Hallo zusammen,
nachdem ich nun schon einige Zeit eher still mitgelesen habe, habe ich mich heute dazu entschlossen, auch meine "Geschichte" zu erzählen.
Ich werde versuchen es in einer leicht lesbaren Zusammenfassung zu schildern.
Mit Anfang 13 hat mein Sohn D. angefangen Zigaretten zu rauchen. Anfangs dachten wir noch jugendliche Neugier, das gibt sich wieder.
Leider tat es das nicht.
Mit 14 das erste mal Berührung mit Cannabis, bis wir dahinter kamen dauerte es etwas über ein Jahr. Ab da an immer mal wieder
gekifft.
Um sich Zigaretten beschaffen zu können, hat D. mir mein Führerschein aus dem Portmonee entwendet um am Automaten welche zu bekommen.
Leider merkte ich auch das nicht sofort ich musste ihn noch nie irgendwo vorzeigen und solange war er eben
immer in meinem Portmonee, durch einen blöden Zufall kam ich dahinter.
Dann fing es an das ständig Geld entwendet wurde hier mal 5 € da mal 10€. Doch dann waren es auf einmal 200€ , Geld das ich in meinem Nachtschrank verwahrte
welches ich zum Geburtstag bekommen hatte von Freunden/Familie. Und dann auch bei anderen Familienmitgliedern. Wir haben dann angefangen alles weg zu
schließen.
Mit 15/16 fing er dann an abends immer länger einfach weg zu bleiben, das Handy war dann grundsätzlich aus, er hat den Bus verpasst etc. um Ausreden nie verlegen.
Die Schule wurde ständig geschwänzt und irgendwann fing er dann auch an nachts auszubüchsen, fing an auf "Raves im Feld" zu gehen. Hier dann das erste mal Ecstasy.
Dann hat er seinen Schulabschluss nicht geschafft. Hat sich mehr und mehr eingeigelt und im Zimmer vergraben. Ärzte / Therapeuten aufgesucht, erstes mal
Diagnose Depressionen. Das artete dann (meines Erachtens durch die Kifferei) in Psychosen aus, Stimmen hören, Verfolgungswahn u. ä. Angeblich würden
diese Symptome aber verschwinden wenn er kifft (seine Aussage) und dann kam der Tag, an dem Plötzlich zwei (zu dem Zeitpunkt ungefähr 20 jährige) vor
meiner Tür standen und Geld eintreiben wollten bei meinem Sohn für Gras welches sie ihm "auf Pump" gegeben hatten, das brachte bei mir zum erste mal
das Fass zum überlaufen. Dann wurde er auf frischer tat beim Kauf und Besitz von Drogen erwischt, war bei einer Taxifahrt volltrunken dabei welche sein damals "bester Freund"
nicht vor hatte zu zahlen...Konsequenz Strafanzeige wegen Erschleichung von Leistungen...also alles in allem was er so angestellt hat waren das Gerichts und Anwaltskosten innerhalb
von 2 Jahren im Wert von 6.000€.
Dann ein paar Monate später das erste mal Notfallüberweisung (auf Grund von Suizidgedaken) in Kinder-und Jugendpsychiartrie auf die geschlossene für 2 Monate.
Es lief super gut auch für uns zu Hause war es eine enorme Entlastung, es ging ihm nach zwei Wochen schon einigermaßen besser, und nach 4 hat er Zukunftspläne geschmiedet.
….Erstmal Aufatmen für uns...…..
Eigentlich sollte er im Anschluss in eine Stationäre Einrichtung mit Wohngruppen für Suchtgefährdete Jugendliche, mit Option auf Berufsausbildung oder höheren Schulabschluss.
Er hatte soweit auch schon zugesagt und sich so gut gemacht in der Klinik, dass wir alle (Familie und Freunde) dachten, er ist auf einem guten und richtigen Weg.
Doch nach der Vorstellung und Besichtigung einer dieser Einrichtungen lehnte er diese Art Unterbringung kategorisch ab. Er fand es zu weit weg von zu Hause und ihn plagten plötzlich
tiefe Ängste den Bezug zur Familie zu verlieren. Obwohl es höchstens für 1 1/2 Jahre sein sollte, schafften wir es nicht ihn zu überzeugen.
Und da man nun mal niemanden aufnimmt der nicht auch aus freien Stücken hin will, wurde er dann von der Klinik wieder nach Hause entlassen.
Darauf folgten Suchtberatung, wöchentliche Drogentests, Therapiestunden beim Psychiater, Medikamente.
Es lief gut, er bekam eine Chance seinen Schulabschluss auf einer regulären Schule nach zu holen, obwohl er eigentlich seine Pflichtschuljahre schon absolviert hatte.
Er hängte sich auch voll rein, einzig seine Medikamente bremsten ihn stark aus, nach Rücksprache mit seinem Doc wurde die Dosis verringert und irgendwann ausgeschlichen.
Dann kam Corona, er schaffte zwar seinen Schulabschluss (leider nur Hauptschule) aber er ist ganz ganz haarscharf an einem qualifizierten vorbeigerutscht.
Er hatte eine Freundin und die Beziehung tat ihm auch sehr gut, wir integrierten sie mit in unserer Familie und ihre Familie empfing auch ihn mit offenen Armen.
Danach Umzug ins Eigenheim, alles alte hinter uns gelassen....alles auf Neuanfang...Er besuchte jetzt regelmäßig Therapiestunden bei einer neuen Ärztin …Es lief immer noch super....
Ab und zu rauchte er mal eine Tüte Gras zur Entspannung wie er behauptete wenn die Stimmen ins einem Kopf doch mal wieder auftauchten,
aber nicht s worüber wir uns sorgen machen müssten, und auch wirklich nur ganz selten wenn er mit seinem Kumpel hier aus dem neuen Wohnort
mal ne runde chillte. Doch wegen seiner Freundin verzichtete er eigentlich überwiegend darauf. Wie gesagt, es lief alles super, nichts auffälliges
bis auf das normale Teenager gehabe mit 17.
Dann zig Bewerbungen geschrieben, Vorstellungen gehabt, Probearbeiten....NICHTS....keine Ausbildung, wieder keine Perspektive....im März ´21 18 geworden.´....
In der Beziehung lief es nicht mehr so toll, Eltern der Freundin haben sich getrennt, sie baute ihren Frust an D. ab, projizierte das Verhalten ihres Vaters auf ihn.
Die Stimmung zwischen ihnen wurde immer schlimmer, D. war nur noch verzweifelt und dann folgte die Trennung nach ca. 1 1/2 Jahren von seiner ersten großen Lieben.....
dann ist er in ein tiefes Loch gefallen. Nur noch einigeln in seinen Räumlichkeiten, nachts draußen, ständig bekifft, keine Motivation zu nichts mehr.
Trotzdem zwischendurch immer aufgerafft neuen Mut geschöpft neue Bewerbungen rausgeschickt, wieder nur Absagen.
Dann wieder angefangen sich mit freunden zu treffen, wieder am sozialen Leben teil nehmen nach der Trennung....und dann nahm die Katastrophe so richtig ihren lauf.
Die (nur in meinen Augen natürlich) falschen Leute kennengelernt, fast jede Nacht erst zwischen 2-4 Uhr heim gekommen, plötzlich gefallen an Alkohol entdeckt, vorzugsweise
Whisky und dazu immer wieder das Gras. Ständig stand ein anderes Auto vor der Tür von welchem er abgeholt wurde. Es sind alles nur Kumpels, hieß es immer. Und plötzlich hatte er immer öfter die Anwandlung mal für 10 min. raus zu gehen, angeblich nur eine Rauchen. Bis mir einleuchtete er Dealt. Dann ist er an koks gekommen und hat sich so damit weggeschossen, das ihm
selber Angst und bange wurde. Aber nicht nur das, er hat dann (bei wem auch immer) so viel Schulden gemacht, dass er sein Sparbuch in Höhe von 1500 dafür plündern musste.
Als wir ihm dann auch noch sagten das er von uns NUR NOCH moralische Unterstützung erwarten könnte aber keine finanzielle mehr wenn er sich in sowas reinmanövriert, hat er sich freiwillig in
eine Entzugsklinik begeben.
Erstmal wieder aufatmen für uns...…nach der ersten Woche war er wieder so klar, dass er genau wusste was er wollte...macht im Anschluss eine Stationäre Entwöhnung für ca. 6 Monate,
dann will er sich um einen Job kümmern bis er eine Ausbildung gefunden hat etc.....nach zwei Wochen hielt er es in der Klinik nicht mehr aus, Entlassung gegen Ärztlichen Rat. Und Stationäre Reha wollte er dann doch nicht, hat sich für den Weg der Tagesklinik entschieden. Wieder zu Hause, finge er sofort an sich um alles zu kümmern, Arzttermine, Termin bei der Beratungsstelle für junge Süchtige, Stelle für ein FSJ bis er eine Ausbildung gefunden hat, Arbeitsbeginn soll der 15.09.21 sein. Ordnung und Struktur in seinen Tagesablauf bringen.
2 Wochen lief alles nach Plan.....dann fing der ganze Horror von vorne an. Nachts wieder wegbleiben, total zugedröhnt heim kommen. Und seit ca. 1 Woche ist er auf einem ganz unangenehmen Trip. Das kann nicht nur Gras sein was er da intus hat. Seine Aussprache hört sich an wie bei jemandem der grade einen Schlaganfall hatte und nun das sprechen wieder lernt oder wie soll ich es anders erklären, als wäre seine Zunge bleischwer, und der Mundwinkel ist dabei irgendwie verzogen(?). Die Körperhaltung ist sehr wackelig, als hätte er keinen Gleichgewichtssinn mehr. Sein verhalten mir gegenüber ist derbe respektlos , er bekommt grade nicht s mehr auf die Kette. Und gestern standen zudem noch zwielichtige Gestalten vor der Tür die mit Ihm da rumdiskutiert haben. Als ich auftauchte verschwanden sie...Erklärung von D. , ach das war nur ne Verwechslung....natürlich nicht, aber mehr war auch nicht raus zu kriegen aus ihm....wieder völlig neben sich war eine vernünftige Unterhaltung gar nicht möglich.
Ich bin so dermaßen verzweifelt, ich weiß weder ein noch aus, egal wo ich nach Hilfe Frage, immer heißt es er muss von selbst kommen, er ist jetzt 18
Ich wäre sogar bereit ihn an zu zeigen, aber leider habe ich in seinen Räumlichkeiten keine Substanzen gefunden. Würde ihn am liebsten auf ne geschlossene
bringen mal so für n halbes Jahr, aber Zwangseinweisung mit 18 ist ja wohl auch ausgeschlossen.
Und zum ersten Mal seit 5 Jahren auf und ab, und immer zu ihm halten, und immer den Karren aus dem Dreck ziehen und ihm immer wieder eine Chance geben,
kann ich nicht mehr, ich bin am Ende meiner Weisheit angekommen, ich habe keine Kraft mehr. Und es macht sich ein Gefühl immer mehr breit....dieser Mensch der da
vor mir steht und mich aus halboffenen verquollenen roten Augen, mit einem Blick so voller Finsternis anstarrt...ist nicht mehr mein Sohn...
Sorry jetzt schon wenn es sich doch schwerer liest als ich dachte.
Und danke an alle, die es bis hier her geschafft haben dran zu bleien.
Es hat jetzt wahnsinnig gut getan das alles mal auf zu schreiben.