Trennung wegen Cannabis Konsum?

  • Wo fange ich an? Da ich heute das erste Mal überhaupt in 30 Jahren mit jemand anderem als meinen Kindern drüber reden, bzw. öffentlich Hilfe Suche, fällt es mir sehr schwer zu schreiben.

    Ich bin 30 Jahre mit meinem Mann zusammen. Wir haben mittlerweile eine erwachsene Tochter und meine Tochter, die er mal akzeptiert hatte.

    Er kifft schon, seit ich ihn kenne. Früher fand ich das noch ganz cool, aber mittlerweile ist es seit sicher 10 Jahre ein Kampf. Ich habe immer gehofft, dass er aufhört. Aber seit der Legalisierung dreht er völlig am Rad.

    Kauft sich sämtliches Zubehör zu den Pflanzen, die er übrigens Chickas nennt und heht und pflegt seine Pflanzen.

    Mit der Legalisierung erzählt er auch ganz stolz, dass es legal ist und er machen kann was er will. Nun, er vergisst dabei, dass wir verheiratet sind und Kinder und Enkelkinder haben. Besuch habe ich schon 20 Jahre nicht mehr empfangen, weil es mir peinlich ist. Aus diesem Grund auch keine sozialen Kontakte mehr.

    Es fällt mir extrem schwer mich zu trennen, weil er das Geld verdient. Warum das so ist, dass nur er arbeitet, würde den Rahmen sprengen.

    Er kifft schon seit seiner Jugend und behauptet Felsenfest, dass es keine Sucht ist und ich nur Stress mache. Ef glaubt das wirklich, dass es keine Sucht ist.

    Ich weiß, dass sein ganzes Verhalten vom kiffen her rührt. Nur Vorwürfe, was er nicht alles macht und tut. Er "tut" nur arbeiten. Zu Hause macht er nichts. Nur kiffen und am Handy. Ich fühle mich einfach nur noch leer und gescheitert.:confused_face:

  • Hallo,

    das klingt nach einer sehr eingefahren Situation. Dein Mann sieht derzit keinen Veränderungsbedarf, also kommt es auf Dich an, Dir zu überlegen, ob Du das so weiterlaufen möchtest oder welchen Spielraum es gäbe, gegenzusteuern. Soziale Kontakte aufbauen wäre besimmt ein erster wichtiger Schritt, ggfs auch über Selbsthilfegruppe, da hättest Du auch eine Rückenstärkung für die Konflikte mit Deinem Mann. Könntest Du eine Arbeit aufnehmen, um finanziell unabhängig(er) von ihm zu werden? Wie denkst Du über Trennung, Auszug? Wenn Du keinen Besuch mehr einlädtst und den Haushalt alleine schmeißt, hast Du Deinem Mann und dem Cannabis ja praktisch das Feld überlassen. Du kannst ja überlegen, beides zu ändern, das würde ich klar kommunizieren - schließlich hast Du auch ein Leben und bist da zu Hause. Was spricht gegen Besuch? Soll er doch mit seinen "chicas" glücklich werden, Du machst ab jetzt wieder Dinge, die Dir Spaß machen mit Leuten, die Du magst. Vielleicht setzt das auch ein Umdenken bei ihm in Gang - wenn nicht, war es ein Versuch und Du kannst überlegen, welche weiteren Schritte Du für Dich gehst. Selbstfürsorge hilft gegen diese negativen Gefühle, die Du ganz unten beschreibst.


    Liebe Grüße

  • Hallo unbekannte/r,

    herzlichen Dank für die netten Worte und Wegweiser.

    Ich wollte schon tausend Mal ausziehen. Ich erinnere mich noch an die Zeit, wenn er nicht geraucht hat, da war er nämlich ein richtig toller Mensch. Das cannabis hat ihn kaputt gemacht und eine Wesensveränderung vorgenommen.

    Ich denke auch, dass ich ihm sich selbst überlassen habe und er deshalb kein Änderungsbedarf sah. Bzw. kapituliert habe.

    Nach ihrer Antwort, habe ich noch ein letztes Mal das Gespräch gesucht und viele Stunden geredet.

    Wir sind nun seit gestern offiziell getrennt und ich habe schon nach ein paar Stunden eine Veränderung gemerkt, nämlich, dass er geschockt ist, dass ich meinen eigenen Weg gehen möchte. Im Grunde möchte ich das nicht, sondern das er aufhört und wieder lebt.

    Aber, er darf nicht wissen, dass ich ihn noch liebe und ich tief in mir drin noch Hoffnung habe. Ich bin vor ihm nun kühl und entschlossen. Fällt mir schwer, weil ich schnell Mitleid empfinde. Dennoch bleibe ich hart.

    Danke noch einmal für ihre Worte. Das hat mir Mut gemacht.

  • Im Grunde möchte ich das nicht, sondern das er aufhört und wieder lebt.

    Solange er das aber nich möchte, wird es schwierig. Solange er nicht einsieht, dass er süchtig ist und etwas verändern möchte, kannst du relativ wenig tun, außer für dich selbst zu sorgen.

    Willst du jetzt auch ausziehen? Gibt ja Bürgergeld, welches in solchen Sitautionen einen Auszug ermöglichen kann.

    Ich drücke dir die Daumen, dass du standhaft bleibst.

  • Hallo SoccerLady

    Ich bin mir bewusst, dass er es selber wollen muss. Ich möchte ausziehen, aber ich möchte auch, dass er aufhört. Ich glaube, ihm ist bewusst, dass er süchtig ist, findet es aber nun nicht mehr schlimm, weil es ja legal ist. Aber Alkohol und Zigaretten machen auch süchtig und sind legal und zerstören Ehen und Familien und das muss bei ihm ankommen. Es bleibt nur der Auszug aus der gemeinsamen Wohnung. Leider.

  • Hallo,

    Respekt, das ist erstmal ein großer und mutiger Schritt. Ist doch völlig klar, dass Dir nach so einer langen gemeinsamen Zeit viel an ihm liegt und Du Dir wünschst, dass er aufhört. Vorsichtshalber wäre es aber bestimmt gut, nicht zu viel "Wirkung" von so einer Trennung bei ihm zu erhoffen. Veränderungen brauchen Einsicht, vielleicht auch professionelle Begleitung, Zeit. Er ist erstmal geschockt, klar, aber was er langfristig daraus macht und ob er sich in diese Richtung bewegt, hast Du ehrlicherweise nicht in der Hand. Deshalb ist es wichtig, das eigene Leben wieder stärker in den Blick zu nehmen, etwas Abstand zu gewinnen, mal wieder sehen, was Du für Dich willst, nach den letzten zehn Jahren Kampf, die Du beschrieben hast. Hast Du Menschen, mit denen Du Dich im Gespräch austauschen kannst?

  • Hallo,

    ich finde es erschreckend wie ähnlich sich diese Geschichten und die Gefühle von Angehörigen anhören. Ich habe diese Fragen auch hinter mir, und bin letztendlich vor einem Jahr ausgezogen, trotz einer gemeinsamen Tochter. Um mich selber zu schützen und wieder ein gesunder Mensch zu werden. Für mich war das eine richtige Entscheidung! Es war eine ähnlich verfahrene Situation wie du sie beschreibst, es war sein Hobby und er sieht keinerlei Problem darin, auch keine Sucht, ich war das einzige Problem. Weil ich es gewagt habe das als Problem anzusprechen, und daraufhin hat er mich heftigst verbal attackiert immer wieder. Googel mal gaslighting und Drogenkonsum, vielleicht erkennst du da ja auch ein Muster.

    Du musst natürlich herausfinden was für dich die richtige Entscheidung ist. Mir hat es sehr geholfen mit Suchtberatungen zu sprechen, die beraten auch Angehörige. Auch am Telefon, bei mir war das während Covid und ich habe viel am Telefon anonym besprochen. Und auch das Jugendamt hat mir geholfen die Situation und meine Möglichkeiten zu klären. Wir haben auch kurzzeitig eine Paartherapie gemacht, die er leider wieder abgebrochen hat. Das hätte uns glaube ich helfen können, aber es hat ihm nicht gefallen dass jemand meine Sorgen versteht und bestätigt. Interessant war für mich die Erklärung der Therapeutin dass eine Droge (unabhängig welche wenn es sich um eine Sucht handelt) in der Beziehung ähnlich wirkt wie eine dritte Person. Mein Partner hat sich mit seinen Gefühlen nicht an mich gewandt, sondern einfach alles weggekifft. Er hat emotional nichts mit mir geteilt. Er hat die Abende ohne mich verbracht, mit seinen Joints in der Gartenhütte. Und es fühlte sich tatsächlich oft genauso schmerzhaft an wie fremdgehen, vor allem wenn er mir wieder mal versprochen hatte es zu reduzieren.

    Aber was ich eigentlich sagen wollte, ich verstehe das Gefühl so gut dir einfach nur zu wünschen dass er aufhört. Bei meinem Ex wird das nie passieren. Ich weiß das rational, aber es ist verdammt schwer meine Gefühle loszuwerden die immer noch drauf warten dass er es versteht. Jedes Mal wenn einer von uns im Urlaub war, oder es eine größere Veränderung gab, erwartet ein Teil von mir dass er es jetzt verstanden hat, sich bei mir entschuldigt und wir das alles hinbekommen. Nachdem ich hier so viele Geschichten gelesen habe glaube ich bei einem Drogenproblem trennt man sich weil der Kopf einem klar sagt man muss da raus. Nicht weil man jemanden nicht mehr liebt. Und das Entlieben erscheint mir viel schwerer als bei allen anderen Beziehungen die ich hatte. Ich glaube weil ich das Problem nicht verstehen kann, was bitte ist so schwer daran meine Sicht der Dinge zu verstehen und das Problem zu beheben? Das wurde mir von vielen Fachleuten erklärt, und ich verstehe es irgendwie auch. Aber meine Gefühle brauchen noch ne Weile..

    Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft für dich und deine Kinder eine gute Entscheidung zu treffen!

    Schreib mich gerne an wenn du dich austauschen möchtest.

  • Hallo lemas,

    wow... das hört sich echt wahnsinnig anstrengend an.

    Eine klare Entscheidung treffen zu können ist da echt ein Kampf. Zumal du ja auch seine positiven Seiten nicht vergessen hast in all den Jahren.

    Ich möchte mich nicht wiederholen, finde einiges, was die VorschreiberInnen gesagt haben echt super und auch von Erfahrungsberichten von anderen Betroffenen kannst du sicher sehr profitieren.

    Was ich dir noch zusätzlich nennen möchte ist die Möglichkeit der Online-Beratung unter https://www.suchtberatung.digital/

    Da der Zugangsweg hier sehr einfach, kostenfrei und anonym ist, könnte ich mir vorstellen, dass dies dir in kurzer Zeit eine gute Hilfestellung bieten könnte.

    Auch sind Angehörigengruppen in vielen Beratungsstellen sehr etabliert und können helfen. Finde es super, dass du hier den ersten Schritt für einen Austausch gemacht und dich getraut hast, dich anderen Menschen anzuvertrauen!

    Noch eine kurze Info zu mir: Ich gehöre zu einem Team professioneller Sozialarbeiter*innen, die aufsuchend im Netz unterwegs sind. Dabei versuchen wir User*innen unterstützend und beratend zur Seite zu stehen, im Besonderen zum Thema Sucht und Konsum. Unser Angebot ist selbstverständlich kostenfrei und anonym.

    Wenn du gerne sprechen oder schreiben möchtest, meld dich gerne bei mir!

    Viele Grüße

    Hannah vom DigiStreet-Team der Drogenhilfe Schwaben gGmbH

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