Kein Grund zu Jammern.

  • Hallo erstmal. Ich habe vor einiger Zeit mal etwas gepostet hier in dieses Forum und verfolge seither gespannt die Geschichten die das Leben so schreibt. Kurz zu mir ich bin 28 Jahre und seit ca 50 Monaten trockener Alki. Hört sich viel an, sind letztendlich doch nur zwei Jahre. Was hat sich geändert bei mir ausser das ich nix mehr trinke. Hmm ich denke so einiges. Ich war mal Obdachlos, hatte alles verloren was einen Menschen zu dem macht was er eigenlich ist. Alles war weg und der einzige Ausweg den ich noch wusste war mich tod zu saufen. Bekanntlich geht das Net so schnell und ist eher langsam und qualvoll. Naja seis drum. Ich machte dann Anfang 2006 ne Therapie und nahm alles mir was mir an Hilfe gegeben wurde. Alles in allen bin ich jetzt seit ca 3 Wochen aus dem betreuten Wohnen raus und fühle mich körperlich gesehen einfach spitze. Ich arbeite auch wieder und da fängt es wieder an kompliziert zu werden. Ein Grund warum ich damals angefangen hab zu trinken war die alte Arbeit. Ständige Unterforderung und das tägliche Einerlei liesen mich den verführungen nachgeben. Ich hatte mir geschworen das machst du nie wieder und jetzt arbeite ich wieder in Schichten. Es ist mein Traumberuf ohne Frage. Doch bleibt die Angst wieder Schwach zu werden. Das alles nicht so schlimm. Man könnte meinen er hats geschafft. Er ist wieder auf den richtigen weg. Weit gefehlt. Nachdem ich nun alles hinter mir haben bin ich genauso der emotionale Krüppel wie vorher. Nur trocken jetzt. Die ganze Tragweise meines handelns erlebe ich bewusst. Was ich toll finde nur hab ich Angst das das den Rest meines Lebens so bleibt. Jeden den ich bis jetzt erzählt habe wie ich mich fühl was in mir vor geht meinte da musst zum Psychologen und Blah und Plupp. War ich gewesen. Bring nix. Fast 2 Jahre ständige Therapie wegen jeder Kleinigkeit haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Ich fühle mich weiter einsam. Ich fühle mich leer. Die Sehsucht nach Liebe keimt in mir und ich weiß Net wi ich dieses Bedürfniss stillen soll. Ich erwische mich heimlich dabei wie ich traurige Filme schaue nur um einmal Weinen zu können. Jeder meint ach das schaffst du schon und du musst nur rausgehen und was machen. Ich sag dann immer das das eine fast unüberwindliche Hürde ist für mch. Natürlich ist es wahr das ich mich zurück gezogen habe. Natürlich müsste ich auch "einfach" nur mal rausgehen. ABer ich kanns nicht. Lange Rede kurzer Sinn. Ich möchte einfach einmal eure Erfahrungen lesen. Wie ihr euch fühlt und ob ich denn der einzige mensch bin der so emotional naja leer ist. Was kann man machen gegen dieses Alleinsein. Versteh mich bitte nicht falsch. Ich bin stolz auf mich das ich soviel wieder erreicht habe. Eigentlich bin ich Glücklich. Es treibt michnur etwas vorran was ich nicht deuten kann und ich weiß nicht wann das endlich ein ende hat.Vielen dank schoneinmal im Vorraus. Ich hab noch soviel zu erzählen wer es hören mag den teil ich das ganze gern mal mit.

  • Hallo Raziel,

    die Sucht ist ja im Endeffekt ein Symthom, hinter dem viel mehr steckt. Und diese Dinge gilt es aufzuarbeiten. Tief im Inneren schlummern da Probleme und mit der Sucht werden die dann überdeckt oder man versucht sie zu betäuben, zu verdrängen, vergessen....Ist die Sucht nicht mehr da, kommt Stück für Stück raus, was einen fehlt, was man die ganze Zeit überdeckt hat.

    Diese emotionale Leere kenn ich nur allzu gut. Ich bin bereits so aufgewachsen, in der Kindheit hat schon alles immer negativ geendet, es ist wie wenns vorprogrammiert wäre. Immer schon das Gefühlt, nicht gut genug zu sein, ständig zu versagen, nicht geliebt zu werden...das von mir verlangt wird, gut zu funktionieren, ja keine Schwäche zeigen. Schwäche bedeutet ein Versager zu sein und genauso fühl ich mich ständig. Fällt mir schwer, Freude zu empfinden. Wenn ich welche spüre, wird das sofort wieder überschattet von all den negativen Zeugs in mir. Ja auch die ganzen negativen Erfahrungen holen mich ganz oft wieder ein und ich kann nicht an mich glauben. Wie auch? Von mir wurde immer nur verlangt,hab mich angepasst, mehr auch nicht.

    Ich denke, für mich ist es auch eine Art Schutz, nichts zu spüren...Das geht ganz schnell bei mir....um nicht all das Schlechte spüren zu müssen,schalt ich den Schalter um und so kann ich damit umgehen.

    Das alles Umzukehren ist ein Prozeß, indem man unterstützt werden muß. Wie auch sonst soll man all die Gefühle spüren, die man nie gelernt hat zu spüren?
    Hast Du Dir schon mal überlegt, wie es wäre in einer Selbsthilfegruppe? Ich würd das ganz gern mal machen, da kann man ehrlich sein und erzählen wie es einem geht. Was man ja alltäglich gar nicht jedem erzählen will oder auch kann.
    Dort trifft man Leute, die einen verstehen, die ne ähnliche Problematik haben.

    Und auch wenn Du denkst, es hat Dir nicht so viel gebracht, die 2 Jahre Therapie. Das ist kein Grund, es nicht noch einmal zu versuchen. Man sollte die Möglichkeiten nutzen um sein Leben zu verändern. Ich sag mir das auch immer wieder. Es bringt nichts, passiv zu warten,dass es besser wird, denn es wird nicht von alleine. Wie soll das gehen? Verarbeitet man seine Dinge nicht, werden sie einen immer wieder einholen. Egal, ob man ne zeitlang auch ganz gut zurechtkommt... man merkt ja dann auch, dass das phasenweise ist, denn sonst würden einen nicht immer wieder die ganzen Sachen einholen und man müsste sich nicht schlecht fühlen.

    lg

    eternal

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!