...und so dacht' sie sich im Stillen:
Gedichte, schaurig und auch schön,
soll'n in diesem Baume steh'n!
Tod durch Leidenschaft
Die Dämmerung, das Licht, das weiche
beleuchtet ihn, die Männerleiche.
Diese Locken, diese Bleiche…
Rot ist die Stirn, die Haut ist’s nicht,
ich habe ihn erschlagen.
Nun liegt er da im sterbend’ Licht,
und hört die Toten klagen.
Die dunklen Wimpern, Augenbrauen,
das Blut und seine weiße Haut;
wie Schneewicht ist er anzuschauen.
Da dringt zu mir ein leiser Laut,
brummend, summend, wie ein Rasierer,
und setzt sich still auf seine Wange.
Es sind Fliegen und andere Tiere;
Schönheit verbleibt, wie er, nicht lange.
Auch der Tag beginnt zu sterben,
die Sonne schwindet hinter’m Wald.
Das Licht bricht in Bäume, wie Scherben,
ich muss ihn noch begraben. Bald.
Wenn alle Sträucher Schatten haben,
dann warte ich auf einen Raben,
der seine Seele trägt, erhält,
und mit ihr fliegt zur Unterwelt.
Noch ein bisschen muss ich warten,
ich höre schon ein leises Krächzen,
drum nehme ich endlich den Spaten
und hebe aus das Loch mit Ächzen.
Endlich ist es tief genug,
die Sonne geht schon unter,
das Tier sitzt auf dem Ast, „Uhu!“
Das war die Eule, sie ist munter.
Der Rabe krächzt nicht mehr, er blickt
Mich aus silbern’ Augen an,
als fragt er: „Hast du mich geschickt?
Ist wegen dir tot dieser Mann?“
Mein Liebling, kaum noch sichtbar jetzt,
ich heb ihn langsam an,
und hiev den kalten Mensch zuletzt
zum Rand der Grube ran.
Ich wollte noch ein Gebet sprechen,
als der Rabe sich erhebt,
ich höre ihn denken: „Ein Verbrechen
verlangt, dass er noch einmal lebt.“
Da! Plötzlich steht er auf, der Tote,
und schaut mir traurig ins Gesicht.
„Der Rabe als dein Todesbote
kann taugen als der meine nicht!“
Er zieht das Messer aus der Brust
Und steckt’s mir tief ins Herz.
Ich hab es irgendwie gewusst.
Das hätte nur so sein gemusst.
Ein jähes Ende dieser Lust,
bis ein End' hat der Schmerz.
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