Mediensucht bei meinem Mann

  • Hallo, Ich bin Annabella 27 und seit 3 Jahren verheiratet. Mein Mann ist permanent antriebslos, hat keine Lebensfreude, usw, aber sobald er PC spielt, ist er sofort ein anderer Mensch. Er ist dann schlagartig gut drauf, motiviert, usw.

    Er lässt sich krank schreiben oder kündigen, und spielt dann. Am liebsten wäre es ihm dauerhaft arbeitslos zu Hause und 24h am Tag am PC spielen. Bei der Arbeit kann er sich nicht konzentrieren, und sobald er zu Hause ist macht er direkt den PC an. Wenn er nicht spielen kann, puhlt er ständig an den Fingernägeln. Oder nutzt das Smartphone oder notgedrungen den TV als Alternative, oder scrollt sinnlos durch soziale Netzwerke.

    Bei einer Psychiaterin hatte ich seine übermäßige Mediennutzung geschildert, sie fand auch das es auffällig viel ist. Aber das Problem ist, das er es selbst nicht einsehen will.

    Mir war es aufgefallen, als er sich vor kurzem wegen einer "mittleren Depression" krank schreiben ließ. (Wie anfangs beschrieben, antriebslos, keine Lebensfreude, usw.) Aber kaum verbrachte er dann seine Zeit mit PC spielen, waren die Symptome plötzlich weg. Mir ist nicht bekannt, das man eine wirkliche Depression mit PC Spielen nach 5 Minuten heilen könnte. Und wenn er nicht spielen kann, reagiert er oft gereizt in unbequemen Situationen.

    Zu Hause muss man ihm gefühlt 50x in den Hintern treten, damit er Motivation für andere Tätigkeiten aufbringt. Er macht wenn überhaupt nur das Nötigste, aber sobald es um seinen PC geht, ist die Motivation sofort da. Ich hatte auch vorher schon mehrfach den Eindruck, das er eher mit seinem PC verheiratet ist als mit mir. Auch als es die Psychiaterin ihm sagte, wollte er es nicht annehmen und versuchte, es sich schön zu reden. Generell hat er tausende Ausreden oder Rechtfertigungen parat, wenn man ihn auf etwas unangenehmes anspricht.

    Das Problem sehe ich darin, das bei ihm komplett die Einsicht über sein Verhalten fehlt und deshalb auch die Bereitschaft, etwas zu ändern oder Hilfe anzunehmen.

    Wir haben aber weder eine Ehe, noch eine wirkliche Beziehung weil er entweder die Zeit am PC verbringt, oder wenn nicht überwiegend gereizt, schlecht gelaunt, unmotiviert, antriebslos, usw. ist. Als wir uns kennen lernten, wohnte er zu Hause und konnte viel spielen, weil er sich um nichts kümmern musste. Das er dieses Problem hat, zeigte sich erst nach und nach als er von zu Hause auszog weil wir zusammen zogen.

    Habt ihr vielleicht irgendwelche Tipps, Ratschläge, Erfahrungen für mich?

    LG Anna.

  • Servus Annabella,

    wie kam es denn eigentlich zu den Terminen bei einer Psychiaterin?

    Natürlich erwirkt der PC keine Spontanheilung und so wie du es beschreibst, deutet schon viel auf eine Mediensucht hin.

    Was gibt es denn für Ausreden und Rechtfertigungen?


    Aber wie du schreibst, wird sich nichts ändern, wenn dein Mann nichts ändern will und seine Probleme auch anerkennt.

    Das hier nicht mal ein Facharzt Einsicht erwirken kann, das ist sehr bedenklich.

    Die Frage wird sein, wie lange kannst/willst du das ertragen?

    Sagt die Psychiaterin was dazu?

    Vielleicht wäre eine SHG was für dich, aber da wird man dir auch nur sagen - nimm es nicht mehr länger hin und stell klare Forderungen!

    Vermutlich hast du letzteres schon gemacht, was hat er dazu gesagt?

  • wie kam es denn eigentlich zu den Terminen bei einer Psychiaterin?

    Hallo Franz,

    Wir waren dort, weil er gegen die Symptomen die er ohne PC spielen hat (Antriebslos, Unkonzentriert, usw.) eine Medikation wollte. Da er die Diagnose der Depression hat, bekam er bei allen bisher 3 Psychiatern auch immer direkt etwas verschrieben, aber keines der Medikamente hatte die erhoffte Wirkung, weil es keine Therapie ersetzt.

    Er kann mir zuliebe den Konsum reduzieren, die Auswirkung auf sein Verhalten ist für mich und die Beziehung dann allerdings nicht lange tragbar. Es dauert nicht lange, bis er sich Alternativen sucht, so z.B. das erwähnte Smartphone.

    Vor ein paar Jahren war er für 6 Wochen stationär in einer psychosomatischen Klinik, komplett ohne PC und Internet, Fernsehen. Sowohl er selbst, wie auch der Entlassbrief des Arztes, gaben eine sehr positive Rückmeldung. Bis er dort raus war und wieder Zugriff auf den Computer und die Medien hatte, dann rutschte er wieder in sein altes Verhalten zurück.

    Nach meiner Auffassung müsste man ihm diese Dinge komplett wegnehmen. Andererseits ist er erwachsen und ich sehe mich nicht befugt, über ihn zu bestimmen.

    Die Frage wird sein, wie lange kannst/willst du das ertragen?

    Ich sehe es bei ihm (wenn es Computersucht sein sollte) als eine Sucht-Erkrankung. Für mich ist das kein Grund für eine Trennung, sondern ein Grund ihm beiseite zu stehen und für ihn da zu sein. Auch wenn seine nötige Einsicht nicht vorn heute auf morgen kommt.

  • Servus Annabella,

    wenn er schon bereit war zur Psychiaterin zu gehen, verweigert er sich scheinbar noch nicht komplett.

    Wenn dort immer die Diagnose "Depressionen" gestellt wird, dürften einige Details nicht angesprochen worden sein, oder?

    Warum gleich 3 verschiedene?

    Medikamente, vermutlich AD's, helfen schon, nur meist nicht so wie sich die das vorstellen oder erhoffen.

    Letztlich sollte ein AD soweit helfen, dass man überhaupt in der Lage ist, sich eben selbst zu helfen - über Therapie oder sonst was.

    Einfach Tabletten nehmen und warten dürfte wenig Erfolg mit sich bringen.

    Ich sehe es bei ihm (wenn es Computersucht sein sollte) als eine Sucht-Erkrankung. Für mich ist das kein Grund für eine Trennung, sondern ein Grund ihm beiseite zu stehen und für ihn da zu sein. Auch wenn seine nötige Einsicht nicht vorn heute auf morgen kommt.

    Das ist sehr löblich und macht sicher Sinn.

    Doch letztlich geht das ja seit Jahren, wie stellst du dir das denn nun weiter vor?

    Wichtig ist für dich jedenfalls, dass du dich nicht (unbewusst?) in eine Art Helferrolle begibst oder gar in eine Co-Abhängigkeit rutschst.

  • Warum gleich 3 verschiedene?

    Hallo Franz,

    Wenn etwas das er verschrieben bekam, seine Probleme nicht ohne eigene Bemühung behob, wollte er etwas anderes verschrieben bekommen.

    Heute Abend hatte ich ihn gebeten, seine PC Spielzeit etwas einzuschränken, zumindest das er 1-2x in der Woche zumindest abends nicht spielt, sondern wir Zeit miteinander verbringen. Die letzten 7 Tage seit Beginn seiner Krankschreibung habe ich jeden Abend alleine verbracht und bin alleine ins Bett, um letztlich alleine einzuschlafen. Und gestern sowie heute Abend hätte ich ihn außerdem an meiner Seite gebraucht, weil es mir nicht gut ging, was er wusste.

    Schon auf die 1-2 Abende in der Woche, tagsüber hätte er spielen können, reagierte er mit Unverständnis und antwortete mit Rechtfertigungen.

    "Was soll ich denn sonst den ganzen Tag machen" (Es ging doch nur um 1-2 Abende)

    "Ich darf alles machen, was meiner Gesundheit nicht beeinträchtigt" (Weil ich sagte, das er nicht krank geschrieben ist um permanent PC zu spielen)

    "Wir verbringen ja tagsüber Zeit zusammen" (Darum ging es mir gar nicht)

    "Abends sind eben die meisten Spieler online" (Scheint wichtiger zu sein als mal 1-2 Abende in der Woche für mich zu opfern)

    usw.

    Hauptsache die Situation sich selbst gegenüber irgendwie zurecht geredet. Auf alles was ich sagte, hatte er eine Rechtfertigung entgegen zu bringen.

    Etwas trotzig gestimmt lies er an dem heutigen Abend seinen PC aus, und saß mit dem Handy im Wohnzimmer, während ich nach dem Duschen wieder alleine ins Bett ging. Ich wartete 2,5 Stunden auf ihn, bis ich schlafen ging. Er schien zwischenzeitlich eingeschlafen zu sein, als er ins Schlafzimmer kam meinte er zu mir vorwurfsvoll "Warum hast du denn nichts gesagt". (Nach dem gemeinsamen Duschen gehe ich immer ins Bett). Als er ins Bett kam war seine erste Handlung, den Fernseher im Schlafzimmer anzuschalten. Noch sauer von seinem Vorwurf schnauzte ich ihn an, das er den TV ausmachen soll, auch weil ich dabei war zu schlafen. Er machte den Fernseher aus, und widmete sich seinem Smartphone.

    Ich fing vor Wut an zu weinen, und hätte ich meinen Ehering an gehabt, hätte ich ihn vermutlich in irgend eine Ecke geschmissen. Er fragte mich verwundert was los sei, was mich noch wütender machte, weil er den Eindruck hinterließ nicht Mal ansatzweise zu wissen was das Problem ist. Als ich aufstand um den Beitrag zu schreiben blieb er im Bett, mittlerweile höre ich auch das er den Fernseher wieder an gemacht hat. Nicht unwahrscheinlich, das er nebenher am Smartphone ist.

    Du hast schon Recht, es kann so nicht weiter gehen. Aber ich weiß nicht, was ich machen soll/kann, fühle mich machtlos der Situation ausgeliefert.

  • Du warst mit ihm bei der Psychiaterin, aber hast du schon mal ganz für dich alleine Hilfe gesucht?

    Da käme Angehörigenberatung oder eben auch Therapeut/Psychiater in Frage ...

    Klar ist, es kann so nicht ewig weiter gehen und scheinbar ist halt gar keine Einsicht zu erwarten.

    Keinem ist aber geholfen, wenn du immer Rücksicht auf alles nimmst oder ihm seine Spielzeiten einräumst - in den Zeiten du trotzdem am verzweifeln bist :winking_face:

    Auch wenn Trennung derzeit kein Thema ist, es heißt ja nicht dass du nicht was für dich machen kannst.

    Melde dich im Fitnessstudio oder irgendwo was du dir vorstellen kannst an und geh allein (oder mit Freundin) dort hin.

    Mach Unternehmungen alleine oder eben ohne ihm ...

    Meist kommt erst ein Umdenken bei Süchtigen, wenn sie unmittelbar spüren, da läuft was.

  • Wer sagt denn, das ich nicht schon genügend für mich mache?

    Für ihn ist es kein Problem, denn die Zeit in der ich etwas für mich mache, oder wo er nicht mit "muss", wird er gerne für sich zum Spielen nutzen. Mir geht es gerade darum, das mir Zeit mit ihm fehlt. Und ich habe nach meiner Empfindung die Wahl zwischen "Zeit mit ihm, in der er leicht reizbar und antriebslos und unmotiviert ist" oder "Einen Mann, der so ist wie ich mich damals in ihn verliebte, der aber seine Zeit am PC verbringt".

    Er hat sich jetzt schon 2 weitere PC Spiele ausgesucht, will sich für unterwegs zusätzlich einen Nintendo DS kaufen.

    Und trotz das er dieses Jahr noch die Zusage für eine Aufnahme in einer Tagesklinik in Aussicht gestellt bekommen hat, plant er in der Klinikfreien Zeit von Freitag Abend bis Sonntag Abend eine Lanparty.

    Ich schätze eine Trennung wäre das Einzige, was ihn wach rütteln würde. Aber das werde ich nicht können...was er womöglich insgeheim auch weiß.

  • Es ist traurig zu lesen, wie zwei so nebeneinander herleben.

    Bei euch mangelt es an der Kommunikation. Kennt ihr überhaupt eure eigenen Bedürfnisse? Könnt ihr die benennen? Kennt jeder die Bedürfnisse des anderen? Gibt es einen Respekt für die Bedürfnisse des anderen?

    Sorry, als Außenstehender, zumal Single, der nicht diese Aufgabe der gemeinsamen Alltagsgestaltung hat, ist das leicht zu schreiben.

    Aber es wirkt trotzdem so. Du scheinst dir Nähe zu wünschen, er scheint sich Distanz zu wünschen oder sein "Hobby" genügt ihm.

    Benenn deine Bedürfnisse. Nicht als Gebot für ein, zwei Abende. Ich würde ihm sagen, dass du seine Nähe brauchst, seinen Rat, was auch immer es ist. Will er dir das ins Gesicht verweigern? Dann frag ihn, warum.

    Hat er irgendwelche Rechnungen mit dir offen? Irgend was, wo er sich von dir verletzt fühlt? Was hat er für Bedürfnisse in der Beziehung oder allgemein.

    Reflektiert euch, und kriegt doch eure Zähne auseinander. Und redet über eure Bedürfnisse. Oder was euch besorgt.

    So wie hier in Beitrag 5 beschrieben, das ist ja schrecklich, da finde ich eine Trennung auch bald angenehmer.

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