Hausärzte erkennen psychische Probleme selten

  • Die Bertelsmann Stiftung hat in einer Studie festgestellt, dass die meisten Hausärzte psychische Probleme wie 'Depressionen, Bournout oder Angsterkrankungen nicht erkennen.
    Das mag sowohl an mangelnder Kompetenz der Ärzte als auch am fehlenden Mut der Patienten liegen - allerdings fragen die Allgemeinmediziner wohl auch nicht konsequent genug nach.
    Laut der Studie werden bei nur 8,4% der Patienten, die wegen psychischer Probleme zu ihrem Hausarzt gehen, eben jene auch festgestellt - wohingegen Fachärzte dies bei 52,6% der Patienten diagnostizieren.
    Bei der Studie wurden 1500 Bürger befragt, davon gehen gut die Hälfte mit den Beschwerden zum Arzt, 68% davon allerdings auf Grund mangelnden Mutes nicht zum Hausarzt. 1/5 der Befragten ist der Meinung, dass ihr Arzt ihnen nicht weiterhelfen könne.


    Wie ist das bei euch - Geht ihr mit psychischen Beschwerden lieber zum Allgemeinmedizinier(in) oder lieber direkt zum Therapeuten/Psychologen etc.? Und warum?
    Denkt ihr, psychische Erkrankungen werden von Allgemeinärzten zu wenig erkannt? Wie sind eure Erfahrungen?

  • ich hab die Erfahrung gemacht, dass Allgemeinmediziner die psychischen Probleme nicht ernst nehmen und einfach sagen, fahren sie doch mal in den Urlaub, dann geht es ihnen viel besser und so sachen. Ist zwar nett gemeint, aber helfen tut es nicht, vor allem wenn grade alle kollegen urlaub haben und man im büro sein MUSS. Super Ratschlag. Oder gehen sie mal spazieren... na danke, wär ich nicht drauf gekommen... Also ich lieber direkt zu einem kompetenten Psychotherapeuten, der erkennt die Probleme und gibt keine dummen vorschläge, die eh nicht realisierbar sind...

  • In der Krankheitsaufklärung in der Klinik wurde uns auch erzählt, dass Depressionen (war grad Thema da) nur sehr selten vom Allgemeinmediziner erkannt werden.
    Ich hatte Hemmungen, direkt zum Psychotherapeuten zu gehen, deswegen habe ich mich erstmal an eine Beratungsstelle gewandt - die geben zwar keine Diagnosen, nehmen den Klienten aber wenigstens ernst und geben sehr gute Tipps. Das scheint bei Hausärzten ja seltener der Fall zu sein. Jedoch haben sie kürzere Wartezeiten als die Therapeuten.

  • im endeffekt bin ich über den neurologen wegen meinem RÜCKEN an den Therapeuten gelangt, hatte auch vorher Angst und hab mir eingeredet, ich schaffe es ohne therapie, bis ich mir vor den Baum setzen wollte mit dem auto und nur noch geheult habe, da hab ich mich am schopf gepackt

  • ich durfte zwei arten von hausärzten kennenlernen, der eine unterstützte meine psychischen probleme indem er sehr derbe witze über mich gemacht hat.

    der andere arzt stand mir immer mit rat und tat beiseite, egal was es war, er verurteilte mich nie und nahm mich ernst.

    leider gibt es viele ärzte, gerade in der stadt musste ich feststellen, die ja auch gleich antibiotika verschreiben ohne dass sie einen mal richtig angesehen haben. ich denke vielen liegt einfach auch nichts mehr an ihren patienten.

  • Ich hab auch schon unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Als ich meinem HA nach langer Zeit endlich sagen konnte das ich Depris habe hat er ganz cool reagiert, jeder sei mal schlecht drauf. Klar, nur war ich zu dem Zeitpunkt schon über ein Jahr schlecht drauf, hatte mich nur nicht getraut das zu sagen. Er riet mir Stress zu vermeiden und das wars dann auch schon.
    Als Teeni musste ich einmal wegen starken Kopfschmerzen zum Neurologen, da war ich 13. Dieser verschrieb mir dann einfach so mal eben Antidepresiva ohne das ein Grund bestand. In diesem Alter war ich alles andere als Depressiv. Kann mich auch nicht erinnern das er überhaupt nachgefragt hat warum ich da bin.
    Also ich wende mich inzwischen gleich an einen Facharzt mit Erfahrung. Ich möchte ernstgenommen werden.

  • Ich war die ersten Male auch zuerst bei einem Facharzt. Aus zwei verschiedenen Gründen: einmal, weil ich nicht mal einen Hausarzt hatte bzw. halt immer zu demjenigen Arzt gegangen bin, wo mir die Sprechzeiten am besten passten, und ich keine Lust hatte da erst x Termine gemacht haben zu müssen, bis der/die mich mal endlich an einen Therapeuten oder Ähnliches überweist. Es ging in meinem Fall schneller, direkt bei den Therapeuten anzurufen und mit denen einen Termin zu vereinbaren.
    Kann gut sein, dass ich unbewusste Bedenken hatte, dass die Allgemeinmedizinier mich nicht verstehen oder mir nicht glauben - denn diese Erfahrung habe ich schon mit körperlichem Symptomen gemacht, warum sollten sie mir dann so wenig greifbare Dinge wie Psychische Probleme glauben?! Zumindest war das aber kein bewusster Entscheidungsgrund. Bei meinem ersten Therapeuten hatte ich auch vorher gar nicht darüber nachgedacht zuerst mit einem Allgemeinmediziner zu reden - Will ja nicht zum Hausarzt, sondern zu 'nem Therapeuten. :winking_face:
    Heute bin oder wäre ich leider von Seiten der GKV dazu gezwungen zuerst zum Hausarzt zu gehen. Aber vielleicht gerate ich ja auch mal irgendwann an einen Vertreter dieser Gattung, den ich als passend empfinde.

  • Zitat von Carryon;110210


    Als Teeni musste ich einmal wegen starken Kopfschmerzen zum Neurologen, da war ich 13. Dieser verschrieb mir dann einfach so mal eben Antidepresiva ohne das ein Grund bestand. .



    Hallo Carry

    Doch das hat sogar einen medizinisch großen Nutzen, das wissen nur die wenigsten.
    Vielen Migräne Patienten wird ein Antdepressiva aufgeschrieben z.b Trittico. Wieso ? Antidepressiva greifen direkt in das Schmerzwahrnehmung, das Schmerzsystem und die nervliche Weiterleitung ein. Ua wirken sie auch entspannend auf die Nackenmuskulatur.

    Hab ich auch schon verschrieben bekommen und es hilft super.

    Mit Depression hat das nix zu tun.

    LG Nofuture

  • Kann schon möglich sein. Ist ja auch oft so das AD zusammen mit einem Schmerzmittel verschrieben wird. Trotzdem. Ich wurde damals weder untersucht noch befragt. Es war das erste mal das ich überhaupt Kopfschmerzen hatte....Migräne war noch gar kein Thema. (hab ich im übrigen auch nicht). Ich bekam das AD ohne eine Info. Erst der Beipackzettel veriet meinen Eltern das es ein AD war. SO ist das nicht ok. Weder bei nem Erwachsenen , geschweige denn bei ner 12 jährigen.

  • ich sage nicht das es ok ist. Auch bei Kopfschmerzen werden Antidepressivas angewendet.
    Sicher hätte man deine Eltern darauf hinweisen müssen.
    Ich wollte nur sagen, das es nicht unüblich ist und auch sicher nicht nutzlos.

  • Dem stimme ich im Grunde ja auch zu. Aber wegen EINMALIGEN Kopfschmerzen verschreibt man nicht gleich AD. Zumal ja nichtmal geschaut wurde ob eine ernste Ursache dahintersteckt.

  • Also ich denk schon, dass bei vielen Ärzten in Sachen psychischer Erkrankung noch Nachholebedarf besteht. Klar, bei Hausärzten fällt es zuerst auf, weil sie halt der erste Anlaufpunkt der meisten Patienten sind. Und deswegen sollten die wirklich schon dazu lernen um da was verstehen zu können. Aber grad weil auch der Bereich der Psychosomatik immer wichtiger wird müssen sich unbedingt auch Fachärzte fortbilden ums einfach begreifen zu können, dass da ein Zusammenhang zwischen einer Erkrankung ihres Fachbereichs und der Psyche bestehen kann.

    Mhm...wie es in der Praxis dann aussieht...ich denk da gibts solche und solche Ärzte. Mir ist zumindest hier in der Gegend schon aufgefallen, dass es immer mehr Hausärzte gibt, die auch psychologische Zusatzausbildungen haben. Glaub schon, dass die Wichtigkeit der Psyche langsam erkannt wird.
    Dass das natürlich noch nicht flächendeckend ist, das ist leider so und wird sicher auch noch ne Weile so bleiben...

    Bei mir persönlich...naja gut, hier in der Stadt ist ja die Auswahl an Ärzten groß. Hab mich aber dann bewusst nach Hausärzten umgeschaut, die ne psychologische Zusatzausbildung haben. Ist zwar keine Garantie, aber halt doch die Hoffnung dort besser verstanden zu werden.

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