Zwänge und Beziehung zerstören

  • Hallo,
    Ich leide schon seit ca. 2 Jahren an vielen Zwängen, zum Beispiel muss ich Dinge wie Flaschen oder Cremes mehrmals berühren,oder mit den Füßen auf bestimmte Linien treten, manchmal Lichtschalter betätigen oder mehrmals den Wasserhahn auf und zudrehen, oft ist dies auch mit bestimmten Zahlen/zählen verbunden, auch in der Schule ist dies sehr belastend, da ich oft bestimmte Buchstaben nachzeichnen muss, da wenn ich es nicht tue ich mich schlecht fühle, mir vorstelle, dass einer Person, die mir etwas bedeutet etwas zustößt oder andere Dinge. Diese Dinge mache ich wenn ich alleine bin, oder mich unbeobachtet fühle ( bei Freunden, etc. ). Da ich mich an diese Zwänge gewöhnt hatte, habe ich niemanden davon erzählt,obwohl es sehr belastend war. Aber vor ca. 3 Wochen kam ein noch viel schlimmeres Problem dazu. Ich habe jetzt seit 10 Monaten einen Freund, den ich über alles liebe und in all dieser Zeit gab es keinen anderen Jungen für mich, und ich war immer ehrlich zu ihm und treu und war immer sehr glücklich in seiner Anwesenheit und wir hatten nie Streit, man kann es als perfekte Beziehung bezeichnen. Plötzlich fing ich an mir Dinge einzureden, die sich um einen Jungen aus meinem Freundeskreis drehten, mit dem ich mich schon ca. seit einem halben Jahr gut verstehe, ihn mochte, aber während der Beziehung nie einen Gedanken an ihn verschwendet hatte. Plötzlich bekam ich Schuldgefühle und redete mir Dinge ein, wie dass ich während meiner Beziehung etwas von diesem Jungen wollte, was aber nie so war. Ich dachte, dass wäre nur eine Phase, aber diese Gedanken beschäftigen mich jetzt seit 3 Wochen und werden immer schlimmer. Ich fühle mich wie eine Betrügerin und meine Gedanken versuchen mir einzureden, dass ich einen anderen Jungen geliebt hätte. Ich gehe täglich alle Gespräche und Treffen mit dem anderen Jungen durch, um mich zu vergewissern, dass nie etwas war, mittlerweile ist es so schlimm, dass ich mir einrede, ich hätte wirklich Gefühle für ihn gehabt. Wenn ich logisch nachdenke weiß ich, dass ich nix gemacht habe und immer treu und glücklich war und nur meinen Freund geliebt habe, aber ich habe täglich das Gesicht des anderen Jungen in meinem Kopf, ich habe mir nie vorgestellt, wie es wäre ihn zu küssen oder ähnliches, einfach dieses Bild ist da. Ich habe mir auch nie gewünscht, etwas mit ihm anzufangen, da er mir nix bedeutet. Ich habe auch 'kurz und schmerzlos' seine Nummer, Chatverläufe gelöscht und den Kontakt abgebrochen, aber die Schuldgefühle fesseln mich, verfolgen mich jeden Tag, sodass ich meist nach der Schule zuhause ankomme und einfach nur weine, weil ich mich so schlecht fühle. Ich habe schreckliche Angst meinen Freund zu verlieren, er ist das Wichtigste für mich und mich verfolgen Gedanken wie 'wenn er das wüsste, wenn alle anderen wüssten, was ich für Gedanken habe..'. Wenn ich bei ihm bin, kann ich auch nicht mehr abschalten, in seinen Armen plagen mich auch diese Gedanken. Also beschloss ich, mich bei einer Psychaterin zu melden, ich hatte Termin und erzählte ihr davon und sie stellte leichte Depressionen und Zwangsstörungen fest und versicherte mir, dass es keine realen Gedanken sind. Montag geht meine Therapie los.
    Jetzt wollte ich fragen, ob Leute von euch ähnliche Erfahrungen haben/hatten, ob euch eine Therapie geholfen hat? Und meine größte Angst ist, dass selbst wenn ich meine Gedanken irgendwann wegbekomme ich immer daran zurückdenken muss und das Gefühl habe, meinen Freund 'damals' gefühlsmäßig betrogen zu haben. Außerdem habe ich Angst, mir meine Beziehung zu zerstören, wenn es so weitergeht. Bis vor einem Monat konnte ich mir vorstellen, diese Beziehung vielleicht bis ich 'alt' werde zu führen und nun plagt mich die Angst, dass ich immer an diese Sache zurückdenken muss. Und grade weil ich immer ehrlich und treu war, macht es mich fertig, sowas von mir selbst zu denken.
    Außerdem habe ich Schuldgefühle, da mein Freund noch nix von diesen Gedanken bzw von der Therapie weiß, ich habe ihm nur erzählt, einen schlechten Traum gehabt zu haben und dass ich Angst habe, dass er mich verlässt, und er fragte gleich, ob ich denn was gemacht habe. Meine Therapeutin meinte, ich solle ihm erst nix davon erzählen, weil er es nicht nachvollziehen könnte.
    Würde mich über jede Hilfe freuen :thinking_face:
    Liebe Grüße!

  • mir scheint du hast ein gigantisches über-ich.
    einen teil in deinem kopf der dir permanent einredet das ist alles falsch was du machst.
    dieser teil hat sich im laufe deines kurzen lebens einige regeln und grundsätze angesammelt.
    zum beispiel: es ist böse an einen anderen kerl zu denken während man in einer beziehung ist.

    das finde ich aber nicht. ich denke jeden tag an andere frauen, schau ihnen hinterher auf den arsch und stell sie mir beim sex vor. :smiling_face:
    für mich ist treue eher die entscheidung doch bei deinem partner zu bleiben, obwohl du mal an wen anders denkst.

    ich finde es toll das du sofort zum psychiater gelaufen bist und jetzt eine therapie hast. das schadet bestimmt nicht.
    aber das wird sicherlich eine schwierige phase für eure beziehung.
    es wird sich zeigen wie gut er mit dir umgehen kann wenn es in die tiefe geht

  • Hi gurl7,
    Ich hab auch einen Bekannten mit einer Zwangsstörung. Je mehr er versucht, die Zwänge zu vermeiden, desto schlimmer wird es bei ihm. Aber er macht Fortschritte.
    Es ist wirklich toll, dass du dir Hilfe geholt hast, zumal sonst ja auch die Gefahr bestünde, dass sich die Krankheit auf noch weitere Dinge ausbreiten würde.
    Dass du deinem Freund erstmal nix davon erzählen soll, mag zu Anfang ja okay sein, aber mit der Zeit, solltest du ihm nach und nach nicht etwas vorleben, was du nicht bist, finde ich. Du hast eine Krankheit, die ist Teil deines Lebens und ein Teil von dir. Den Teil versteckst du also - kann sein, dass er sich tatsächlich hintergangen fühlt, wenn du es zu lange verschweigst. Ich an seiner Stelle wäre sicher zumindest verletzt, weil anscheinend nicht genug Vertrauen da war, so etwas zu erzählen. Aber lass dir Zeit, das entscheidest du. Bei meinem Bekannten bin ich auch nicht weggelaufen, als er´s mir gesagt hat :smiling_face: Zwar verstehe ich oft rational nicht, was er so tut und denkt, aber das ist für mich auch nicht wichtig, so lange ich den Rest verstehe und nicht ausgeschlossen werde. Weil man doch manchmal völlig falsche Annahmen/Schlüsse zieht, wenn man nicht weiß, dass das mit Zwängen zu tun hat und oft merkt man einfach, dass da was ist. In Beziehungen kann das auch zu Krisen führen, weil der eine dann nur sieht, dass der andere etwas verbirgt oder sich distanziert.
    Vielleicht informierst du dich auch per Bücher über deine Krankheit oder schaust mal zur Gesellschaft für Zwangsstörungen, etc. rein.

    Viel Erfolg, Ausdauer und Mut wünsch' ich dir :smiling_face:

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