Freund sehr stark abhängig

  • Hallo Leute,

    ich bin ehrlich gesagt etwas unsicher und hoffe, dass ich hier vielleicht einen Rat bekomme...

    Zum Anfang... Klar, ich wusste von vorn herein, worauf ich mich einlasse. Zumindest dachte ich es im groben... Leider stellt sich aber mittlerweile heraus, dass es schlimmer ist, als ich es mir auch nur annähernd vorstellen konnte und ich bin einfach am Ende mit meinem Latein.

    Mein Freund (jetzt 25 Jahre alt) ist seit vielen Jahren abhängig, von allen erdenklichen Substanzen... Das schlimmste ist natürlich Crystal Meth.

    Ich kenne ihn schon 5 1/2 Jahren und letztes Jahr sind wir zusammen gekommen. Wir hatten früher immer wieder mal Kontakt, dann wieder nicht und seit letztes Jahr eben wieder und da sind wir auch nun fest zusammen gekommen. Am Anfang hatte er noch einen Job und ich dachte, hey, wow. Cool. Endlich gehts Berg auf... Also habe ich uns quasi eine Chance gegeben. Ich habe eine Zukunft gesehen.

    (Was ich erwähnen muss ist, dass er zwei Jahre im Gefängnis war und wir dadurch am Ende den Kontakt verloren hatten. Am Anfang stand ich ihm viele Monate bei (wegen Drogenkonsum im Gefängnis))

    Ich dachte, es hätte sich ein bisschen was verändert, da er auch Bewährungsauflagen bekommen hatte....

    Nun... Um es kurz zu machen.... Er stand eines Tages vor meiner Türe und ich habe ihn aufgenommen. Seit dem wohnt er bei mir. Den Konsum hat er sich bis jetzt durch schwarz arbeiten finanziert und hin und wieder hab ich ihm mal einen Wein, Wodka, oder Radler ausgegeben. Geld für Tabak war auch mal drinnen, aber nicht immer. Essensgeld musste er immer an mich zahlen, damit wir um die Runden kommen. Ich habe mich darum gekümmert, dass es finanziell funktioniert und dachte, wenn er sieht, dass jemand hinter ihm steht und ihn nicht verurteilt, würde er vielleicht in einem geschütztem Raum schaffen, etwas zu verändern....

    Leider läuft es aber seit Januar nicht mehr so gut. Er wird immer öfter depressiv und lässt das arbeiten schleifen. Ich hab ihn nun schon mehrere Euros vorgestreckt und er möchte aber einfach nicht mehr arbeiten gehen und was tun.

    Dazu kommt, dass ich seit Februar ohne Arbeit bin und somit unsere finanzielle Lage so schlimmer geworden ist. Das belastet mich natürlich auch. Seit dem habe ich sogar das Gefühl, dass es NOCH ein bisschen schlimmer geworden ist.


    Ich weiß ehrlich gesagt nicht weiter, wie ich ihm helfen kann und wie ich es schaffe, dass er kämpft und seinen Arsch hoch bekommt.


    Er hat schon viele Therapien hinter sich. Auch schon einige Selbstmordversuche. Er ist ein sehr senibler und weicher Mensch und belastet sich natürlich mit seinen Gedanken selber auch schon sehr. Deswegen versuche ich natürlich so wenig zickig wie möglich zu sein. Nur hin und wieder reist mir der Geduldsfaden und ich fange das meckern an. Dadurch habe ich allerdings das Gefühl, dass er noch weniger macht und depressiver wird....

    Ich möchte eigentlich nur, dass er wieder arbeiten geht und uns dabei hilft, dass wir das beste aus den Umständen machen können.


    Verhalte ich mich falsch?

    Ich möchte ihn nicht raus werfen. Ich liebe ihn natürlich. Ich schätze ihn als Mensch und sehe mehr, als nur einen Drogenabhängigen....

    Danke schon mal

  • Was ist anspruchsvoller, alleine auf eigenen beinen stehen, oder in einer Beziehung auf eigenen Beinen stehen?

    Ich würde dazu neigen zu sagen, es ist anspruchsvoller in einer Beziehung seinen Mann / seine Frau zu stehen. Was nicht heißt, dass es alleine einfach ist.

    Letztendlich ist er in einer Beziehung auch der Partnerin Rechenschaft schuldig. Ich meine, das kann einen geschwächten, nicht ganz ausgereiften, melancholischen Menschen sehr belasten.

    Dass du nicht nörgelst, ihn als Menschen schätztst, und mit ihm ein Nest und eine Gemeinschaft aufbauen willst, finde ich sehr sympathisch.

    Ich meine dass dieser Rahmen auf Basis Wohnen, Essen, Beziehungsnähe auch geschützt ist.

    Aber er konsumiert Drogen, trinkt. Das ist in eurem Nest alles kein Problem. In dem Sinne ist es kein geschützter Rahmen, wie man das im Rahmen einer Therapie bezeichnen würde. Wo der Suchtkranke vor dem körperlichen und psychischen chemischen Einfluss der Droge gesichert ist, und sich erholen kann.

    Dein Freund ist dem Gift ausgesetzt und in Gefahr, und er nimmt weiter Schaden.

    Was man raten soll, weiß ich nicht sicher. Ich finde ihr sollt wie Erwachsene reden. Dass du ihn emotional als Partner trägst, dass du ihm nicht feindswelig gesonnen bist, das ist etwas Gutes.

    Also falls du eine Grenze für sinnvoll hältst, dann wirst du diese nicht feindselig setzen, sondern freundlich und konstruktiv.

    Was ist denn seine Meinung? Hat er (schon?) einen Wunsch oder Gedanken, sich von der Sucht zu befreien? Vergöttert er die Droge als seine einzige Hoffnung? Ist er verärgert über die Sucht? Was sind seine Vorschläge, was jetzt zu tun ist? Hat er eine Vorstellung wie er sich retten könnte? Warum wollte er sich umbringen und sah keine Hoffnung mehr? Was muss sich an seinem Leben oder an sich selbst verändern, damit er eine Hoffnung sieht?

    Und du. Was hältst du davon einen drogenabhängigen Freund zu haben? Hältst du eure Beziehung für gesund, und die Einstellung von beiden? Wieviel stört dich die Sucht und warum? Was gefällt dir an der jetzigen situation, was nicht?

    Also in dem System eurer Beziehung spielst du auf jeden Fall eine eigenständige Rolle und übst Einfluss aus, auch wenn dein Freund mit seinen Problemen im Mittelpunkt zu stehen scheint. Auch darüber sollte nachgedacht werden.

    Also Fragen über Fragen, und ihr wisst eh manches, das man von außen nicht sieht. Ihr könntet auch Hilfsangebote in Anspruch nehmen.

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