Ich bin seit über anderthalb Jahren hier angemeldet. Wie beim Anmelden und auch jetzt war ich bisher stille Mitleserin. Fast ein Jahr brauchte ich die Seite nicht besuchen.
Kurz vorweg zu mir. Ich bin 36 und habe zwei Kinder im Alter von 13 Jahren und 4 Monaten. Die Kleine ist unser gemeinsames Kind. Ich hatte noch nie selbst Erfahrungen mit Drogen. Bzw. das einzige Laster was ich habe, sind Zigaretten und Kaffee.
Nun zu unserer "Geschichte".
Es beganng vor zweieinhalb Jahren. Es stand die Einschulung des Sohnes meiner ehmals besten Freundin an. Es trudelten langsam alle Gäste ein und plötzlich sagte sie nur zu mir, "Oh neeeein, denk garnicht dran". Im ersten Moment wusste ich garnicht wovon sie redete, drehte mich um und da stand er. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt (ich kannte das vorher garnicht), aber da war von Anfang dieses Gefühl. Naja den ganzen Abend buhlte er um mich, ich ging noch auf Abstand, fand aber diesen Mann interessant. Schon an diesem Abend erzählte er mir von seiner "Stalkerin", die er aber nun endlich los sei. Damals gab ich da nichts drauf. Dachte nur, oh es kann also auch Männer treffen. Nun ja..... Was wirklich dahintersteckte, wusste ich doch zum damaligen Zeitpunkt noch nicht.
Es kam dann die Zeit, dass wir uns regelmäßig trafen. Er erzählte mir von Anfang an offen und ehrlich über seine Drogensucht. Gleichzeitig erzählte er mir aber auch, was er sich eigentlich vom Leben wünscht und das er da raus möchte.
Na so "gutgläubig" auch bin, dachte ich, na wenn er da raus möchte, wird das ja zu schaffen sein. Man muss es ja nur wollen. Wie gesagt, ich hatte nie Kontakt mit Drogen!
Es war schon in der Anfangszeit einiges eigenartig. Aber auch da gab ich noch nicht viel drauf.
Meist war es dann zum Wochenende, da fing es dann an, dass er wirr redete und meinte, "sie ist wieder da, wir brauchen nur raus gehen, dann siehst das Auto wegfahren. usw.usf." Bald kam ich dahinter, dass sie immer nur an den Wochenenden auftauchte und auch andere Leute zum "stalken" schickte. Nur leider sah er das immer nur, ich habe ich nie etwas mitbekommen.
Dann fing es an, dass er sogar Kameras aufstellen wollte, am Tor wollte er Stacheldraht anbauen (weil sie angeblich auf meinem Hof schon waren).
Er hatte innerhalb von ein paar Wochen mehrere neue Handynummern, da er ja auch sogar gehackt wurde.
Das war die Zeit, wo es anfing mir Angst zu machen. Ich bekam mit, dass seine "STalkerin" immer nur existierte, wenn er scheinbar was gezogen hat. In der Woche rauchte er Gras, an den WOchenenden nahm er Speed und rauchte gleichzeitig Gras. Das muss die Kombination dann wohl bewirkt haben. Ich weiß es nicht, bis heute bin ich nicht dahintergekommen.
Dann kam die Zeit, dass ich sagte, so geht es nicht mehr, ich trenne mich, da von seinen WOrten nicht mehr viel übrig war, dass er da ja nur noch raus möchte.
Das war letztes Jahr im Mai. Zwischendurch hatten wir immer mal wieder Kontakt, aber ich merkte, es wird nichts, da es den Anschein machte, dass es immer schlimmer wird.
Im August plötzlich schrieben wir und fragten gegenseitig wie es uns geht. Ich hatte dort eine Operation hinter mir und schrieb aus Spaß, kannst ja mal wenn du Lust und Zeit hast, Krankenbesuch machen. Ich dachte doch nicht, dass er wirklich kommt. Er kam dann mit Fahrrad.
Es war wieder so ein vertrautes GEfühl da und da sah ich wieder den Mann, in den ich mich verliebte. Er war nicht drauf! Es war ein Freitag. Er sagte, lass uns bitte das Wochenende gemeinsam verbringen und bringe mich bitte dann Montag ins Krankenhaus. Ich bin soweit! Das glaubte ich natürlich nicht.
Es war Montag. Und wir fuhren ins Krankenhaus und er ging auf die Entgiftungsstation. Ihr könnt euch garnicht vorstellen, was das für ein Gefühl war.
Von dort an lernte ich diesen Menschen noch mehr kennen und lieben. Er öffnete sich immer mehr und von seiner "Stalkerin" war nichts mehr zu hören.
Er machte 4 Wochen Entzug und ging dann gleich anschließend auf ambulandte Therapie für ein halbes Jahr. Alles lief gut. Ich wurde ungeplant in dieser ZEit von ihm schwanger. Aber es machte unser Glück noch größer. So dachte ich!
Er kam super mit meinem großen Sohn klar Nach der Therapie fand er sofort einen Job und war auch dort happy. Er sagte, endlich bin ich angekommen. Ich habe das, was ich mir wünschte. Meine kleine FAmilie.
Im Juni kam dann unsere kleine Tochter zur Welt. Es war ein harter und schwierigier STart für sie ins Leben. Aber auch das meisterten wir gemeinsam und waren füreiander da und gaben uns Halt.
Und dann wurde alles wieder komisch.
Ich bekam mit, dass er mich belog. Wieder Kontakt mit seinen alten Leuten knüpfte. Eines Tages hieß es, er kommt nicht nach Hause, er fährt in seine Wohnung (die er jetzt zum Ende des Jahres kündigen wollte, da er ja eh bei uns lebte).
Einen Tag später holte er seine Sachen ab. Ich verstand die Welt nicht mehr.
Ab da an erkannte ich den Menschen, den ich so sehr liebte, wieder mal nicht wieder.
Es begann, dass er mir schrieb, ich hänge mit seiner Ex (ja sie war wieder am Stalken) unter eine Decke. Würde mit unserer Tochter nachts vor seiner Wohnung stehen und ihn beobachten. Die eine Nacht hätte er 40 Leute gezählt, die ihn beobachten.
In seiner Wohnung bzw. in Lampen, in den Steckdosen würden Wanzen und Kameras versteckt sein usw.usf.
Und eine neue Handynummer hatte er auch wieder mal.
Nach zwei Wochen ohne Kontakt meldete er sich und meinte, er wäre rückfällig geworden, hat es aber jetzt wieder in den Griff und er wolle uns nicht verliern.
Ich glaubte ihn!
Ein paar Tage lief es gut, dann kam der Anruf von seiner Arbeit, leider sieht die Auftragslage schlecht aus, sie müssen die Kündigung aussprechen. DA brach die Welt für ihn zusammen. Und ab da an begann die Hölle!
Anfangs bekam ich es garnicht mit. Aber er muss dann schon heimlich wieder konsumiert haben.
Dann am letzten Wochenende. Ich durfte mir dann plötzlich abends anhören, dass ich ja nen Zweithandy habe, dass extra ne WhatsApp Gruppe über ihn erstellt wurde von seiner Ex. Dort werden wohl Fotos und Infos über ihn reingestellt. Und ich hänge da voll mit drin. Nachts konnte er nicht schlafen, erst machte er mich runter und brüllte und beschimpfte mich. Im nächsten Moment fing er an zu weinen und meinte, er hätte ich verloren. Bis er irgendwann einschlief.
Am nächsten Tag ging es weiter. Nur da wurde es nur noch schlimmer, er fing an sich selbst zu verletzen. Er zerkratzte sich das GEsicht und meinte dabei, ich bin daran schuld. Ich soll doch hingucken, damit ich sehe, was ich angerichtet habe. Ich bat ihn einfach nur noch zu gehen, aber er tat es nicht.
Ich wusste ja was los ist, nur das sein Zustand wenn er drauf ist, nun solche Ausmaße annimmt, hätte ich mir nie erträumen lassen können.
Sonntag verlief relativ ruhig. Die meiste Zeit schlief er.
Am Montag war ich unterwegs und kam erst nachmittags nach Hause und ich merkte sofort, dass er wieder was genommen hat. Er fragte mich wieder wirres Zeug und redete wieder so komisch.
Da wir noch zu seinen Eltern sollten (weil wir was für sie einkaufen sollten) sind wir dorthin gefahren. Auf dem Weg habe ich zu ihm nur gesagt, dass wir anne Apotheke fahren und einen DRogentest holen und ich möchte, dass er ihn macht. Da ist er total ausgeflippt und aus dem Auto gesprungen.
Wir waren schon in der Straße von seinen ELtern. Und denkt jetzt was ihr wollt von mir, aber in diesem Moment war ich einfach nur froh, dass wir dort waren. Er kam dann hinterher und ich sagte nur, dass ich allein nach Hause fahre. Ich kann nicht mehr.
Als ich nach Hause fuhr, war es, als würde mir ne Last von den Schultern fallen. Es klingt komisch, aber mir ging es besser. Ich musste keine Angst mehr haben, dass ich was falsches sage oder falsch gucke usw.
Ich könnte noch soviel schreiben, was in seinem "Drauf-Zustand" passiert ist, aber das würde wohl den Rahmen übersprengen.
DIe Kinder haben Gott sei Dank von allem nichts mitbekommen. Da konnte er sich immer noch etwas zusammen reißen. Obwohl mein Großer schon manchmal fragte, mensch was ist denn mit ihm schon wieder los.
Ich kann das alles nicht verstehen. Wie kann man das was man hatte so einfach wegschmeißen und sich wieder völlig den Drogen hingeben. Zumal man er ja dann, wenn er drauf ist, immer diesen Verfolgungswahn hat. Das kann einem doch nichts Positives geben.
Es sind zwei komplett verschiedene Menschen. Ist er normal, ist er der liebste und tollste Mann und Vater, den man sich wünschen kann. Ist er drauf, macht er mir nur noch Angst (schon allein dann dieser Blick in seinen Augen).
Aktuelle Stand ist jetzt, dass er sein Handy komplett aus hat und es Funkstille ist. Naja, es ist Wochenende, da wird es sich dann jetzt so richtig die Kante gegeben haben.
Kommt er von seinen Trip runter, wird er sich wieder melden und sagen, dass er uns liebt und nicht verlieren möchte. Verspricht mir wieder sonstwas, dass er den Entzug allein schafft und schon dabei ist und und und. Bis er dann wieder allein in die Stadt fährt und ich merke, dass er wieder drauf ist.
Tut mir leid, dass es so lang geworden ist, aber habe mich schon kurz gefasst.
Ich würde einfach nur gern verstehen wollen, warum man das macht? Warum greift man wieder zu den Drogen, obwohl man weiß, dass man dann wieder alles verliert.
Ich würde ihm sogern auch helfen, aber ich weiß nicht wie.