hallo community,
ich moechte mir hier eben meine traurige geschichte von der beziehung zu einem drogenabhaengigen, psychosekranken mann von der seele schreiben und vl. dadurch die seit sommer letzten jahres vollzogene fuer mich immernoch schmerzhafte trennung verarbeiten und dem einen oder anderen faellt etwas ein dazu, feedback und erfahrungsaustausch hilft ja oft, den horizont zu erweitern und sich zu entwickeln.
ich lernte ihn anfang 2011 kennen. er war gar nicht mein typ und zunaechst wollte ich mich auf seine annaehrungen in einem club, den wir beide frequentieren, nicht einlassen. aber zu spaeter stunde kam er mir sehr nahe und ich war weg von seinen lieben augen.
aus einem one-night-stand wurde eine anderthalb jahre lange sehr schwierige beziehung.
schon zu beginn sagte er mir, dass er eine langzeittherapie machen wird. er konsumierte unmengen gras am tag. zudem gestand er mir sehr frank und frei, dass er diagnostizierte psychose hat.
seine lebensgeschichte ist derart traurig, ich moechte sie hier nicht ausbreiten, weil das zu persoenlich waere, aber er ist nicht nur einmal dem tod fast von der klinge gesprungen, das letzte war ein brutaler suizidversuch in einem psychoseschub und unter alk und war noch garnicht so lange her.
er ist wesentlich juenger als ich und kommt aus einem elternhaus, wo drogensucht auch eine gravierende rolle gespielt hat und war selber schon die haelfte seines anfang dreissigjaehrigen lebens abhaengig.
wie dem auch sei. ich habe mich sehr in ihn verliebt, wollte aber am anfang an eigdl. die beziehung vor der entgiftung und der lz-therapie beenden, weil ich fuerchtete, dass er nur deshalb mit mir zusammen war, damit er nicht allein durch diese zeit gehen muss.
er war von beginn an oft dissoziativ, unnahbar und auch abweisend. wenn auch nie boese oder agressiv.
jedenfalls nach gerade einem monat, da wir zusammen waren, ist er erst in entgiftung und dann 9 monate in langzeittherapie in der fuer mich ekelhaft-truegrisch idyllischen diaspora ausserhalb der grossstaette.
ich habe ihn in der entgiftung jeden tag in der psychatrie besucht und in der lz-therapie jeden abend angerufen. ich bin alle zwei wochen zur besuchzeit in die therapie weit ueber land gefahren und er hatte alle zwei wochen freigang.
diese wochenenden, wenn er zuhause war, waren eigdl. alles andere als gluecklich.er liess mich wenig an sich ran und es gab schlimme momente, da ich das gefuehl hatte, er ist ueberhaupt nicht bei mir.
einmal hatte er freigang und hat wohl - da ich auf reisen war - seine ex getroffen, die mir verhasst war, da sie auch psychose und drogenprobleme hat, diese wohl ohne medikation auslebt, ihn in der zeit, als sie zusammen waren, davon abgehalten hat, seine psychosemedikamente zu nehmen und er einmal zu mir gesagt hatte, sie habe macht ueber ihn gehabt und sie habe ihm sehr schlimmes angetan, was es war, wurde nie klar geaeussert.
ich fragte ihn, nachdem die heimlichkeit dieses treffens mehr oder weniger rauskam, was ihn mit dieser frau denn noch verbaende. er konnte mir nur zur antwort geben:"die krankheit". ich glaubte, er habe sex mit ihr gehabt. aber bis heute weiss ich nicht, was zwischen den beide geht. sie ist jedenfalls offenbar in seinem leben noch da, obwohl er mir - entgegen vieler aussagen auch, er habe schreckliches mit ihr erlebt - immer sagte, sie sei eine "arme haut" und ihm egal.
die zeit der therapie war so hart. ich bin nicht von gestern, aber das was ich erlebte, die menschen, die mir dort in der langzeit begegnet sind, die umstaende der stark reglementierten besuche dort. es hat mich traumatisiert denke ich irgendwie.
aber immer war die hoffnung da, dass alles besser wird, wenn er rauskommt, hat mich immer dranbleiben lassen die ganze zeit.
just genau am selben tag, als er in die aussenorientierungs-wg der lz-therapie kam, machte er schluss mit mir, weil ihm unsere beziehung angeblich zu stressig war.
wir standen allerdings alle beide sehr weinend in meiner kueche, bekamen kein wort heraus und ich konnte es sowieso nicht fassen, ich hatte ihn so lieb trotz allem stress.
es war grauenvoll, weil ich dachte, er will die freiheit die er da hatte - frauenbesuche moeglich, skype, superwenig ueberwachung - nicht mit mir teilen, bzw. dachte ich bis heute, er habe auch angst davor gehabt, ob seine durchgeknallten mitbewohner ihn verpetzen bei mir, wenn er dinge tat, die mir nicht gefallen wuerden.
ach keine ahnung. die trennungszeit war schrecklich, meine sehnsucht derart gross, ich war regelrecht depressiv und schrieb ihm briefe und sms und beteuerte ich wuerde an ihm dranbleiben und dergl. kurz bevor er rauskam, trafen wir uns nach wochen der trennung wieder und "naeherten" uns wieder an.
anfang letzten jahres war er wieder draussen und nach zaehem ringen und liebevollem werben um ihn meinerseits waren wir ab da wieder zusammen.
er wollte keine weitere therapeutische oder wiedereingliederungsunterstuetzung. er hatte arbeit und ich allein unterstuetze ihn nach allen kraeften und wir waren sehr viel zusammen.
wir teilten humor und liebe zur musik und manchmal nur manchmal dachte ich: wir passen so gut zusammen.
gerade mal zwei monate war er clean, dann begann er zu trinken. bier. und umgab sich mit leuten aus der alten szene. er trank scheinbar nicht mehr oder weniger als andere menschen, aber ich spuerte, dass er mir entglitt, ich hatte oft das gefuehl, dass er mich belog, was ich ihm auch sagte und er war darueber immer nur genervt und gestresst und meine aengste konnte er mir nicht nehmen und seine unnhahbarkeit wurde immer schlimmer, bis ich eines tages selbst zu ihm fuhr und ihn weinend anflehte zu sagen, das schluss ist.
er war wie gesagt niemals fies oder boese, aber seine art zu verschleiern und sich zu entziehen, fuehlte sich oft mehr als grausam an.
und dennoch, dachte ich immer: er ist ein lieber mensch, der verdient hat, geliebt zu werden, nach jahren der sucht, der angst, der schlimmen erlebnisse.
ja, ich kenne begriffe wie co-sucht, ich wusste schon zum zeitpunkt der beziehung, dass ich in soetwas wahrscheinlich geraten war, deshalb war ich auch von anbeginn staendig nur misstrauisch ihm gegenueber, sehr eifersuechtig auch und staendig auf der hut, ob er mich beluegt oder dergl.
ich kontrollierte ihn, soweit ich konnte, hatte aber immer das gefuehl, er habe eine art routine darin, mir dinge zu verbergen. ich kanns nicht genau erklaeren, eine art staendige angst.
jedenfalls ist unsere trennung jetzt ueber ein halbes jahr her und nach ein paar telefonaten die wir danach hatten, schaffte ich, den kontakt komplett abzubrechen, weil ich zu traurig ueber unsere geschichte war und bis heute auch nur sehr grosse traurigkeit empfinde, wenn ich an uns denke.
ich habe das gefuehl, dass dieses herzensding, was er in mir ausgeloest hat, nicht weggehn will. meine ruehrung und sehnsucht ist oft noch sehr da.
er hat mich mit sovielen fragen zurueckgelassen.
ob ich ihm je unrecht getan habe, weiss ich bis heute nicht. oft hatte ich das gefuehl und mein misstrauen tat mir unendlich leid und ich dachte, ich bin die, die die beziehung zerstoert. dann wieder war er mir so fremd und wies mich auf eine eigene art ab, wenn ich auch das gefuehl hatte, dass er mich eigendlich auch nicht verlieren wollte.
ich weiss zur zeit nicht, was er macht, wies ihm geht, bekomme nur ueber eine regelmaessige schuldrueckzahlung auf meinem konto mit, dass er offenbar wirtschaftlich irgendwie hinkommt.
es ist eine traurige beziehungsgeschichte, nicht nur das ende, sondern von anfang an und eigendlich sollte mir ein trost sein, dass ich nicht wirklich was verloren habe, ich hatte ihn ja nie wirklich und nur eine hoffnung, die sich aus gottweisswas genaehrt hat.
ein zusatz noch:
ich bin sehr sauer ueber seine einzeltherapeutin in der langzeittherapie.
diese hat nur ein einziges mal in insgesamt 9 monaten ein paartherapeutisches gespraech mit uns beiden gefuehrt, in welchem sie hauptsaechlich mit ihm geredet hat und uns lediglich riet, nicht zu eng miteinander durchs leben zu gehen und dessen schluss war, dass er feststellte, er habe eine innere leere.
nicht ein einziges mal hat diese therapeutin - der ich bei meinen besuchen haeufig ueber den weg gelaufen bin - bei an-abmeldung im buero z.b. - mit mir persoenlich gesprochen, obwohl sie natuerlich mitbekommen hat, wie ich mich fuer ihn engagiert habe und wie lieb ich ihn habe und dass ich nicht unbedingt auf den kopf gefallen bin.
ich finde das unverantwortlich eigendlich, sie hatte mich nie kennengelernt in einem wirklichen gespraech. sie haette mir als seine freundin/ angeghoerige wenigstens ratschlaege an die hand geben koennen, wie er und ich das leben nach der therapie mit unterstuetzung meistern.
er selbst war wenig krankheitseinsichtig, ich aber brauchte auch rat und hilfe. ich habe mir unterstuetzung schon waehrend seiner therapie selbst zusammengesucht ueber die hiesige drogenberatung.
ach, alles mist.