Dieses Mal für immer

  • Hallo Bud ...

    Ich verstehe das jetzt so:


    Einerseits willst du partout nicht süchtig sein, genauer gesagt: dich entsprechend verhalten, und schämst dich dafür samt Schuldgefühlen. Du schließt einen kontrollierten Konsum für dich aus. Ich finde das vollkommen legitim. Positiv gesehen zeigt das, dass du ein moralisches Empfinden hast - das ist natürlich top! -

    Andererseits weißt du aus Erfahrung, dass deine Rückenschmerzen und Depressionen nur besser wurden, wenn du konsumiert hast, was dir den Eindruck vermittelt, dein Leben ohne Konsum wäre dazu verdammt, etwas qualvoll zu sein. Auch das ist schlüssig, keine Frage. Deine Erfahrung kann dir niemand absprechen.


    Aaaber:


    Es gibt so viele tolle Möglichkeiten, solche Symptome anders zu behandeln!


    Gut, ein Bandscheibenvorfall geht nicht weg, aber Krafttraining und Massagen bringen extrem viel Linderung. Du musst dich ja nicht verkleiden und anfangen, wie ein 20jähriger rumzuhüpfen :rolling_on_the_floor_laughing:, aber gezielte, regelmäßige Übungen bringen schon echt gute Ergebnisse. Die Zeit dafür hättest du ja jetzt. :smiling_face_with_halo: Eine Zeitlang haben Mediziner behauptet, Massagen würden nicht helfen, aber das hat sich aus meiner Meinung nach gutem Grund geändert. Kostet ja auch privat bezahlt nicht die Welt, wenn einem der Aufwand über Verschreibungen (wie mir) zu aufwändig ist.
    Denk dran: Ohne selbst entgegenzuwirken kann es nur schlechter werden!


    Naja, und was das Seelische angeht - ich bin kein Mann. Was ich damit sagen will, ist, Dinge wie "nimm dich selbst an", "verzeihe dir selbst", "hab Geduld mit dir" oder sogar "liebe dich selbst" prallen an dir vermutlich eher etwas ab, so unkonkret, wie sie eben sind. Außerdem gilt das ja schnell als selbstverliebt, weil so viele Andere genaugenommen die gleichen Probleme haben. So ein bisschen Selbstabwertung, Selbstmitleid und Resignation sind durchaus en vogue... Aber es ist halt eben Gift für das eigene Lebensglück. Egal, wie viele auch Nicht-Süchtige damit leben und es sonstwie kompensieren. (Stichwort Narzissmus in der Gesellschaft. )


    Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass du mit deiner Frau einen Sechser im Lotto gewonnen und super Voraussetzungen hast und ein netter und reflektierter Mensch bist, der etwas betriebsblind ist vor lauter Routiniertheit und sich selber leider hier und da ein wenig selbst aufgegeben hat. Was wirklich schade ist!


    Aber wie immer: Natürlich kann ich mich auch irren. Bleib stark und werde stärker! :winking_face:

    Ninja

  • Hey Bud, alles Gute nachträglich zum Geburtstag!! Ich hoffe, es zermürbt dich nicht, dass du wieder konsumierst. Hab ne gute Zeit... Ninja

  • Wünsche dir auch alles Gute nachträglich!

    Wegen Konsum, ja dachte es mir irgendwie schon. Aber hoffentlich nicht "Dieses Mal für immer". 😜

    Das Thema "zufriedene Abstinenz" und "warum machen wir das überhaupt" ist auch ein ständiger Dauerbrenner in der Nachsorgegruppe. Sehr individuell und manchmal mühsam. Der kleinste gemeinsame Nenner (dort) ist oft "will nicht zurück dahin wo ich war". Wäre vielleicht auch ein eigenes Thema wert.

    Lass es dir jedenfalls gut gehen! Seid ihr noch oft mit dem Camper unterwegs? Das schien in deiner langen Abstinenzphase die letzten Jahre ein neuer, guter Ausgleich, oder?

    LG Thymia

  • Hallöchen.

    Thymia - ich hege ebenfalls einen heiteren Verdacht, @ Bud geht es ganz gut?

    Ich habe gerade von The BossHoss den Song "Flash Mich" gehört - musste spontan an dieses sicher interessante Pärchen denken, dass Bud plus Fraule bilden.

    Viele Grüße in diesem Sinne!

    *grins* Ninja :sunflower:


    P. S.: Den Grund, aufhören gewollt zu haben, sollte wirklich niemand vergessen!

    [Auch @ Thymia(n ist was Feines:upside_down_face:)] ...

  • Hallo Thymia und Ninja,

    ja, mir geht es soweit ganz gut. Der Konsum hält sich in Grenzen. Zum Niederdrücken der Depressionen reicht es. Wir unternehmen tatsächlich gerade sehr viel. Meine Frau und ich haben uns auch einen größeren Camper gekauft. Nix mehr Bulli. Viele kleine Festivals und schöne ruhige Orte (am Meer oder in anderer idyllischer Umgebung) werden von uns derzeit angefahren. Es macht uns sehr viel Spaß und die Beziehung läuft auch weitestgehend gut. Natürlich wünschte sie sich einen cleanen (Ehe-) Mann.

    LG

    BUD

  • Hallo zusammen,

    ich wollte mal wieder von mir hören, bzw. lesen lassen.

    Konsumiere noch, inzwischen habe ich das Bestellen im Internet für mich als Bezugsquelle entdeckt.

    Schön einfach mit Rezept von so unseriösen Telekliniken und dann per DHL nach Hause liefern lassen.

    Ist jetzt immer Gras mit Spitzenqualität aus Apotheken.

    Nur ändert es nichts daran, dass ich abhängig bin.

    Momentan hadere ich wieder sehr mit meinem Konsumverhalten.

    Dieser blöde Teufelskreis. Kiffe auch wieder deutlich mehr als ich eigentlich wollte.

    Halte euch auf dem Laufenden.

    LG

    BUD

  • Hallo,

    weiterhin abstinent und kann schon merken, wie alles wieder losgeht.

    Frühes Aufwachen, Unruhe, Appetitlosigkeit, etc.

    Nehme mir vor, wenn ich es nicht mehr aushalten kann, besser wieder zu konsumieren.

    Meine Frau bemerkt auch schon die Veränderungen.

    Wir sind uns einig, dass ein Absturz derzeit in jedem Fall verhindert werden muss.

    Die jüngere Tochter steht unmittelbar vor den Abiturprüfungen.

    Einen Vater, der nicht aufsteht, kann ihr das Abitur ruinieren.

    Möglicherweise kann ich mich ja mit gelegentlichem Konsum (nur abends oder nur am Wochenende) vor dem Breakdown bewahren.

    Ist eben nicht der richtige Zeitpunkt für den x-ten Versuch.


    Euer Bud

  • Hallo,

    auch wenn hier noch niemand geschrieben hat, bin ich mir sicher, dass meine Posts bestimmt schon gelesen wurden. Dabei geht es wahrscheinlich vielen, die schon länger hier sind so, wie mir selbst: Echt jetzt, Bud! Schon wieder. Wird allmählich langweilig, dass du es nicht begreifst. Konsum macht dich kaputt und bei jeder Abstinenz stehst du wieder vor einem Scherbenhaufen. Bedauerst dich und verteufelst die Welt. Der Mensch, der man ohne das Konsumieren einer psychotropen Substanz ist, ist der, der man tatsächlich ist. Die Fassade des gut gelaunten Bud, der immer nur bekifft durch die Welt geht, sich nie seinen Problemen, Ängsten, Sorgen und Schwächen stellt, wird kaum noch aufrechtzuerhalten sein.

    Sorry, dass ich mich hier wieder mal selbst bedauere. Auf Verständnis hoffe ich auch gar nicht, schon gar nicht von meiner Familie, die zu Recht sagt: Wenn ich den Konsum wieder aufnehme, frage ich mich ja auch nicht, wie meine Frau und meine Töchter es finden. Dabei lasse ich mich einzig und allein von meinen "Bedürfnissen" leiten und ignoriere die Konsequenzen, sowohl für mich als auch für meine Mitmenschen, insbesondere die Lieblingsmenschen, denen man damit ja auch ganz besonderes Leid zufügt. Schließlich lieben sie einen ja, warum auch immer!

    Zur Abwechslung mal wieder reflektiert und in der wirklichen Welt lebend sende ich Grüße an alle, die schon schlauer sind als ich!

    BUD

  • Guten Morgen Community,

    ich schreibe hier einfach mal weiter, weil ich das Gefühl habe, dass es mir hilft. Ich habe jetzt das letzte Mal am 02. Februar konsumiert. Es verläuft so, wie bei jedem vergangenen Konsumstopp bisher. Die Entzugserscheinungen machen sich bemerkbar und ich fühle mich mächtig unwohl. Den ganzen Tag über kreisen in meinem Kopf die Gedanken. Ich bin extrem unkonzentriert, schlecht gelaunt, antriebslos, immer den Tränen nahe, möchte mich am liebsten verkriechen und den ganzen Tag für mich alleine verbringen. Ich bekomme den ganzen Tag nichts auf die Kette und sehne mich nach dem Moment, an dem ich mich endlich wieder in mein Bett verkriechen kann. Selbst jetzt hier zu schreiben fällt mir unglaublich schwer.

    Es plagen mich immer dieselben Fragen:

    Wie kaputt habe ich mich gemacht?

    Soll ich meinen Job wechseln?

    Ist es nicht am einfachsten, den Konsum wieder aufzunehmen?

    Wenn ich das nämlich tue, sind die Fragen 1 und 2 sofort wieder verschwunden. Ich zeige mir selber auf, was es auch alles Gutes in meinem Leben gibt. So habe ich keine finanziellen Probleme, bis auf das immer wiederkehrende Thema Cannabis und das damit verbundene Lügen und Doppelleben, eine gute Ehe, zwei erfolgreiche erwachsene Töchter und eigentlich alles, was man so zum Leben braucht. Dass ich den Konsum mal wieder eingestellt habe, war eigentlich nur ein Zufall. Ich habe es nicht wirklich geplant. Es war so, dass meine Frau und ich mit meinen Eltern zu meinem Bruder und seiner Familie gefahren sind. Das war das WE vom 28. Februar bis zum 02. März. Ich hatte am Freitag vor der Abfahrt noch einen Joint geraucht und einen für den Aufenthalt dort mitgenommen. Vor Ort ergab sich allerdings nie die Gelegenheit zu konsumieren, ohne dass es irgendwie aufgefallen wäre, dass ich mich zurückziehe. Als wir dann am Sonntagmittag wieder zurück waren, habe ich den schon gebauten Joint beim Gassigehen mit dem Hund geraucht. Warum auch immer, war das der letzte Joint bislang.

    Also eigentlich keine Abstinenz mit Überzeugung. Ich werde auch, außer von mir selbst, von niemandem genötigt oder gezwungen, es sein zu lassen. Nur kann ich nicht ignorieren, dass mir klar wird, wie falsch es ist, was ich mir und meinen Liebsten damit antue. Welchen Schaden es immer wieder anrichtet.

    Derzeit rede ich mir ein, dass ich mich besser fühle, wenn ich konsumiere. Das ist allerdings nicht der Fall. Ich fühle dann nur gar nichts. Eine herrliche Distanz zu meinen Gefühlen und mir selbst. Dann zählen nur die Bedürfnisse: chillen, konsumieren, fernsehen, Handyspiele, Musik hören, essen, Sex und gelegentlich Freunde treffen und mit unserem Wohnmobil unterwegs sein. In den Gesprächen mit meiner Frau wird mir vor Augen geführt, wie ich mich verhalte, wenn ich konsumiere. Da wird dann ein richtiges Arschloch beschrieben. Nur die eigenen Bedürfnisse im Blick, ständig davon geleitet, möglichst bald wieder zu konsumieren. Ich bin dann frech und herablassend, was von mir jetzt als ganz schrecklich empfunden wird. So beschreibt meine Frau mir, dass ich insbesondere bei Veranstaltungen mit längerer Dauer, wie zum Beispiel Familienfeiern und andere Feste, immer schnell ungehalten und unruhig werde, weil ich ja dort nicht kiffen kann. Eigentlich will ich in meinen Dauerkonsum-Phasen auch nur in Ruhe gelassen werden und mich meinem Rausch hingeben. Es ist eine Illusion, zu glauben, dass ich mich dann besser fühle. Die fünfzehn abstinenten Monate (Herbst 2021 bis Frühjahr 2023) oder etwas mehr (steht ja alles hier im Verlauf) waren für meine Frau die besten, die sie je mit mir verbracht hat. Der Rückfall kam im März 2023 als ich so einen HHC-Vape gekauft habe. Das erschien mir als guter Ersatz für echtes Gras. Dann ging es eigentlich ganz schnell und habe ich wieder richtiges Gras konsumiert. So ging es dann bis Sommer 2023 erstmal weiter. Dann sind wir im Urlaub gewesen, mit unserem damaligen Camper-Bulli. Wieder eine Zeit, wo permanenter Konsum nicht möglich war, wegen der Verheimlichung vor meiner Frau und weil es zu dem Zeitpunkt auch noch illegal war. Als wir dann nach zehn Tagen wieder zurück waren, habe ich den Einstieg zurück in den Konsum nicht sofort hinbekommen. So entstand dann eine kurze Pause, ich weiß nicht mal mehr, wie lange. Bin dann auf jeden Fall wieder angefangen, so im Herbst 2023. Das ging dann so weiter, bis meine Frau mich dann überrascht hat, als ich im Februar 2024, kurz vor der Entkriminalisierung, zuhause im Gäste-WC heimlich gebaut habe. Also wieder, vielleicht aus Scham, eine Pause eingelegt. Die hielt ebenfalls nur ein paar Wochen, bzw. Monate. Auf jeden Fall war ich irgendwann im Juni 2024 wieder drauf. Da haben wir uns dann auch das größere Wohnmobil gekauft und sind damit nach Kroatien gefahren. Für die ersten zwei Tage hatte ich noch Gras dabei und habe den letzten Joint dann auf der Fahrt bei einer Zwischenübernachtung in Österreich geraucht. Zurück aus dem Urlaub war mir die Wiederaufnahme des Konsums nicht schwergefallen. Ab diesem Zeitpunkt spätestens interessiert es meine Frau auch nicht mehr wirklich. Eine ganze Zeit lang hat sie, um zu überprüfen, ob ich auch ehrlich bin, auf Urintests bestanden. Diese waren ja auch immer negativ, als ich meine lange abstinente Phase hatte. Aber mit jedem Wiedereinstieg in den Konsum habe ich erneut angefangen zu lügen und getrickst. Seit einiger Zeit ist es ihr egal. Sie weiß, dass ich kiffe und wird mich deshalb auch nicht verlassen und weiß auch, dass ich da nicht ehrlich bin. Na ja, nun die aktuelle Unterbrechung, die nun seit dem 02. März besteht.

    Ich betrachte es als Experiment und schaue, wie lange es klappt. Meine daraus resultierende Verfassung versuche ich anzunehmen und mir zu sagen: Ach ja, das wieder. Das kennst du ja schon.


    Später werde ich weiterschreiben, dann zu meinen Überlegungen, was den Job betrifft.


    Viele Grüße


    BUD

  • So, ich schreibe hier mal direkt weiter, da sich meine Gedanken eh immer nur im Kreis drehen und ich nicht die nötige Konzentration aufbringen kann, hier im Büro heute etwas Anständiges auf die Reihe zu kriegen.

    Damit wären wäre ich auch direkt beim Thema: Ich kriege meinen Job eigentlich gar nicht auf die Reihe und er interessiert mich auch nicht.

    Ich habe bereits vorhin schon geschrieben, dass ich mich immer wieder mit dem Gedanken trage, mich beruflich wieder zu verändern. Vor ziemlich genau zwei Jahren hatte ich mein Vorstellungsgespräch für den internen Wechsel bei meinem Arbeitgeber. Ich bin dann vom Jugendamt ins Fallmanagement gewechselt. Aber leider habe ich dem neuen Job nie wirklich eine Chance gegeben, da ich, unmittelbar nach dem ich erfahren habe, dass mein Wechsel klappen wird, den Konsum wieder aufgenommen habe (das war im Frühjahr 2023 nach der langen abstinenten Phase). So kam es dann, dass ich meinen beruflichen Pflichten nicht wirklich nachgekommen bin und ziemlich schnell wieder in den Dauerkonsum gerutscht bin, also von morgens bis abends. So habe ich die Gelegenheit nicht genutzt, mir über meine neuen Aufgaben einen Eindruck zu verschaffen. Anstatt zu begreifen, was ich denn so tun muss, habe ich mich lieber berauscht und bin immer den bequemen Weg gegangen. Irgendwie gelingt es mir, hier die Kollegen zu täuschen. Meiner Ansicht nach haben sie alle keine Idee davon, wie unfähig ich eigentlich bin. Mir fällt dazu der Begriff des Schaumschlägers ein. Dann kam der Sommer 2023, wo ich nach meiner Rückkehr wieder eine Konsumpause eingelegt habe. Sofort kamen bei mir wieder Fluchtgedanken und ich habe mich auch dann nicht mit meinem Job wirklich befasst. Lieber wieder zurück zum Konsum. So zogen wieder Monate ins Land bis zum besagten Februar 2024, als ich aufgrund des Ertappens durch meine Frau erneut das Konsumieren eingestellt habe. Zu der Zeit wurde eine Kollegin aus dem Jugendamt in meinem vorherigen Arbeitsbereich schwanger und ich habe die Gelegenheit ergriffen und mich auf die Stelle beworben. Da ich ja clean war gab es diese Fluchttendenzen aber gleichzeitig auch große Zweifel. Ich konnte keine Entscheidung für mich treffen und habe unmittelbar vor dem Gespräch, zu dem ich eingeladen worden war, meine Bewerbung zurückgezogen. Das war natürlich für meinen früheren Teamleiter und auch den Abteilungsleiter, die mich beide zurückgenommen hätten, nicht nachvollziehbar und ich habe damit auf sie unentschlossen gewirkt. Dann wieder angefangen mit dem Dauerkonsum und meine Arbeit nicht ernst genommen. Die Monate vergingen. Es kam dann jetzt zum Jahreswechsel ein neues Programm, mit dem wir hier im Jobcenter arbeiten. Ich habe null Ahnung von EDV und bin mit den kleinsten Eingaben sofort überfordert. Die Begriffe, mit denen wir hier umgehen, wie ALO-Zahlen, Plaus-Listen, Aufstocker und die ganzen Paragraphen aus dem SGB II schrecken mich total ab und ich weiß nichts damit anzufangen. Für jede Kleinigkeit, die ich an meinem PC erledigen muss, brauche ich die Unterstützung meiner Büro-Kollegin, mit der ich mich eigentlich auch gut verstehe. Aber zwischendurch muss sie doch auch denken: Wieso weiß der das denn nicht? Warum fragt er denn immer soviel? Aus Angst und Scham, dass ich damit auffalle, frage ich also meistens gar nicht und die Dinge bleiben unerledigt. Durch das ganze Gekiffe ist meine Lernfähigkeit kaum noch vorhanden. Bin ich abstinent kann ich mich nicht auf meine Aufgaben konzentrieren und befasse mich mit Flucht vor der Arbeit und meinem Leben. Und konsumiere ich, interessieren mich meine Pflichten nicht und ich mache einfach, was mir gefällt.

    Also: Ich lebe jetzt clean und stelle fest, dass ich mit meiner Arbeit überfordert bin. Wie gehe ich mit dieser Erkenntnis um? Nehme ich das zum Anlass eine erneute Veränderung herbeizuführen oder versuche ich, die Herausforderung anzunehmen? Was brächte mir eine Rückkehr in meinen alten Arbeitsbereich? Vertrautes und Routinen? Ja, aber in meiner langen Abstinenz habe ich entschieden, die verantwortungsvolle Aufgabe als Vormund im Jugendamt nicht mehr auszuüben. War das richtig? Ich kann für mich nicht erkennen, was ich tun soll!


    Grüße an alle


    BUD

  • Hallo Thymia,

    wie schön! Endlich eine Reaktion von jemandem hier. Hab schon gedacht, dass ich alle vergrault habe mit meiner Jammerei und Uneinsichtigkeit.

    Werde morgen weiter schreiben.

    Gehe jetzt ins Bett und schaue mit meiner Frau mal wieder breaking bad.

    Danke für deinen Kommentar :smiling_face_with_smiling_eyes:

    Bud

  • Guten Morgen,

    gestern bei meinem Post war ich noch guter Dinge, dass alles gut wird. Es ist immer so, dass meine Stimmung am Abend besser ist. Meine Frau und ich haben dann tatsächlich noch gemeinsam Breaking Bad geschaut. Sie ist um zehn Uhr eingeschlafen und ich habe dann den Fernseher ausgeschaltet und mich auch schlafen gelegt. Aber um zwei Uhr war meine Nacht dann plötzlich vorüber. Ich bin ohne Grund aufgewacht und konnte nicht wieder zurückfinden in den Schlaf. Sofort schaltet sich der Denkapparat ein und ich bin total aufgekratzt. In den Gesprächen mit meiner Frau und auch mit mir selbst versuche ich den Kurs einzuschlagen, dass ich das alles ja schon aus meinen vorherigen Abstinenzen kenne. Am meistens bin ich von den Gedanken umtrieben, dass ich beruflich unglücklich bin. So auch heute Morgen, bzw. heute Nacht. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich da nun weiter vorgehen soll. War meine Entscheidung, vor zwei Jahren das Jugendamt zu verlassen, denn überhaupt richtig? Schließlich war ich zu der Zeit ja schon viele Monate abstinent und habe geglaubt, eine berufliche Veränderung könne zu einer größeren Lebenszufriedenheit beitragen. Jetzt habe ich wieder Zweifel, ob das auch wirklich richtig war. Bin ich denn jetzt nicht eigentlich auf der Flucht vor Aufgaben und Verantwortung? Täusche ich mich, dass eine Rückkehr in frühere Arbeitsroutinen mir das Arbeiten wieder leichter machen würde? Oder kann ich es irgendwie schaffen, in mein neues Aufgabengebiet im Jobcenter reinzuwachsen. Dazu muss ich aber auch den wirklichen Willen haben. Wenn ich sowieso über kurz oder lang wieder zu konsumieren beginnen sollte, sind alle diese Überlegungen und gedanklichen Quälereien doch eh völlig unnötig. Irgendwie fühle ich mich mit dem Rücken zur Wand. Ich kriege diese Gedanken nie anständig zu Ende gebracht. Mal sage ich mir: Ja, mach das. Versuche zurück zu den Aufgaben zu kommen, die du elf Jahre lang gemacht hast. Da kennst du dich aus. Wenn du das so lange gemacht hast kann es ja nicht schlecht gewesen sein. Oder ist es wieder ein Fluchtversucht. Sind meine Unzufriedenheit und meine Ängste denn überhaupt der beruflichen Überforderung geschuldet? Geht es nicht jedem Menschen so, dass er sich ständig fragt, ob er den Ansprüchen, egal welchen, genügen kann? Auf jeden Fall ist am Montag unsere Personalratsvorsitzende bei uns in der Außenstelle. Ich überlege, mich mit der Fragestellung an sie zu wenden, ob es für mich nochmal die Möglichkeit gibt, in den alten Job zurückzukehren. Ich möchte auch von ihr wissen, wie groß die Einflussnahme des Personalamts bei uns in der Verwaltung bei der Besetzung von Stellen ist. Schließlich ist es ja so, wie ich weiter oben schon geschrieben habe, dass ich bei der letzten Gelegenheit, die sich da für mich geboten hat, so kurzfristig wieder einen Rückzieher gemacht habe. Deshalb frage ich mich ja, wie groß meine Chancen dazu denn wohl sind. Nun ja, beantworten wird sie mir die Frage auch nicht. Ich kann aber derzeit in meiner Abstinenz keine Entscheidung für mich treffen. Tatsächlich muss es im Moment ja auch nicht. Die Gelegenheit zu einem Wechsel ergibt sich frühestens im Frühsommer oder Sommer.

    Nun möchte ich noch von einer anderen Sache schreiben, die sich ereignet hat. Ich habe am späten Mittwochabend meine Tochter mit dem Auto abgeholt und wir fuhren so gegen 22:30 Uhr unseres Weges, als plötzlich aus dem Nichts ein Reh auf die Fahrbahn rannte. Ich habe sofort voll auf die Bremse getreten aber konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten. Das Reh hat es nicht überlebt, aber meiner Tochter und mir ist nichts passiert. Es ist glücklicherweise bei Blechschäden geblieben. Da stand ich da so, mit meinem cleanen Verstand und habe gedacht, dass es ja ein Segen ist, dass wir nicht verletzt wurden. Natürlich schade um das Tier. Es war aber ein Stressmoment und ich habe mir gewünscht, dass doch anschließend mit ein wenig THC zu kompensieren. Nein, bin standhaft geblieben. Aber gleichzeitig habe ich auch festgestellt, dass meine Sinne ja geschärft waren und ich vor Ort direkt wichtige Maßnahmen ergriffen habe, die nach einem solchen Unfall eben nötig sind. wäre mir das bekifft auch gelungen? Vermutlich nicht. Dann hätte ich auch Sorgen haben müssen, dass die Polizei am Unfallort eintrifft und womöglich etwas vom Fahren unter Einfluss von Drogen bemerkt hätte. Auch am nächsten Tag die gesamte Abwicklung mit der Versicherung und der Werkstatt hat meine volle Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert. Das wäre bekifft ebenso viel schwerer gewesen. Ich hätte sicherlich wesentliche Dinge vergessen. Auch hier sind die Vorteile des abstinenten Lebens unwiderlegbar.

    Nun ja, gleich ist Wochenende. Meine große Tochter kommt vom Studium nach Hause und ich freue mich. Sie wird allerdings am Samstag im Service arbeiten und fährt auch am Sonntag schon wieder. Ich bemerke, dass ich viel mehr den Kontakt zu ihr suche, als wenn ich bekifft bin. Sie ist sehr enttäuscht, dass ich immer wieder rückfällig werde. Meine jüngere Tochter (die auch beim Unfall mit im Auto saß) äußert sich kaum dazu. Meine Frau hat wenig Hoffnung, dass die Abstinenz von Dauer sein wird. Aber sie genießt es sehr. Auch wenn es zu den vielen Beeinträchtigungen kommt, die sie wieder mal hinnehmen muss. SCHON WIEDER!!! Meine Familie ist mir sehr wichtig. Und immer wieder enttäusche ich sie. Während ich das hier schreibe, stehen mir die Tränen in den Augen. Ist das Rührung, sind das echte Emotionen oder nur Ausdruck von Selbstmitleid. Ich weiß es nicht.

    Fürs Erste genug von mir. Mal schauen, ob ich das Wochenende genießen kann. Am Nachmittag habe ich einen Termin beim Optiker. Aufgrund der Abstinenz nehme ich ja auch meine Gesundheit etwas ernster. ich werde im Juli 50 Jahre alt und habe schon eine fette Weitsichtigkeit entwickelt. Bislang hampele ich immer mit so billigen Sehhilfen von Rossmann rum. Ist sicherlich nicht gut für die Augen. Nun werde ich wohl etwas mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Aufwand und Kosten sind dann eben so. Bekifft war mir das immer alles nur lästig. Geht doch auch so, habe ich immer zu meiner Frau gesagt.

    So, Schluss für heute. Ich werde mein Experiment fortsetzen und euch hier auf dem Laufenden halten. Ich hoffe, dass Franz keine Einwände hat, dass ich mein Thema hier als Tagebuch verwende. Ich muss mir eben alles von der Seele schreiben, damit wieder Platz für neuen Kummer entsteht.


    Allen hier ein schönes Wochenende!

    Euer Bud

  • Hey SoccerLady, schön, von dir zu hören. Bissel viel um die Ohren ist doof. Auf jeden Fall freue ich mich, dass du mich noch im Blick hast.

    VG

    Bud

  • Bezüglich deiner Arbeit... da du ja die Aktion mit wieder bei der alten Stelle bewerben und Bewerbung zurückziehen, hattest.. Ist es keine Option der "neuen" Stelle da mal eine richtige Chance zu geben und dich richtig reinzufuchsen in diese ganzen Dinge die du aufgezählt hast, die du nicht verstehst? Gerade jetzt abstinent. Das gibt ja auch Auftrieb, Dinge zu lernen und besser zu verstehen. Selbstwirksamkeit, etc.

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