Dieses Mal für immer

  • Hallo Soccerlady,

    darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber ich habe so krasse Probleme mir Dinge zu merken, die neu für mich sind. Ebenso der Umgang mit der EDV, die Software mit der wir arbeiten etc.

    Es wäre leichter in den alten Job zurückkehren, da gibt es noch Routinen, ich kenne alle Aufgaben. Dann hätte ich allerdings auch die ganze Verantwortung als Vormund wieder an den Hacken. Längere Arbeitszeiten, viel Außendienst, Jugendliche die völlig aus dem Ruder laufen und alle Beteiligten im System zerren an mir rum.

    Das eigentliche Problem ist doch, dass ich mich derzeit nicht im Stande fühle, mich für eins zu entscheiden.

    Sag mal können wir auch über PN schreiben?

    Bud

  • Hallo liebe Community

    seit dem 02. März sind inzwischen 24 Tage vergangen, die ich nun konsumfrei lebe. Alles das, was ich schon aus meinen anderen abstinenten Phasen kenne, tritt auf. Derzeit besonders lästig ist der beeinträchtigte Nachtschlaf und der mangelnde Appetit. Heute Morgen gab es auch wieder die ersten Schweißausbrüche. Ich versuche die Dinge anzunehmen und mich daran zu erinnern, dass ich es ja alles schon kenne und will mich nicht so sehr davon ängstigen lassen. Ich nehme keine Antidepressiva, die hatten sich ja eh schon erübrigt, weil ich ja zurück in den Dauerkonsum gegangen bin. Ich lese derzeit in einem Buch, dass ich von meiner Frau bekommen habe. Der Titel lautet: "Genug gegrübelt, lieber Kopf!"

    Mit Hilfe dieses Buchs versuche ich anzuerkennen, wie sehr unsere Gedanken Einfluss auf unser Befinden nehmen. Vieles erscheint mir sehr plausibel und ich versuche mich dazu anzuhalten, die erkenntnisse aud dem Gelesenen auf meine Situation zu übertragen.

  • Guten Morgen,

    tatsächlich ist er das wirklich. Natürlich wieder viel zu früh aufgewacht und sofort angefangen zu denken. Aber ich weiß, dass es normal ist. Unser Denkapparat rattert den ganzen Tag. Den beginnenden Schweiß habe ich ignoriert und dann hörte er auch fast schon wieder auf. Dann um 05:20 Uhr aufgestanden, Hund gefüttert, Fluppe geraucht mit Cappuccino aus dem Vollautomaten und gewartet, bis meine Frau auch dazu kam. Für sie ist es alles auch derzeit nicht so leicht. Die Sorgen, die ich ihr wieder mal bereite, dann hat sie auch Kummer auf der Arbeit (Kita) und eine Leitung dort, die mit ihr nicht fair umgeht. Allerdings hat sie starke Resilienzen, wie sie es nennt. Sie ist bei einer narzisstischen Mutter aufgewachsen, mit der sie es nicht leicht hatte und hat. So hatte ihre Mutter in der letzten Woche Geburtstag und meine Frau wurde stumpf nicht dazu eingeladen. Ihre Schwester allerdings schon. Meine Schwiegermutter hat da echt einen am Helm. Nur weil es ein paar Wochen zuvor eine Situation gab, wo sich die Mutter eine eigentlich unbedeutende aber berechtigte Kritik hat anhören müssen. Das kann ein Narzisst wohl nicht dulden. Ist alles nicht leicht für meine Frau und ich versuche dieses Mal, sie nicht zu sehr mit meinen Problemen zu belasten.

    Ich hatte hier ja auch von unserem Autounfall geschrieben. Gestern haben wir den Leihwagen zurück zum ADAC gebracht. Ist auch die Werkstatt, die unseren Wagen repariert. Der Schaden beziffert sich auf knapp unter 20.000 Euro. Das Auto sah wirklich übel aus. Ich sage mir hier dann auch: Mensch, sei doch froh, dass die Versicherung alles zahlt. Wir hatten jetzt eine Woche den Leihwagen und können nun das Auto meines Vaters weiter nutzen, um zur Arbeit zu kommen und unsere Termine wahrzunehmen. Während ich hier jetzt so schreibe, stelle ich fest, dass es sich wenig um mein Thema Sucht handelt, aber es umtreiben einen eben auch andere Dinge.

    Wenn man gedanklich auch mit anderen Themen befasst ist, fokussiert man sich nicht so sehr auf die eigenen vermeintlichen "Sorgen". Ich habe jetzt schon fast die vierte abstinente Woche hinter mich gebracht und das ist ja auch schon ziemlich beachtlich. Entzug, also rein körperlich, müsste weitestgehend ausgestanden sein. Die Phasen, die sich jetzt anschließen, kenne ich ja auch schon.

    Ich werde hier weiter Tagebuch schreiben. Das hilft mir, um nicht mit jeder Befindlichkeit meine Frau zu belasten. So, dieser Eintrag findet hier jetzt sein Ende. Schließlich bin ich hier auf der Arbeit und muss auch mal etwas anderes tun. Heute ist Teamfrühstück und auch schon Donnerstag. Also wird dieser Arbeitstag ganz gut zu meistern sein und morgen ist dann auch schon Freitag, also Wochenende.

    Heute ganz gut drauf sende ich Grüße an alle hier!

    BUD

  • Hallo,

    also nach dem Teamfrühstück ging es dann ja wieder an den Schreibtisch. Ich habe mich beim Teamfrühstück halbwegs wohl gefühlt. Mir gelingt es eigentlich ganz gut, meinen Gemütszustand vor meinen Mitmenschen zu verbergen. Ein bisschen Smalltalk war für mich möglich, gegessen habe ich zweieinhalb Brötchen und ein Ei, hatte aber wirklich keinen Appetit, aber eben Hunger. Zu trinken gab es zwei bis drei Tassen Tee. Auf Kaffee verzichte ich momentan, eben nur am Morgen gibt es einen oder zwei Cappuccino. Der Kaffee dreht mich viel zu sehr auf. Als ich noch bis vor vier Wochen von morgens bis abends konsumiert habe, konnte ich gar nicht genug Kaffee oder Cola trinken, um dem heftigen high Gefühl etwas entgegenzusetzen.

    Ich finde Begegnungen mit Menschen momentan total anstrengend, weil ich soviel mit mir selbst beschäftigt bin. Am liebsten bin ich gerade allein. Während ich hier schreibe sitzt meine Kollegin mit im Büro. Sie denkt bestimmt, dass ich sehr fleißig bin, weil ich soviel tippe. Im Moment erzählt sie mir vom Spargelessen und wie sehr sie sich darauf freut. Ich spüre in meinem Magen auch ein Hungergefühl aber raffe mich nie auf zu essen. Ich hoffe, dass ich wenigstens genug trinke. Wir haben hier eine Etage tiefer einen Wasserspender. Ich denke, dass ich so meine knappen zwei Liter täglich an Flüssigkeit zu mir nehme. Am schlimmsten sind meine Konzentrationsprobleme. So muss ich mich auch hier beim Schreiben gerade mega konzentrieren, und stelle fest, dass es auch alles ein ziemliches Durcheinander ist, was ich hier niederschreibe.

    Ja, die Konzentrationsprobleme: Die hindern mich auch derzeit daran, herauszufinden, wie ich mich überhaupt für irgendetwas entscheiden soll. Ich will das hier im Jobcenter nicht mehr machen. Ich fühle mich nicht in der Lage, mich einzuarbeiten. Und das nach fast zwei Jahren. Wie kann es eigentlich sein, dass ich hier einfach mal eben so durchkiffen konnte?! Die Fluchtgedanken sind aber sehr groß. Am liebsten wäre ich arbeitsunfähig. Vor knapp zwei Jahren habe ich die Chance verpasst, hier richtig anzukommen, weil ich ja zum Arbeitseinstieg im Jobcenter schon wieder gekifft habe und deshalb hat mich gar nichts mehr interessiert.

    Meinen Wechsel vom Jugendamt ins Jobcenter war doch auch nur eine Flucht. Ich war zu dem Zeitpunkt, als ich mich entschieden habe, zu wechseln allerdings schon sehr lange clean.

    Ich sehe leider keine Lösung für mich! Weiterkiffen und die Arbeit hier nicht ernst nehmen? Bis alles auf mich einstürzt! Nicht mehr kiffen und dann auch nichts auf die Kette kriegen? Den Weg zurück ins Jugendamt gehen? Da kenne ich meine Aufgaben und die Arbeitsabläufe. da wäre dann auch die Aufnahme des Konsums kein Problem. Also am liebsten würde ich jetzt gerade irgendetwas ganz Stupides tun. Ohne Menschen und ohne Verantwortung. Nichts lernen müssen.

    Also, wenn ich nicht bald die Kurve kriege wird es hier auf der Arbeit auf jeden Fall einen dicken Knall und Ärger geben!

    Ach ja: Ich spiele auch wieder Lotto. Dann kann ich viel Geld gewinnen und kann dann einfach gar nichts mehr machen. Ich habe keine Lust mehr.

    BUD

  • Guten Morgen,

    wieder ein neuer Tag ohne Konsum. Die vierte Woche ist beinahe geschafft. Meine Motivation ist ja von Anfang an nicht so stark ausgeprägt gewesen. Ich habe aber heute wieder starke Zweifel. Ich fühle mich so beschissen, dass ich einfach nicht mehr weiter weiß. Ständig habe ich das Gefühl, dass doch mit Konsum alles besser gewesen ist. Keine Zweifel, keine negativen Gefühle, gesunden Appetit, Lust auf Unternehmungen, Lust auf Sex, Zukunftspläne, etc.

    Nur das ich mein Leben dann im Griff habe, kann ich leider dann auch nicht behaupten. Ich vernachlässige dann eben auch vieles. Insbesondere meine Arbeit. Ich tue dann einfach so gut wie gar nichts. Konsumiere nur und alles andere ist dann egal. Völlige Gleichgültigkeit eben. Auch die Körperpflege ist dann nicht so dolle. Aber solche Dinge werden von mir natürlich zurzeit ausgeblendet. Das ist mir eigentlich klar.

    Jetzt trete ich nur auf der Stelle und weiß nicht einmal wie ich den Tag überstehen soll. Vorhin stand ein Kollege in der Tür und unterhielt sich mit meiner Bürokollegin über eine mögliche Weiterbildung für einen Kunden. Da werden Begriffe genannt, mit denen ich gar nichts anfangen kann. Für mich ist das alles viel zu schwierig hier. FLUCHTGEDANKEN!!!!!!

    Ein tröstender Gedanke ist, dass ich mich hier in fünf Stunden wieder verpissen kann. Den ganzen Tag nur hoffen, dass mich keiner anspricht und das Telefon nicht klingelt. Das Herz klopft mir bis zum Hals, ich habe dauernd das Gefühl, jeden Moment den Verstand zu verlieren. Herzrasen, Schwindel, flacher Atem und kurz vor einer Panikattacke. Ich flüchte permanent vor der Realität. Zuhause fühle ich mich halbwegs sicher. Am besten geht es mir am Abend, wenn ich im Bett liege. Spreche ich mit meiner Frau über meine Befindlichkeiten, sagt sie nur, uns geht es doch allen so. Ich bin halt nur nicht geübt darin, meine Gefühle, Sorgen und Ängste wahrzunehmen und auf angemessene Weise mit ihnen umzugehen. Ich weiß auch gar nicht, ob ich das wirklich will. Vielleicht werde ich am Wochenende ein ganz kleines bisschen Gras rauchen. Nehme ich mir das jetzt vor, erscheint es mir als Rettung. Gleichzeitig weiß ich aber genau, dass es mich kein Stück weiterbringen wird. Gelegenheitskonsum wird auch nicht für mich funktionieren, da ich ja nun mal süchtig bin und sofort wieder in den Dauerkonsum abgleiten würde, um damit vor der Realität zu fliehen. Wie kann ich nur mein Leben auf die Reihe kriegen? Welchen Vorteil bringt es mir, dass ich doch für knapp anderthalb Jahre abstinent gelebt habe. Meine Erinnerungen daran sind noch vorhanden, aber es sind eben auch nicht die besten. Wenn ich maximal nach dorthin zurückkehren kann, ist das auch nur wenig erstrebenswert. Schließlich war ich in der Zeit auch nie wirklich glücklich geworden.

    Na ja, vermutlich muss ich jetzt erstmal den Entzug schaffen, da sind vier Wochen ja schon ganz beachtlich, aber nichts im Vergleich zur letzten Abstinenz. Gefragt danach, was denn gerade besonders schlimm ist, was mich wirklich bedroht, muss ich sagen, dass es da konkret eigentlich gar nichts gibt. Ich bin halt nur so getrieben von so vielen Gedanken. Was soll ich beruflich machen? Wie kann ich meine Schäden, die der jahrzehntelange Konsum angerichtet hat, beseitigen? Schaffe ich es, mich mit ihnen zu arrangieren? Halte ich den Druck aus, der auf mir lastet? Nehme ich mich selbst für zu wichtig? Warum ist das Leben so kacke und warum bin ich mit allem nur so überfordert? KONZENTRATION!

    So, versuche jetzt mal etwas anderes zu tun, als hier rumzuschreiben und zu klagen und zu jammern. Aber das tue ich gerade am liebsten!

    Ich berichte hier weiter. Darauf könnt ihr euch verlassen!

    Sonniges Wochenende wünsche ich allen.

    Euer BUD

  • Oh man deine Gedanken stressen ja richtig rum. Klingt als versuchtest du alles im Griff zu haben und 100 % richtig zu machen.

    Ich glaube dass dir gerade der Job ziemlichen Stress zusätzlich macht. Arbeit kann eine gute Ablenkung sein, aber auch ziemlich belastend. Gerade wenn man solche hohen Ansprüche an sich selbst hat.

    Hast du mal überlegt dich ne Woche krank zu schreiben, wenns gar nicht mehr geht? Und du Kraft für den Entzug brauchst. Ich würde das allerdings voraus planen. Und mir grob nen Tagesplan bzw Wochenplan schreiben mit Dingen die gut tun, um nicht zu viel Leerlauf zu haben. So habe ich das früher gemacht. Heute wenn ich mir ne Woche frei nehmen, kann ich auch spontan in den Tag rein leben. Weiß ja nicht wie du mit freier Zeit umgehen kannst.

    Wichtig ist glaube ich oft keine Überforderung aber auch keine Unterforderung.

  • Du hast recht, der Job stresst mich total. Vor allem, hier auf der Arbeit meine derzeitige Gemütslage vor den Kollegen zu verbergen ist enorm anstrengend. Heute habe ich auch noch zwei Termine mit Kunden. Ich weiß noch gar nicht, wie ich die durchstehen soll. Ständig klopft mir das Herz bis zum Hals, ich habe einen unglaublichen Brechreiz, den ich kaum unterdrücken kann und null Appetit. Wirklich sicher fühle ich mich nur an der Seite meiner Frau und in meinem Haus. Schlafen ist am besten, da Ich muss nur noch diese Woche arbeiten und dann habe ich eine Woche Urlaub. Aber erfahrungsgemäß ist freie Zeit für mich immer schwierig, wenn ich entzügig bin, meistens lasse ich mich dann gehen. Und nur sehr schwer schaffe ich es, mich dann vom Sofa aufzuraffen. Ich befinde mich dann immer in Grübelschleifen und weiß dann nur wenig mit mir anzufangen. Es ist jetzt nicht so, dass ich nicht genügend zu tun hätte. Wir haben ein großes Einfamilienhaus mit Garten. Da gibt es immer jede Menge zu tun. Nur das mit dem Aufraffen stellt ein Riesenproblem dar. Wenn ich kiffe, hänge ich ja auch meistens nur ab. Eigentlich müsste ich aus der Vergangenheit ausreichend gelernt haben. Bekifft auf dem Sofa herumliegen und irgendwelche Serien schauen ist total erfüllend. Denn im Rausch ist alles, was man tut, völlig befriedigend. Wenn man dasselbe aber tut, ohne hackedicht zu sein, ist es unbefriedigend. Deshalb muss ich meine Muster durchbrechen.

    Was einen möglichen Jobwechsel angeht, frage ich mich derzeit, wie ich einen großen Fehler vermeiden kann. Am Wochenende habe ich auch mit meiner Frau darüber besprochen. Meiner und auch ihrer Meinung nach war die lange abstinente Phase von Ende 2021 bis Anfang 2023 nicht von Zufriedenheit geprägt. Das Problem war wohl, dass ich mir nicht im Klaren darüber war, dass sich nicht das "Glücklichsein" einfach so einstellen wird. Also die Akzeptanz, dass ein Leben ohne Drogen nicht so sein kann, wie ein Leben ohne berauschende Substanz. Und deshalb habe ich wohl geglaubt, eine weitere Veränderung vornehmen zu müssen. Das war dann mein Wechsel in eben diesen Arbeitsbereich, in dem ich jetzt "festsitze". Es gab dann in den vergangenen zwei Jahren allerdings noch zwei weitere Abstinenzphasen, so von August 2023 bis Oktober oder November 2023 und nochmal von Februar 2024 bis Mai 2024. In diesen Zeiträumen war ich auch total unzufrieden. Aber war das wieder nur dem Entzug und den damit möglicherweise einhergehenden depressiven Verstimmungen geschuldet oder kann ich mich da ernst nehmen und ist es tatsächlich so, dass ich mich an meinem neuen Arbeitsplatz nicht wohlfühle?

    Das letzte was ich brauche, ist, dass ich meine Situation erneut verschlimmere. Aber Fakt ist, dass es mir hier nicht gefällt. Warum auch immer! Selbst jetzt interessiert es mich kein Stück, sondern ich schreibe lieber hier im Forum. Was im übrigen gar nicht so einfach ist mit meiner neuen Brille. Ich komme mit der Lesehilfe aus der Drogerie viel besser zurecht. Aber etwas muss ich ihr wohl noch ne Chance geben. Nicht immer alles so schnell aufgeben. Das gilt wohl für meine gesamte Lebensführung.

    Schreibe später weiter.


    BUD

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