Dieses Mal für immer

  • Schlimm ist die Angst. Die Angst, den Verstand verkifft zu haben, die Angst nie wieder normal zu werden, alles im Leben kaputt gemacht zu haben, die Erinnerungslücken, keine Aufgaben zu Ende zu bringen, die Gedankenflut, das "Schwimmen" im Alltag, das Aufwachen morgens, einfach alles.

    Ist das nur Aufmerksamkeitsfokussierung oder bin ich wirklich so krank geworden vom Konsum.

    Ich möchte das alles nicht mehr fühlen,

    alles wieder abschalten.

    Das kann ich nur, wenn ich wieder konsumiere.

    Mir gerät alles außer Kontrolle.

    Hilfe kann ich von niemandem bekommen.

    Nur der Gedanke, wieder zu konsumieren verleiht mir Hoffnung.

    Ich habe mir vorgenommen, unseren Whirlpool zu reinigen. Kann mich nicht dazu aufraffen, bin hier nur am Schreiben.

    Ich werde mir jetzt nen ganz kleinen Joint bauen und gucken, was passiert.

    Bud

  • Hallo Thymia, das vorhin von mir Geschriebene sollte eigentlich in mein Thema gepostet werden. Ich bin manchmal sehr kopflos und schreibe dann einfach drauf los, ohne genau zu schauen, wohinein ich schreibe.

    Ich freue mich für dich, dass su deine Abstinenz aufrecht erhältst. Das mit dem Zählen der Tage ist ne interessante Sache. Ich habe später Monate draus gemacht und bin auf insgesamt achtzehn Monate gekommen. Tag 50 ist auch schon ganz beachtlich, und die lange Abstinenz vorher zählt trotzdem mit.

    Ich schreibe nun in meinem Thema weiter.

    VG

    Bud

  • Hallo,

    nachdem ich mir am WE kurzzeitig vorgenommen hatte, den Konsum wieder aufzunehmen, kann ich hier vermelden, dass ich es nicht getan habe. Die Versuchung ist aber leider immer da und ich sehe es nach wie vor als einzigen Ausweg aus meiner derzeitigen Lage. Wenn man allerdings meine Entwicklung der vergangenen 33(!) Jahre betrachtet, werde ich doch über kurz oder lang wieder an genau dieser Stelle hier landen. Nur ist mir das für den Moment egal. Eine etwas längere Phase des Wiedereinstiegs würde ich schon einrichten müssen, aber nach spätestens einer Woche konsumiere ich dann auch wieder von morgens bis abends.

    Die Illusion, dass ich in den vergangenen Jahren immer glücklich war mit meinem Gras, die lässt nicht nach. Ich erinnere mich an schöne Urlaube und andere tolle Momente, die ich erlebt habe. Dabei war ich immer drauf. Nun ist alles so trist, die Depressionen haben mich so fest im Griff. Eine Hoffnungslosigkeit ohnegleichen macht sich in mir breit. Dazu die düstere Stimmung, das ständige (Nach-) Denken und Grübeln, wie kaputt ich wohl bin, usw.!

    Ein Gespräch, das sich am WE mit meiner Frau hatte, geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie sagte mir: Du kannst das doch alles sofort wieder beenden.

    Und sie liegt damit auch richtig: Ich kann sofort wieder mit dem Konsum beginnen. Ich habe noch reichlich Gras zu Hause.

    Also drehe ich mich weiter im Kreis. Sowohl in meiner jetzigen kleinen oder kurzen Abstinenz der vergangenen sechs Wochen als auch in meinem Konsum, das ganze Leben betreffend. Die Unentschlossenheit in Verbindung mit Willensstärke und Aushaltebereitschaft sind die größten Hürden für mich. Meine achtzehnmonatige Abstinenz war mir dauerhaft ungemütlich, weil ich einfach nur kein Bock mehr hatte. Ich war nie bereit, das neue cleane Leben zu akzeptieren und für mich Vorteile darin zu sehen. Alle Menschen müssen ihre Sorgen und Probleme, Zweifel und Verunsicherungen, Kummer und Enttäuschungen im Leben aushalten. Ich wollte aber lieber den leichteren Weg für mich wählen. Sich zu sagen: So, ich habe das jetzt anderthalb Jahre gemacht, es bringt mir aber keine Erfüllung. Dann lasse ich das lieber und tauche wieder in den Konsum ab.

    Bin ich nicht bereit, meine Komfort-Zone zu verlassen? Geht es nicht darum, eine Akzeptanz mit den Widrigkeiten des Lebens zu bekommen?

    Habe gerade mal in meinem Thema hier quer gelesen. Vor fast drei Jahren während meiner langen Abstinenz stand ich an genau derselben Stelle.

    Die Tage habe ich mal gelesen, dass man nur durch das Verlassen der eigenen Komfort-Zone sich weiterentwickeln kann. Das ist Arbeit, echt harte Arbeit!


    Es grüßt

    BUD

  • Hallo,

    schon wieder zwei Tage her, dass ich hier geschrieben habe. Es hat sich nichts an meiner Situation verändert. Ich bin noch clean und wünsche mir, dass ich es auch bleibe. Eigentlich wünsche ich mir, dass ich es wirklich möchte. Ich kann mit viel Geduld, Zeit, Leid und Medikamenten maximal den Zustand des Jahres 2022 erreichen. Ich glaube nicht, dass diese Aussicht meine Motivation lange aufrecht erhält. Gestern saß ich im Homeoffice und habe wieder den ganzen Tag mit mir gehadert. Ich merke auch, wie sich meine psychische Verfassung weiter verschlechtert, bemerke inzwischen auch Angstzustände. Nach wie vor möchte ich weder in eine Klinik gehen, noch möchte ich wieder Antidepressiva nehmen.

    Die Situation auf der Arbeit wird natürlich auch immer prekärer. In meinem Dauerkonsum habe ich hier nur wenig auf die Reihe gekriegt und nun in der Depression bekomme ich gar nichts mehr auf die Reihe. Es ist ein Teufelskreis. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Steige ich wieder in den Konsum ein, erledigt sich meine (spürbare) depressive Stimmung ziemlich schnell. Aber dann werde ich auch wieder faul und mache nichts, schon gar nicht die vielen Dinge lernen, die ich hier für meine Aufgaben beherrschen muss. Gebe ich mich nicht wieder dem Konsum hin, werden sich die Depressionen noch weiter verstärken und ich werde womöglich länger ausfallen. Dann habe ich zuhause wieder nur Ärger, da meine Frau mir ein "sich-gehen-lassen" nicht gestatten wird. Außerdem schaut man sich dann meinen Arbeitsplatz genauer an und die Bombe geht hoch. Ich habe wirklich Riesenbockmist gebaut. Ich habe mich hier in eine für mich ausweglose Lage gebracht. Ich könnte mir derart in den Arsch beißen, dass ich vor zwei Jahren wieder in den Konsum zurückgekehrt bin und den beruflichen Neustart nicht hinbekommen habe, den Moment nicht genutzt habe. Wenn ich jetzt nach zwei Jahren hier öffentlich mache, dass ich gar nix auf die Reihe kriege, werden sich doch alle fragen: Was hat der denn die ganze Zeit gemacht? Wieso weiß er denn nicht einmal die Grundlagen?

    Wie kann ich da nur wieder rauskommen? Ich kann ja schlecht zu meinem Teamleiter gehen und ihm sagen: Hör mal, ich bin ja schon zwei Jahre da, aber ich habe eigentlich noch keinen blassen Schimmer von dem, was ich hier tun soll!

    Also: So oder so bin ich verloren! Ich kann mit Selbstbestimmung einfach nicht umgehen. Mein Leben lang haben andere Menschen Entscheidungen für mich getroffen, Aufgaben für mich übernommen , usw.

    Ich habe mich einfach nur zurückgelehnt, die anderen machen lassen und mich weggemacht. Dann war ja alles gut. Die überbehütende Mutter, die alle Termine für mich gemacht hat, das Studium, durch das ich mich nur so durchgemogelt habe, dann meine Frau, die viel mehr tut als sie müsste. Wenn ich das hier so schreibe, fällt mir auf, dass ich sie nur ausnutze. Wir waren doch noch so jung, als wir Eltern wurden. Sie hat immer viel gearbeitet, den Haushalt erledigt und die Erziehung der Kinder zu 95% übernommen. Nur deshalb sind sie ja auch so gut geraten. Mir war immer nur mein Konsum wichtig. Sorry: Kleine Wut auf mich, musste raus!

    Gleich fahre ich in den Feierabend und starte ins lange Osterwochenende. Wow, tolle Wurst. Ich nehme meine Kummer natürlich mit und wir haben auch viel zu tun, da wir morgen den Fensterputzer für unseren Sommergarten und die Fenster des Hauses dahaben werden. Am Sonntag sind dann zum Frühstück alle aus meiner Familie da. Also abhängen ist nicht. Stattdessen schön so tun, als freue man sich und ein Lächeln ins Gesicht meißeln. Jeden anlügen, der fragt, wie es mir geht.

    Inzwischen bin ich auch zu meiner Frau nicht mehr ehrlich. Ich will sie einfach nicht mehr belasten, als ich es eh (schon wieder) tue.

    Ach ja, auch wenn es mir schwer fällt, hier auch von positiven Dingen zu berichten, muss ich sagen, dass ich gestern ein sehr langes (1:35h) Telefonat mit einem Freund geführt habe. Der steckt immer wieder mal in dergleichen Situation wie ich.

    So genug erstmal von mir für heute. Fahre jetzt nach Hause.

    BUD

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