44 Stunden ohne Tramadol

  • Hallo,

    ich mache gerade einen kalten Entzug durch, eigentlich eher ungewollt und mir geht es eigentlich ganz gut. Ich bin müde und ein wenig wackelig auf den Beinen,

    Niesanfälle quälen mich hin und wieder, mir ist ein wenig übel und ich habe tierische Kopfschmerzen (wie ein Kater eben).

    Ich hatte vor zweieinhalb Jahren eine Zahn OP bei der ein Nerv geschädigt war, da halfen normale Analgetika nicht und mein Arzt verschrieb mir Tramadol 200mg Tabletten.

    Nach der ersten Einnahme einer ganzen Tablette war ich komplett unfähig mich irgendwie zu bewegen und kam nur mit Mühe und Not zur Toilette um mich zu übergeben.

    ABER die grässlichen Schmerzen waren verschwunden und als ich dann die nächsten Tage die Tabletten geviertelt hatte, ging es mir richtig gut. Ich konnte unangenehme Gedanken mit den Tabletten

    einfach ausschießen aus meinem Kopf und das tat ich dann natürlich immer und immer wieder. Bis die Packung aufgebraucht war. Mein Zahnnerv war da schon lange abgeheilt und ich hätte die

    Tabletten nicht mehr wegen Schmerzen gebraucht und das sah mein Arzt natürlich genauso und ich habe angefangen mir meine Tabletten über Internet Apotheken zu bestellen.

    Hey, welch einfache Sache ist das doch? Die Apo achtete zwar peinlich genau darauf, dass ich nicht zu viele Einheiten bestellte, aber ich kam mit der Höchstmenge gut über die Runden.

    Wenn ich mal meinte, ich könnte mich von den Dingern mal lossagen, weil es nach einiger Zeit ja doch ordentlich ans Portemonnaie geht, kam der Entzugsknüppel... und ich machte weiter.

    Aber jetzt hat meine Apo das Rezept vergessen zu bearbeiten und auch die Speditionsfirma hat unglücklicherweise einen Tag Verspätung und ich musste dadurch... keine Tablette mehr im Haus...

    die letzte Nacht war der Horror, meine Beine und mein ganzer Rücken schmerzten furchtbar und dazu Schwindel und Schüttelfrost, geschlafen habe ich zwei Stunden... ich musste meine Kids heute

    morgen zur Schule fahren und weiß echt nicht, wie ich heile hin und zurückkam. Mir hat sich alles nur gedreht. Bin in die Apotheke im Dorf und habe mir Betadorm geholt, die beruhigen ein wenig und die

    Unruhe hört ein wenig auf. Ich habe dann heute vormittag noch ein wenig schlafen können und wie gesagt, jetzt im Moment fühle ich mich gar nicht so schlecht.

    Ich bin von einer Tagesmenge von ca. 400-600 mg Tramadol Retard auf null, allerdings habe ich die Sorge, dass der große Knall noch kommt, da sich eventuell noch einige Rückstände im

    Körper gehalten haben, die mich momentan noch einigermaßen versorgen... Hat von euch da jemand Erfahrung, dass es nach ein paar Tagen noch schlimmer werden kann?

    Und morgen Nachmittag kommen meine neuen Pillen und ich weiß dass ich mir sofort wieder ein paar einwerfe, weil dann alles so schön egal ist und eben die blöden Nachwirkungen verschwinden.

    Aber eigentlich will ich davon weg. Wenn es doch nur nicht so furchtbar einfach wäre an die Dinger ranzukommen...


    LG und danke, dass es ein solches Forum gibt.

    Mia

  • Hallo Mia,

    wenn ich den Satz jetzt nicht gelesen hätte

    Und morgen Nachmittag kommen meine neuen Pillen und ich weiß dass ich mir sofort wieder ein paar einwerfe, weil dann alles so schön egal ist und eben die blöden Nachwirkungen verschwinden.

    dann wäre ich vielleicht anders darauf eingegangen...

    das ein Tramalentzug kein Spass ist, das kannst du hier ausm Forum recht schnell rauslesen... meines Erachtens nach ist es sogar einer der heftigeren Entzüge. Hab den auch schon hinter mir.
    Wünsche Dir aber trotzdem das du damit irgendwann aufhören kannst oder sogar willst. Aber versuche bitte nicht es so krass abzusetzen wie du es grad eben tun musst. Langsame Abdosierung und der Entzug wird nur halb so schlimm.

    MfG Meta

  • Huhu,
    Ich will es ja nicht wieder nehmen, aber wenn es morgen wieder im Haus ist, weiß ich, dass ich nicht den Mumm habe, einfach die Finger davon zu lassen. Ich finde halt immer wieder Ausreden, dass ja eine! nicht schadet und bin wieder voll drauf. Eben voll Suchtverhalten.
    Das schlimme daran ist, dass ich erst so spät erkannt habe ein Abhängigkeitsproblem zu haben. Ich habe meinen Vater immer vorgehalten, warum er einfach nicht vom Alkohol loskommt und bin selbst so...
    Mein Vater hat sich letztes Jähr in einer trockenen Phase das Leben genommen, weil er mit der Realität nicht mehr klar kam und ich habe jetzt halt auch Angst. Wenn ich es absetze und die Nachwirkungen werden unerträglich, und ich finde mich in der realen Welt nicht mehr zu recht, weil jetzt ist ja alles noch ein Zwischending... Ich bin noch nicht runter und auch nicht drauf...
    Aber es ist im Moment echt erträglich und ich hoffe, dass es so bleibt, vielleicht kann ich dann ja die Finger davon lassen, denn eigentlich bin ich es meinen Kids schuldig (obwohl ich eine viel coolere Mutter auf Droge bin)... Und eine neue Ausrede :frowning_face:

    LG Mia

  • 47 1/2 Stunden. Ich kann einfach nicht schlafen, obwohl ich eigentlich tierisch müde bin. Die Schmerzen von letzter Nacht sind zum Glück nicht wieder da, aber es macht mich wahnsinnig wach zu liegen und darauf zu warten, dass ich endlich einschlafen kann. Ich denke aber, dass ich mich nicht beschweren sollte. Es geht mir eigentlich so richtig gut und ich bin immer fester der Überzeugung, dass ich es ganz schaffen kann das Tramadol einfach wegzulassen, auch wenn ich morgen Nachschub bekomme.
    Es ist ein eigenartiges Gefühl nach einer so langen Zeit im Dämmerzustand plötzlich wieder so hellwach zu sein. Ich verstehe nur nicht ganz, dass so viele Probleme haben MIT Tramadol zu schlafen, ich kann es nicht ohne. Aber wenn mein Körper mal wieder vollständig funktioniert wird sich das auch wieder einrenken und ich werde nachts wieder normal durchschlafen können.
    Es fühlt sich auch so an, als suchten sich die Nervenbahnen wieder ihre Wege, wie wenn man zu lange auf einem Arm gelegen hat, der dann eingeschlafen ist und das Blut dann wieder nach und nach hineinfließt.Ich schreibe hier echt wirres Zeug, aber das Schreiben lenkt mich ab. Ich habe es schon mit lesen und Fernsehen versucht, aber davon bekomme ich dann wieder üble Kopfschmerzen. Wenn es hier nicht gerade in Strömen regnen würde und tierisch gewittern, würde ich mir jetzt am liebsten meinen Hund schnappen und mit ihm durch die Felder laufen.
    Habe gerade erstmal alle Stecker rausgezogen, das Gewitter ist fast genau hier, zum Glück läuft mein Laptop auf Akku.

    Ich habe mir heute überlegt, weil ich finde, dass ich schon recht zufrieden mit mir sein kann, dass ich hier nicht vollkommen Amok laufe ohne meine Glückspillen, ich werde mich wohl einer Selbsthilfe Gruppe anschließen, um mit dem Quatsch endlich ganz aufhören zu können und mir Ausreden für meine Ausreden suchen kann (so haben es die Mitglieder in Dads Alkoholiker Gruppe immer genannt, jede Ausrede muss widerlegt werden mit einer Gegenausrede. Ich habe in der Zeit, als ich meinen Dad durch die Alkoholsucht begleitet habe, sehr viele gute Bekanntschaften gemacht und die werden mir sicher sofort weiterhelfen, an wen ich mich hier in der Nähe wenden kann).

    Ob es eigentlich erblich bedingt ist, die Neigung zur Sucht? Ich habe nämlich echt ein wenig Schiss, dass es meine Kids auch irgendwann mal treffen könnte.

    Ich veruche jetzt doch noch mal zu schlafen. Gute Nacht, nachher melde ich mich nochmal, wie es um mich bestellt ist und ob ich es schaffe, die Tabletten nicht einzunehmen, wenn sie geliefert werden.
    Gute Nacht.
    LG Mia

  • Hallo Mia,
    ich mache auch ein entzug, heute ist 8 tag ohne tramadol, die Tagen waren furchtbar, aber ich wollte endlich was fühlen ein reales gefühl. Ich möchte nicht mehr dass ein stoff mein leben und meine gefühle bestimmt. Ich möchte ein normale mensch zu sein. Du wirst es schaffen, es geht auch ohne Tabletten. Wenn du fragen hast bin ich gerne da, wie gesagt bin selbst im entzug.

    LG
    bitsin

  • Hallo bitsin,

    ich habe gelesen was du durchmachen musst und ich finde es super, dass du das so durch hältst.

    Ich habe jetzt 2 1/2 Tage nach der letzten Einnahme meiner letzten 50mg Kapsel und es geht mir immer noch nicht wirklich schlecht. Mir ist hin und wieder schlecht und ich bin so müde, kann aber nicht schlafen. In der letzten Nacht bin ich auch erst wieder gegen halb fünf eingenickt und der Wecker ging um sechs. Ich hätte heulen können. Endlich hatte ich etwas Ruhe und musste dann schon wieder aufstehen. Dieser Schlafentzug ist das Allerschlimmste, ich habe echt das Gefühl langsam durchzudrehen und Amok laufen zu müssen. Erschwerend ist jetzt auch noch, dass mein Kleiner krank ist und mich natürlich braucht und ich bin nicht viel mehr als eine wandelnde Tote. Ich habe keine Nerven mich richtig um ihn zu kümmern und das macht mich auch fertig... Mit den Tabletten konnten die Beiden mich nie aus der Ruhe bringen und jetzt bin ich zickig und überreizt, obwohl ich das nicht will. Und ich bin total planlos, ich laufe in der Wohnung rum um irgendwas zu machen und wenn ich in ein Zimmer komme, habe ich vergessen, was ich wollte.

    Ich denke bei mir ist der seelische Entzug ausgeprägter, mit dem körperlichen kann ich klarkommen, wenn es so bleibt, dass ich mich nur wie mit einer schweren Grippe nach einer durchsoffenen Nacht fühle. Aber dass ich denke mit dem Zeug ein besserer, leistungsfähigerer Mensch zu sein macht es so schwer es nicht noch mal einzunehmen.

    LG und halte durch, ich glaub an dich.

    Mia

  • hallo Mia,

    ja den schlafentzug ist das schlimmste. Für einen Entzug braucht man auch unterstützung von anderen, alleine stelle ich mich sehr schwierig vor. Trotzdem wünsch ich dir alles Gute und dass du irgenwann den Entzug schaffst.

    LG
    bitsin

  • Huhu,

    ich hatte einen kompletten Kreislaufkollaps bei meinem Versuch das Tramadol ganz wegzulassen.

    Jetzt bin ich schlauer und bin bei meinem Hausarzt, der zum Glück auch Suchtpatienten betreut. Mit ihm zusammen wird das Sch..zeug nun kontrolliert heruntergefahren.

    Ich bin jetzt bei 50mg alle 20 Std. das ist schon ein riesen Schritt und mit geht es dabei physisch und psychisch gut.

    Wie bitsin nur geschrieben hat, muss auch ich mich ablenken und beschäftigen, aber als alleinerziehende Mutter in einem riesen Haushalt kein Problem.

    Viel frische Luft und Vitamine halten mich fit.

    Ich bin so froh, dass ich endlich den Schritt gewagt habe, mich dem Arzt anzuvertrauen und Hilfe anzunehmen und bin guter Dinge, dass ich es schaffe ganz davon loszukommen.

    Ich möchte mich bei Euch bedanken, dass es dieses Forum gibt. Das war mein erster Schritt einzugestehen, dass ich ein Problem habe und es für mich das erste Mal benannt habe...

    Ich werde hin und wieder schreiben, wie es mit mir weitergeht.

    Liebe Grüße

    Mia

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!