Hallo,
eigentlich kämpfe ich schon seitdem ich denken kann mit diesen Derealisationen.
Lange Zeit habe ich mir eingebildet, einen Gehirntumor zu haben, weil es mir vorkam, als würde ich alles um mich herum irgendwie zeitversetzt wahrnehmen.
Der Zustand kommt etappenartig. Meist nach einem Streit oder einer Stresssituation und dauert oft Tage, Wochen an. Es ist als würde ich geistig "weggehen", als würde ich mich emotional ausklinken und mein Kopf ist nur noch für die wesentlichen Dinge funktionsfähig wie Autofahren oder den Alltag halbwegs zu überstehen. Ich fühle mich dann wie in einem Film, nichts berührt mich mehr, alles geht an mir vorüber und es ist, als ob ich meine Umwelt zwar sehe, aber doch nicht an ihr teilhaben kann.
In solchen Zuständen kommt mir auch mein Zeitgefühl vollkommen abhanden. Ich bekomme Gedächtnislücken und kann mich nicht einmal mehr auf ein Buch konzentrieren. Mein ganzer Körper, mein Geist ist dann irgendwie betäubt und Gespräche fallen mir schwer. Meist versinke ich an solchen Tagen vollkommen im Chaos, weil mir dann selbst einfachste Dinge wie den Schrank einräumen schwer fallen.
Ich bin dann kein Mensch mehr - nur eine leere Hülle, ein Phantom - und handle nur noch wie ein Roboter.
Normalerweise sollte man sich an solche Zustände gewöhnen, vor allem, wenn man sie schon sein Leben lang kennt. Aber nicht ich. Es ist jedesmal wieder die Hölle für mich und ich wünsche mir nichts sehnlicher als wieder "zurückzukommen", aber egal wie krampfhaft und verbissen ich es versuche - es passiert einfach nicht.
Irgendwann geht der Zustand dann wieder vorbei und ich habe eine Weile Ruhe. Bis zur nächsten Stresssituation... Daher kann ich gute Momente oder Glücksgefühle gar nicht genießen, weil ich weiß, dass alles schnell wieder vorbei sein kann...
Kann mir jemand sagen, wie ich mich da selbst wieder zurückholen kann?
Lieben Gruß,
stella
einfach nur "HIER" sein :-(
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Kann mir jemand helfen? Gibt es Medikamente gegen diese Zustände? Seitdem ich clean bin sind die Derealisationen keine Phasen mehr, sondern ein permanenter Zustand. Es ist kaum noch zu ertragen. Selbst Seroquel schlägt nicht bei mir an, obwohl es ein hochpotentes Neuroleptikum ist. Im Gegenteil - es verwirrt mich nur noch mehr.
Was kann man dagegen tun?
Werde ich langsam psychotisch?
Kann mir irgendjemand helfen? -
Hallo Stella,
sorry ist mir echt peinlich, dein erster Beitrag scheint ja echt unter gegangen zu sein.
Mal ganz langsam ....
Gewöhnen sollte man sich an so einen Zustand wohl kaum
Leben kann schöner sein ....
Machst du Therapie...solche Zustände haben ja Auslöser, wie du sagst Stress (kenn ich auch so) ... und müssen eben auch eine Ursache haben.
Magst vllt ein bisschen von dir erzählen ????
Julchen
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Hallo Julchen,
ich habe diese Zustände, seitdem ich mit neun dabei zusehen musste, wie meine Mutter vor mir einen Schlaganfall hatte mit darauffolgender Gehirnblutung.
Die Derealisationen verstärkten sich, nachdem ich auf dem Gymnasium drei Jahre lang gemobbt wurde und danach so Depressiv wurde, dass ich auf die Realschule wechseln musste.
Die Jahre seit dem Schlaganfall von meiner Mutter bis zum Abruch des Gymnasiums (es sind insgesamt 5-6 Jahre) fehlen mir völlig.
Alles was ich weiß, ist dass nach diesem Filmriss nichts mehr so war wie früher und mir nichts mehr so richtig gelingen wollte.
In Therapie befinde ich mich momentan nicht, weil ich bislang nur Pfuschern begegnet bin, die mich abgesehen davon, dass sie mir nicht helfen konnten, auch noch in die Medikamentenabhängigkeit getrieben haben.
Lieben Gruß,
Stella -
es werden aber nicht nur pfuscher auf der welt sein.
ich habe auch ne weile gebraucht, um an die richtige therapeutin zu kommen.alleine wirst du das wohl leider nicht auf die reihe bekommen, soweit ich das rauslesen kann. kommt ja scheinbar noch mehr hinzu wenn ich an deinen anderen beitrag denke.
nur mut, es gibt auch therapeuten die nicht in die kategorie pfuscher fallen
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Hallo STella,
hast du schon mal an eine stationäre Traumatherapie gedacht .... nein nicht alle Theras sind Pfuscher, aber man muss mitunter lange suchen bis man an der Richtigen gerät
wünsch dir nen schönen Abend
LG Julchen
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Hallo Stella,
erst einmal muss ich dir sagen, dass ich mir gerade vorkam, als hätte ich mein Tagebuch von 1999 aufgeschlagen. So, oder so ähnlich waren damals noch meine Worte und auch mein Schreibstil.
Alles was ich so um mich erlebte, war mir einfach zu wenig.
Ständig hatte ich nur noch einen Gedanken in meinem kopf: „so will ich nicht mehr weiter leben, dann mache ich lieber Schluss!“
Irgendwann dann in einer September Nacht habe ich es dann tatsächlich versucht und fast geschafft, bis ich plötzlich zeuge meines fast „eigenen Todes“ geworden bin.
Ich konnte mich selbst auf der cautch beobachten und hörte wieder die stimmen in meinem kopf. Allerdings schien mich keiner der umherstehenden in meiner Wohnung zusehen, noch zu registrieren.
Wenn du tatsächlich an Derealisation leidest, sollten dir doch solche begriffe vertraut sein, wie du sie bereits auf wikpedia findest.
Bei der Derealisation (ICD-10-Code ICD-10 F48.1) existiert ein Gefühl der Unwirklichkeit gegenüber der Umwelt. Objekte, Menschen oder die gesamte Umgebung werden als fremd, unvertraut, unwirklich, roboterhaft, fern, künstlich, zu klein oder zu groß, farblos oder leblos erlebt.
solch eine psychische störrung kann man nur mit einer Therapie bekämpfen. Du darfst dich nicht gegen deinen Körper und sein Innenleben stellen, sondern du musst dich öffnen für dieses. Das geht aber meistens nur, wenn man auch bereit ist, sich dort Hilfe zu suchen, wo man sie auch prof. bekommt. Wenn du weiterhin versuchen willst (dich gegen diese art der Episoden wie die sie erlebst) zustellen, anstatt dir eine geeignete Therapie zusuchen, wirst du immer wieder an den punkt ankommen, wo du das letzte Mal aufgehört hast. So ging es mir fast 40 Jahre, bis ich endlich einsah, ich muss etwas an meinem leben ändern.
heute weiß ich, dass ich damals zwar einen sehr großen Fehler fast begangen hätte, doch dank dieses Fehlers, wurde eine Therapeutin auf mich aufmerksam, die mir zum ersten Mal in meinem leben das Gefühl gab, dass sie versteht wovon ich rede.
nur durch ihr bekam ich z.B. meine MPS Diagnose, welche später auch von Michaela Huber bestätigt wurde, und weiteren 2 Gutachtern.
versuche doch einfach mal den offenen weg zugehen, dich nicht hier so Unbedarf zu öffnen, sondern dort, wo man dir auch Hilfe geben kann. Glaube mir, auch diese störung kann gut unter Kontrolle gebracht werden, wenn man erst einmal verstehen lernt, warum einen diese eigentlich schon ein ganzes leben begleitet. Und du wirst lachen, dass ganze kann man schon mit einer Gesprächs Therapie bekämpfen, ohne das dafür Pillen notwendig werden, woran auch ich früher nie geglaubt habe. Aber ich lebe seid mehr als 10 Jahren Pillen frei und muss sagen, Jetzt wo ich vieles in meinem lebenslauf erfahren habe, verstehe ich, warum meine seele sich aufspalten musste, um ein leben bis heute überhaupt zu ermöglichen.Und dann noch etwas, jeder guter Psychiater weiß, dass man MPS / DIS usw. nicht mit Tabletten unter Kontrolle bekommt, da man gegen diese Imun ist. Diese werden bereits im Körperinnern so stark abgebaut, so dass die Wirkung niemals auf dich wirken könnte.
Liebe grüße
Johanna -
Hallo Stella, habe Deinen alten Beitrag rausgeholt, weil ich noch mal nachlesen wollte. Stella das sind Dissoziationen. Mein Therapeut sagt, das brauchte ich als KInd, um den Schmerz nicht ertragen zu müssen, als ich immer geschlagen wurde. Mir fehlen auch viele Jahre der Erinnerung. Ich mache jetzt eine Therapie, die sich nur mit diesen Zuständen beschäftigt, nicht mal wo sie herkommen. Das weiß ich, sondern, wie man da rauskommt. Und dafür gibt es Skills. Ich bin da auch erst am Anfang, aber ich trage seit der Therapie immer ein Gummiband mit dem ich mir selber weh tu oder kalt duschen oder aufstampfen. Ich hab da noch nicht das richtige gefunden. Ich rutsche immer in diesen Zustand, wenn mir alles gefühlsmäßig zu viel wird. Das hängt bestimmt mit Deiner Mutter zusammen, als du klein warst. Deine Seele will diesen Schmerz nicht mehr spüren und immer wenn irgend ein Gefühl des Schmerzes in der heutigen Zeitkommen will, dann rutschst Du weg. Du mußt da eine Therapie machen. Mein Therapeut sagt, wenn ich mich trauen würde, diesen Schmerz von damals rauszulassen mit aller Konsequenz,dann könnten diese Zustände langsam weggehen. Gefühle zulassen. Diese Zustände sind ein Schutz, ein ekliger ich weiß. Und wenn ich fühle, ist das noch schlimmer finde ich. Beides ist zum kotzen, aber ohne professionelle Hilfe schaffen wir das nicht. Lg. Tine. Ich kann dich so gut verstehen. Du schreibst meine Geschichte. Die Zustände kommen nicht von den Tabletten, denk ich nicht, die sind Teil Deiner Erkrankung.
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Danke, es ist lieb, dass du dich meinem Problem so viel Aufmerksamkeit schenkst. Dankeschön
Aber ich frage mich, warum es über die Jahre (trotz Therapien) immer schlimmer geworden ist? Durch den Substanzmittelmissbrauch hatte ich doch nur immer versucht, diese Zustände aushalten zu können und obwohl ich damit nur "Gutes" beabsichtigt hatte, sprich, mich selber zu therapieren und alles irgendwie erträglicher zu machen, habe ich mich dadurch irgendwie selbst traumtasiert. Das klingt jetzt bescheuert, aber ich bin durch meine politoxischen Selbstbehandlungsexperimente so tief abgerutscht, dass ich mir selbst nicht mehr verzeihen kann. Ich habe schlimme Flashbacks aus dieser Zeit und seitdem ich von den ganzen Mitteln runter bin, sind die DIS' irgendwie schlimmer als jemals zuvor. Früher hatten sie wenigstens einen Anfang und ein Ende. Aber jetzt kann ich sie nur noch einteilen in "am Rande des Aushaltbaren" oder "am Rande des Wahnsinns". Es gibt keine treffenden Worte, die diesen krassen Zustand beschreiben! Es ist wie ein schwarzes Loch, das alles in sich aufsaugt und alles Wirkliche in Frage stellt.
Was ist denn das noch für ein Leben, wenn nicht einmal mehr der eigene Verstand richtig funktioniert? -
Mich nicht fühlen, nicht hier sein. Die Welt als fremd erleben. Das kenne ich auch schon seit vielen Jahren. Bei mir fing das im Zivildienst so richtig an. Damals habe ich öfter mit sehr schlimmen Situationen im Rettungsdienst fertig werden müssen. Ich hab mich dann zu meinem Schutz "neben mich" gestellt. Das dies so weiterging, habe ich erst vor wenigen Wochen realisiert. Ich glaube, dass meine Suchtentwicklung dadurch begünstigt wurde. Mit Alkohol ist es mir ohne große Anstrengung gelungen, "weg" zu sein, weg zu fühlen. Jetzt, eine Therapie und 2 Entgiftungen später, bin ich mir erst auf die Spur gekommen. Da ich nicht mehr über mein Suchtmittel verfügen kann und will, muß ich mich wieder auf dei altbekannte Art "wegbeamen". Zur Zeit bekomme ich noch ein Neuroleptikum zu meinen Antidepressiva. Die dissoziativen Phasen sind dadurch seltener und besser zu ertragen. Aber eine Behandlung findet noch nicht statt. Da ich "vom Fach" bin, fürchte ich, Andere könnten denken, ich hätte diese Symptome erfunden, um eine Erklärung für meine Sucht zu haben, um mich frei von Schuld zu waschen, die Verantwortung abzugeben.... Trotzdem muß ich das jetzt angehen. Egal, was andere denken.
Jürgen -
Ich kenne diese Gefühle auch nur zu gut. Es kommt wie aus heiterem Himmel und ich bin weg, weg von mir, weg von den anderen. Als Kind hab ich mich immer hinter einem Schrank versteckt,wenn ich Prügel bekam. Natürlich haben sie mich erwischt, aber ich spürte nichts, so als ob es nur ein Film war, den ich schaute, keine Regung in mir. Ich schützte mich nur mit meinen Händen vorm Gesicht. Ich war nicht da.
Und wenn das heute kommt, dann fühle ich auch nichts. Ich kann bei einer Feier sitzen und auf einmal ist alles wie durch einen Schleier, alles hört sich weit weg an. Werde ich etwas gefragt, kann ich antworten. Ich bekomme trotzdem alles mit. So merkt es niemand. Ich habe keinen Körper mehr, nur noch Gedanken. Mein ganzes Ich besteht nur noch aus meinen Gedanken. Ich bin wie erstarrt und ich denk, man könnte jetzt alles mit mir machen, weil ich mich nicht wehren würde. Übelster Zustand. Denken und Reden kann ich, mehr nicht.
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