Guten Tag,
Ich benötige dringend Hilfe. Mein Partner befindet sich seit einer Woche im Alkoholentzug und mir ist klar, dass ihm da eine Menge Arbeit bevorsteht, die uns alle betreffen wird.
In der ersten Woche hat er jetzt den körperlichen Entzug gemacht. Der ist ziemlich gut gelaufen und er meinte sogar, er vermisse das Bier gar nicht. Er hat sich mir geöffnet, wie vorher noch nie, ich hatte das Gefühl, wir sind viel enger zusammengewachsen.
Seit drei Tagen jedoch haben wir wegen einer Lapalie üblen Streit, so dass er mich sogar blockiert hat, obwohl ich mich um seine Tochter, sein Haus und seine angefallenen Schulden und Probleme kümmere. Er begegnet mir seit drei Tagen nur noch aggressiv, lässt alles an mir aus, selbst verletzte Gefühle durch sein Kind und ich bin quasi sein Punching Ball. Er ist ein Mensch, der mit negativen Gefühlen ohnehin schon schlecht umgehen kann und ich vermute, jetzt, wo er keinen Alkohol hat, um seine Gefühle zu ertränken, hat er noch mehr Mühe, weil er nie gelernt hat, damit umzugehen. Kann das sein? Und kann aggressives Verhalten wirklich im Entzug kommen? Meine Vermutung ist, dass er all das an mir auslässt, um sich nicht mit sich selbst zu befassen, weil ich sogar Schuld daran bin, wenn seine Tochter seine Gefühle verletzt. Nur weiss ich auch, dass er nicht aus diesem Strudel negativer Gefühle rauskommen wird, solange wir Streit haben, weil er Streit normalerweise ertränkt hat. Das ich jetzt von ihm blockiert wurde, ist nochmal eine völlig neue Situation. Wird das jetzt immer so ein auf und ab? Mal gut und vertraut, mal aggressiv? Kommt das überhaupt vom Entzug oder ist das vielleicht einfach sein Charakter? Ich kenne ihn leider nur suchtkrank, daher weiss ich das nicht.
Wie kann ich ihn am besten unterstützen? Wie soll ich reagieren, wenn er Grenzen überschreitet? Ich weiss ja teilweise, woher es kommt, aber dennoch ist es verletzend und raubt mir die Energie und Kraft. Wie viel Hilfe und Unterstützung kann ich ihm überhaupt bieten?
Was passiert in seinem Inneren, jetzt, wo er keinen Alkohol hat? Welche psychischen Beschwerden hat man, wie lange dauern sie an? Wie wichtig sind Angehörige überhaupt? Oder wäre es besser, sich zurückzuziehen, wenn einem solches Verhalten entgegen gebracht wird? Ich weiss aber eigentlich, wie sehr er meine Hilfe schätzt und auch braucht, weil sonst niemand so wirklich für ihn da ist.
Ich habe eigentlich unzählige Fragen, doch ich kann nicht jede stellen. Ich würde nur wirklich gerne verstehen können, was er gerade durchmacht, weil ich so vielleicht uns beiden helfen kann. Oder ob es vielleicht sogar mehr helfen würde, wenn ich mich zurückziehen würde? Was ist richtig, was ist falsch? Ich habe keine Ahnung und verzweifle, weil ich sonst immer jedem helfen kann, aber genau da, wo es so wichtig wäre, scheine ich alles falsch zu machen und keine Hilfe bieten zu können. Und ich verzweifle, weil ich langsam selbst den Mut verliere und es anstrengend ist, diese Zeit.
Ich wäre über Rat und Hilfe, aufmunternde oder auch schwere, dafür ehrliche Worte sehr dankbar. Ich fühle mich ziemlich allein gelassen damit, auch, weil in der Klinik keine Hilfe oder Beratung für Angehörige geboten wird, dabei habe ich das Gefühl, mich seit einer Woche körperlich im Ausnahmezustand zu befinden. Ich danke jedem, der mir etwas helfen kann.
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