Kalter Diazepam Entzug

  • Hallo ihr lieben,

    ich habe seit ca. 10 Jahren Diazepam genommen. Damals ist mein Lebensgefährte verstorben und ich habe das natürlich weitergekommen. Jeden Tag nicht, aber zumindest aller 2 Tage und da ca. 2 oder 3 x 10 mg über den Tag verteilt. Habe die jahrelang von meinem Kardiologen verschrieben bekommen, aber er ist dann in Rente gegangen. Der Nachfolger hat mich total zusammen geschissen und alle abgesetzt und da bin ich nicht mehr hin.

    Habe die dann von meiner Hausärztin bekommen oder man wird ja erfinderisch und ist zur Urlaubsvertretung. Ich hatte also immer welche da.

    Allerdings hat sie auch schon gemeckert und die nicht gern aufgeschrieben und vor 4 Wochen habe ich die letzte genommen. Ich habe einfach keine Lust mehr auf diese ständigen Rezepte besorgen und das ich schon durchdrehe, wenn ich daran gedacht habe das die alle werden. So die ersten Tage habe ich überhaupt nichts gemerkt und nach 2,5-3 Wochen habe ich plötzlich totale Entzugserscheinungen bekommen. Herzrasen, Schlaflosigkeit, ab und zu nachts Schweißausbrüche sind die schlimmste Symtome, ansonsten geht es. Vergangenen Donnerstag war ich deswegen bei meiner Hausärztin und habe es ihr gesagt und sie gefragt, ob sie mir was gegen die Entzugserscheinungen aufschreiben kann. Hat sie natürlich nicht gemacht und mir eine Krankenhauseinweisung gegeben.

    Ich habe ihr gleich gesagt das ich nirgendwo hingehe und habe das auch nicht gemacht. Hat jemand so einen kalten Entzug gemacht und kann mir sagen wie lange diese körperlichen Symtome anhalten? Ich dachte es wird jeden Tag besser, aber dem ist nicht so. Ich habe zum Glück nicht eine einzige da und will auch nichts mehr, habe aber gelesen das man das nie auf 0 setzen soll.

    Habe ich aber gemacht und hoffe nur das es nicht noch verrückter wird. Über Erfahrungen würde ich mich freuen.

    LG Lara

  • Servus Lara,

    dass deine Ärzte langsam keine Rezepte mehr ausstellen wollen, ist verständlich, es besteht ja auch keine Indikation.
    Leider wird immer wieder einfach verschrieben, ohne an die Folgen zu denken!
    Das Resultat, du steckst in einer Abhängigkeit und scheinst keine Hilfe zu bekommen ...

    Die Einweisung wäre eine Möglichkeit, aber die willst du nicht.
    Jetzt aber mit anderen Medikamenten einzuwirken, macht wirklich wenig Sinn - dann ginge ja wieder alles von vorne an.
    Also zu deiner Frage:

    • richtig, einfach auf 0 gehen, das sollte man normal nicht - ist aber nun Fakt bei dir, seit 4 Wochen
    • die von dir beschriebenen Erscheinungen können noch länger so anhalten oder immer wieder mal auftreten
    • eine fixe Zeit wird dir keiner nennen können, aber nach 4 Wochen sollte schon eine Verbesserung spürbar werden
    • wenn letzteres nicht langsam eintritt, dann solltest wegen Klinik nochmal ernsthaft nachdenken

    Es ist auch herauszufinden, ob die Beschwerden rein körperlich sind oder es eher in Richtung psychosomatische Reaktionen geht.
    Grundsätzlich wäre aber nach so langer Sucht auch eine therapeutische Aufarbeitung ratsam.

    Ansonsten, viel frische Luft, viel trinken (natürlich kein Alkohol), etwas Sport (oder einfach leichte körperliche Betätigung) und gesunde Ernährung kann etwas unterstützen.
    Genauso pflanzliche Mittel, wobei auch die nicht zur dauerhaften Einnahme geeignet sind.

    Hattest du denn eine Vorstellung, was die Hausärztin aufschreiben soll?

  • Lieben Dank für deine Auskunft.

    Psychisch habe ich wirklich keinen Grund die zu nehmen, ich habe ein gesundes Umfeld und Familie. Niemand nimmt solchen Scheiß. Das ich die immer weiter genommen habe, ist wahrscheinlich doch nur körperlich abhängig. Ich habe einfach nur Herzrasen bekommen und ganz besonders wenn ich mich mal aufgeregt habe. Das war dann natürlich sofort weg.

    So ähnlich meinte das auch meine Hausärztin. Sie sagte jetzt haben sie ja schon aufgehört und da ist nichts mit runterdosieren und das sie das auch nicht macht. Das werden morgen 4 Wochen das ich keine mehr nehme und seit ca. einer Woche quäle ich mich mit diesen schlimmen Entzugserscheinungen. Ich dachte es gibt da irgendwelche Medikamente, die es etwas erträglicher machen. Sie hat mich noch gefragt ob ich eine Psychiaterin habe, was ich verneinte. Wie gesagt, sie hat mir gleich eine Einweisung gegeben und das war es. Ich sollte wenigstens mal mit denen reden und wie die weiter verfahren können.

    Ich habe mich dagegen entschieden und ziehe das jetzt alleine durch, auch wenn es furchtbar anstrengend ist. Einen Tag geht es besser, der nächste ist wieder der Alptraum. Ich mache eigentlich alles, gehe schwimmen, in die Sonne, mache im Haushalt was und versuche mich abzulenken. Mit pflanzlichen Mitteln habe ich nicht angefangen, dass hilft mir nicht.

    Ich hoffe das ich es so schaffe, ich habe dieses Zeug sowas von satt und das Schlimme ist, wenn ich welche hätte, dann wären die Beschwerden sofort weg und mir ging es gut.

    Das kann ich jetzt nur irgendwie aushalten, sonst geht das wieder von vorne los und darauf habe ich keine Lust. Ich habe nur Angst wenn ich das mit solchen Krampfanfällen lese, aber ich denke mal positiv.:smiling_face:

    LG Lara

  • Noch mal ein kleines Update.

    Ich bin heute Nacht bald verrückt geworden, konnte weder schlafen und hatte solches Herzrasen das ich dachte ich bekomme einen Herzkasper.

    Heute früh habe ich einen Psychiater aufgesucht weil es nicht mehr ging. Habe nur noch gezittert. Er hat mich zum Glück drangenommen und ich habe ihm das erzählt.

    Er meinte auch, dass kann man nicht abrupt absetzen, es wäre noch schlimmer als ein Alkoholentzug und hat mit mir einen Plan erarbeitet. Ich nehme jetzt früh eine halbe Diazepam, also 2,5 mg und abends eine ganze. Das ganze für 10 Tage und dann wird die früh weggelassen und abends nur noch eine halbe. Dazu habe ich noch Opipram bekommen, wovon ich abends bei Schlafstörungen eine halbe oder auch ganze nehmen kann und die wären auch gegen Entzugserscheinungen.

    Ich bin so froh, dass ich dort war und es geht mir wieder gut und ich mache das jetzt mit ärztlicher Begleitung und das ist wirklich der bessere Weg als das kalt zu entziehen. Es ist einfach nicht schaffbar und mir geht es schon wieder relativ gut und die Unruhe ist weg. Bin echt froh das ich mir doch Hilfe gesucht habe und das ausschleichen kann. Ich wollte zwar keine mehr nehmen, aber auf paar Wochen kommt es mir jetzt nicht wirklich an.

    Das wird schon und wenn man sich an den Plan hält ist das erstmal in Ordnung.

    LG Lara

  • Habe deinen letzten Beitrag mal in dein Thema verschoben - denke da sollte es auchursprünglich hin :winking_face:

    Guter Schritt, einen Psychiater hinzuzuziehen.
    Ein Plan ist auch gut, aber warum so große Schritte?
    Ich finde, man kann es etwas erträglicher gestalten ...

    Und ja, auf ein paar Wochen kommt es nicht an.

    Krämpfe, die lebensbedrohlich sein können, die treten normal in ersten Entzugsphasen auf.

  • Hallo, wie schafft man es auf 2,5 mg Diazepam zu gehen? Ich hatte ja von meinem Psychiater 7,5 mg für 10 Tage bekommen und sollte dann runterdosieren auf 2,5 mg. Ich hatte auf 5 mg runterdosiert, aber das hilft mir bei meiner Toleranz nicht. Ich denke über einen stationären Entzug nach und könnte Ende Oktober für 6 Wochen in die Entzugsklinik. Habt ihr eine Erklärung dafür, warum ich da die ersten 3 Wochen nicht raus darf, sondern mich nur auf der Station aufhalten darf?

    Viele Grüße Lara

  • Hallo Lara,

    es gibt in Entzugskliniken ganz unterschiedliche Konzepte - sowohl offene, als auch geschlossene Station. Alles hat hier wohl so seine Vor- und Nachteile.

    Wenn du nicht raus darfst, ist die Möglichkeit und auch die Versuchung, sich etwas anderes zu beschaffen natürlich deutlich geringer. Zudem können bei einem Entzug auch Nebenwirkungen (unter Umständen auch z.B. Krampfanfälle) auftreten. Auf Station bist du auch diesbezüglich natürlich sicherer. Außerdem hat man so auch Zeit und "einen Kopf dafür" am Programm auf Station regelmäßig und aktiv teilzunehmen. Es dient also auch zu deiner Sicherheit (sowohl gesundheitlich, als auch der Vorbeugung eines Rückfalls).

    Zudem ist es auch so, dass ja sehr unterschiedliche Menschen auf Station sind. Solche Regeln dienen auch dazu, dass möglichst wenig "Stoff" auf Station landet.

    Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen. Meld dich gerne, wenn du weitere Fragen hast.

    Viele Grüße

    Hannah vom DigiStreet-Team der Drogenhilfe Schwaben gGmbH

  • Puh... also das erscheint mir doch auch relativ lang für eine Entzugsstation.

    Vielleicht ist es ihnen dort wichtig, dass du dich auf das Programm konzentrieren - dass vielleicht so auch keine Besucher kommen können, mit denen man konsumiert hat (nicht alle PatientInnen dort haben wahrscheinlich Medikamente, sondern eben auch andere Drogen konsumiert). Denn das kann triggern.

    Wenn du das aber genau wissen möchtest, frag doch dort einfach mal nach.

    Ich denke man kann es besser verstehen und ist auch entspannter, wenn man die genauen Gründe kennt - ich kann hier leider auch teilweise nur "mutmaßen"

  • Ich weiß nur, dass man in den ersten 3 Wochen nicht die Station verlassen darf und Besuch ist auch nicht erlaubt. Ab der 4. Woche darf man in einer Gruppe mit Begleitung raus. Ich kann ja noch mal wo anders nachfragen, aber mein Psychiater meinte bei einer Hochdosisabhängigkeit gibt es nur den stationären Entzug. Ich wollte ja danach in eine Tagesklinik zur Entwöhnung , aber da hieß es auch schon eine stationäre Entwöhnung wäre für mich besser, da die Rückfallquoten sehr hoch sind. Na erst mal die Entgiftung schaffen, zur Zeit bin ich durch die Entzugssympome schon wieder bei 20-30 mg wie.vorher. Alleine ambulant ist es für mich nicht machbar.

  • Das sehe ich auch so - wenn es dir bei einer Reduktion schon so schlecht geht ist es auf jeden Fall ratsam, den Entzug stationär zu machen. Wenn die Regeln dort für dich aber sehr belastend sind, frag einfach mal bei anderen Kliniken nach. Nicht alle nehmen PatientInnen aus allen Einzugsgebieten auf.

    Du könntest dich auch an eine Beratungsstelle vor Ort wenden. Über https://www.suchtberatung.digital/ könntest du da eine finden und dich unkompliziert online (und natürlich kostenlos und anonym) informieren. Die wissen meistens am besten, wohin du dich wenden kannst.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!