Cannabissucht und Aggressionen

  • Hallo Zusammen,

    da ich mit niemanden darüber reden kann, bin ich auf dieses Forum gestoßen und muss mir jetzt mal Luft machen. Sorry für die Länge meines Textes

    Mein Freund und ich sind seit knapp zwei Jahren zusammen. Ich habe ihn als bekennenden Kiffer kennengelernt. Das macht er mittlerweil wohl schon seit ca 12 Jahren. Was auch tatsächlich kein Problem für mich war. Da ich aber keinerlei Wirkung meinerseits spüre, ist Cannabis uninteressant für mich.

    In den ersten Monaten lief alles super. Er war aufmerksam, liebevoll und für mich einfach perfekt. Nun war es so, dass er seinen Konsum immer weiter steigerte. Es wurden immer mehr Joints geraucht, mit immer weniger Tabak. Er meinte, er spürt ja sonst nichts.

    Auf Grund dessen, behaupte ich jetzt zumindest mal, fing er vermehrt mit Alkohol und Pornos (hier möchte ich nicht weiter ausholen, dass hat er jetzt im Griff. Hier war das Proble , dass wenn er gekiff hat, er laut eigene Aussage immer geil wird. Egal wo er gerade war, arbeit, zu Hause, im auto, er brauchte pornos zum Mastrubiere) an. Denn das was zuvor kein Thema oder ich war einfach blind. So war es immer wieder, dass er betrunken und bekifft nach Hause kam. Es hat mir das Herz zerrissen ihn so zu sehen. Er war dann immer erst lieb und von einer Minute auf die Andere, wurde er laut und verbal aggressiv. Auch bei banalen Themen. Immer wenn ich ihn darauf ansprach, hat er resigniert und mir gesagt, sein Konsum ginge mich nichts an und ich dachte, er macht sich vielleicht dennoch Gedanken über sein Verhalten.

    Im Juli ist es dann eskaliert. Er betrank sich auf einem Fest und rauchte genüsslich dabei. Er wurde immer aggressiver, seine 14 jährige Tochter war auch dabei. Als wir zu Hause waren, ist er so ausgerastet, dass ich die Polizei rief. Er wurde der Wohnung verwiesen und wegen fahren mit cannabis und Alkohol angezeigt. Ich bin erst mal gegangen. Er entschuldigte sich und sagte, dass er eingesehen hat, dass er ein Suchtproblem hat und es so nicht weitergeht. Er hat auf Grund der Anzeige und erstmal kurzzeitigen Führerscheinentzug beides sein lassen. Auch haben wir gesagt, dass Alkohol komplett gestrichen wird, da wir uns sonst trennen. Nach einigen Wochen Abstinenz kam dann die Strafe. 4 Wochen Entzug der Fahrerlaubnis, Punkte in Flensburg und eine Geldstrafe. Da wir einen Anwalt haben, hat dieser uns mitgeteilt, dass noch etwas wegen MPU kommen kann, da es sich um Mischkonsum gehandelt hat.

    Er hat es jetzt fast fünf Monate ohne Cannabis und Alkohol geschafft.... bis vorletzten Dienstag. Es waren so tolle 5 Monate. Es war wie am Anfang der Beziehung. Das hab ich ihm auch immer wieder rückgemeldet und er hat es bestätigt.

    Voretzte Woche Dienstag hat er mich zum essen eingeladen und ich merkte schon, als ich nach hause kam, dass er anders war. Ziemlich aufgekratzt und unruhig. Tat es aber erst mal ab und redete mir ein, dass es Einbildung ist.

    Im Lokal war sein Verhalten dann so peinlich. Ich fragte ihn was denn los sei, ob was passiert wäre, etc Er fühlte sich sofort angegriffen und wurde laut. Er war gemein zur Bedienung, zu mir und war abwechselnd immer wieder erst lieb, dann aggressiv. Kein Zureden, dass er sich benehmen solle, half. Zu Hause habe ich ihn angesprochen. Erst wurde er laut und böse, da ich aber nicht darauf einging, wurde er ruhig und zockte neben mir. Er hatte sich etwas beruhigt und gab zu, wieder Cannabis zu konsumieren. Seit ca. Drei Wochen. Am nächsten Tag hat er sich entschuldigt und beteuert wie leid es ihm tut und das nicht nochmal passiert und er foh ist, dass ich ihm sein Fehlverhalten mitteile. Das Gras was wir noch zu hause hatten, hat er angeblich entsorgt. Die Aussage habe ich erst einmal akzeptiert, aber nicht wirklich geglaubt. Tja und Freitag letzte Woche hatte ich schon so ein Gefühl, auf Grund seines Verhalten, hab es aber drauf geschoben, dass er einen Entzug durch macht.

    Gestern kam er aus der Arbeit und mir war sofort klar, dass er geraucht hat. (Ob Alkohol dabei war, kann ich nicht sagen) Er war lieb, aggressiv, wieder lieb, wieder aggressiv. Ich habe ihn gefragt, wann denn das Gras endlich aufgebraucht wäre. Er hat alles abgestritten und irgendwann doch zu gegeben. Zum Thema Alkohol hat er sich nicht geäußert. Wir haben so arg gestritten, dass wir getrennt geschlafen haben.

    Er fuhr auf die Arbeit und kurz darauf kam eine Sprachnachricht, in dem er sagte, dass ich recht habe, bla bla bla. Wir am Samstag neu starten und er nicht mehr rauchen wird.

    Wir ziehen kommenden Samstag in unsere neue Wohnung, er hat dann erst mal bis Februar frei (er ist am Bau) Ich bin so im Zwiespalt. Ich liebe ihn und leide. Ich würde ihm gerne helfen, aber ich weiß nicht wie. Ohne Konsum zeigt er sich immer einsichtig, aber ich denke er sieht nicht, dass er ein Suchtproblem hat und hilfe braucht. In einem klaren Moment hat er auch gesagt, dass er vielleicht eine Therapie machen solle, da er familiär einiges mitgemacht hat und ihn dies verfolgt. Daran kann er sich mit Konsum aber nicht mehr erinnern und ist Blödsinn.

    Ich weiß nicht was das richtige ist. Hoffen dass er selbst einsieht oder tatsächlich trennen? Wie gesagt, ohne Konsum ist er der liebste, loyalste und tollste mann 😞

    Ein bisschen Zuspruch und vielleicht Augen öffnen, was das richtige wäre, würde mir eventuell etwas helfen.

    Ich danke euch schon mal von 💜

    Ganz liebe Grüße

    Michaela

  • Ein bisschen Zuspruch und vielleicht Augen öffnen, was das richtige wäre, würde mir eventuell etwas helfen.

    Das kannst gerne bekommen, wen dir ne Antwort morgen früh auch noch reich ...

    Vllt kommt aber vorher auch schon was von anderen >Mitgliedern :smiling_face:

  • Hallo Michaela,

    ich schreibe mal was mir dazu einfällt. Wenn ich es richtig verstanden habe, seid ihr seit 2 Jahren zusammen und du hast ihn 5 Monate abstinent erlebt? Das die Anfangsphase einer Beziehung toll ist, liegt in der Natur der Sache. Es ist meiner Erfahrung nach nicht zwangsläufig so, das abhängige Personen aggressiv werden. Beschaffung, Konsumdruck lösen sicher Stress / Gereiztheit aus, aber in dem Ausmaß und so das die Tochter, du und auch unbeteiligte Personen es abkriegen ist schon reichlich ungut. Vielleicht liegt auch parallel ein ausgewachsenes Alkoholproblem vor, weißt du es?

    Egal was er nimmt und was dahinter steckt, der Knackpunkt ist: die Einsicht und der starke Veränderungswunsch muss von ihm kommen, sonst kann ihm keiner helfen. Er könnte eine Suchtberatung aufsuchen, es gibt einige Möglichkeiten Therapie zu machen, ambulant, stationär, Tagesklinik... er hat die nächste Zeit frei und könnte das gut angehen. Für dich solltest du dir sehr gut überlegen, was du willst, für dich und deine Zukunft. 🍀

    LG Thymia

  • Hallo Thymia,


    Vielen Dank für deine Antwort! Ich habe ihn schon öfter "clean" erlebt, aber nur tageweise. Anfangs hat er eben nicht soviel konsumiert. Nachdem er letztes Jahr 3 Monate frei hatte, hatte er es maßlos übertrieben. Jeden Tag, mehrere Joints über den Tag verteilt. Als er wieder arbeiten musste, hat er es zwar etwas reduziert, aber im Vergleich zum Anfang fand ich es dennoch enorm. Und ab dem Mehrkonsum wurde sein Verhalten eben aggressiv und gemein.

    Alkohol würde ich nicht ausschließen, da Alkoholiker es geschickt machen, damit man es nicht merkt. Aber gemeinsame Urlaube, auch über längeren Zeitraum sind komplett Alkoholfrei. Auch an den Wochenenden unternehmen wir eigentlich alles gemeinsam.

    Wenn er jetzt dann länger frei hat, befürchte ich eher, dass er es aus Langeweile übertreibt, auch wenn er mir heute nochmals versichert hat, dass er es sein lässt. Aber dennoch bleibt ein ungutes Gefühl und die Angst, dass er es eben nicht schafft oder nicht schaffen will.

    Wir werden den Umzug auf jeden Fall durchziehen müssen und dann werde ich mich wohl überraschen lassen müssen, ob er sein Versprechen hält.

    Danke dir und liebe Grüße

    Michaela

  • Wie lange und gut kennst du ihn denn eigentlich? 'Tageweise' ist halt noch nicht mal der Körper clean. Wie ist sein sonstiges Verhältnis zur Tochter? Ich bin da vielleicht etwas radikal, durch meine Vergangenheit und weil Aggression als 'Kommunikationsmittel' einfach für mich eine Grenze ist.

    Das ist eine üble Mischung. Ich kenne das Ausmaß nicht, aber es gibt auch Traumabindung.

    Zitat

    lieb, aggressiv, wieder lieb, wieder aggressiv

  • Eigentlich hat Thymia schon alles beantwortet und ich teile diese Einschätzung.

    Aber hier noch paar Worte von mir ...

    da Alkoholiker es geschickt machen

    Das trifft natürlich auf alle Süchtigen zu, also eben auch bei Cannabis.
    Man muss es ja auch nicht nur über einen Joint konsumieren, da gibt es unauffälligere und schnellere Konsumarten - bis hin zu Keksen, Tee oder Kuchen.

    Ich habe ihn schon öfter "clean" erlebt

    Du hast es zwar schon in Anführungszeichen gesetzt, aber "clean" ist man natürlich nicht, wenn man einige Tage nicht konsumiert.
    Wenn man mal 1-2 Tage nicht raucht, dann geht das noch, Entzug wird meiner Meinung erst so ab dem 2. oder 3. Tag richtig ätzend.
    Anders ist das natürlich bei Alkohol, dann kann es sehr schnell Probleme geben, wenn man nicht trinkt.
    Und wenn im Urlaub nicht getrunken wird, dann können das auch einige, da nenne ich nur mal den Begriff "Quartalstrinker"!

    Ziemlich aufgekratzt und unruhig

    Hier werde ich dann stutzig, da könnten auch andere Substanzen eine Rolle spielen ...
    Man kann es natürlich nie zu 100% sagen, aber Cannabiskonsum ist nicht bekannt dafür, dass man aggressiv wird.
    Deswegen gehe ich noch einen Schritt weiter, Suchterkrankungen haben meist einen Grund, oft werden psychische Grunderkrankungen mit Cannabis, Alkohol und andere Suchtstoffe "eigen therapiert".

    Er war lieb, aggressiv, wieder lieb, wieder aggressiv

    Das würde auch auf den letzten Absatz passen, wobei Thymia glaube ich, auf etwas anderes hinauswollte.
    Das ist schon auch ein typisches Verhalten, um z.b. Co-Abhängige schon bei der Stange zu halten.

    seine 14 jährige Tochter war auch dabei

    ist er so ausgerastet, dass ich die Polizei rief

    Und genau da hört der Spaß dann wirklich auf.
    Kinder sollten sowas nicht erleben, was soll die Tochter denn denken?
    Das gilt natürlich auch für dich, niemand sollte unter solchen Umständen leiden.
    Böse gesagt - er ist ja aber immer wieder lieb :thumbs_down:

    Kurz und gut, ihr zieht in eine neue, gemeinsame Wohnung und das ist unausweichlich.
    Grundsätzlich gehört dann aber eine klare Regelung auf den Tisch - am besten schriftlich!

    Da gehört rein, kein Konsum mehr, schon gar nicht in der Wohnung.
    Keine Drogen im Haus, keine eventuellen Utensilien, einfach kein Nichts!
    Genauso gehört da mit rein, was passiert bei einem Rückfall!
    Sofortiges Verlassen der Wohnung auf bestimmte Zeit, eine Soforttherapie oder zumindest ein klinischer Entzug.

    So wie ich deine Beschreibung aber auffasse, da wird das mit dem mal "einfach aufhören" sehr schwer.
    Klar gibt es Ausnahmen, doch die meisten benötigen therapeutische Unterstützung - meist nicht nur eine Maßnahme.

    Das wichtigste, was willst DU!?
    Dir muss klar sein, jeder Süchtige bleibt das sein Leben lang, die Abhängigkeit kann man aber besiegen.
    Was aber willst du tun, wenn alles wie gehabt weiterläuft - also mal "clean", dann mal nicht, mal lieb oder dann eben aggressiv.
    Ich glaube, du solltest dir für dich ganz allein, einen eigenen Plan aufstellen und dann wirklich auch umsetzen.
    Wenn man liebt, dann vergisst man das oft :exclamation_mark::exclamation_mark:

    Bin gespannt, was du dazu sagt ...
    So oder so, ich wünsch dir gute Entscheidungen.

  • Das würde auch auf den letzten Absatz passen, wobei Thymia glaube ich, auf etwas anderes hinauswollte.
    Das ist schon auch ein typisches Verhalten, um z.b. Co-Abhängige schon bei der Stange zu halten.

    Doch ich meinte schon sowas. Möglich das es da Unterschiede gibt, die mir nicht klar sind, ich sehe Co-Abhängigkeit und Traumabindung als 'eine Schiene'. Manipulatives Verhalten, starke Bindung durch emotionale Extreme/Hochtiefphasen etc. Will aber hier auch nicht übers Ziel hinausschießen, sorry, falls das so rüberkommt! Es gibt Aussagen, da habe ich einen eingebauten alarm. 🙏🍀😁

  • Hallo,

    das meiste ist ja bereits gesagt, aber ich möchte nochmal hinterfragen, ob der Umzug in eine gemeinsame Wohnung wirklich so eine unausweichliche Option ist bzw war, auch wenn das einen Tag vorher jetzt zu spät ist. Für mein Gefühl bringt das nochmal eine Menge zusätzlichen Druck in die Sache, weil es jetzt eigentlich erstmal "klappen" sollte mit seiner Einsicht und auch mit Eurer Beziehung - obwohl so einiges im Argen liegt. Gemeinsame Wohnung bedeutet ja meist, dass man finanziell erstmal mehr oder weniger aufeinander angewiesen ist, und das kann Deine persönliche Entscheidungsfreiheit schon ziemlich einschränken. Deine Ausgangsfrage war immerhin:

    Ich weiß nicht was das richtige ist. Hoffen dass er selbst einsieht oder tatsächlich trennen?

    Also hast ja offenbar mit dem Gedanken an eine Trennung schon gespielt. Stattdessen in gemeinsame Wohnung umzuziehen ist eher das Gegenteil, oder wohnt Ihr eh schon zusammen? Man kann und sollte sicher nichts vorwegnehmen, und jede/r hat seine individuelle Schmerzgrenze - auch meine wäre aber erreicht, wenn ich wegen Aggressionen die Polizei rufen müsste. Wünsche Dir, dass Du einen guten Weg findest und gut auf Dich aufpasst.

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