Traurig-schaurige Lyric

  • Hier ein paar ältere Zeilen, aus der Zeit in der Psychiatrie:


    Zerstörungsblut

    Mit Ekel sehe ich alte Narben,
    Mit Lust füge ich Neue hinzu.
    Blut hinterlässt Spuren,
    Die jeder sieht.
    Schreckt ab,
    Macht mich wütend,
    Macht mich ruhig,
    Will mich töten,
    Hält mich am Leben.

    Widerwärtig
    Ist mein Körper
    Den ich zerstöre
    Hässlicher mache
    Um mich schöner zu fühlen.

    Mühelos
    Werfe ich mich weg
    Um mit unendlichem Aufwand
    Mich wieder aufzuraffen
    Und unzufrieden zu sein,
    Wenn ich wieder auf beiden Beinen stehe.

    ____________________

    Todessehnsucht

    Heute sperrt ihr mich ein
    Zwingt mich zum Leben
    Morgen lasst ihr mich allein
    Ohne Sinn in meinem Leben.

    Vorbei die Hoffnung nach der Psychiatrie
    Nur kleine Schritte konnte ich gehen
    Ans Ziel kommen werde ich nie
    Ihr sollt mich nur noch tot sehen.

    Mein Leben lang das machen
    Was ich nicht will
    Mit weiter verebbendem Lachen
    Und irgendwann ist es still.

    Wir zögern es nur hinaus
    Alleine sein werden wir ja doch
    Trotz der Sehnsucht nach dem Aus
    Lebe ich jetzt immer noch.

    Denn natürlich sind noch Zweifel da
    Ist meine Wahl wirklich perfekt?
    Auch meine Angst spüre ich klar,
    Sonst wäre ich schon lange weg.

    ____________________

    Spiegelbild

    Der Spiegel schreit „Lügner“,
    Wenn ich zu ihm lächle.
    Was für ein kluges Kerlchen,
    Er versteht mich.
    Er schreit „Schlampe“,
    Wenn ich Freunde habe
    Denn er weiß,
    Dass ich sie nicht verdient habe.
    Er schreit „Nimm die Klinge“,
    Wenn ich weine,
    „Bestrafe dich“, wenn ich lächle.

    ____________________

    Schwarze Monster

    Mit scharfen Zähnen und schrecklichem Gebären
    Spür’ich die Monster an meinem Magen zehren.
    In mir wird es plötzlich laut
    Monster mit schwarzer rauer Haut.

    Kein Hunger ist es, der mich plagt,
    Doch eine Angst, die in mir nagt.
    Pessimismus und Schwarzmut sind das
    Was mich erfüllt mit Wut und Hass.

    Ich finde einfach keinen Schlaf,
    Weiß nicht, ob ich schlafen darf.
    Jedes Monster in mir drin
    Hat doch seinen eigenen Sinn.

    Sie sind der Grund, warum ich nicht gehe,
    Trotz Kummer auf der Erde stehe.
    Leben zur Zerstörung, Zerstörung um zu leben
    Das kann mir hier kein Mensch geben.

    Und nun eine Hasstirade auf die Männer :grinning_squinting_face:
    Sehr vorurteilbehaftet, es entstand nach einer großen Enttäuschung durch einen sehr guten Freund. Dennoch hat sich, nachdem wir uns vertragen haben, unsere Einstellung nicht sehr verändert, höchstens ihm selber gegenüber:

    Männer

    Primitive Menschen in harten Gewändern
    Es gibt sie hier wie auf der ganzen Welt.
    Es gibt sie hier wie in allen Ländern
    Kaum einer darunter, der sich nicht für großartig hält.

    Männer müssen Frauen haben,
    Sex steht bei ihnen auf Rang Eins.
    Wenige, die mir wirklich Lust gaben
    Trotzdem: Ein gutes Ende gab’s keins.

    Und dann irgendwann stehen sie vor mir
    Beichten mir, welche Fehler sie machten.
    Ich frage sie: „Was denkst du dir?“
    Bis ich merkte, dass sie selten dachten.

    Und da soll ich sie nicht hassen?
    Ich kann ihnen nur schwer Liebe geben.
    Aber sie nicht dein Leben kontrollieren lassen,
    Denn dann lassen sie dich nicht leben.

  • hallo faceless,
    deine gedichte sind sehr aussagekräftig. mir gefällt "Spiegelbild" sehr gut. andere könnten etwas mehr lyrischer sein, vielleicht kürzere zeilen, nicht-alltagssprache verwenden, satzbau ggf. "verfälschen". trotzdem sind sie inhaltlich alle gut.

    das letzte - hm - sogar das. na ja, aber vielleicht triffst du mal männer, die deine sicht da etwas können. wäre ja absurd, wenn alle männer narzissten sein sollten. dennoch zeichnet es ein bild der männlichen personen, die du wohl so in der art bisher in deinem leben getroffen hast. aber stell dir vor, es gäbe männer, die ähnliche gedichte schreiben könnten - nur über frauen. sehr pauschal.

    alles gern gelesen
    bender

  • Hallo FaceLess
    Also deine Gedichte sprechen einen wirklich sehr an sie sagen so viel und sind aber auch sehr traurig.Am meisten hat mich das Zerstörungsblut bewegt und auch traurig gestimmt. Ich leide jetzt nicht unter SVV aber wenn man Drogenabhängig ist ist es ja auch ne gewisse Art von zerstörung gegen sich selbst. Also sie sind alle wirklich sehr gut geschrieben mein Kompliment. L.g.Hexy

  • Ich genieße die Kommentare von euch und möchte mich dafür bedanken. Es tut gut, lieb gemeinte Kritik und Anerkennung durch euch, die mich wohl noch am Besten verstehen, zu erfahren. Danke! :smiling_face:

    Ich habe gestern irgendwo ein Gedicht von mir gefunden. Es muss aus der Zeit in der Klinik sein, also ein halbes Jahr einschließend, und ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie und unter welchen Umständen ich es schrieb. Das macht es für mich geheimnisvoll. Tut mir leid, dass es auf Englisch und evtl nicht für alle verständlich ist:

    Keeping the wall

    I know, I’m not pretty
    But at least, I am something.
    I do not know what I am,
    But I do exist, you can see me.

    I am visible, but only my outside
    You hear what I tell you
    But you don’t get the meaning.

    You would like to understand,
    I’d try to explain to you
    Even if I don’t want you to know what I’m thinking.

    So let’s keep the wall
    Between you and me
    It won’t make any difference to our feelings
    But it makes everything that much easier.

    Whatever we do, we will stay lonesome
    Until we get to know the one person
    Who understands.

    Dann habe ich noch ein Gedicht vom 30.12.09 gefunden, entstand in eine großen Krise:

    Geflügelte Gedanken

    Geflügelte Gedanken
    Mit Blut am Gefieder
    Die sich um meine Seele ranken
    Singen düstere Lieder

    Nur andere fürchten meinen Tod
    Ich sehe ihm entgegen
    Denn in größter Not
    Versuche ich ihr zu entgehen


    ACHTUNG, starker Trigger:
    Das nächste Gedicht schrieb ich vor einem Suizidversuch. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich es hier reinstelle. Sollte es angesichts der damaligen Umstände zu krass sein, bitte ich die Mods, das Gedicht sofort und kommentarlos zu entfernen. Danke

    Liebe Angehörige

    Liebe Angehörige, verzeiht meinen Tod.,
    Mein Handeln geschah aus purer Not
    Und Angst, weiter zu versagen
    Und mein Leben niemals zu wagen.
    Ich verstehe eure Trauer gut,
    Da sie auf Liebe beruht.
    Vielleicht ist es besser, wenn ihr mich hasst
    Und mich aus eurem Herzen lasst.
    Ich möchte keine Tränen sehen,
    Ihr habt einen schweren Weg zu gehen.
    Dennoch ist es für mich doch gut
    Denn mir fehlt der Mut
    So mein ganzes Leben zu leben
    Und mir sämtliche Verachtung zu geben
    Ich tu mein Leben lang Ding’
    An denen zu freuen es mir nicht gelingt.
    Ich möchte zu mir selber gehören
    Anstatt mich fortan zu zerstören.
    Vielleicht wäre ich später glücklich, einerlei
    Für mich ist es endlich doch vorbei.

  • Hallo FaceLess
    Habe dein Gedicht: Liebe Angehörige
    jetzt bestimmt 10x gelesen o.k. es triggert wirklich, grad wenn man sich so scheiße fühlt wie ich im moment aber keine Sorge da stehe ich schon drüber aber ich finde es bemerkenswert wie du Gefühle in Worte packst. Es spricht mich sehr an, stand halt auch schon ein paarmal in meinem Leben vor solcher Situation.Leider kann ich nicht sooo gut Englich,deshalb kann ich zu dem anderen nicht viel sagen,schade. L.g.Hexy

  • Ich füge hier noch einmal die deutsche Übersetzung des letzten Gedichtes ein, damit es wirklich auch für alle verständlich ist (finde die englische Version jedoch besser):

    Die Wand stehen lassen

    Ich weiß, dass ich nicht hübsch bin
    Aber wenigsten bin ich irgendwer.
    Ich weiß nicht, wer ich bin,
    Aber ich existiere, du kannst mich sehen.

    Ich bin sichtbar, jedoch nur mein Äußeres
    Du hörst, was ich dir sage
    Aber du verstehst es nicht.

    Du würdest gerne verstehen,
    Ich würde versuchen, es dir zu erklären
    Auch wenn ich nicht möchte, dass du weißt, was ich denke.

    Also lassen wir die Wand stehen
    Die zwischen uns steht
    Es wird unsere Gefühle nicht verändern
    Aber es macht alles so viel einfacher.

    Egal was wir tun, wir werden einsam bleiben
    Bis wir die eine Person kennen lernen
    Die uns versteht.

  • Folgende beide Gedichte habe ich gestern Abend geschrieben. Das Zweite ist nicht direkt ein Tatsachenbericht, eher ausgedrückte Hoffnung, wie es am Ende des Kampfes aussehen soll, ein Hoffnungsschimmer.

    Depression

    Ein Tor,
    das sich öffnet, das sich schließt.
    Ein Spiegel,
    In den du immer wieder siehst.

    Ein Glas,
    Das sich füllt, das sich leert.
    Ein Mensch,
    Der dich mal hasst, dich mal begehrt.

    Ein Kind,
    Das Bisher Schlechtes nur gesehen.
    Worte,
    Die nur Gleiche verstehen.

    Verwesung,
    die langsam vor sich geht.
    Ein Feind,
    der ständig nach dir schlägt.

    Wut,
    Die deinen Körper zerfrisst.
    Der Gedanke,
    Der alles Gute vergisst.

    Depression,
    Die keiner Versteht,
    Hoffnung,
    Dass sie sehr bald vergeht.

    ---------
    Depression ade

    Große Gedanken in Stücke gerissen,
    Neue Fragen in den Raum geschmissen.
    Depressive Momente, Wochen und Stunden
    Habe ich im Kampf überwunden.

    Erst siegte sie, dann war der Kampf mein,
    Die Kraft sollte nicht vergeudet sein.
    Durch ihn habe ich Probleme erkannt
    Und ein Leben, das ich lebenswert fand.

    Mein Berg ging bergauf und war schwer
    Der Wind trieb mich hin und her.
    Nach langem Suchen hatte ich die Wahl:
    Ich entschied mich für Hilfe, nicht gegen die Qual.

    Ich beurteile meine Wahl als gut
    Denn heute habe ich den Mut
    In die Ferne zu schauen
    Und meine Zukunft aufzubauen.

  • Ich mag deine Gedichte, und ich hoffe sehr, dass du gerade aus dem letzten geposteten Werk Kraft und eben auch Hoffnung ziehen kannst.

    Zitat

    Denn heute habe ich den Mut
    In die Ferne zu schauen
    Und meine Zukunft aufzubauen.

    Das gerade die Zukunft Angst macht, das kenn ich. Und gerade deswegen wünsch ich dir auch Mut, dass du in ein wenig in die Zukunft schnuppern und erkennen kannst, das dort einiges wartet, was du dir selbst gestalten kannst

    Wünsch dir viel Kraft :smiling_face:

  • Danke für deine lieben Worte, Zyna.
    Irgendwie gibt mir das Gedicht wirklich etwas Mut, da ich anscheinend wirklich daran glaube - sonst hätte ich es nicht geschrieben. :smiling_face:

  • Hallo FaceLess
    Ich kann es nur immer wieder erwähnen,ich liebe deine Art wie du deine Gedichte schreibst sehr.Ich kann mich in vielen deiner Zeilen wiederfinden und mich voll damit identifizieren,sie fühlen.

    Auch ich habe diese Wahl getroffen und ich hoffe das wir den Mut in die Ferne zu schauen niemals mehr verlieren.G.l.g. von Hexy :blume:

  • [FONT=Georgia, serif]Meine Damen und Herren,[/FONT]


    [FONT=Georgia, serif]Herzlich Willkommen im Irrgarten „Leben“.[/FONT]
    [FONT=Georgia, serif]Wenn Sie das Labyrinth betreten, sind Sie unschuldig und gutgläubig. Voller Erwartungen laufen Sie los, völlig ziellos, doch voller Hoffnungen. Vielleicht kommen Sie an der ein oder anderen Attraktion vorbei. Wir haben „Liebe“, „Freundschaft“, „Geborgenheit“, „Glück“, „Toleranz“, „Spaß“ und noch einige andere Sachen, die Sie sicher begeistern werden, im Irrgarten versteckt. Aber natürlich können Ihnen unter anderem auch „Hass“, „Krankheit“, „Angst“ und „Neid“ begegnen – halten Sie sich also in Acht![/FONT]
    [FONT=Georgia, serif]Sie müssen nichts tun, als durch das Labyrinth zu laufen und das, was Sie dort vorfinden, für sich zu nutzen oder daran zu zerbrechen. Sollte Letzteres der Fall sein, haben Sie die Möglichkeit, die Notausgänge an den Seiten zu benutzen – wir raten jedoch davon ab![/FONT]
    [FONT=Georgia, serif]Am Ende Ihres Irrlaufes erreichen Sie das wohlverdiente Ziel: Den Tod.[/FONT]


    [FONT=Georgia, serif]Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen und Erfolg, meistern Sie Ihren Weg gut![/FONT]
    [FONT=Georgia, serif]Der Vorstand des Irrgarten „Leben“[/FONT]

  • Hey,

    krasses Users Manual zum Irrgarten Leben! Es klingt zwar misanthrop, aber dennoch hält es sich an Fakten. Die "Notausgänge" bleiben Skizzen und das ist so auch gut gemacht. Ich mag nicht zuletzt die Kürze des Textes. Inhaltlich finde ich meine eigenen Gedanken in deinen Zeilen wieder.

    Ich mag den Lesestoff. Das Bild scheint mir gut gewählt.

    LG
    bender

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