Fuchur

  • Zaghaft strich sie mit ihren Fingern über das alte dunkle Holz, wischte zögerlich Spinnweben und Staub von dem Deckel der Kiste. Das Schloss... verrostet zwar, aber augenscheinlich immer noch stabil genug. Sie hatte sie, wie all die anderen Kisten auch, ganz hinten auf den Dachboden ihres Lebens gepackt. Nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, diese oder eine der anderen Kisten wieder hervorzuholen, sie zu öffnen oder sich gar deren Inhalt noch einmal anzusehen. Niemals.

    Zögernd drehte sie am Schlüssel und hob den Deckel an - eingebettet in Scham, Schuldgefühlen, Wut und Hilflosigkeit lag er vor ihr, der Augenblick, an den sie sich nie wieder erinnern wollte. An den sie sich gleichzeitig aber auch nicht mehr erinnern konnte, nicht wirklich... nur schemenhaft und verschwommen das Gesicht über ihr... nur vage das Bedürfnis, Nein sagen zu wollen... aber nicht zu können. "Nein" sagen... hatte sie erst sehr viel später gelernt.
    Nachdem er sich wortlos angezogen hatte und zurückgegangen war in sein Leben, lag sie noch lange regungslos auf der alten Matratze. Äußerlich noch das gleiche naive und viel zu vertrauensvolle Mädchen wie Stunden zuvor - tief in ihrem Inneren jedoch, dort, wo Sehnsüchte, Träume und die Liebe zu sich selbst entstehen und wachsen sollten... tönte die altvertraute boshafte Stimme in ihr Bewußtsein "Du hast selbst schuld!"...

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    "Aber ich hatte doch selbst schuld Mama." - Dieser Satz war es, der alles wieder zum Vorschein brachte, so, als wäre es erst gestern gewesen. Sie sah ihrer Tochter in die Augen - "Nein, du bist nicht schuld!" - Doch egal, was sie sagte oder tat... ihre Tochter packte unbeirrt ihre Kiste voll, drehte den Schlüssel um...

    "Ich bin schuld." Jetzt steht sie da, die Kiste, seit Monaten schon... und endlich weiß sie, was zu tun ist.
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    Manche Menschen haben ihre Kisten gut versteckt, manchmal so gut, dass sie diese nie wiederfinden würden, selbst, wenn sie es wollten. Viele Menschen wissen genau, wo ihre Kisten sind, verfallen aber dem Irrglauben, sie seien sicher vor ihrem Inhalt, nur, weil sie nicht mehr in ihrem Blickfeld sind....

    Und manche Menschen werden eines Tages aus heiterem Himmel mit dem Inhalt konfrontiert, werden von verdrängtem Schmerz eingeholt... überrollt von der Macht des Unterbewußtseins...
    Anschauen, sortieren, leerräumen... erst dann den Deckel für immer schließen:
    anders funktioniert es nicht.

  • Es war nicht die letzte Note...
    der Tanz ist immer in Erinnerung...
    im Herzen meines Seins....
    tief verborgen in Gefühlen und Empfindungen...
    die niemand erahnen kann und darf!
    Nicht achtlos weggeworfen..
    nein, niemals.
    In meinem Herzen eingeschlossen...
    warm und weich geborgen...
    zart gehalten von Händen...
    die nur zärtlich streicheln wollten und halten...
    Festhalten...
    Nicht zerbrochen, sondern im Ganzen...
    BITTE
    Keine Tränen, keine kalten Wasser
    in unserem Sein....
    deinem Herzen.
    (Fuchur)

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