Gegenpol bei Depressionen

  • Hallo zusammen,

    wenn man mal in so ner Gedankenspirale drin ist, die einem so bei Depressionen überfällt, ist es sehr schwierig, da eine Art Gegengewicht zu finden.

    Ich denke, man ist oft versucht, seine negativen Gedanken zu verstärken. In dem man z.B. traurige Musik hört

    Ich würde gern hier einige Dinge sammeln, die man gegen depressive Gedanken tun kann!
    Vielleicht habt ihr ja auch Tips bei der Therapie bekommen?

    Ich denke, in einer Klinik, wird sowas ja auch gemacht, dass man dem entgegenwirkt. Und wieso sollte man das nicht auch zu Hause bei sich machen? Klar, fällt es da schwerer, man hat keinen "Gruppendruck" bzw. es ist niemand da, der da einen unterstützt. Man muß sich selber aufraffen.

    Man könnte z.B.

    Sport machen, Walken, Joggen, Spazieren gehen.
    Sich einfach körperlich bewegen, dass man da rauskommt aus der Situation.

    Welche Dinge fallen euch so ein?

    lg

    eternal

  • Hi eternal!

    Mir hilfts eigentlich am meisten wenn ich mich ablenke sobald ich merk dass die Gedanken wieder ins Negative rutschen.. ich schau dann dass ich unter Menschen komme, viel unterwegs bin und so einfach wenig Zeit zum grübeln hab und meistens reichen ein, zwei schöne Abende um mich wieder zu fangen.

    ansonsten, das wichtigste ist wohl dass man nicht zulässt dass man sich in seiner Wohnung/Zimmer verkriecht sondern vor die Tür kommt, ob jetzt Sport, Partys oder sonst irgendwas, hauptsache man versinkt nicht wieder im Strudel der Gedanken.

    liebe Grüße
    virus

  • Bilder ansehen, die schöne Erinnerungen wecken. Auch Düfte können positive Gefühle auslösen. Sich mit fröhlichen Farben umgeben. Kerzen anzünden. Was Leckeres essen oder trinken. Ein Schaumbad nehmen. Ein Gespräch mit einer Person führen, der man vertraut, ...

  • Sport im Allgemeinen ist gut, wenn man es denn schafft, sich dazu durchzuringen. Ich bin seit vielen Jahren wieder in einem Sportverein eingetreten. Und ich habe mir per Internet einen festen Trainngspartner gesucht. Ich denke, es ist wichtig wenn man Leute hat, die einen die nötige Motivation geben.

    Spazieren gehen bewirkt bei mir persönlich eher das Gegenteil, vielleicht hat das mit dem Umstand zu tun, daß ich sowas meist Nachts tue. Wenn ich dann die Sternenhimmel beobachte, geht das Gedankenkarussel meist erst richtig los, mit Sinn-des-Lebens-Fragen usw...

    Um der Gedanken-Fabrik einhalt zu gebieten: Man kann versuchen, sich irgendetwas vorzustellen. Rel. gut funktioniert bei mir folgendes: Augen schliessen und sich dabei vorstellen, das man eine brennende Kerze im Kopf hat, deren Flamme sich nach der Atmung hin und her bewegt. Oder 2-3 verschiedenfarbige, geometrische Objekte, die man umeinanderekreisen lässt.

    Mir hilft es auch, wenn ich irgendetwas zum Abschluss bringe. Z.B. eine längst fällige (weil aus Motiationsgründen wieder und wieder vor mir hergeschobene) Arbeit, und sei es eine auch noch so unbedeutende Sache wie z.B. ein Bild aufhängen, eine besonders schlimme Ecke in der Wohnung sauber machen oder oder oder. Kleine Erfolgserlebnisse erarbeiten, die in irgendeiner Form etwas Selbstvertrauen schaffen.

    joe

  • Sehr tolles Thema. Hab da in der Klinik viel zu gelernt. Ich sag einfach mal was mir manchmal so ganz gut geholfen hat.

    Also ganz prima ist, wenn man sich Ziele setzt, so konkret wie möglich. Also ich nehme mir vor morgen zum Frisör zu gehen, mache das auch und, ganz wichtig, belohne mich auch dafür. Ich setze mir Ziele die für mich erreichbar sind. Also nichts was vollkommen utopisch und niemals zu erledigen ist. Zur Not setze ich mir kleine Teilziele um meinem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen. Wenn ich es schaffe meine täglich gesteckten Ziele zu erreichen erlebe ich damit ein schönes Erfolgserlebnis und kann mich so Stück für Stück weiter aus der Depression rausziehen. Ich muss dazu sagen, dass das auch nicht immer klappt, aber manchmal eben schon. Kommt drauf an wie tief man gerade drin hängt. Man aktiviert sich dabei einfach etwas und das tut immer gut.

    Ich habe auch viel über das Prinzip von Erfolgsverstärkern und Erfolgsverderbern gelernt. Also wenn ich etwas gut gemacht habe kann ich es mir entweder schlecht machen und sagen „Heute bin ich zwar draußen gewesen, ABER ja eigentlich viel zu kurz“, oder ich kann mir sagen „Super ich bin heute draußen gewesen, anstatt drinnen zu bleiben“. Das mal als subtiles Beispiel.

    Auch ganz gefährlich ist, wenn mal etwas schief gelaufen ist, das nicht zu sehr über zu bewerten. Klar kann man mal was falsch machen, sein Handy verlieren oder so was. Aber die Frage ist wie man drauf reagiert. Häufig kommen so automatische Gedanken wie „Wie kann ich nur so blöd sein, das kann doch nur mir passieren etc.“ Das ist natürlich wenig hilfreich. Ich kann versuchen mir darüber Gedanken zu machen, was das für Gedanken sind. Also ob sie für mich hilfreich sind und ob sie überhaupt einen Sinn machen. Denn kann es nicht schließlich jedem passieren, dass er mal sein Handy verlegt? Ist es nicht so, dass niemand unfehlbar ist und ich eigentlich nicht schusseliger bin, als jeder andere Mensch auch? Darf nicht jeder Mensch Fehler machen? Ich kann versuchen diese hinderlichen Gedanken zu verändern und in positive Gedanken umzuwandeln.

    Was ich auch versuche zu machen ist, wenn ich merke, dass ich zum Beispiel zu Hause sitze und ich immer weiter runter rutsche, dann versuche ich aktiv meine Situation zu verändern. Ich verlasse mindestens den Raum, am besten gehe ich gleich raus vor die Türe. Manchmal lässt sich so ein Abwärtstrend im Keim ersticken. Gut hilft dabei, wie schon von anderen angesprochen, ein Spaziergang, oder Sport.

    Ich hoffe ich hab jetzt nicht zu viel geschrieben.... Sind halt viele Sachen die vielleicht nicht sofort in der Situation super helfen, aber die einfach langfristig Besserung verschaffen, eben weil man täglich mal draußen war, weil das das Ziel war, oder so

    LG
    dawn

  • Ich soll zur Zeit, als Aufgabe von der Therapeutin, eine Positivliste führen.
    Also mir jeden Tag bewußt machen wenn etwas schön war. Und das dann aufschreiben. Und wenn es nur das Wetter ist...

    Wahrscheinlich um später nachlesen zu können, das nicht alles nur mies und grau ist.
    Ziele setzen hatte sie auch mal Vorgeschlagen, aber das funktioniert im Moment noch nicht so gut..

    lg

    desty

  • Zitat

    Wahrscheinlich um später nachlesen zu können, das nicht alles nur mies und grau ist.

    Und auch, um sich bewusst zu machen, dass es immer positive Dinge gibt. Man muss nur genau hinschauen, dann sieht man sie auch.

  • Hallo zusammen,

    irgendwie bin ich so voll von negativen Dingen, ich mach das recht oft, dass ich mir alles schlecht reden.

    Dawn: Erfolgsverstärker und -verderber,das klingt ja interessant. Kenn ich noch gar nicht. Ich bin dann wohl jemand, der sich selber alles verdirbt. Tja, wenn man halt vom schlechtes ausgeht, dann tuts nachher nicht so weh. Ja ich mein, ich war ja auch mal anders und bin recht lustig durch die Gegend gerannt, hab gedacht sooo viele mögen mich etc. etc. Ja und dann bin ich so enttäuscht worden und dieses Gefühl werd ich nicht vergessen. Irgendwie dacht ich dann, alle haben sich wohl gegen mich verschworen.
    Ich fühlte mich so abgelehnt. Wahrscheinlich war ich damals schon von sämtlichen Freundschaften und derenReaktionen abhängig.
    Momentan schaff ichsn bißchen, meine Meinung zu sagen. Aber vorsichtig bin ich damit auch noch und es sprudelt nicht grad aus mir raus....

    Ich find das ist so kräfteraubend immer ans Negative zu denken. Aber ich komm davon nicht los. Weil ich mein dann immer, sobald ich positiv bin, meinen Leute sie könnten mir alles erzählen und mich verarschen. Ich hab das halt für mich so entwickelt um nicht immer auf die Schnaue zu fallen und entäuscht zu sein.
    Ich schütze mich einfach. Gleichzeitig aber komme ich mit sehr viel Leuten ganz gut klar. Einfach weil ich mich ganz gut anpassen kann. Ich weiß nicht, meine Mutter z.B. die ist immer genau derer Meinung wie man selber grad ist. Und ich bestätige auch gern Leute in deren Meinung, einfach weil ich dann mein, derjenige mag mich dann lieber...Gott ist das peinlich....
    *ich renn mal schnell weg*

    lg

    eternal

  • Mir hilft seit Jahren mein Hund sehr - sie kommt automatisch zu mir, wenn es mir nicht gut geht, animiert mich zum spielen, rausgehen oder was auch immer, wirft mir ihr balli vor die Füsse oder legt mir ein Stofftier hin. Aber sie hilft mir auch dadurch, dass ich jeden Tag weiss, dass ich eine Aufgabe habe. Oft hab ich nur wegen ihr nicht aufgegeben.
    Eigentlich bringt sie mich immer zum lachen, egal wie sch***** eine Situation gerade ist :smiling_face:

  • eternal ---singen

    Ich kenne die Manie als Verleugnung der Depression.

    Ich habe immer gesagt : Depressiv ? War ich noch nie

    Dabei war ich schwer Depressiv, bin aber immer lieber in die Manie geflüchtet,
    als das auszuhalten.

    Ich weiss nicht, was soll es bedeuten, das ich so traurig bin ?
    Ein Märchen aus uralten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn
    Die Luft ist kühl, und es dunkelt
    Und hell erglänzt der Rhein
    Die Spitze des Berges funkelt im Abendsonnenschein

    Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar
    ihr goldnes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar
    Sie kämmt es mit goldenem Kamme, und singt ein Lied dabei
    das hat eine wundersame, gewaltige Melodei

    Den Schiffer im kleinen Schiffe, ergreift es mit wildem Weh
    er schaut nicht die Felsenriffe,
    er schaut nur hinauf in die Höh
    Ich glaube , die Wellen verschlingen, am Ende noch Schiffer und Kahn
    und das hat mit ihrem Singen, die Lorelei getan

  • Hallo zusammen,

    wenn ich Depressiv bin, knurr ich meist sehr rum und nerv meine Familie
    wenn ich es mitkriege (oder sie mir es sagen) und ich es ändern will, überlege ich mir, was ich jetzt eigentlich brauche...
    dann mache ich z.b.eine Kerze an,
    zieh mich zurück und meditiere
    geh aus dem Raum
    such mir jmd. der mich drückt
    such mir jmd. der mir zuhört bzw. ruf meine Freundin an
    tue mir was Gutes mit Baden, Körperpflege,Tee kochen, Wolldecke ins Sofa
    gebe mich dem auch mal aktiv hin mit ins Bett legen und schlecht gehen lassen (Gefahr, dass es ausufert also begrenzen)
    zum alleine dann Sport machen oder Rad fahren oder raus gehen reicht meine Kraft nicht - nur wenn mich jmd. begleitet
    alles sehr unterschiedlich und mal einzeln oder mehrere zusammen, aber die Vorraussetzung ist ,glaube ich, dass mans verändern will

    eternal
    hau dich doch nicht wegen deinem "Schutzmechanismus", es ist deine Art und du weisst warum du sie brauchst und du kannst jeden Tag neu überlegen, ob du deine Grenzen vielleicht deutlicher zeigen kannst...
    ich rede auch mal nach dem Mund und find mich nachher doof, aber wenn mans mitkriegt, hat man doch ne Kontrolle drüber...
    ich habe auch immer Angst meine Meinung zu sagen bzw. zu zeigen -auch jetzt - und ich glaube auch, dass es gut ist, dies vorsichtig zu tun...

    Dawn
    deine Ideen mit den Teilzielen, Schritt für Schritt gehen, und Erfolge belohnen gefallen mir sehr, ebenso das Umprogrammieren im Denken mit "halbvoll" anstatt "halbleer", ist echt wichtig

    destiny
    was für eine schöne Übung :Aufschreiben, was war heute schön?

    alive
    richtig, die Vorraussetzung beim Empfinden ist der Wille: ja ich will auch das Positive sehen!

    @meedy
    als wir unsern Hund noch hatten wars auch so, er kommt immer und freut sich über mich und das tut er unabhängig von meinem Gefühl, und es war jedesmal sehr tröstlich, wenigstens einer...

    @karin44
    ich kenne es nicht, sich aktiv aus ner Depression in ne Manie zu begeben und kann mir das schlecht vorstellen

    euch allen ganz liebe Grüße und vielen Dank
    wolfskatze

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