Hallo,
Ich habe mich als Kind auch selbst verletzt. So habe ich mich an den Händen und Füssen blutig gekratzt. Wenn ich wusste, dass wir Besuch bekommen haben, habe ich meine Hand gegen eine Mauer geschlagen. Immer und immer wieder. Ich wollte, dass sie völlig kaputt aussieht und unser Besuch fragt, was passiert ist.
Ich habe in dem Alter nicht begriffen, dass mir etwas von meinen Eltern fehlt. Ganz im Gegenteil. Ich habe sehr lange dafür gebraucht, um mich von ihrem Machtverhalten zu befreien. Erst ein Ortswechsel hat dazu geführt, dass ich mich um einiges freier fühle.
Ich habe damals als Kind mit der Kratzerei und den Schlägen gegen die Mauer nur deshalb aufgehört, weil mein Vater mir gesagt hat, dass selbstverletzendes Verhalten verboten sei und er mich deshalb bei der Polizei anzeigen könnte. Eine wirklich sinnvolle Maßnahme eines erwachsenen Mannes...
Jahre später habe ich in massive Essstörungen entwickelt, die über 20 Jahre angedauert haben. Dann gab es eine Zeit, in der es mir einigermaßen gut ging. Aber als dann der seelische Schmerz, den mir mein damaliger Partner zugeführt hat, doch zu groß wurde, habe ich mit dem Ritzen angefangen. Es ist brutal, so brutal und dennoch tut es so wahnsinnig gut. Einfach den seelischen Schmerz auf den körperlichen umzuleiten. Überall habe ich Schnitte, an den Armen, Beinen, Bauch, Hals und Dekolleté. So schlimm es sich anhört, aber irgendwie bin ich stolz auf meine Schnitte. Sie erzählen mein Leben.
Ich glaube, dass mein Leben immer von der ein oder anderen Art des selbstverletzenden Verhaltens geprägt sein wird.
Traurige Grüße