Hallo Ihr Lieben,
ich bin neu hier im Forum und dies ist mein erster Beitrag!
Kurz zu mir:
Ich bin 27 Jahre und in diesem Fall nicht selbst betroffen. Ich habe mich hier angemeldet um vielleicht Tipps und Anregungen zum Umgang mit der Erkrankung meines Freundes zu bekommen. Ich würde mich freuen, wenn ich hier Menschen finde mit denen ich mich austauschen kann und die mich verstehen!
Mein Freund mit dem ich seit 2 Jahren zusammen bin leidet seit einigen Monaten an sehr intensiven Zwangsgedanken in Kombination mit einer schweren Depression. Er hat sich erst so geschämt, weil die Dinge die er in seinem Kopf hat wohl die meisten Menschen verschrecken würden.
Er war für 4 Wochen vollstationär aufgenommen und ist seit 3 Wochen in der Tagesklinik.
Eingestellt haben sie ihn dort auf Cipralex 20 mg tägl. und für Nachts 15 mg Mirtazapin. Ich hatte erst riesige Angst vor den Medikamenten, denn bis der Platz in der Klinik frei war haben sie ihm dort in der Ambulanz 100 mg Seroquel verschrieben, damit er Nachts schlafen kann. Dieses Zeug hatte ein sehr üble Wirkung und ich habe mir ernsthafte Sorgen um ihn gemacht. Wenn das Seroquel gewirkt hat, fing er an zu zittern und zu frieren und hat wirres Zeug geredet. Ich hatte wirklich Angst
Es ging ihm sehr sehr schlecht in dieser Zeit. Er saß nur rauchend auf dem Balkon (3 Schachteln am Tag oder mehr), hat nicht gegessen und viel geweint. Jeder Versuch ihn zu beruhigen ist gescheitert oder hielt nur wenige Minuten an. Nachdem es über sechs Wochen stetig bergab ging hat er sich selbst bereiterklärt in die Klink zu gehen.
Auch davor hatte ich große Angst, weil er mir jeden Tag sagte, dass er nie mehr zurück kommt und sich trennt wenn er erstmal dort drin ist! Aber ich habe mich entschieden diese Angst auf die Seite zu schieben. Wichtig war für mich in diesem Moment nur noch, dass er endlich die Hilfe bekommt die er braucht.
Nach einer Woche in der Klinik ging es ihm deutlich besser. Er hatte mehr Antrieb und berichtete davon die Zwangsgedanken besser unter Kontrolle zu bekommen. Er musste sie nicht mehr ständig aussprechen um sich von der "Schuld" wie er das nannte zu befreien.
Diese Gedanken richteten sich vornehmlich gegen mich und unsere Tochter. Er hatte Angst ihr etwas anzutun, oder sie zu verletzten.
Es quält ihn sehr und ich habe ihm schon gesagt, dass ich weiß er würde ihr nie etwas tun und ich vertraue ihm voll!
Was mich betrifft ist er der Meinung mich körperlich nicht mehr attraktiv zu finden. Sucht aber ständig meine Nähe und auch im Bett läuft es nicht anders als sonst. Es ist nur so, dass er danach sofort nachfragt, ob wir das überhaupt "dürften" weil er sich so schreckliche Dinge über mich denkt wie "sie ist mir zu fett".
Es passt einfach nicht zusammen.
Nachdem es ihm in der Klinik so gut ging und er auch immer wieder tageweise zu Hause war haben die Ärtze beschlossen ihn zu entlassen und in due Tagesklinik kommen zu lassen.
Auch da ging es ihm jeden Tag besser, oder es blieb gleich! Schlechter wurde es jedenfalls nicht wieder. Er hörte mir auf einmal wieder zu, fragte mich wie mein Tag gewesen war. Traf sich mit Freunden und ging seinen Interessen nach. Ich habe mich sehr gefreut über diese Verbesserung und dachte es ginge jetzt weiterhin gut.
Seit Anfang der Woche geht er für 4 Stunden wieder ins Büro. Und es geht ihm wieder schlechter.. Er hat die Idee im Kopf auf eine Kollegin zu stehen, weil er sich mal dachte sie hätte einen hübschen Hintern. Seiner Meinung nach ist das bereits Betrug und unrecht -.- Ich hoffe nicht, dass er wieder so abrutscht.
Er hat das deutlich in der Klinik angesprochen und dort haben sie ihm gesagt es wäre häufiger der Fall, dass die Symtome bei dem Wechsel wieder verstärkter auftreten. Aber er ist total beunruhigt und ich befürchte, dass er wieder in sein alter Muster zurück fällt.
Ich möchte ihm helfen und ihn unterstützen! Hat jemand von Euch Erfahrungen mit Zwangsgedanken und einen Tipp für mich, wie ich am sinnvollsten auf ihn eingehen kann?
Ich habe auch etwas Bedenken was ein weiteres Medikament angeht. Die Ärztin will ihn Abilify 15 mg tägl. nehmen lassen. Das soll anscheinend bei Grübelzwang helfen. Aber er will keine weiteren Medikamente nehmen. Er sagt er kennt genug Leute aus der Station die wie benebelt rumlaufen und er hat Angst, dass sich ein Schleier zwischen ihn und das Leben legen wird. Hat einer hier Erfahrungen mit diesem Medikament?
Ich freue mich wirklich über Infos und Tipps von Euch
LG Miss