Auf dem Weg zur stationären Therapie

  • Hiho alle zusammen,

    auf Anraten von Zyna hier nochmal mein Beitrag aus der Vorstellungsrunde. Ich habe es einfach nochmal kopiert - aber die wesentliche Frage ist: wie erkläre ich es meinem Arbeitgeber das ich in die stationäre Therapie (Alkoholentzug/-entwöhnung) gehe? Habe halt Angst mein Gesicht zu verlieren auch wenn um die Therapie kein Weg dran vorbeigeht...

    Ich bin der Mike, 38 Jahre alt und habe letztes Jahr Anf. April eine Alkoholentgiftung gemacht. Leider kam ich danach nicht in die stationäre Therapie wie mir mein Hausarzt vorab versicherte. Stattdessen hatte ich aber eine sehr nette Beraterin im Krankenhaus die mir am letzten Tag auf den Weg gab das ich mich gleich bei der Caritas melden sollte. Das habe ich auch gleich getan und mir dort Adressen von Selbsthilfegruppen geben lassen wovon ich eine auch gleich die Woche darauf besuchte.

    So weit so gut: während ich mit dem Dipl.-Psychologen den Antrag für die Therapie erarbeitete besuchte ich wöchentlich die Selbsthilfegruppe. Kurz nach meinem Krankenhausaufenthalt wurde ich von meinem Arbeitgeber aufgrund meiner Fehlzeiten zum Betriebsarzt geschickt. Dort spielte ich dann mit offenen Karten und auch diese Sache war geklärt - ich war weiterhin arbeitsfähig :winking_face:

    Obwohl ich durch die Selbsthilfegruppe (SHG) erstmal aufgefangen war und mich dort auch wohl fühlte kam dann doch der erste Druck wieder hoch. Dagegen habe ich mir vom Arzt Atosil verschreiben lassen. Die halfen auch erstmal - aber dann war die Versuchung zu gross und die Sicherheit zu trügerisch. Aber ich griff nicht zur Flasche, nein, stattdessen wieder zu GBL! Der Ausrutscher wurde mit meiner SHG besprochen und geklärt. Aber ich konnte es nicht lassen. Auch wenn ich gut ein halbes Jahr keinen Alkohol mehr genommen hatte - so kam wieder mehr das Kiffen und ab und an GBL ins Spiel. Die SHG verliess ich dann ohne mich abzumelden und ich denke mal, da nahm das Schicksal seinen Lauf... Der Antrag für die stationäre Therapie, der mittlerweile fertig war zum unterschreiben interessierte mich auch nicht mehr!

    Heute, gut ein Jahr später stehe ich also wieder da wo ich vor einem Jahr war. Mit GBL habe ich vor ein paar Wochen einen ganz üblen Absturz in Verbindung mit Alkohol gehabt - der Schock sitzt immer noch tief. Aber nun habe ich wieder die Fehlzeiten wie damals, trinke Alkohol (hauptsächlich Bier) und kiffe auch wieder regelmässig. Ich habe es jetzt zigmal versucht von alledem runterzukommen, abstinent zu leben, aber ich schaffe es nicht. Ich kapituliere - ich stecke in einer Sache drin aus der ich alleine nicht rauskomme! Also habe ich letzten Donnerstag wieder die Caritas aufgesucht und bekundigt, das ich doch die stationäre Therapie machen will!

    Man muss dazusagen, noch habe ich Arbeit und noch habe ich eine ganz liebe Freundin die hinter mir steht. Aber ich weiss das das alles nicht auf Dauer so bleiben wird. Nun werde ich den Weg gehen vor dem ich mich immer gesträubt habe, aber andererseits verspreche ich mir von dieser stationären Therapie sehr viel und danach auf jeden Fall ein besseres Leben als jetzt. Denn wenn ich keinen Alkohol oder was zu Rauchen habe werde ich mächtig unruhig und Atosil hilft langsam auch nur noch in gesteigerten Dosen (3 - 4 Stck. pro Tag).

    Ich weiss das der Weg in die stationäre Therapie der richtige sein wird. Ich weiss, das danach alles besser wird! Für mich selber habe ich schon festgelegt das ich nun einmal der Suchttyp bin der mit den verschiedenen Sachen (Alkohol, Marihuana, GBL) nicht umgehen kann.

    Mein Berater sagt, wenn alles klappt, kann ich Ende Mai, Anf. Juni mit der Therapie anfangen. Ich habe keine Angst vor der Therapie, im Gegenteil - ich freue mich wenn der Spuk endlich zuende ist. Aber womit ich momentan wirklich Probleme habe - wie erzähle ich es meinem Arbeitgeber??? Ich meine die stat. Therapie soll 13 - 16 Wochen dauern, glaubt mir das jemand wenn ich sage ich mache eine Kur oder so?

    Es ist nun mal so das dem Alkoholiker ein schlechtes Image anhaftet ob er nun aktiv oder trocken ist- meine Erfahrung jedenfalls (nachdem ich einigen Leuten von meiner Entgiftung erzählt habe). Kann mir da jemand Tipps geben wie man sowas mit seinem Arbeitgeber am besten bespricht. Zu meinem Chef habe ich leider nicht so den tollen Kontakt zwischenmenschlich gesehen. Ich würde bei ihm nur äusserst ungerne mit offenen Karten spielen. Also momentan habe ich so da die Vorstellung ihm zu erzählen, das ich Probleme habe, deswegen stationäre Therapie mache. Letztendlich geht es ihn ja auch nichts an, oder?

    Vielen Dank fürs Lesen und vielleicht hat ja einer nen guten Tipp für mich :winking_face:

    Gruss Mike

  • Naja, eine normale Kur geht normalerweise nicht so lang....ausserdem denke ich das es viel besser wäre wieder mit offenen Karten zu spielen. Das zeigt Deinem Arbeitgeber auch das es Dir wirklich ernst ist. Ich glaub nicht das mit einer Lüge, bzw Verschweigen das Vertrauen in Dich steigt. Klar gibt es Vorurteile, gib Ihm zu verstehn das Dir das klar ist und das Du Ihm das Gegenteil beweisen willst. Das ist jetzt aber nur MEINE Meinung, ganz klar DEINE Entscheidung. Sagen müssen....tust Du es nicht, krank ist krank, egal aus welchem Grund.

  • Ich weiss ja auch das einige Kollegen das eh schon ahnen was mit mir los ist - ich meine, diese Anspielungen und so! Da kommste mit ner Fahne zur Arbeit weil du den Abend vorher ne Pulle Rum gekillt hast und dein Kollege fragt dich: sag mal, hast du Knoblauch gegessen? All diese kleinen Dinge und Anspielungen, da mach ich mir mittlerweile nix vor, das sieht man doch wenn man noch halb im Tran zur Arbeit erscheint und das monatelang. Das haben mir auch schon andere Leute gesagt. Ja, ok! Ich habe ein Problem mit Alk usw. und ich will ja auch was dagegen tun - aber so zu meinem Chef gehen und zu sagen: du, es gibt da was - da müssen wir mal drüber sprechen... Kann ich nicht, sorry! Es klappt halt zwischenmenschlich nicht zwischen uns aber ich weiss auch wenn es so weitergeht wird ER auf mich zugehen und ES ansprechen!!! Naja, ich lass es auf mich zukommen, erstmal guggen ob es dafür Ansprechpartner beim Betriebsrat oder beim med. Dienst gibt. Letztendlich verliere ich mein Gesicht eh nicht weil ich eine stationäre Therapie machen will sondern beweise Stärke weil ich was dagegen tue. Schöne Worte, aber die Praxis sieht halt leider anders aus. So what! Habe letztes Jahr für wenigstens 5 Wochen mal erfahren das es auch ohne all den Scheiss geht und muss sagen - das waren die besten Wochen! Da will ich wieder hin - dauerhaft! Drogen sind gelogen - wie wahr!

  • Hey unreal,

    nun, es ist schwer auf Dauer seine Maske vom Leben, wo alles in Ordnugn ist, aufrechtzuerhalten. Irgendwann kommt es immer aus, also versuch selbst hinter dir, deinem Leben und deinen Problemem zu stehen.
    Sicherlich, offen zu sein, ist alles andere als einfach, erst Recht, wenn man zu der bestimmten Person wenig Vertrauen hat, bzw nicht mit ihr klar kommt.
    Aber was bringt dir das vertuschen, genauso wenig..
    Irgendwas musst du sagen, weshalb du eine Therapie machst, du musst ja nicht ins Detail gehen, aber irgendeinen Lügengeschichte auftischen würd ich nicht machen.
    Liegt wohl daran,dass ich damals mit meinem Arbeitgeber, gute Erfahrungen gemacht hab, als ich gesagt hab, dass ich ne stat. Therapie mach.

    Wünsch dir viel Kraft bei der Sache
    Zyna

  • Hi unreal!

    Ich denke es führt kein Weg dran vorbei, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Wenn "ES" sowieso schon die Runde unter Deinen Kollegen macht, ist es evtl. ohnehin schon Deinem Chef zu Ohren gekommen, wird es irgendwann zwangsläufig.
    Dann ist es allemal besser in die Offensive zu gehen. Du mußt Dich ja auf keinerlei Grundsatzdiskussionen einlassen, aber Du hast den Eröffnungsbonus auf Deiner Seite, zumal Du Deine Situation selbst ehrlich und selbstreflektiert einschätzen kannst, und Du die nötigen Schritte selbst eingeleitet hast, dafür auch ein ganz großes Lob an dieser Stelle!

    Er kann Dir auch nicht mit Kündigung drohen, da Alkoholismus eine anerkannte Krankheit ist, und Krankheit ist kein Kündigungsgrund.

    Ich weiß, das ist schwer und kostet viel Überwindung aber Du nimmst damit dem ganzen Hintenrumgetratsche den Wind aus den Segeln und wenn Du's geschafft hast wird's Dir damit besser gehen....
    Falls es tatsächlich superschlimm wird und darauf hin ein Spießrutenlauf auf Dich zukommt, kannst Du Dich die letzten paar Wochen immer noch krankschreiben lassen.

    Wünsch Dir viel Mut,
    liebe Grüße,
    Kassandra

  • Vielen Dank erstmal für die Antworten :winking_face: - freut mich nicht alleine dazustehen und zu wissen das jemand da ist der mir hilft, auch wenn es momentan noch virtueller Natur ist. Nun habe ich mir heute die Unterlagen für die Beantragung der stationären Therapie abgeholt und nochmal kurz mit ihm gesprochen. Habe die Wahl zwischen 4 Monaten stat. Therapie oder kombiniert - 2 Monate stationär danach ambulant mit der Option aber zwischendurch dann doch auf 4 Monate zu verlängern. Na, wenn das nix ist :winking_face:

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