Suchtproblem Partner - Wie mit ihm reden?

  • Hallo zusammen! Gerade bin ich ziemlich verzweifelt und hoffe hier mir einfach mal von der Seelle schreiben zu können und auf den ein oder anderen Rat. Es geht um meinen Freund und sein Suchtproblem. Er hat schon seit er 15 ist Probleme mit Drogen. Wir beide haben auch Borderline was es nicht gerade einfacher macht. Letztes Jahr war er stationär in einer Klinik wo ihm auch sein Borderline diagnostiziert wurde. Es hat ihm sehr geholfen und sein Hauptproblem Alkohol hat er danach gut in den Griff bekommen. Dann fing es an mit Cannabis. Das hat mich schon sehr mitgenommen aber auch davon ist er los gekommen. Kürzlich hat er mit Tilidin und anderen Opiaten angefangen und jetzt mache ich mir riesige Sorgen. Er verharmlost alles und sieht nicht wie er sich in die nächste Sucht reinmanövriert hat. Er ist aufeinmal in ganz anderen Kreisen unterwegs und hat viel Geld für seine Sucht ausgegeben. Ich habe mit ihm geredet aber dringe nicht zu ihm durch. Er verharmlost es, relativiert die Problematik und scheint selber nicht motiviert daran was zu ändern. Allerdings versucht er mich zu beruhigen indem ich für ihn bei der Suchtberatung anrufen soll und er für mich dann dahin geht. Ich denke aber das bringt nichts, wenn er nichts ändern möchte und das nur für mich tut. Auch möchte ich nicht die ganze Verantwortung haben, weil ich für ihn das alles regeln soll. Ich mache mir große Sorgen und weiß nicht weiter. Ich ertrage es nicht das mit anzusehen und die Vorstellungen ihn bei einem körperlichen Entzug zu sehen, macht mich fertig. Ich schlafe schelcht und habe oft Panik dass ihm was passiert. Ich brauche gerade eigentlich Distanz weil mich das so fertig macht, habe aber Angst dass es das für ihn noch schlimmer macht. Ich habe auch überlegt dass wir uns nur sehen wenn er nüchtern ist, aber habe Angst dass er sich dann von mir distanziert. Ich muss mit ihm reden, aber weiß nicht wie das am besten geht. Was sollte ich bei dem Gespräch beachten? Er verharmlost halt alles immer und versucht Verantwortung auf mich abzuwäzen. Danke fürs lesen.

  • ist doch gut dass er zur suchtberatung geht.

    es ist auch dein recht auf abstand zu gehen wenn dich der drogenkonsum belastet.

    ja man sagt, man muss aus eigenen antrieb therapie etc machen, aber vllt entwickelt sich motivation, wenn er bei der beratung ehrlich seinem konsum reflektiert. ich würde nicht gleich denken, dass das nicht klappt. ich glaube du bist generell gerade schenll im katastrophen denken. denkst schon daran, dass du nicht erleben willst, wenn er körperlich entzügig ist.

    du hast schon sehr viel getan. mit ihm gesprochen. für ihn einen termin bei der beratung gemacht. den rest muss er machen. jetzt bist du an der reihe zu gucken, was du brauchst. ich stell mir das sehr schwer vor, wenn einem das so sorgen macht wie dir.

    wenn er letztes jahr stationär war, wäre nicht der nächste schritt ein ambulantes thearpie oder helfernetz aufzubauen? ich glaube es ist recht schwer, wenn er dazu neigt verantwortung abzugeben, dass du nicht alles für ihn machst. vllt hilft es ihm, wenn du ihn nach und nach autonomer sein lässt.

  • Hallo jorika98,

    da kann dein Freund echt froh sein, dass er in dir jemanden hat, die sich so um ihn sorgt und kümmert! Super, dass er auf deine Unterstützung zählen kann wenn er etwas verändern möchte. Ich hör aber auch eine sehr große Verzweiflung in deinen Zeilen...

    Wie lemon schon gesagt hat... den Termin in der Beratungsstelle würde ich auf jeden Fall ausmachen. Es kann auch Ziel einer Beratung sein (ist es sogar oft) den Konsum zu relfektieren und die Motivation für einen Ausstieg oder eine Reduktion dort erst zu entwickeln. Zudem ist es schon oft auch gut, wenn Konsument*innen von einer "Fachkraft" hören, wann bspw. eine Abhängigkeit eine Abhängigkeit ist, wann Konsum risikoreich ist, etc.

    Du hast meiner Ansicht nach auch getan, was du tun konntest. Wenn er weiß, dass du für ihn da bist und ihn unterstützt, wenn er Unterstützung möchte - das ist wohl das wichtigste, was du als Freundin tun kannst.

    Und dann mag ich wie mein Vorschreiberin natürlich auch nochmal betonen: Vergiss dich dabei nicht, und schau auch wo deine Grenzen sind. Du darfst den Kontakt auch reduzieren, wenn du ihn nicht sehen willst, wenn er konsumiert hat und dies ihm auch offen sagen. Schau, was dir gut tut, wie du deine Freizeit (auch) verbringen möchtest und woraus du Kraft schöpfst. Wann genießt du die Zeiten mit ihm aktuell? Könnt ihr davon mehr gemeinsame Zeit haben?

    Auch gibt es in Suchtberatungsstellen die Möglichkeit, eine Angehörigenberatung zu nutzen (entweder vor Ort, oder auch online, z.B. unter: https://app.suchtberatung.digital/login

    Es ist außerdem natürlich auch möglich, dass ihr gemeinsam in eine Beratungsstelle geht. Oft hilft es, eine*n neutralen Dritten dabei zu haben bei einem Gespräch der/die vermitteln kann.

    Noch eine kurze Info zu mir: Ich gehöre zu einem Team professioneller Sozialarbeiter*innen, die aufsuchend im Netz unterwegs sind. Dabei versuchen wir User*innen unterstützend und beratend zur Seite zu stehen, im Besonderen zum Thema Sucht und Konsum. Unser Angebot ist selbstverständlich kostenfrei und anonym.

    Liebe Grüße
    Hannah vom DigiStreet-Team der Drogenhilfe Schwaben gGmbH

  • Hallo...

    Ich habe gerade deinen Text gelesen und möchte dir ein großes Lob für deine ausgesprochene Differenziertheit aussprechen. Eigentlich beleuchtest du beide Seiten schon sehr gut.

    Aber schau dir die Beziehung zwischen euch beiden mal genauer an. Du schreibst, plötzlich hat er von irgendwo immer mehr Geld für seinen Konsum. Und mit dir reden tut er offenbar nicht offen über alles.

    Gleichzeitig machst du dir zurecht große Sorgen, das ist auch völlig verständlich, wenn halt Liebe im Spiel ist. Aber du bist im Moment nicht unbedingt die Person, von der er Hilfe annehmen kann.

    Denk dran, dass auch Suchtverhalten eine Funktion hat und er diese womöglich dringender braucht als dich. Es ist schon super, wie du bisher für ihn da warst.

    In meiner Suchtzeit wurde ich mehrmals deswegen verlassen. Klar hat das weh getan, aber ich konnte es verstehen. Es ist ok! - Und vor allem besser, als irgendwann nur noch als hoffnungsloser Fall durchgeschleift zu werden. Das ist viel entwürdigender.

    Ich finde wie in den Beiträgen oben auch, du solltest dich, gerade als selbst Vorbelastete, mehr schonen. Vergiss deine eigenen Baustellen nicht.

    Manchmal schleicht sich eine Art Neid in Beziehungen ein, weil einer es weiter geschafft hat als der Andere. Ich will das nicht unterstellen, aber so etwas gibt es halt, und da hilft nur ... Distanz.

    Ist nur meine Meinung. :owl:

    Alles Gute!

    Ninja

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