shiver abgegriffener Foliant [triggerwarnung]

  • Nicht nur wir

    Ich wollte es dir nicht erzählen
    doch letzte Nacht, als wir beisammen lagen
    und du schon lange schliefst
    da war wieder sie bei mir, hat mich besucht.

    Du weißt nichts davon, du konntest sie nicht sehen
    du lagst nur neben mir und atmetest leise
    meinen Arm um deine Hüfte, meinen Körper neben dir
    doch da waren nicht nur wir.

    Ich konnte sie fast fühlen, ganz nah war mir ihr Atem
    ihr zarte Haut auf meinem Körper
    ihre Worte in meinen Ohren
    ihr Duft erfüllte den Raum, doch du spürtest es kaum.

    Noch immer ist sie hier bei mir
    noch immer, träume ich von ihr
    ich liege hier ganz nah bei dir
    doch hier ist noch jemand, nicht nur wir.

  • wow ein tolles Gedicht,

    es lässt soviel Spielraum für Gedanken, wer SIE nun ist.


    LG von FloralDust53

  • (Ich wollte eigentlich noch in meinen Beitragsnamen schreiben, dass einige Texte triggern könnten, kann das ein Mod vielleicht nachholen? Bis dahin poste ich keine Trigger-Gedichte.)

    Wär ich nicht

    Blutrot, flackerndes Licht
    einsam und verloren sticht
    hinaus ins Dunkel, Verlassen
    einsam und so allein gelassen.

    Wortfetzen fliegen durch das Licht
    doch erreichen sie meine Augen nicht
    würde gern begreifen und fassen
    bleiben, nicht einfach loslassen.

    Diese Welt hier, sie ist mir jetzt so fremd
    es wirkt so als ob mich keiner kennt
    als würde das hier keiner lesen
    als wäre ich nie hier gewesen.

    Doch wo wären die Momente, die ich gelebt
    die Tage und Stunden, die ich mit euch verlebt
    Verloren und verlassen, allein im roten Licht
    doch würd ich hier nicht sitzen, wär ich nicht.

  • Zitat

    Original stammt von FloralDust53, heute, 19:54 Uhr
    wow ein tolles Gedicht,

    es lässt soviel Spielraum für Gedanken, wer SIE nun ist.


    LG von FloralDust53

    Danke. :smiling_face: SIE war damals eine Liebe die ich auch mit anderen Beziehungen nicht vergessen konnte.

  • Rummelplatz

    In meinen Armen fühlst du dich sanft an
    Fast wie Zuckerwatte, weich und süß
    Wenn ich dich mit meinen Lippen berühre
    Kribbelt es, und es kitzelt mich leicht

    Manchmal glühen deine Wangen vor Freude rot
    Wie klar glasierte, leuchtend schöne Paradiesäpfel
    In deinen Augen spiegeln sich heute Abend alle Sterne
    Ich stehe neben dir, spüre knisternd, nur deine Wärme

    Es fühlt sich an, mit dir an der Hand
    Wie ein Spaziergang durch das Zauberland
    Schritt für Schritt deine Nähe mit mir
    Eine Sekunde wirkt dem Traume gleich, mit dir

    Meine Arme um deine Hüften geschlossen
    Dein Atem sanft auf meinem Hals, in meinem Ohr
    Verspielt und langsam küsse ich aufgeregt deine Wange
    Achterbahn am Rummelplatz, mit meiner süßen Zuckerstange.

  • Verlorener Moment

    Ein ganz normaler Morgen. Die Wolken ziehen sich schleppend am Himmel entlang und der Wind streicht sachte über das Gesicht. Die Sonne scheint, und es singen noch ein paar Vögel. Sie singen von Freiheit und ihrem baldigen Aufbruch nach Süden, dorthin, wo es warm und behaglich ist. Ein paar Blätter tanzen aufgeregt mit dem Wind, erheben sich leicht, wirbeln hin und her. Sie tanzen zusammen mit dem Wind und einer verlorenen Plastiktüte im Kreis. Das Laub unter meinen Füßen raschelt stetig und im Grunde wäre alles in Ordnung, wenn mich die ganze Umgebung denn überhaupt interessieren würde. Es wird wieder Herbst.
    Das leuchtende Blätterdach des großen Baumes, das Gluckern des kleinen Baches der hier im Park verläuft. Wunderschöne Augenblicke, wenn man sich ihnen hin gibt. Man kann es tatsächlich spüren, wie die Erde beginnt sich langsamer zu drehen und wie die Tage immer kürzer werden. Mein Arm tut mir weh, und ich lasse mich mit meinem Rucksack auf einer einsamen Parkbank inmitten von Rosenbüschen nieder. Früher blühte hier mal etwas, doch der Herbst, das nahende Ende des Jahres hat es genommen. Alls was hier blieb sind kleine Tautropfen auf verlorenen letzten Blättern die dem Nachtfrost trotzen konnten. Ich weiß selber nicht was mich um diese Uhrzeit in den Park getrieben hat. Vielleicht weil mir zu Hause die Decke auf den Kopf fiel, vielleicht weil ich wieder einmal merke, dass nichts von Dauer ist und weil ich den Verfall mit eigenen Augen sehen, mit dem Körper spüren und mit der eisigen Luft einatmen will. Ich umfasse ein Blatt mit der Hand und drücke es sanft, es zerbricht knirschend unter meinem Druck und rieselt in kleinen zerbrochenen Teilen zu Boden. Ein Schauspiel, wie es echter nicht sein kann, wenn sich alles in kleine Teile aufspaltet und verloren durch die Finger rinnt.

    Ich schlage langsam die Hände vor mein Gesicht und verdrücke mir ein paar Tränen. Alles Leben nahmst du mit! Ich klage im Stillen an, ich lasse mich von meinen Emotionen davontragen und weine bittersüße Tränen. Ich singe ein trauriges Lied für mich. Ein Lied von Verlust, Angst und Enttäuschung. Von sinnlosem Versuch etwas zu ändern und endlich Glücklich zu sein. Meine Gedanken rotieren wild in meinem Kopf und die Kälte kriecht unter meine Kleidung, schüttelt mich und bereitet mir eine unheimliche Gänsehaut. Alle meine Gedanken drehen sich um all das was ich bisher verloren habe und nie wieder zurückgewinnen kann. Es kommt mir vor als wäre mein Herz eine düstere Tür, durch die mehr Menschen gingen als kamen, geschweige denn blieben. Und es ist alles meine Schuld. Die anderen Menschen machen keine Fehler, nur ich mache sie. Wenige Minuten süßer Melancholie.

    Ich lasse meine Hände wieder herabsinken und seufze tief. Ich habe dieses Situationen schon immer gehasst, aber auch geliebt. Alleine im Park, in der Kälte zu sitzen. Frieren. Der Park ist menschenleer und ich mag das so. Ich bin heute Morgen genau aus diesem Grund schon um 06.00 Uhr aufgestanden, als es noch stockfinster draußen war. Habe mir beim Kiosk einen Beutel Tabak und ein Bier gekauft und mich in den nächst besten Bus gesetzt um zu meinem Park zu fahren. Meinem Park, der mir gehört, für ein paar Stunden. Ich mag die Einsamkeit. Ich liebe es alleine zu sein, denn so kann mir niemand wehtun, und ich kann niemanden verletzen. Ich habe schon jetzt Angst davor, wenn die ersten Menschen die Wege betreten und spazieren gehen. Es ist mein Park. Meiner. Wenigstens einen tag möchte ich niemanden um mich haben und mich nur in meiner Traurigkeit verlieren. Möchte schreien und laut weinen, brüllen und vor Wut mit Gegenständen um mich werfen, ohne Angst zu haben, dass mich jemand sehen könnte. Ich mag es wenn man mich nicht sieht und mich nicht kennt.

    Nichts hält ewig, nichts bleibt für immer. Alles ist vergänglich. Ich weiß es. Seit fast 10 Jahren. Und jedes Jahr geschah das Gleiche. Alles ist im Verfall. Nichts ist von Wert. Nichts kann man festhalten. Alles geht fort und vorbei.

    Deine Worte sind nicht mehr bei mir. Ich stehe auf und gehe ein Stück zwischen den Holzbauten. Wer weiß ob sie es jemals waren? Ich weine schon wieder. Ich kann nur weinen wenn ich alleine bin und mich keiner sieht. Ich möchte mich nicht mehr so sehr für andere öffnen, denn damit mache ich mich angreifbar. Meine Hand streicht sachte über das tote, feuchte Holz der Säule neben mir, und mein Blick gleitet durch entlaubte Büsche hindurch auf die große Wiese am See, nur wenige hundert Meter fort von hier. Dort saßen wir zusammen. Und dort hinten, an dem abgestorbenen Baum saßen wir, doch wir waren nicht mehr die Selben. Wir waren anders. Mir scheint es, als sei der Baum erst abgestorben, nachdem wir dort gewesen sind. Auch wenn es schön war, es endete bevor es erst richtig begann. Du konntest mich nicht einschätzen, und ich hatte mein Herz an dich verloren. Irgendwann sagtest du mir, du könntest nicht mehr. Und ich verstand. Wir saßen dort und sprachen nicht mehr miteinander. Wir weinten nur noch um den Zauber, der verloren ging.

    Ich gehe zurück zur Bank und wische meine Tränen ab. Heute ist heute, immer ist heute. Mir scheint als käme ich weder vor, noch zurück. Heute sitze ich ähnlich hier. Aber nicht mehr im Park, denn ich habe vergessen wo er ist.

  • Blume

    Ich mag nicht weiter zählen
    die Tropfen die leise fallen
    auf meine Knospen-Blütenblätter
    Lichtspiegelung im Abendhauch

    Leise rinnen sie herab von mir
    fallen tief hinab und lachen hell
    geblendet vom Licht um sich,
    einsam am Boden zu verlieren

    Hoch oben lachend Licht
    tief unten Wurzeln locker
    streck ich mich zu dir empor
    löse mich von unten, Frei sein

    Schauspiel minder Wertigkeit
    sehe ich mich wachsen, verdorren
    allein, als kleine wilde Blume
    in dem Garten meines Seins.

  • Willkommen

    Hallo, sei gegrüßt
    Komm herein
    Trete ein.

    Wundere dich nicht über die Stimmung in meinem Heim
    Die Möbel sind schwarz und die Wände sind weiß
    Vielleicht meinst du dass es etwas kalt wirken mag
    Doch sag ich dir in einem Satz: Für Farben ist bei mir kein Platz.
    Aber wo du schon mal da bist
    Kann ich dir gleich zeigen wie’s hier sonst so ist.

    In diesem Zimmer sitz ich oft wenn’s mir richtig Scheisse geht
    beachte nicht die Batterie von leeren Flaschen die dort hinten steht
    Hier ist es immer dunkel und kalt, die Heizung hier geht nicht
    Und diese wenigen Kerzen spenden zwar nur spärlich Licht
    Doch meistens reicht es doch den Weg zur Tür zu finden
    Und eigentlich triffst du mich nur selten hier
    Doch dieser Raum ist da, er gehört einfach zu mir.

    Komm wir gehen weiter und damit du dich nicht verläufst, nimm einfach meine Hand.
    Wie bitte? Du fragst wer all die Menschen sind, auf den Bildern an der Wand?
    Das sind die, die mich begleitet haben. An schweren wie an leichten Tagen.
    Ich kann sie nicht vergessen, sie sind immer wieder da
    Auch wenn sie mich schon vergessen haben, will ich sie weiterhin im Herzen tragen.
    Ich weiß, das ist nicht gut, doch wenn ich ihre Bilder seh schöpfe ich oft Kraft und neuen Mut.

    In diesem nächsten Raum ist es warm und hell,
    ein Zimmer auf der Südseite mit großem Fenster und klasse Aussicht.
    Auch wenn es das schönste Zimmer ist, wirklich oft findest du mich hier nicht.
    Die Sonne scheint zu selten durch das Fenster und der Nebel verdeckt zu oft die Sicht.
    Doch wenn manchmal einfach alles passt, denk ich mir:
    Alter, das ist das geilste Zimmer dass du hast.

    Pass auf, wo wir jetzt hin gehen liegen viele Scherben.
    Es ist ein Raum den ich ungern zeige wo wir jetzt hingehen werden.
    Die zerbrochenen Spiegel an der Wand, das Zimmer in dem schon immer Wut und Hass mit Blut an der Tür geschrieben stand.
    Das Zimmer mit dem schwarzen Loch im Boden, mit Stacheldraht umzäunt, habe ich hier oft von Freiheit geträumt.
    Komm weiter, das genügt. Von dem wo wir jetzt stehen, hast du bereits genug gesehen.

    Wohin diese Tür führt fragst du? Warum liegt sie in Ketten warum ist sie immer zu?
    Öffne sie lieber nicht, dahinter sieht es schrecklich aus. Schlimmer noch als im immer dunklen Raum.
    Dort ist es dreckig und unordentlich, du glaubst es kaum. Es ist ein schlimmer Ort, glaube mir.
    Versuch nicht durch das Schlüsselloch zu schaun.
    Hinter dieser Tür steht die Zeit still,
    voll mit alten Tagen und Erinnerungen die ich nicht mehr sehen will.
    Eines Tages werde ich sie öffnen und dort aufräumen
    Werde abrechnen mit unerfüllten Träumen,
    Wünschen und Hoffnungen die zerbrochen sind,
    mit Worten hinfort geweht von ewig klagendem Wind.

    Sieh dich noch einmal um, gefällt dir was du siehst?
    Kannst du dir vorstellen dass du diesen Ort irgendwann mal liebst?
    Du kannst bleiben so lang du willst, ich lade dich ein hier zu verweilen
    Doch wisse, wenn du mich wirklich magst, musst du das hier alles mit mir teilen.

  • Treibholz

    Wie Treibholz schwimme ich
    tage- manchmal wochenlang
    auf spiegelglatter See
    warm ist mir geworden
    fühle mich stabil

    Doch wenn Sturm kommt
    wirbele ich verloren allein umher
    strecke meine Arme aus
    doch halten kann ich micht mehr
    bin ausgeliefert
    kann mich nicht wehren

    Und wenn der Sturm vergeht
    und die Wolkendecke bricht
    treibe ich wieder tage- wochenlang
    an einer anderen Stelle.

    Ich sollte endlich Wurzeln schlagen
    doch weiß ich nicht wo
    suche ich schon Jahrelang
    nach meinem Ort.
    Der Platz an den ich gehöre
    wo der ewige Kampf endet.

    Deshalb lasse ich mich treiben
    und hoffe auf den Tag
    an dem ich an Land gespült werde
    wo ich endlich festen Boden spüren kann
    und verstehen kann was es heißt
    angekommen zu sein.

  • Was denkst du grade?

    „Was denkst du grade?“

    Sie saß vor ihm im Schneidersitz auf dem Bett, die Arme auf Ihre Füße gelegt. In diesen Augenblicken hatte sie die Gesichtszüge eines Engels, so wie man sie sich vorstellt. Warm, voller Liebe und Gefühl. Wunderschöne braune Augen blickten ihn an. Doch er sagte nichts, denn nur wenn er seinen Mund hielt, konnte er keinem Weh tun, durch seine Worte, seine Gestik und dem Ton seiner Stimme. Wunderschön glänzten die kleinen Tränen in ihren Augen, gaben sie ihm doch das Gefühl, etwas Wert zu sein.

    „Du warst so lange weg, ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“

    Sorgen? Um was? Sie wusste doch, dass er sie abgöttisch liebte. Niemals hätte er ihr bewusst weh getan. Sein Blick schwebte durch das Zimmer. Seit genau 7 Tagen war er nun hier, doch wollte er fort. Weg von all dem Schmerz, raus aus dieser gespielten Welt. Das Atmen fiel im bereits schwerer und er versuchte durch heftiges Schlucken seine Tränen zu verstecken. Und noch immer sah sie ihn an, mit diesen Rehaugen. So warm, so süß.
    Zitternd strich er eine Haarsträne hinter ihr Ohr, und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.

    Stille umringte die beiden.
    Noch vor einigen Monaten meinten sie die Welt ändern zu können. Es war, als hätten sich zu dieser Zeit zwei Seelen gefunden, die voneinander lernen können und sich wirklich liebten.
    Doch die bittere Erkenntnis kam schon viel zu früh.
    Er zitterte. Er hatte Angst etwas Falsches zu sagen.
    Doch im Grunde war doch schon alles gesagt und vorbei.
    Kein Wort.
    Stille.

    Das Licht des Tages ging langsam, wie in Wintermonaten üblich, wurde der Tag ganz plötzlich von der dunklen Nacht verschluckt. Er hörte draussen Menschen lachen, starrte vor sich hin. Gedanken schlugen in seinem Kopf wilde Purzelbäume, die Weh taten. Hatte er alles falsch gemacht?

    Diese letzte Nacht war genau so wie alle anderen. Sie lagen dort, Schlaflos, Wortlos, zusammen, aber doch allein.

  • Oh Mann, vielen Dank. Mit Hochachtung hab ich jetzt nicht gerechnet. *lächel* Da kommt aber noch mehr, ich wollte hier nur mal Pause machen, damit das auch jemand in Ruhe lesen kann. Also, danke nochmals.

  • Guten Tag shiver,

    ich wollte auch mal eben mein Lob aussprechen :smiling_face:
    Der Text "Willkommen" hat mich sehr faszinierd. Ich finde ihn wirklich sehr sehr gut und er spricht mir aus der Seele.
    Das hat echt was mit Kunst zu tun :smiling_face:

    Kompliment!

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Zyna

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