Mein Freund verweigert Antidepressiva und nimmt Speed

  • Liebe SuS Mitglieder,

    einer meiner Freunde (der damals enger befreundet war mit mir) ist stark Depressiv (laut Psychologen) und verweigert seine Medikamente, was schon schlimm genug ist. Er meinte diese Medikamente würden ihn leiden lassen (wobei er genau weiß, dass sie eine Zeit brauchen bis sie wirken) und hörte auf diese zu nehmen. Seine schulischen Leistungen gingen ab da runter. Dann hat er angefangen, auf Raves zu gehen und hat da mit seiner Speed-Sucht begonnen. Jedes Wochenende ist er auf Raves, zieht Speed, schluckt MDMA, LSD (mit den vorherigen Substanzen gemischt, LSD alleine ist ja nicht schlimm), hat Koks probiert und und und.

    Er schlaft tagelang nicht, lässt sich draußen wenig blicken, ist abgemagert und hängt nur noch mit seinen anderen Freunden ab, mit denen er konsumieren kann (die genauso in der selben oder ähnlichen Situation sind wie er). Andere Freunde und ich, die keine Chemie nehmen, haben seitdem er auf Raves geht wenig Kontakt mit ihm, mich hat es am schlimmsten erwischt, weil wir sonst jeden Tag sich über unsere Hobbys, Gefühle, Interessen und Erfolge ausgetauscht haben.

    Langsam aber sicher habe ich das Gefühl, dass wenn er weiter so macht er seine Depressionen nur noch schlimmer macht mit den ganzen Amphetamin-Comedowns und dem Verweigern seiner Therapie. Er hatte sich im Unterricht, anstatt aufzupassen, sich selber wiederholt mit einer Nadel in den Arm gestochen und glaube, dass bald ein Selbstmordversuch kommen wird.

    Wie kann ich ihm helfen? Kann ich ihn Zwangseinweisen lassen in einer Suchtklinik oder kann ich es ihm mit einem Gespräch irgendwie austreiben? Er macht uns starke Sorgen und Hilfe von Daheim bekommt er nicht.

  • Servus,

    ich versuche mal paar Dinge zu sortieren, aber habe auch einige Fragen :winking_face:

    Das wesentliche zuerst:

    Wenn du wirklich davon überzeugt bist das ein Selbsttötungsversuch bevor steht, dann solltest du entsprechend handeln und das an geeigneter Stelle melden - z.B. Polizei, Vertrauenslehrer usw.

    Sollte dein Freund aber nie konkret darüber gesprochen haben, dann wird man kaum was unternehmen können - er wird es ja auch abstreiten.

    Doch zumindest würden einige Stellen tätig werden ...

    Auf der anderen Seite, wenn es eine reine Vermutung von dir ist, musst dir klar sein - er wird dich künftig vermutlich nicht mehr ins Vertrauen ziehen.

    Kurz und gut, wenn du echte Bedenken hast, dann sollte gehandelt werden!

    AD verweigern und sich mit chemischen Drogen wegballern, das ist natürlich genau der falsche Weg.

    Da aber ein AD im Spiel ist/war, gab es ja Kontakt zu einem Psychologen/Psychiater, oder?

    Vielleicht kannst du dazu noch etwas berichten ...

    Wie alt seid ihr eigentlich?

    Wie ist dieses "Daheim" denn, weil du ja schreibst, von da gibt es keine Hilfe?

    Was bisserl klassisch ist, wenn alles vermischt wird, weil es eigentlich wenig Sinn macht - grade was LSD angeht.

    So ganz verstehe ich auch deine Aussage nicht, dass LSD allein ja nicht schlimm sei ...

    Ok, körperlich passiert da vielleicht nicht unbedingt so viel,l wobei auch hier schnell mal ein Herz-Kreislaufproblem entstehen kann.

    Für mich persönlich die ätzendste Droge, wer schon mal einen richtig krassen Horror durchlebt hat, würde das Zeug bestimmt nicht als nicht schlimm bezeichnen.

    Grade für deinen Freund aber ist es sehr schlimm, psychisch kann LSD nun mal extreme Auswirkungen haben.

    Zudem weiß man ja nie was man wirklich einwirft, wie die Mengendosierung ist, wobei das ja weitgehend alle Drogen betrifft.

    Einweisen lassen kannst du niemand, das kann nur ein Arzt, der vlt über Polizei oder so eingeschaltet wird - und letztlich muss das auch ein Richter dann beurteilen sowie bestätigen, es ist ja eine freiheitsentziehende Maßnahme.

    Im Gespräch bleiben ist sehr wichtig, aber austreiben mit reden ist eher unwahrscheinlich, als Laie.

    Helfen wird, ihm zu zeigen, dass du trotz allem zu ihm hältst, vlt aber auch klar sagst das es Kacke ist, was er treibt.

    Depressionen gehen zu 99,9 % nicht einfach weg und was er aktuell betreibt, wird seine psychischen Probleme nicht verbessern.

    Wesentlich ist, er muss was ändern wollen und da können echte Freunde wirklich sehr hilfreich sein :smiling_face:

  • Was dein Freund da macht, IST ganz offensichtlich bereits ein Selbstmordversuch. Er zerstört aktiv und ganz bewusst seinen Körper und seine Psyche.

    Hat er keine Eltern? Die haben eine Fürsorgepflicht. Die Schule übrigens auch. Wenn die Eltern ausfallen könnte vielleicht der für die Schule zuständige Sozialarbeiter helfen. Auf jeden Fall kannst du da nicht mehr viel machen, außer an seiner Seite sein während er sich seinem Tod immer mehr nähert - und ich weiß nicht, ob du dir das antun möchtest. Wenn du das verhindern willst, suche Profis, die ihm wirklich helfen können.

  • Wir sind beide 19, seine Mutter hat nicht wirklich eine Macht über ihn und hat 2 andere problematische Kinder, eine davon auch mit der Diagnose Depression. "Daheim" ist bei ihm zu Hause. Ich bin mit meinen Mitteln am Ende, es haben schon andere versucht es ihm auszutreiben und Kontakt mit dem Psychater hat er wahrscheinlich nicht mehr.

    Ich weiß echt nicht mehr weiter. Seine Mutter kann ich nicht kontaktieren und es könnte als ein Zeichen der Unzuverlässigkeit für ihn sein, wenn ich einen Lehrer oder eine andere Vertrauensperson einschalte.

  • Was dein Freund da macht, IST ganz offensichtlich bereits ein Selbstmordversuch. Er zerstört aktiv und ganz bewusst seinen Körper und seine Psyche.

    Hat er keine Eltern? Die haben eine Fürsorgepflicht. Die Schule übrigens auch. Wenn die Eltern ausfallen könnte vielleicht der für die Schule zuständige Sozialarbeiter helfen. Auf jeden Fall kannst du da nicht mehr viel machen, außer an seiner Seite sein während er sich seinem Tod immer mehr nähert - und ich weiß nicht, ob du dir das antun möchtest. Wenn du das verhindern willst, suche Profis, die ihm wirklich helfen können.

    Was dein Freund da macht, IST ganz offensichtlich bereits ein Selbstmordversuch. Er zerstört aktiv und ganz bewusst seinen Körper und seine Psyche.

    Hat er keine Eltern? Die haben eine Fürsorgepflicht. Die Schule übrigens auch. Wenn die Eltern ausfallen könnte vielleicht der für die Schule zuständige Sozialarbeiter helfen. Auf jeden Fall kannst du da nicht mehr viel machen, außer an seiner Seite sein während er sich seinem Tod immer mehr nähert - und ich weiß nicht, ob du dir das antun möchtest. Wenn du das verhindern willst, suche Profis, die ihm wirklich helfen können.

    Wie schalte ich dafür Profis ein und wo? Ich will nicht dass er mich als Vertrauensbrecher einstuft und ich dann die Situation schlimmer mach.

  • Mit 19 ist er volljährig, erwachsen und voll und ganz für sich selbst verantwortlich. Da kann niemand mehr, auch seine Eltern nicht, etwas gegen seinen Willen tun, solange er keine Dritten gefährdet.

    Wenn er selbst keine Anstalten macht sein Verhalten zu ändern und auch keine Hinweise gibt, dass er sein Verhalten ändern möchte, dann bist du schlichtweg völlig machtlos und musst es hinnehmen, dass er sich selbst zerstört. Du kannst ihn nicht daran hindern. In diesem Fall solltest du dich vielleicht selbst vor erwartbaren emotionalen Katastrophen schützen indem du dich zurückziehst.

    Wenn du das aber nicht ertragen kannst und ihm trotzdem helfen willst kannst du dir Hilfe suchen. Gehe zu einer Suchtberatungsstelle und lass dich beraten, oder erkundige dich, welche Angebote deine Stadt/Gemeinde in der Hilfe für Suchtkranke und Suizidgefährdete anbietet. Diese Leute sind geschult darin zu intervenieren und du kannst dabei unerkannt im Hintergrund bleiben wenn du das möchtest. Aber wie gesagt - wenn dein Freund sich selbst zerstören und keine Hilfe annehmen will, dann sind auch diese Leute machtlos, solange er niemand anderes gefährdet.

  • Da wäre schon noch was zu ergänzen - extern kann genauso eingegriffen werden, wenn er sich selbst schädigt, in einer Weise die eben z.B. eine Selbsttötungsabsicht inne hätte!

    Deswegen fragte ich ja, wie du zu der Annahme kommst - also ob dies deine Vermutung ist oder eben seine Ansage.

    Hier ist natürlich zu bedenken, Vertrauensbrecher wärst natürlich, aber letztlich eben auch Lebensretter.

    Aber dazu braucht es schon eine klare Ankündigung!!

    Nur weil er Drogen konsumiert, reicht da leider nicht aus ...

    Ansonsten kannst ja nochmal mit ihm reden und sagen, wie sehr deine Sorgen sind und ob er nicht bereit wäre, mit dir zusammen zur Suchtberatung zu gehen.

  • extern kann genauso eingegriffen werden, wenn er sich selbst schädigt, in einer Weise die eben z.B. eine Selbsttötungsabsicht inne hätte!

    Aber dazu braucht es schon eine klare Ankündigung!!

    Und das ist das Problem. Nur in den seltensten Fällen wird eine Selbsttötung angekündigt - denn die des Lebens Müden wollen die Intervention in der Regel nicht, weil der Vollzug der beabsichtigten Selbsttötung damit verhindert würde. Ein andauerndes Verhalten, das früher oder später mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tode führt, gilt nicht als Ankündigung. Hier gilt die normative Kraft des Faktischen leider nicht.

  • Nur in den seltensten Fällen wird eine Selbsttötung angekündigt

    Sorry, aber so was hab ich ja noch nie gehört, woher bitte ziehst du diese Datenlage?

    Einzig und allein könnte das auf wen zutreffen, der vlt schon mehrere gescheiterte Versuche hinter sich hat ...

    Das ist genauso Hanebüchen, wenn wer behauptet, wenn wer ne Ankündigung tätig, der will nur Aufmerksamkeit und bringt sich eh nicht um.

    Seit bald 20 Jahren habe ich mit Menschen zu tun, die Selbstmordgedanken hatten, Versuche hinter sich hatten und auch Selbsttötung vollzogen haben.

    Nur mal 2 Links, die klar besagen, Ankündigungen kommen extrem häufig vor:

    • Selbstmord - (80 % der Menschen, die einen Suizidversuch begehen, kündigen ihn vorher an)
    • Suizidalität - psychenet.de
    • und gerne könnte ich noch huderte weitere Links oder Aussagen dazu liefern´

    Aber bitte lassen wir doch pipoklatscher hier Raum zum schreiben, Diskussionen über Ankündigung und Selbsttötung erfordern wenn dann ein eigenes Thema!!

  • Aber bitte lassen wir doch pipoklatscher hier Raum zum schreiben, Diskussionen über Ankündigung und Selbsttötung erfordern wenn dann ein eigenes Thema!!

    Gerne. Da es aber unmittelbar mit der Besorgnis und dem geschriebenen Text von pipoklatscher zusammenhängt, ist dieses Thema für diese Diskussion nicht irrelevant. Und damit keine Missverständnisse entstehen, will ich deine Einlassung nicht unkommentiert hier stehen lassen.

    Natürlich hast du recht, dass die meisten Suizide angekündigt werden. Der Freund von pipoklatscher tut dies ja auch - durch sein Verhalten, vielleicht sogar durch versteckte verbale Hinweise, wir wissen das nicht. Und genau dies ist die Problematik, die meisten sogenannten Ankündigungen sind versteckt, indirekt oder verklausuliert. Ankündigung durch langfristig selbstzerstörerisches Verhalten (womit jetzt nicht die akute Vorbereitung oder Handlung der Selbsttötung an sich gemeint ist!) ist aber genauso wenig Anlass für eine Zwangsintervention wie verklausulierte Aussagen wie "es hat doch alles keinen Sinn mehr!" etc.

    Und genau darum geht es hier. Wie du ja auch selbst geschrieben hast:

    Aber dazu braucht es schon eine klare Ankündigung!!

    Und die sehe ich hier nicht.

  • Da wäre schon noch was zu ergänzen - extern kann genauso eingegriffen werden, wenn er sich selbst schädigt, in einer Weise die eben z.B. eine Selbsttötungsabsicht inne hätte!

    Reicht es nicht wenn er sich selbst mutwillig verletzt oder sich sonst gefährdet?

  • Was tut oder sagt er den genau?

    Er hat mir paar mal öfters gesagt das "Ritzen eigentlich cool ist", hat sich im Unterricht mit einer Nadel mehrmals in den Unterarm gestochen, berichtet von Überdosen als wären sie was lustiges und ihm ist auch sonst egal, ob irgendetwas gefährlich wäre.

  • Nun, das reicht eher nicht für eine Einweisung, so blöd das oft ist :13:

    Hast du denn schon mal angedeutet, das du nicht mehr lange zusehen wirst?

    Letztlich bleibt leider nicht viel, du kannst wie gesagt den Vertrauenslehrer einweihen, aber das könnte auch das Ende für die Freundschaft bedeuten.

    So kannst du aber auch die Verantwortung weiterreichen.

    Auf der anderen Seite, lieber eine zerbrochene Freundschaft, als nen toten Freund ...

    Hier ein konkretes Angebot ==> Condrobs ConAction

  • Naja, viel werde ich über die Sommerferien nicht machen können, außer hoffen dass er nicht stirbt.

    Danke für eure Ratschläge, ich werde diese beherzigen und ich werde schauen, ihm irgendwie noch zu helfen.

  • Nun, grade wenn viel Zeit ist (was Ferien so inne haben) gibt es doch viele Möglichkeiten - du hast ja z.B. von gemeinsamen Hobbys geschrieben :winking_face:

    Die genannte Stelle, also ConAction erreichst du übrigens jetzt auch, bei uns sind noch keine Ferien und ich denke die sind grade auch in den Ferien erreichbar.

  • Reicht es nicht wenn er sich selbst mutwillig verletzt oder sich sonst gefährdet?

    Wie Franz schon geschrieben hat, das reicht nicht. Ansonsten wären die ganzen Junkies nicht auf der Straße, sondern in der Psychiatrie.

    Aber ich denke schon, dass du ihm helfen kannst, indem du dir selbst Hilfe suchst. Ähnlich wie du hier im Forum aufgetaucht bist und von deinem Problem berichtet hast. Ich habe es weiter oben schon mal geschrieben: Du kannst dich bei Suchtberatungsstellen oder auch in sozialmedizinischen Beratungsstellen von Fachleuten ausführlich beraten lassen, welche Möglichkeiten dir offen stehen, vielleicht auch wie du selbst mit mehr Aussicht auf Erfolg auf deinen Freund einwirken kannst. Ich kann mir auch vorstellen, dass die von sich aus auf ihn zugehen können. Sie brauchen ja nicht zu sagen, dass sie von dir von deinem Freund erfahren haben. So wie du ihn schilderst, bist du sicherlich nicht die Einzige, der sein Verhalten aufgefallen ist, es könnte eine Vielzahl besorgter Freunde oder Bekannter Helfer rekrutiert haben.

    Ich finde das super, dass du deinem Freund helfen möchtest. Tatsächlich verstehe ich es auch als einen der wichtigsten Aspekte von Freundschaft, dass man freiwillig für sich selbst eine Fürsorgeverpflichtung für den Freund annimmt. Viele sagen auch, nur die wirklichen Freunde sind in der Lage, dem Freund die ungeschminkte Wahrheit zu sagen. Und genau diese wirklichen Freunde werden in Situationen gebraucht, in dem jemand vor sich selbst geschützt werden muss, denn niemand anders würde es erlaubt sein, derart unerwünschte und unangenehme Wahrheiten auf den Tisch zu bringen und den Freund damit zu konfrontieren. Was natürlich voraussetzt, dass dein Freund dich auch als eine wirklich gute Freundin sieht, der er dieses Interventionsrecht zugesteht. Wenn du befürchtest, dass er dir die Freundschaft kündigst wenn du ihm die Wahrheit sagst, ihm helfen willst, dann ist es mit seiner Freundschaft zu dir nicht weit her, würde ich meinen.

    Daher möchte ich dich abschließend aber auch noch auf ein spezielles sozialmedizinisches Phänomen hinweisen: Co-Abhängigkeit. Google mal danach und informiere dich darüber, damit du diese gefährliche Falle kennst, in die du ansonsten hineinfallen könntest.

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