es hier ein paar unter euch, die das kennen oder damit Erfahrungen gemacht haben. Natürlich ist mir klar, dass sowas zur Therapie gehört, ich mach seit bald 2 Jahren eine und bin wirklich gerne bei der Therapeutin. Aber wie es hier in der Stadt halt ist, ich muss jedesmal eine Stunde Anfahrt und Rückfahrt mit UBahnen und Bussen hinter mich bringen und das ist der absolute Horror :frowning_face:
    Wie kann man so eine Krankheit mit einer Therapie vereinbaren?
    Wie kann man Rausgehen zur Therapie, wenn schon das Rausgehen ein unüberwindbares Hindernis darstellt?

    Jeden Abend vor den Terminen gehts mir schon schlecht und ich hab Angst, ob ich es da hinschaffen werde. Aber allmälich artet es echt in Quälerei aus, ich quäle mich in die Uni wo es nicht anders geht, zu den allernötigsten Terminen, zuhause quäl ich mich damit, das Nötigste zu schaffen, was zur Selbstversorgung ansteht...
    Wie soll das gehen?

    Die Thera ist schon gut, ich mag die gern und will da auch bleiben. Auch, wenn es aktuell wenig hilft (nach 2 Jahren etwas verfahren vll), ich will nicht wechseln. Aber es ist hart, dort hin zu fahren und dann die hälfte der Zeit zu brauchen, um mich von der Fahrt zu erholen.
    Außerdem, würde ich nun wegbleiben, würde ich wohl noch öfter fehlen, das schleicht sich ja schnell ein. Und Absagen wenn es mir ganz schlimm geht kann ich ja auch kaum, ich weiß das doch immer erst morgens ob ichs schaff oder nicht und dann muss ich die Stunde bezahlen und das ist wirklich sauteuer :frowning_face:

    Ich bin wirklich verzweifelt - klar, weil morgen wieder eine Stunde ist und ich mit kalten Händen dasitze und an morgen denke -...
    Gibt es eine Lösung, eine Möglichkeit, an die ich vielleicht gar nicht denke? Wo kann ein Ausweg sein?

    Kennt ihr sowas?

    :frowning_face: Bin um alle Gedanken dankbar...

    Liebe Grüße
    Mamo
    (Dauerstress, deswegen immer nur passive Leserin, sorry..)

  • Nabend Mamono,

    wie du dir ja denken kannst, bin ich Eine derjenigen, die diese Erfahrungen nicht teilen. Aber ich möchte trotzdem ein paar Zeilen dazu hierlassen.

    Für mich persönlich wären solche Situationen, wie du sie beschreibst, eine Grenze. Wenn ich den normalen Alltag nicht mehr bewältige, weil irgendwelche Gefühle zu stark sind, dann würd' ich in 'ne Klinik gehen. Ich kenne solche 'Ängste kaum, nur hin und wieder ein unangenehmes Gefühl in der Öffentlichkeit - nichts stärkeres also. Aber wenn es dich so belastet, dass es zur fast unmöglichen Anstrengungen wird beispielsweise einkaufen zu gehen.. Ich meine, irgendwann kannst dich halt nimmer selbst versorgen - und ich wäre auch zu ... eitel... mir ständig von irgendjemandem etwas bringen zu lassen. Und deshalb würde ich mich da in einen geschützen Rahmen begeben, wo ich wieder zur Ruhe kommen kann und die 'Ängste wieder reduzieren.

    Hm, ansonsten habe ich glaube keinen gilfreichen Tipp.
    Vielleicht kannst du dich ja vorübergehend von jemandem beim Alltag unterstützen lassen? Mit jemandem zusammen zum einkaufen gehen, oder so? Also vorausgesetzt diese Gesellschaft ist für dich annehm- und aushaltbar.

  • Hallo

    Erstmal danke für deine Überlegungen.

    Der Klinik-Gedanke verfolgt mich natürlich auf Schritt und Tritt. So leicht ist das leider nicht, an so nem Besuch hängt einiges dran, woran man im ersten Moment vielleicht gar nicht denkt. Würde ich nun 6 Wochen (zB) an der Uni fehlen würde ich an sämtlichen belegten Kursen durchfliegen, da ginge ein wahnsinns Kampf los, dass ich mein Grundstudium noch verlängern kann, weil ich die ganzen Kurse dann ja wiederholen muss.
    Mir würde das Bafög gestrichen werden, weil die dieses Semester Auskunft über alle erbrachten Leistungen wollen und das würde denen natürlich nicht reichen. Dann könnte ich in der Zeit meine Jobs nicht wahrnehmen und wenn das länger dauern würde müsste ich ehrlich Angst um meine Wohnung hier haben.
    Ich müsste meine Haustiere abgeben, was einfach nicht geht, das könnte ich nicht verkraften und sie auch nicht...

    Das ist nicht so leicht, das will ich so lang wie möglich vermeiden. Zumal mein erster Klinik-Versuch ja extremst gescheitert ist und ich Angst hab, schon wieder von ner Klinik kaputt gemacht zu werden :thinking_face:

    Vielleicht klang es jetzt sehr krass, mein Ernährungszustand ist schon noch in Ordnung :winking_face: Ich fall nicht vom Fleisch. Einkaufen ist noch machbar, ich geh ja nur in die Läden um die Ecke. Da fühl ich mich zwar schwummrig und nicht wohl, aber es geht noch.
    Momentan geht es noch denke ich, es ist alles im Rahmen des Vertretbaren, denke ich. Das müsste am Ende sowieso dann die Thera beurteilen, denke ich.
    Helfen lassen geht leider schlecht, in meinem Bekanntenkreis weiß keiner, dass ich Probleme hab... Das wär ja schon mal ein erster Schritt, das den Leuten klar zu machen *schauder*

    Ich glaub, momentan geht alles noch, auch wenn nichts besonders gut geht. Ich schrieb hier ja auch gerade deswegen, würde es mir noch schlechter gehn wärs ja zu spät, so hab ich wenigstens noch etwas Zeit, mir bei einigermaßen klarem Verstand Gedanken drüber zu machen, was wäre wenn...
    Ich hoffe ja sehr, dass der Abwärtstrend hier doch langsam aufhört und ich das durchhalte ohne die Thera zu riskieren...

    Danke dir, hab das auf jedem Fall im Hinterkopf gespeichert!

    Mamo

  • Vielleicht kannst du mal mit deiner Thera reden, ob sie - oder jemand anders - dir irgendein angsthemmendes Medikament verschreiben kann? Etwas beruhigendes, oder so?
    Hast da schon drüber nachgedacht, oder ist das auch nicht möglich?

  • Hallo Mamono,
    diese Ängste kenn ich nur zu gut.
    Passiert mir auch immer wieder mal.
    Zur Zeit versuch ich mich mit MP3-Player abzulenken. Dann sind schon mal die Geräusche nicht so horrormäßig.
    Außerdem hab ich einen Stein in der Hand, der mir sowas wie Halt vermittelt. Und nebenbei hab ich irgendeine Zeitschrift mit Bildern, denn zum Lesen reicht die Konzentration nicht mehr.
    Sudoko oder Kreuzworträtsel hab ich auch schon versucht - aber mangels Konzentration wieder gelassen.
    Aber Bilder ansehen, das geht (Asterix und so).
    Versuchs doch mal, schaden wirds wohl kaum.
    Wünsch dir viel Kraft und Erfolg.
    Liebe Grüße
    Nebula

  • Hi Mamono!

    Ich denke zuallererst solltest Du mit Deiner Therapeutin reden, ohne irgendwelche Beschönigungen, es gibt da ganz gute Medikamente, ohne Abhängigkeitspotential!
    Ganz wichtig, Dich etwas zu öffnen bei Freunden, nicht alles mit Dir selber abmachen.
    Es gibt 'ne gute Klinik in Bad Bramstedt für Zwangsneurosen und Panikattacken, einfach mal informieren kann ja nicht schaden.

    Lieben Gruß,
    Kassandra

  • Hallo!

    nebula
    Ja, da scheinst du ähnlich zu sein wie ich :smiling_face:
    Ich hab auch so oft es geht die Ohrstöpsel an den Ohren und ein Buch oder eine Zeitschrift vor der Nase und bin nach allen Richtungen abgeschottet. Musik ist momentan unverzichtbar, ohne brauch ich gar nicht losgehen. Mit geht es immerhin etwas besser, das lenkt schon ab. Wobei ich heute Morgen auch mit Musik 5min auf die UBahn gewartet hab und dann doch wieder gegangen bin.
    Aber ohne geht nichts :smiling_face: Sudoku mach ich schon, aber weniger erfolgreich, wenn ich so nervös bin :winking_face: Aber da scheinen zwei Menschen denselben Einfall gehabt zu haben.

    @Fibra
    Ja, vielleicht sollt ich da mal drüber reden. Ich hab mich noch nie getraut, sie zu fragen, ich glaube aber, dass sie Medikamente verschreiben kann... bin aber nicht sicher, wahrscheinlich würd sie mich eher noch zum Spezialisten schicken *uwah, Spezialisten sind schwierig*
    Vielleicht wär das ne Möglichkeit. Ich hab Angst vor Medikamenten, ich hab das bisher verdrängt mit der Begründung, dass bei mir wirklich alles immer Stimmungsschwankungen sind und ich nicht durchgehend Medis schlucken wollte, um nur in den "schlechten Phasen" was zu bewirken. Und ich hab Angst vor weiteren Abhängigkeiten...
    Aber.. ich versuch sie morgen zu fragen, ich hoff ich schaff das auch, letzte Woche gings darum, dass wir nur noch wenige Sitzungen haben (deswegen wohl auch die rasche Verschlechterung..).

    Hoffentlich schaff ich das :angry_face: *tschakka*
    Mamo

  • Hey Mamono,

    also ich kann mich Fibra nur anschließen. Klinik wäre wahrscheinlich wirklich das Beste.
    Ich hatte jemanden mit denselben Symptomen als Mitpatient in der Klinik, und bei ihm hat es sich wirklich gebessert. Er würde es auch jedem empfehlen.

    Zwecks Uni: Du kannst dir ja eine Krankschreibung geben lassen, wenn du die vorzeigst, haben sie kein Recht, BafÖG zu streichen o.ä.
    Außerdem kannst du mit den Ärzten reden, ob du nicht einige Stunden in die Uni gehen kannst, eben die wichtigsten Seminare mit Anwesenheitspflicht. Die Ärzte und Therapeuten wollen schließlich auch nicht, dass dein kompletter Tagesablauf durch die Therapie flöten geht, das würde alles ja nur noch schlimmer machen.
    Davon abgesehen musst du nicht unbedingt sechs Wochen bleiben, es ist eh dir selber überlassen. Und dann gehst du eben, wenn es dir zu lange wird, kannst später immernoch wiederkommen.

    Aber vielleicht lässt dich da mal beraten von jemandem, der sich da wirklich mit auskennt!? Also jemandem in der Klinik am besten

    Wünsch dir ganz viel Glück!! :55:

  • Hallo

    FaceLess
    In was für ner Klinik warst denn du? :21: Sowas hab ich ja noch nie gehört, dass man zwischendurch raus kann und gehen kann, wenn man grad ne Pause braucht oder so... Dachte, der Sinn ist grad, aus dem Alltag rauszukommen. :21:

    Hmh...

    Ich komm grad von der Thera. Jaaa, ich bin hingegangen, wow!
    Nachdem ich gestern Abend mit starken Schmerzen eingeschlafen und heute aufgewacht bin und dazwischen einen horrormäßigen Albtrau hatte, war ich den ganzen Vormittag ziemlich neben der Spur, dass auch die Thera erstaunt war.

    Medikamente krieg ich erstmal nicht, ich weiß gar nicht, ob sie verschreiben darf, sie hat dazu nichts gesagt. Sie meinte nur, ich soll doch mal versuchen, Baldrian zu nehmen... weiß nicht. Vielleicht mach ich das ja...
    Klinik war gar nicht im Gespräch, ich hab ihr schon erklärt, wie es momentan ist (so gut das in dem Zustand ging), aber mit Klinik war sie schon immer sehr zurückhaltend und ich vermute, sie möchte da nicht überreagieren, weil das jetzt doch so rasant schnell ging und bei mir schnelle Stimmungswechsel leider üblich sind. Vermutlich hofft sie, dass das auch bald wieder vorbei ist.
    Ich weiß es ja auch nicht... vielleicht ist es ja bald wieder besser. Ich hoffe es.
    Momentan ist es wirklich ne Quälerei, die Fahrt zur Thera war schlimm und ich hab vorher reichlich Magentropfen genommen. Zurück ging schon etwas besser.

    Jetzt bin ich ziemlich fertig und müde... werd mich erstmal hinlegen.

    Danke fürs gut Zureden...

    Mamo

  • Nun, ich war in einer ganz normalen Psychiatrie in Leipzig.
    Vor allem bei Angststörungen ist es üblich, dass die Patienten das Krankenhaus (nach einiger Zeit) verlassen. Mein Kumpel ist dann mit unserer Therapeutin mehrere Stunden Straßenbahn gefahren (Konfrontationstherapie). Außerdem nehmen fast alle Patienten Wochenendausgang. Und auch zwischendurch kann man Ausgang beantragen, auch, wenn man nur eine Überweisung machen muss und deswegen zur Bank geht. Es gibt eben auch Verpflichtungen!
    Und wie gesagt: Die Ärzte wollen, dass du mit dem Alltag zurechtkommst, da würde es wenig bringen, den Alltag komplett zu vernichten.

    Aber bitte, ich bin auch nur ein dummer Laie, das alles ist nicht sicher, ich habe es nur so mitbekommen. Ob du ganze Vormittage frei bekommst fünf Tage die Woche, weiß ich nicht. Außerdem wird das von Krankenhaus zu Krankenhaus und von Patient zu Patient natürlich unterschiedlich gehändelt.

    Sprich mit jemanden drüber, der Ahnung hat!
    Viel Glück dabei

  • Hallo ihr

    Wie gehts bei euch?

    Hier hats nach längerer schwerer Zeit ne gewisse Besserung gegeben, also es ist gerade einigermaßen ertragbar. Mit Magentropfen und so geht es grad solala.
    Wie erwartet, ich hab ja auch immer wieder gute Phasen.

    Es ist schon schwierig, ich hab letztens auch nen Artikel gelesen über Psychosomatik, Ängste und Behandlungsmethoden. Danach ist Therapie (Verhaltens- oder andere Methoden) auf Dauer besser wirksam, als medikamentöse Behandlung. Das Ganze belegt mit Zahlen und Studien etc.
    Mag ja sein, aber wenn man sich das aus Patientensicht überlegt, ist das schon ne grausame Sache.
    Therapie mag auf Dauer schon helfen, aber für den Augenblick, den ersten Augenblick, hilft es nicht. Da gehts einem schlecht und man quält sich und es hilft wenig für den Augenblick, dass irgendwann in der Zukunft das jetzt statistisch besser hilft.

    Ich hoffe sehr, dass diese Stimmung noch ne Weile anhält, vielleicht gibts dann ja wirklich mal nen Aufwärtstrend. Egal, was die Statistik sagt, eh doofes Fach, bin ich auch zurecht durchgefallen letztes mal =)

    Liebe Grüße
    Mamono

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