Hallo,
ich stehe vor dem Problem, an einem Konflikt, für den es langfristig keine befriedigende Lösung gibt, zu zerbrechen.
Aufgrund einer heftigen Erziehung bin ich von Kind an fast gar nicht in der Lage, jegliche Form von Ungerechtigkeit zu ertragen.
Ich bin seit 6 Jahren ohne Beikonsum harter Drogen - aber noch mit 4mg Subutex /d substituiert.
Vor knapp zwei Jahren ist meine kleine Tochter zur Welt gekommen. Vor 1,5 Jahren habe ich mich von ihrer Mutter getrennt, weil diese sämtliche Entscheidungen nicht mit mir erarbeiten wollte, sondern sich nur an ihre Mutter gewandt hatte, die ihr dann zu katastrophalen Entscheidungen geraten hat. Es stellte sich auch noch heraus, dass ich praktisch nur als Samen- und Geldspender vor gesehen war.
Seitdem Ausspruch der Trennung wird alles versucht, meiner Tochter die Möglichkeit einer innigen Bindung zu mir zu verhindern. Ich habe mir jedoch, bis auf die Trennung, absolut nichts zu Schulden kommen lassen - im Gegenteil. Ich biete sogar an, mit der Mutter eine begleitete Konfliktlösung an zu streben, wovon sie aber nichts hören will. Es geht in meinen Augen nur um Macht und Machtmissbrauch - und nicht zuletzt wird wohl bewusst versucht, mich und meine Psyche zu zerstören - schließlich werde ich ja auch mein Leben lang suchtkrank bleiben. Ende diesen Monats findet endlich eine richterliche Anhörung statt, denn es ist mir bislang nicht mal gestattet, meine Tochter alleine in meine Obhut zu nehmen. Jugendamt und Erziehungsberatung sehen aber immerhin keinen triftigen Grund, warum meine Tochter mich nicht alleine erleben darf. Langfristig gesehen räumt mir das Jugendamt aber wenig Chancen ein - das bedeutet, dass mich dieses Problem so lange beschäftigen wird, bis meine Tochter in der Lage sein wird, die Wahrheit zu begreifen (falls sie es dann denn auch möchte).
Mein Hauptroblem ist nun, dass ich einfach nicht aufhören kann, mir über dieses Problem Gedanken zu machen. Ich drehe mich zusehends im Kreis. Ich pflege seit der Trennung keinerlei sozialen Kontakt mehr, isoliere mich in meiner Wohnung und spüre, wie ich immer weniger belastbar werde. Auch beobachte ich an mir, dass ich von nichts anderem mehr erzähle, wenn ich mich beispielsweise mit Kollegen unterhalte ... ich bin total fixiert auf dieses Problem. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis ich wieder beginne, mich immer öfter krank zu melden und sämtliche Fähigkeit zur Verbindlichkeit, die ich mir in den letzten 6 Jahren hart erkämpft habe, zu verlieren - ich habe mich Donnerstag/Freitag nun auch erstmals deswegen krank gemeldet. Das letzte Mal, als ich so eine Phase durchlebte, war ich noch schwer Heroin süchtig und benötigte 9 Monate Krankzeit, um wieder in der Lage zu sein, meine Belastbarkeit schrittweise zu steigern. Mein damaliger Job ging natürlich verloren. Erst vor fast zwei Jahren habe ich wieder eine einigermaßen befriedigende Festanstellung gefunden.
Zwischenzeitlich habe ich regelmäßig Alkohol konsumiert (gerade noch so wenig, dass meine Leistungsfähigkeit auf der Arbeit nicht beeinträchtigt wurde) - es ist mir aber gelungen, diesen Weg fast vollständig wieder zu verlassen. Statt dessen konsumiere ich nun wieder auffallend regelmäßig Cannabis... Ich möchte das eigentlich nicht - aber ich bin einfach zu unfähig, dem Schaden, den ich mir dadurch zufüge, entsprechend hohe Priorität einzuräumen und ihm kraftvoll entgegen zu treten - mir fehlt einfach immer mehr Glaube an den Sinn für das Ganze...
In meiner letzten akuten Phase, die sich vor 6 Jahren abspielte, wurde mir im Hinblick auf meine extremen Gedanken um/über diverse Problemstellungen von meinem Arzt eine latente Psychose diagnostiziert. Ist diese Diagnose für ein derartiges Gedankenkarussel richtig getroffen? Was kann ich dagegen tun? Sollte ich mich vorrübergehend mit Neuroleptika o.ä. behandeln lassen - also bewusst meine Hirnaktivität 'runterschrauben' lassen?
Was für Therapie-Formen kämen für mich in Frage und wie kann ich eine solche machen und zugleich meinen Job weiter ausüben? Aufgrund von saisonalen Depressionen, die ich schon seit meinem 6. Lebensjahr bewusst wahr nehme, hat man mir auch mal zu einer Verhaltenstherapie geraten - würde so eine Therapie auch diesen verzehrenden Drang, immer und immer wieder an diese unmenschlichen Ungerechtigkeiten denken zu müssen, abdecken, oder wäre dafür eine andere Behandlung sinnvoller? Wie sieht es mit einer Finanzierung durch die Krankenkasse aus? Ich habe mal gehört, dass ein Substituierter nicht ohne weiteres eine Therapie machen könne - erst wenn man clean ist, würde man eine Therapie machen können - stimmt das?
Ich bin sicher, dass es hier viele Menschen gibt, die Ähnliche Schwierigkeiten haben - ich würde mich freuen, wenn jemand ein paar hilfreiche Anregungen hätte, denn ich möchte meiner Tochter nicht auch noch antun, nicht mehr für ihren Unterhalt aufkommen zu können. Auch möchte ich nicht wieder so tief fallen, dass ich von mir aus den Kontakt zu meiner Tochter nicht mehr gut heißen kann.
Seudonimo