Subutex-Entzug, bzw. ausschleichen...was kommt noch auf mich zu?

  • Guten Morgen :wink:
    gestern habe ich dieses Forum entdeckt und mich gleich hier angemeldet...
    Vielleicht kann ich hier ein paar Ratschläge bekommen.

    Ich möchte weg vom Subutex und im Endeffekt bleibt mir auch nichts anderes übrig. :thinking_face:
    Kurze Vorgeschichte:
    Ich litt jahrelang unter schlimmen Depressionen, mit 1 Suizidversuch, Klinikaufenthalten und Therapien. Kein Antidepressivum/Therapie hat geholfen. Als ich 34 J. alt war, hatte ich einen Bandscheibenvorfall und bekam Tramal. Das war der Beginn meiner Sucht! Mir ging es damit psychisch soo gut, dass ich sehr schnell abhängig wurde und immer höhere Dosen brauchte.
    Ich bekam immer alles vom Arzt und hatte nie irgendwelche Kontakte zur Drogenszene.
    Das ging Ca. 3 Jahre so, am Ende ging es mir mit dem Zeug nicht mehr gut, ich bekam meinen 1. Grand Mal Anfall, der vor allem sehr heftig war für meinen Mann und meine Kinder.
    Mich hat es wach gerüttelt und mein langjähriger Hausarzt, der zufällig auch Substitution macht bot mir an, mich ins Programm aufzunehmen.
    Das war vor 6 Jahren.
    Am Anfang war es schwierig, mein Körper wollte das Subutex gar nicht. 1-2 Wochen hab ich nur erbrochen, konnte mich kaum auf den Beinen halten und dachte, das war ein Riesenfehler.
    Irgendwann ging es dann und seitdem bin ich eingestellt auf 3 mg.
    Ich bekam nach 1 Jahr Take home und seitdem habe ich auch nicht mehr das Gefühl, dass ich überhaupt Drogen nehme. Diese Tablette gehört quasi zu meinem Leben wie für andere ihre Betablocker. Vielleicht ist das von Vorteil beim Entzug. Seit Jahren kenne ich sowas nicht mehr wie Suchtdruck, wie es eben beim Tramal war.
    Nach allem was ich schon im Netz gelesen habe, finde ich es seltsam, dass mein Arzt nie versucht hat mich runter zu dosieren ( was für meinen Kopf noch mehr dieses Gefühl vermittelte, ich nehme ganz normale Medis.) Ich musste auch in den 6 Jahren nur einmal zur Drogenberatung.
    Jetzt geht mein Arzt zum 30.9. in Rente und ich weiß nicht wie es weiter gehen soll ?!?
    Es gibt nichts vergleichbares hier im Umkreis.
    In der nächsten Stadt gibt es eine Methadonambulanz, wo es laut meinem Arzt ganz furchtbar zugehen soll-auch kein Take home mehr. Und er meinte ich soll jetzt weg vom Subutex, das wäre die einzige Alternative!
    Ich lebe ein ganz normales Familienleben mit Schichtarbeit als Altenpflegerin.
    Meine Familie hat auch keine Vorstellung was ich da wirklich nehme.
    Ich kann nicht jeden Tag mehrere Km in die Stadt fahren und da 3 mg einnehmen, die ich mir sonst über den Tag verteilt aufteile...
    Seit Monaten macht mir das furchtbaren Druck und Panik-diese Deadline 30.9.
    Deshalb wollte ich jetzt im Urlaub einfach mal testen, was passiert wenn ich runter dosiere.
    Wir waren 2,5 Wochen in der Türkei und ich bin direkt von 3 mg auf 1 mg runter.
    Es hat mir 2,5 Wochen lang wirklich Null ausgemacht...das einzige was ich an Nebenwirkungen hatte, waren Schwäche und etwas Schlappheit.
    Ist das wirklich alles, oder kommt da noch was?
    Ist damit zu rechnen dass es viel schlimmer wird, wenn ich weiter runter gehe?
    Und ist es überhaupt realistisch, damit bis Ende September durch zu sein?
    Im Urlaub war es wirklich ganz leicht, aber hier zu Hause behindert mich die Schwäche extrem und ich habe das Gefühl dass es viel schlimmer wird die letzten 2 Tage.
    Ist das nicht eher Einbildung?
    Im Urlaub war ich euphorisch, dass es ganz einfach ist...hier bin ich mir aber gar nicht mehr sicher.
    Sorry, für den langen Text und Danke an Alle, die sich trotzdem die Mühe machen ihn zu lesen und mir vielleicht ein paar Tips geben können.
    Ich habe mich einfach viel zu wenig mit dem Thema beschäftigt die letzten Jahre, das rächt sich jetzt...habe keine Ahnung von Halbwertszeit usw...oder was noch auf mich zu kommt...
    Morgen geht die Arbeit wieder los und ich hab Angst, dass mir körperlich die Kraft fehlt. Ich möchte aber doch jetzt wo ich schon so lange auf 1 mg bin nicht wieder erhöhen.
    Wie lange wird diese Schwäche noch anhalten und wann ist der beste Zeitpunkt weiter runter zu gehen?

    Ich danke Euch echt fürs Lesen :red_heart:
    Liebe Grüße,Adeyyo

  • Hallo liebe Adeyyo.

    Ich kann dir zwar keine Antwort im Sinne einer kausalen Ursache-Wirkung-Gleichung geben; schließlich kommt es bei allen Drogen und Medikamenten auf das Individuum und den sozialen Kontext an. Jedoch gefällt mir deine Idee, dich einfach mal auf eine Reduzierung einzulassen und erstmal zu schauen, was das mit dir macht. Du schilderst, dass du ein "ganz normales Leben" mit Job und Familie führst. Ist dies nicht - auch in Hinblick auf Depressionen - schonmal der wichtigste positive Faktor? :smiling_face:

    Geh es langsam an, trotz deadline. Beobachte dich weiter so ehrlich und objektiv wie möglich und mach dir erstmal nicht zu viele Sorgen. Am Ende wirst du vielleicht merken, dass deine (berechtigte) Angst selbst schlimmer ist als das, was du antizipierst.


    Alles Gute wünsche ich dir.

  • Servus Adeyyo,

    zum einen verstehe ich nicht, warum wegen Tramal auf Subutex umgestellt wurde, zum anderen kommt mir da manches merkwürdig vor, was dein Doc treibt.

    Kurz und gut, ich denke nicht das du allein und zu Hause bis Ende September runter kommst.
    Eine kurzfristige Reduktion auf 1mg ist sicher mit viel Ablenkung und anderen Umständen mal zu verkraften, aber die letzten Schritte fallen den meisten wesentlich schwerer.

    Erfahrungsberichte besagen, grade von 1 mg sollte man wöchentlich nicht mehr als 0,1 mg reduzieren - so kann es mit geringen Entzugserscheinungen klappen.
    Natürlich kann man das beschleunigen, nur in der Regel sollte ein Ausschleichen ja ohne nennenswerte Begleiterscheinungen ablaufen.

    Ich finde dei8n Arzt ist dir was schuldig!!
    Der soll dir mal schön nen Doc suchen, der dich noch 3-6 Monate begleitet und ein langsames Reduzieren sicherstellt.
    Am besten wäre da natürlich ein Suchtexperte geeignet.
    Aber so wie du hier schreibst, kann ich mir schon vorstellen, dass du das mit Arztbegleitung auch so schaffst - nur eben nicht Hau-Ruck bis Ende September :face_with_tongue:

    LG Franz

  • Lieber Franz,
    Vielen Dank für Deine Antwort, die mich etwas ernüchtert hat...
    Aber Du sagst, was ich eh schon vermutet habe...
    Heut war mein erster Arbeitstag nach dem Urlaub und es ist leider ne ganz andere Hausnummer als im Urlaub.
    Ich dachte die 2,5 Wochen hätten mir nen guten Vorsprung verschafft...aber es fällt verdammt schwer nicht mehr zu nehmen, wo ich doch weiß dass ich dann nicht diese elende Schwäche hätte.
    Die Umstellung auf das Subutex damals war mir auch nicht geheuer, Tramal war schlimm, ich weiß, aber Subutex ist doch was ganz anderes...das war mir schon bewusst.

    Ich habe vom Tramal damals 2 x entzogen, beim 1. Mal hab ich ein Jahr durchgehalten und war clean. Aber es war jeden Tag aufs Neue ein Kampf, und der Suchtdruck wurde in dem ganzen Jahr nicht weniger.
    Beim 2. Mal bin ich nach wenigen Tagen bereits rückfällig geworden :frowning_face:
    Mein Arzt sagte nach dem Grand Mal Anfall dass ich mich bald damit umbringen würde und hat mir deshalb die Umstellung ans Herz gelegt. Das Subutex sei nicht so gefährlich und wäre besser zu händeln.
    Mist finde ich, dass es das Subutex nur in so blöden Dosierungen gibt.
    Wie soll man da 0,1 mg dosieren?
    Ich finde es schon schwer bei ner 2 mg immer genau die Hälfte abzubrechen. Heute waren es bestimmt 1,2 mg, das heißt morgen gibt es dann nur 0,8. Blöd einfach!

    Ich hab mit dem Gedanken gespielt mich auf Temgesic umstellen zu lassen, bin ja auch Schmerzpatient....das war ja der Grund, warum ich mit Tramal angefangen habe.
    Müsste das nicht funktionieren? Das ich die ganz legal bekäme?
    Nicht mehr im Programm, sondern dafür als Schmerzpatient.
    Vielleicht könnte ich dann einfach eine geringe Dosis behalten?!
    Das ist wahrscheinlich typisches Suchtdenken jetzt...:)
    Das wäre eigentlich die perfekte Lösung.
    LG, Anja

  • Servus Anja,

    Subutex gibt es ja auch in Einheiten von 0,4 mg, also sollte das teilen zumindest in 0,2er Schritten machbar sein.
    Habe eben nochmal einen Plan eines früheren Probanden raus gesucht:

    • 2 mg, 1,5 mg, 1 mg jeweils alle 2 Wochen also 0,5 mg reduziert
    • dann 0,8 mg, 0,6 mg, 0,4 mg jeweils alle 2 Wochen also 0,2 mg
    • ab 0,4 mg in Schritten 0,1 mg alle 2 Wochen

    Das hat ganz gut geklappt, trotz Arbeit ...
    Sicher könnte man auch schneller runter gehen, aber es sollte ja möglichst mit geringen Auswirkungen ablaufen - Rückfallgefahr dürfte so geringer sein.
    Ob es da genau 0,1 mg sind, spielt meines Erachtens weniger Rolle - es bringt noch etwas an Wirkstoff und ist psychisch unterstützend.

    Ob eine Umstellung auf ähnliche Präparate sinnvoll ist, nun das bezweifle ich mal und ja, ich denke da kommt schon bisserl das Suchthirn durch :face_with_tongue:
    Jetzt umsteigen und auf ne geringere Dosis gehen, bringt ja ne Art versteckten Entzug dauerhaft mit sich.
    Meiner Meinung gehört es mal ganz ausgeschlichen und dann mit einem Schmerztherapeuten neu diagnostiziert - ob überhaupt ein Schmerzmittel und wenn ja, welches nötig ist.

    Da ich selbst Schmerzpatient bin und seit 10 Jahren Opiate nehme, hab ich selbst so einiges versucht.
    Aber als Ex-Junkie bin ich weder zu Subutex, noch zu Morphinen - ich bekomme aktuell Tilidin (250 mg tägl.), davor auch Tramal.

    Kurz und gut, such umgehend einen Schmerztherapeuten, das dauert, weil es wenige gibt.
    Dazu sollte dein jetziger Arzt wenigstens soviel Mumm haben und dir Rezepte für die nächsten 6-8 Wochen ausstellen - musst halt ausrechnen, wie sich das zusammenstellt.

    Eine perfekte Lösung gibt es nicht :winking_face:
    Diesen Absetzplan aber bitte auch unbedingt mit dem Doc besprechen un en g'scheiten Gesundheitscheck vorher machen.

    Eine gute Alternative wäre aber ein klinischer Entzug, das dürfte wesentlich schneller gehen und man ist auf der ganz sicheren Seite.
    In deinem Fall kommt dafür vermutlich auch eine Schmerzklinik in Frage.
    Danach eine medizinische Reha eingeben und dann sollte es auch langfristig klappen.

    LG Franz

  • Vielen Dank für Deine Hilfe,
    das ist echt super lieb!
    Tilidin ist doch fast das Gleiche wie Tramal, oder?
    Kommst Du gut damit klar, ohne Erhöhungen?
    Ich verfluche den Tag als ich damit anfing und mir einredete, ich hätte es im Griff...

    Ich habe seit ein paar Tagen außer dieser Schlappheit in der Nacht starke Muskelkrämpfe, Magnesium und Calcium bringt kaum etwas. Und wenn ich abends mal ein Glas Wein zum Essen trinke, ist die Nacht komplett gelaufen...diese Krämpfe sind anders als normale Wadenkrämpfe. Sie sind überall und man bekommt sie auch nicht bewältigt.
    Ich war bei meinem Hausarzt und er meinte, es käme vom Entzug.... Bin davon nicht überzeugt...ich hatte das vor 3 Jahren schonmal und hab es mit Magnesium in den Griff bekommen.
    Nun hat er mir Baclofen verschrieben was ein Muskelrelaxans ist....
    Aber was mein Arzt verschreibt ist eher mit Vorsicht zu genießen
    Kennt das jemand?
    Das hat doch auch off Label irgendwas mit Suchterkrankungen zu tun...

    Was du schreibst bzgl Gesundheitscheck: Ich hab viele Erkrankungen und viele Einschränkungen, alles was ich an Diagnosen habe, habe ich in mühseliger Recherchearbeit selbst herausgefunden.
    Z.Bsp. Schilddrüsenkrebs...
    Die heutige Generation von Ärzten nimmt sich Zeit für Privatpatienten, die anderen sind ihnen nur lästig und das lassen sie einen auch deutlich spüren!
    Es ist das System was total krankt, denn die Ärzte sind nicht schuld, dass sie für uns Kassenpatienten nur noch Kleingeld kriegen und uns deshalb schnell wieder raushaben wollen :frowning_face:
    Sorry wenn sich das verbittert anhört, aber wegen dieser Einstellung der Ärzte bekomme ich auch meine Depris nicht in den Griff!
    Liebe Grüße,Anja

  • Servus Anja,

    Tilidin kommt aus der gleichen Wirkstoffgruppe wie Tramal, es ist etwas potenter.
    Ich habe weder bei Tramal noch bei Tilidin eine Erhöhung in den letzten 10 Jahren.
    In den letzten Jahren habe ich einmal jährlich entzogen, so hab ich mich immer mal wieder auf meine Schmerzen eingefühlt und überprüft.
    Dieses Absetzen ist aber umstritten, weil es eine (unnötige) Belastung ist und ich habe vor einiger Zeit eine Studie gelesen - da ist es eher als eine unsinnige Aktion eingestuft worden.
    Kurz und gut, es ist keine Empfehlung oder so, es ist mein ganz persönlicher Umgang mit solchen Medis.

    Für mich hören sich deine Beschwerden sehr wohl als Entzugserscheinungen an - aber letztlich muss das ein Spezialist diagnostizieren.
    Alkohol ist aber auch nicht gerade förderlich, wenn man ein Opiat/Opioid abdosiert :face_with_tongue:
    Da ist vitaminreiche Kost und viel Trinken angesagt, dazu möglichst viel frische Luft und z.B. Spazieren ...
    Man muss bedenken, beim abdosieren ist man in einem dauerhaften Entzug, wenn auch weniger heftig, als wenn man ruckartig absetzt.

    Ist das nun der selbe Arzt, welcher auf Tramal Subutex verordnet und dazu jetzt Baclofen?
    Ganz ehrlich, den sollte man sofort in Rente schicken!!
    Es wird in der Suchttherapie höchstens bei Alkoholkrankheit eingesetzt - für Entzug von Subutex ist mir das so noch nicht zu Ohren gekommen.
    Ich halte nichts von Gabe solcher Medis, genauso wie Lyrica und Co - was soll der Körper und Geist machen, es wird einerseits entwöhnt und auf der anderen Seite ein hochpotentes Mittel hinzugefügt.
    Klinisch, ok, aber ohne direkte Begleitung, also nee ...

    Schau mal das an:

    Die sollten dich besser beraten können!! Beim 2. Link wird bei Behandlungen "Schmerzmittelabhängigkeit" direkt aufgeführt!!
    Mit dem Arzt kommst nicht weiter, ich meine der reitet dich immer weiter rein :pouting_face:

    Du hast dir Schilddrüsenkrebs selbst diagnostiziert?

    Sicher haben viele Ärzte Probleme mit Zeit und Abrechnung, trotzdem kannst das nur ändern, wenn dir eben einen Arzt suchst der eben anders arbeitet.
    Ich habe auch lange gesucht, viele merkwürdige Doc's erlebt und doch einen gefunden der mir zuhört und mich noch nie enttäuscht hat.
    Aktuell solltest aber wirklich nun Profis ran lassen, also am besten eine Klinik aufsuchen.
    Wie lange willst das so noch durchhalten - privat und im Job? Bei letzterem wird es doch früher oder später auch Probleme geben, wenn man nicht bei der Sache ist, oder?

    Wenige schaffen solche Sachen ganz allein und ich bin der Meinung, erst wenn man Hilfe zulässt, dann hat man eine Chance.
    Klär deine Familie auf, das wäre der erste Schritt und dann geht es zusammen an und such dir die passende Hilfe - jetzt.
    Bei der Arbeit bekommt das normal keiner mit, du bist Schmerzpatient und auch bei einer anschließenden Reha wird nichts von Sucht nach außen kommen.

    LG Franz

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