Sucht statt Leben

  • Hallo an euch da draussen,

    inzwischen habe ich schon Einiges hier im Forum mitgelesen und auch mitgenommen.

    Doch Allerhand bleibt offen und diese Fragen möchte ich euch stellen.

    Zunächst ein Stück Geschichte von mir und meinen Umständen:

    ich lernte meinen Mann vor 13 Jahren kennen, als ich ehrenamtlich Randgruppenarbeit machte und er in einer christlichen Clean-WG lebte, zu der ich häufig Kontakt hatte.

    Wir waren lange befreundet - sehr tief aber platonisch - ich wusste damals schon von seiner heftigen Drogen-Vergangenheit.

    Seit seiner frühen Jugend >Cannabis, Tabletten, dann Heroin...es gab nichts, was er ausgelassen hätte.

    Als junger Mann hatte er schon 'zig Entzüge hinter sich. Nach einer Langzeit-Therapie folgte bald der Rückfall - doch ein Ex-Junkie half ihm beim Entzug und brachte ihn mehrere hundert Kilometer weit weg in diese Clean-WG, wo er jahrelang sauber leben konnte.

    Vor unserer Heirat wusste ich also von seiner Vergangenheit und mir wurde von ihm auch gesagt, dass er mal einen Rückfall haben kann.... doch dass die darauffolgenden Jahre mit ihm sich als "Dauer-Rückfall-Zeit" gestalten würden, hätte ich mir niemals so ausmalen können.

    Schon ein halbes Jahr nach unserer Hochzeit gab es den ersten Crash mit Benzos. Dann ging das ca. im Halbjahresrhythmus so weiter. 
    Länger als ein Jahr clean sein, schaffte er nicht. 
    Er konsumierte zwar keine "harten Drogen" mehr wie früher, hat aber reichlich zugelangt, wenn er an Stoff rankam (erst Gras, dann künstliche Cannabinoide wie "Spice"&Co., meist Benzos oder Opiate). 

    Vor 2,5 Jahren kickte er den Spice-Konsum so hoch, dass er eine Psychiose bekam (7 Jahre zuvor hatte er schonmal eine). Da war ich gerade schwanger. Nun blicke ich auf über 8 Jahre Ehe zurück....inzwischen ist ein Kind da, mit 2 Jahren. 
    Aktuell sitzt mein Mann seit Anfang Dezember in der Psychiatrie, obwohl er erst seit einem knappen Vierteljahr eine (eigentlich erfolgreiche??) 6-monatige Reha abgeschlossen hat. Er war in einer Einrichtung, wo speziell Leute mit Doppeldiagnose (psychische Erkrankung + Sucht) behandelt werden.

    Nach 1 1/2 Wochen zuhause überrollte ihn der Suchtdruck. So stark, wie noch nie in seinem Leben. Nicht nur ein-zweimal die Woche....sondern wochenlang fast täglich. Durch nichts abzulenken.

    Letztendlich konnte er nicht standhalten. Nach einem Kontrollverlust mit Angstzuständen brachte ich ihn in die Klinik.

    Fakt ist: er hat/wir haben alles durch. Suchtberatung, Psychotherapie, Selbsthilfegruppen, Klinikaufenthalte, trallala...

    Fakt ist auch: ich bin mittlerweile selber durch und habe mir Hilfe in Form von Gesprächstherapie geholt. Und mein Mann WILL diesen Scheiss schon lange nicht mehr, er hasst diese Sucht! Doch er weiss nicht, wie diesem starken Suchtdruck zu entgehen!?

    Wenn er einer von den uneinsichtigen Druffis wäre, die ihr Umfeld nur ausbeuten und sich einen Dreck um andere und deren Befindlichkeit scheren, dann hätte ich es nicht so lange an seiner Seite ausgehalten. Aber das ist er nicht. Sein Wunsch ist, endlich ein normales Leben führen zu können.

    Deswegen komme ich auch nicht mit einigen (hier im Forum) gegebenen Ratschlägen klar, was Trennung anbelangt.

    Trennung fühlt sich in mir falsch an. Doch mit kaputtgehen kann ich auch nicht.


    Frage: WAS würdet IHR tun, wenn der Suchtdruck einfach nicht mehr aufhört?

    WIE könnt ihr clean bleiben? WAS hat euch zum Aufhören wirklich geholfen?


    Gibt es hier auch welche, die "alles durchhaben"?

  • Servus Lupa,

    leider kann man keine Patentlösung liefern, was mir geholfen hat, muss noch lange keinem anderen helfen :winking_face:

    Aber eines kann ich sagen, wenn man alles dafür gibt, dann kann man es schaffen.
    Das soll nicht heißen dass dein Mann das nicht getan hat, manchmal muss einfach vieles gut zusammen passen ...
    Gleiches gilt für Therapien, hilft die eine nicht, sollte man nicht sagen - Therapie hilft bei mir nicht oder hat nicht geholfen.
    Man nimmt immer etwas mit und da kommt vielleicht das "alles dafür geben", vielleicht hilft die nächste oder übernächste Therapie :smiling_face:

    Aber letztlich geht es mir vielmehr um dich, du schreibst ja hier.
    Dass Trennung immer die letzte Option ist, dass ist klar, doch jeder Partner eines süchtigen Menschen wird sich irgendwann diese Frage stellen müssen grade wenn auch Kinder im Spiel sind.
    Deswegen hast du auch super gehandelt mit deiner eigenen Therapie, man muss halt auf sich schauen, sonst kann man auch keinem anderen helfen.
    Die Frage ist aber immer, was stellt die Suchterkrankung deines Mannes bei dir an?
    Wenn du auch noch krank wirst, dann ist keinem geholfen und eines ist mir noch sehr wichtig - bitte glaub nicht ein Kind mit 2 Jahren würde nichts mitbekommen.
    Achte gut auf dich!!

    Was deinen Mann angeht, da kann man nur eines sagen - ab zur nächsten Entgiftung!
    Er wird zwar keinen Bock haben weil "ja eh nichts hilft", doch nur durch immer erneutes angehen kann man es schaffen.
    Je länger er sich dieser Qual des Konsums hingibt, umso schwerer wird es doch und ja, er ist in dem Stadium wo der Konsum "keinen Spaß mehr macht" und es eine reine Qual ist.
    Doch von selbst hört die nicht auf und allein da was unternehmen, da glaube ich eher nicht dran, wenn man sein halbes Leben drauf war :frowning_face:

    LG Franz

  • Danke, Franz für deine Antwort!

    Hm...was die Suchterkrankung meines Mannes bei MIR anstellt?

    Leider bin ich schon krank. Man kann ja nicht so sicher sein, wo Beschwerden wirklich ihren Ursprung haben. Ich habe für mich selber ja auch meine Geschichte.

    Doch gibt es mittlerweile Dinge, die ich medizinisch abklären ließ...meine Werte sind ok - und letztendlich bleibt nur "chronischer Stress" als Ursache übrig. So lebe ich seit Längerem mit akutem Zinkmangel/Haarausfall, Migräne und dem seelischen Gefühl, mich selbst verloren zu haben. Eine gewisse Überbelastung ist natürlich auch da, weil ich durch die ständige Abwesenheit meines Mannes ja fast wie eine Alleinerziehende dastehe. Starke Einbrüche auch im finanziellen Bereich.

    Meine Hausärztin, die unsere Geschichte kennt, meinte nach dem letzten "unauffälligen" Test zu mir: "Glauben sie mir, die Beschwerden sind bei ihnen zu 99% psychisch bedingt!" Und die Therapeutin fragte in einer Erzählpause fassungslos: "WIE haben sie das nur ausgehalten?"

    Seit heute stelle ich zum ersten Mal unsere Beziehung in Frage. Liebt er mich wirklich - wie er beteuert - oder bin ich nur das naive Dummerle, das es nicht blickt?

    Scherbenhaufen. Ich möchte unser Kind glücklich aufwachsen sehen - ihm aber auch nicht den Papa nehmen. Warum ist das nur so verdammt schwierig? Nein, Trennung fühlt sich immer noch nicht richtig an.

    Aber so eine Art "räumlich getrennt auf Zeit" damit jeder für sich sein Leben ordnen kann und ich wieder zu Kräften kommen und wieder zu Lebensfreude und meinem Inneren finden kann.....das fühlt sich nach einer Lösung an. Hm...in mir fügt noch eine Stimme sarkastisch hinzu: "Und dass ich den nächsten Rückfall nicht miterleben muss!"

    Irgendwo hier in den Tiefen des Forums habe ich die Begriffe "Loslassen" und "Fallenlassen" und deren Unterschied verinnerlicht. Ich wünschte, es gäbe eine gesunde Möglichkeit, ihn loslassen zu können. Im Sinne von "Freilassen, um sich selbst zu finden"....um unsere Beziehung zu retten. Denn "Fallenlassen" will ich ihn nicht.

    Ich glaube tief an das Gute in jedem Menschen - und wenn es noch so klein ist. Und daran, dass auch der größte Idiot einfach nur liebgehabt werden will!

  • Noch irgend jemand eine Meinung?

    Ich fände auch irre interessant, wie ANGEHÖRIGE die schweren Zeiten an der Seite des Süchtigen gelebt und gestaltet haben!? Gibt es einen Erfahrungsschatz weiterzugeben, der mir vielleicht auch helfen könnte?

    Heute morgen war ich fix und alle...ich hatte zum ersten Mal soo weitreichende körperliche Beschwerden, dass ich echt Angst haben musste, ob ich mein Kind versorgen kann. Migräne - und neu: Stechen hinterm Brustbein....Gott-sei-Dank gab es im Laufe des Vormittags Besserung.

    Aber mich hat das echt angeschubst, dass ich Hilfe brauche (mehr als Gesprächstherapie). Hab schon an eine "Mutter-Kind-Kur" oder sowas gedacht....bin mir aber nicht sicher, ob es gut ist, unter allen wegbrechenden Standbeinen nun auch noch einen örtlichen Wechsel dranzubauen und "my home is my castle" als sichere Oase zu verlassen.

    Hm. Vielleicht bin ich zu ungeduldig...aber ein bißchen schade finde ich, dass es doch relativ viele Zugriffe auf diesen Thread gibt und ausser Franz scheinbar niemand was zu sagen hat. :frowning_face: Fühlt sich für mich grad so an wie: "Hach, tragischer Fall, da kann man nix machen".

  • Hallo Lupa,

    sicher dich und die kinder!!!was haben die denn von ihren vater? das wird bestimmt am anfang etwas schwer und du fühlst dich mies aber mieser wie jetzt?
    Franz hat es schonmal irgendwo geschrieben; die kinder bekommen mehr mit, als man manchmal denkt.
    ich kenne aus meiner umgebung bzw. verwandschaft eine starke alkoholikerin- 2 kinder, mittlerweile groß.bzw. volljährig.die mutter trinkt seit 20 jahren massiv!!immer war jemand da, der sie aufgefangen hat, geredet hat usw. aber fallen gelassen hat sie keiner.dann noch ein reichen mann kennengelernt und der regt sich zwar immer auf und ist verzweifelt- aber wenn man das so wie ich jeden tag miterlebt das dilemma- was soll man denn sagen? die hat ja auch noch ein schlüssel vom lokal, wo der alkohol steht.die kinder wollen nix mehr von ihr wissen, die schämen sich ihr leben lang und sind geprägt.
    der therapeut hat auch aufgegeben und sagte auch; fallen lassen.die lebt ja wie die made im speck.
    vielleicht ist das nicht der rat, den du hören möchtes aber denke an die Kinder!!!

    lg.marry

  • Hallo Lupa,

    ich kann da wohl eher etwas aus der Seite des Abhaengingen sagen wie es bei mir letztendlich funktionierte aus meiner Sucht zumindest einen Ausweg zu finden. Ob das fuer Euch umsetzbar ist, das ist natuerlich eine ganz andere Frage. Ich habe ja auch verschiedene Moeglichkeiten im Laufe meiner 30-jaehrigen Sucht versucht und letztendlich war dann ein ganz brutaler Schnitt in meinem Leben zu machen.

    WIE könnt ihr clean bleiben? WAS hat euch zum Aufhören wirklich geholfen?

    Der wichtigste Punkt der mir geholfen hat war es das ich alle Bruecken zum Suchtumfeld abgebrochen haben. Alle vermeintlichen Freunde, die ja doch eher Weggefaehrten in der Sucht sind, sind aus meinem Leben verbannt worden. Damit das funktionierte habe ich alles hinwerfen muessen. Raus aus der alten Umgebung, weg vom alten Berufsumfeld, Distanz zu Menschen und aktiv genutzten Suchtbereichen schaffen usw.usw.... Ich hab komplett neu angefangen und habe trotzdem noch gut drei Jahre gebraucht um dahin zu kommen wo ich jetzt bin.

    Wenn sich in Eurem Umfeld und besonders an seinem Verhalten in Bezug auf seine Sucht nichts aendert ist es ungleich schwerer aus einer Sucht rauszukommen. Es ist nicht einfach mal eben alle Kontakte so abzubrechen und sich aus dem gewohnten Suchtumfeld zurueckzuziehen. Solange wie ich da drin geblieben bin hatte ich ueberhaupt keine Chance aus meiner Sucht rauszukommen. Ich war ja nicht der einzige der konsumierte und der Konsum der anderen hat mich natuerlich immer wieder verfuehrt weiter zu machen. Besteht die Moeglichkeit, das Ihr Distanz schaffen koennt ?

    Weiterhin ist klar das eine Entgiftung gemacht werden sollte und auch eine Entwoehnungstherapie, vielleicht auch eine Verhaltenstherapie.

    LG Siegfried

  • hallo lupa,

    weiß dein mann, wie schlecht es dir mittlerweile geht? was du alles durchstehen musst und dass du überlegst, zumindest für eine gewisse zeit eine distanz zwischen euch zu bringen? könnt ihr über so etwas reden?

    ich finde die idee einer mutter kind kur gut. vielleicht hilft es dir, eben durch eine gewisse distanz dein blickfeld ein wenig anders zu sehen? wenn man immer nur in den eigenen vier wänden hockt ist es schwer, sich ein richtiges bild zu machen...

    deine einstellung gegenüer trennung kann ich sehr gut nachvollziehen, immerhin ist dafür ja eine ehe da. man steht alles gemeinsam durch. sehr löblich von dir, dass du auch nach dieser langen zeit noch durchhalten willst und das gute in ihm siehst - was ja zweifelsfrei auch vorhanden ist. aber bitte zieh dir nicht nur das aus grund heraus, dass du bei ihm bleibst. heirat und bis dass der tod uns scheidet gut und schön, aber so kann das nicht weitergehen. hast du das deinem mann mal so klar gemacht? mein erzeuger (vater nenne ich ihn nie, da er,obwohl wir 15 jahre unter einem dach als familie gelebt haben, nie einer war) war selbst krank und abhängig. zwar war es bei ihm der alkohol doch leichter hat uns das unser leben auch nicht gemacht. und ich muss ehrlich sagen - von der seite des kindes, dass ich damals war - ich wäre froh gewesen, hätte meine mutter damals früher einen schlussstrich gezogen. was hat sie nicht versucht ihm zu helfen, immer und immer wieder. und wir haben das alles mitbekommen, auch schon als knirpse. meine mom hat sich nie von ihm getrennt, weil sie immer sagte, ach die kinder sind noch so klein, und dann haben sie keinen vater.... ganz ehrlich? ich hatte auch so nie einen vater. was ich hatte war ein alkoholabhängiger freak, der seine aggresionen weder seiner frau gegenüber noch seiner kinder im griff hatte. und das hat mich geprägt und verfolgt mich teilweise heute noch...

    hast du deinem mann je die pistole auf die brust gesetzt? frei nach dem motto, hör auf damit oder ich bin weg? klingt wohl ein wenig krass und filmreich, das ist mir klar. wenn alles andere nichts mehr hilft, vielleicht kann er es so verstehen bzw verinnerlichen und es gibt ihm einen neuen aufschwung, welcher ihn wieder eine therapie/entzug machen lässt....

    wie du ihm noch versuchen kannst zu helfen weiß ich leider nicht. ich muss selbst mit ansehen, wie sich meine beste freundin täglich aus dem leben schießt. mit dem unterscheid jedoch, dass sie gar nicht aufhören will. ihr kann ich nicht helfen - wie braucht ja schließlich keine hilfe in ihren augen. ich kann dir nur raten, in erster linie auf dich selbst und dein kind zu achten und abzuwägen, ob du ihm noch helfen kannst und was unter umständen langfristig das beste für dich und den knirps ist.

    lass uns wissen, wie es weiter geht. ich drück euch die daumen :top:

    LG

  • :gh: Wow!

    Ich danke euch alle für eure Reaktionen!! (Könnte jetzt gleich etwas schwierig werden beim Antworten...ich hab den Trick mit dem Zitieren noch nicht rausgekriegt :dh: ...aber irgendwie werd' ich das schon hinkriegen).

    marry: mal zu dem Punkt, was Kinder mitbekommen...Unser Sohn ist 2 Jahre. Er spricht aber schon sehr gut, erinnert und versteht wahnsinnig viel. Wenn er auch noch nicht wissen kann, dass "normal" ein Papa nicht dauernd in 'ner Klinik ist, so spürt er wahrscheinlich andere Dinge, wie gedrückte Stimmung zwischen uns...unsere sicher nicht immer freudige Mimik...die angespannte Athmosphäre, sowas. Aber Papa ist wichtig! Er will auch jedesmal mit zum Besuchen!

    Momentan muss ich mir da noch keine allzu großen Gedanken machen, empfinde ich. Momentan. Mir ist sehr bewußt, dass das Kind wächst und irgendwann verstehen wird. Dann gehen solche Szenarien natürlich nicht mehr. Von daher: jetzt 'ne Änderung, bevor nicht nur ich leide, sondern der Kleine auch.

    Allerdings sind die Umstände nicht ähnlich wie die geschilderte Situation deiner Verwandten - mein Mann lebt nicht wie die "Made im Speck" und ist auch nicht uneinsichtig in Punkto "etwas gegen die Sucht tun wollen". Er liebt sein Kind von ganzem Herzen und hat ganz arge Schuldgefühle, weil er es so gern gut machen will, aber nicht weiss, wie er die Sucht (den Suchtdruck) besiegen kann.

    Kleine Nebenfrage: schreibst Du als Angehörige oder bist Du selbst betroffen? Das zu wissen, würde nämlich den Blickwinkel deines Ratschlags ("Sicher dich und die Kinder. Was haben die denn von ihrem Vater?") dementsprechend beleuchten. Danke für deinen Beitrag - alles Gute!

  • Nun zu Siegfried:

    Ich gebe dir vollkommen Recht in dem Punkt "Brücken zum Suchtumfeld abbrechen"=gaanz wichtig! Doch bei uns gibt es kurioserweise gar kein Suchtumfeld! Das konntest Du ja nicht wissen. Es existiert aktuell "nur" die (sporadische) Benzo-Sucht. Rezepte kriegte er mal hier mal da bei niedergelassenen Ärzten, die von seiner Vorgeschichte nix wussten.

    Sobald ein Rückfall aufgedeckt ist, gibt es halt dann Kontakt in die Praxis: "Hallo, mein Mann ist suchtabhängig. Bitte nichts mehr rausgeben." Umgezogen sind wir schon einmal vor etlichen Jahren...hatte aber auch andere Gründe als Suchtszene-entwurzeln. An der neuen Arbeitsstelle lernte er gleich zwei tolle Kollegen kennen: der eine auf Gras, der andere auf Speed. Da konnte er sich's dann aussuchen :53: . Das ist ja der Mist bei der Sache! :wall: Leider scheint es immer irgendwo den nächsten User samt schlechtem Einfluss zu geben...

    Ähm...mein Mann hat eine 6-monatige Reha (speziell für Doppeldiagnose-Patienten = Psychiose+Sucht) frisch hinter sich und befindet sich derzeit in Entgiftung und Stabilisation wegen Angst-und Panikattacken (vielleicht kam das im 1. Beitrag nicht so durch). Psycho-samt Verhaltenstherapie hat er bis vor Klinikeinweisung gemacht, mit guten Ansätzen...Da kam z.B. raus, dass er eine generalisierte Angststörung hat und vor dem Suchtdruck eigentlich erst die Angst anklopft.

    Das ist es ja. Es ist so verzwickt. Deswegen tue ich mir so schwer, ihn in die "gewöhnliche Kategorie notorischer Junk" zu schieben und das Buch zuzuklappen.

    Ich freue mich unheimlich für dich, dass es mit Umfeldwechsel bei dir geklappt hat! War sicher nicht leicht für dich - kann mir aber vorstellen, dass Du's nicht bereust! Danke auch dir herzlich für deine Mühe! :winking_face:

  • Hallo Lupa,

    Als junger Mann hatte er schon 'zig Entzüge hinter sich

    Seit seiner frühen Jugend >Cannabis, Tabletten, dann Heroin...es gab nichts, was er ausgelassen hätte.

    mir kam der Gedanke auf, dass das ja nun wohl schon SEHR lange geht und nicht ohne ist...

    Vor 2,5 Jahren kickte er den Spice-Konsum so hoch, dass er eine Psychiose bekam

    da musst du ja schwanger gewesen sein und keine leichte Zeit für dich....

    So lebe ich seit Längerem mit akutem Zinkmangel/Haarausfall, Migräne und dem seelischen Gefühl, mich selbst verloren zu haben. Eine gewisse Überbelastung ist natürlich auch da, weil ich durch die ständige Abwesenheit meines Mannes ja fast wie eine Alleinerziehende dastehe. Starke Einbrüche auch im finanziellen Bereich.

    das zerrt ja auch mächtig an deinen Nerven und da kam bei mir der Gedanke hoch, dass dein Söhnchen schon viel merken "kann"...irgendwann spricht er mehr und dann können Sachen kommen, wo du dann große Augen machst.(nicht böse gemeint) ich habe eine 4 Jährige Tochter und kenne das.
    Ich selber bin hier angemeldet, weil ich kein Gras mehr rauchen möchte und bin auch dabei.mir geht es besser.ich habe zwar nie viel geraucht, abends mal schnell im garten, aber es muss nicht sein- es ist eine dumme angewohnheit gewesen, die schon zur sucht wurde, mich auch nun irgendwie unglücklich machte und deshalb möchte ich es nicht mehr.

    Aber so eine Art "räumlich getrennt auf Zeit" damit jeder für sich sein Leben ordnen kann und ich wieder zu Kräften kommen und wieder zu Lebensfreude und meinem Inneren finden kann.....das fühlt sich nach einer Lösung an. Hm...in mir fügt noch eine Stimme sarkastisch hinzu: "Und dass ich den nächsten Rückfall nicht miterleben muss!"

    das fände ich für dich und deinen Söhnchen als sehr gute Alternative, dass meine ich auch eigentlich mit, sicher dich und dein Kind.Ich könnte verstehen, wenn du bei deinen mann argumentierst, dass du nun ja auch sehr lange aushalten musstes und dass du nun auch mal an dich denken musst.habe gerade ein link von charlie chaplin erhalten und ich denke er würde es "selbstachtung" nennen.
    kannst ja mal bei youtube gucken.>>selbstliebe<< ich finde, was er sagt sehr sehr schön und regt zum nachdenken an.

    schreibst Du als Angehörige oder bist Du selbst betroffen?

    in meinem Fall? da bin sozusagen angeheiratete Angehörige.(kennt aber meine tochter nicht) mit der "made im speck" kann man bei dir nicht vergleichen, zumindest nicht in dem sinne.du stehst halt immer hinter ihm und gibst ihn nicht einfach auf.Aber vielleicht brauch auch er mal eine große Veränderung deiner Seits, damit er quasi noch mehr die augen öffnet und der Wille noch größer wird, damit es ENDLICH klappt.Für dich endlich klappt!!! ich kann mich aber auch sehr täuschen, dazu kenne ich mich auch null mit den harten sachen aus und auch nicht mit den entzügen- stelle es mir aber grausam vor(siehe forum).ich kenne (nur) das olle Gras.hat mich nie gestört, war für mich, wie ein feierabend Bier und dann nervte es irgendwann echt und habe ich dieses Forum gefunden und sehr, sehr viel gelesen und auch hier viel über gras gelernt, eben dass es nicht gut ist und die langzeit folgen etc.

    ich wünsche dir wirklich alles alles gute und vorallem, dass du glücklich wirst und natürlich am besten als familie- das ist ganz klar immer das beste für das kind!!!

    herzliche grüße
    marry

  • @ T-1188:

    Danke für deine - wie ich es empfinde - sehr einfühlsam gewählten Worte!

    Es tut mir sehr leid, was Du erleben musstest. Aber genau dieses Erleben aus Sicht eines Kindes ist für mich ein wichtiger Punkt, den ich im Hinterstübchen in Erinnerung behalten will: denn sowas kann und will ich meinem Sohn nicht antun. "Kontrollverluste", von denen ich schrieb, sind bei uns Gott-sei-Dank nicht in Form von Aggressionen oder tätlichen Angriffen zu sehen. Es sind vielmehr Dinge, wie nachts das Klo nicht mehr finden...Nervenzusammenbrüche kriegen oder sonstige Sachen tun oder sagen, an die sich später nicht mehr erinnert wird.

    Mit meinem Mann kann ich eigentlich über alles reden. Häh-ich schone ihn da grad auch nicht, alles anzusprechen...:smiling_face_with_horns:. Er weiss Bescheid...und seine größte Angst ist immer: ich könnte ihn verlassen! Vor Kurzem hab ich ihn mit meinen Überlegungen konfrontiert, ihn auch gefragt, ob er wirklich MICH meint oder nur Angst hat, alleine sein zu müssen. Doch letztendlich weiss ich, dass es stimmt, was er bestätigte: wir sind alles für ihn.

    Ich drohe nicht mit Trennung (schonmal solange ich nicht fähig bin, diese auch konsequent umzusetzen), sagte ihm aber, dass es notfalls für ihn nach Klinikentlassung erst einmal einen Extra-Wohnsitz auf Zeit geben muss, wenn uns sein Da-sein zuhause irgendwie negativ belasten sollte. WIE das aussehen kann, weiss ich noch nicht. Dass es SO nicht weitergehen kann, habe ich ihm mehrmals kundgetan. Er sagte, er spürt auch selber, dass sich das diesmal in ihm wie "seine letzte Chance" anfühlt.

    Durch all das hab ich wenigstens weiter gelernt. Weiss nun wieder ein Stückchen mehr, was ich definitiv NICHT MEHR mitmachen werde und gewisse Ansätze im Keim ersticken muss. Klarer wie vorher sehe ich meine eigenen Fehler, wo ich coabhängig gehandelt habe und es jetzt besser machen kann. Und an der Überlegung mit Mutter-Kind-Kur bleib ich dran und informiere mich weiter!

    Dir wünsche ich, dass Du trotz "Altlasten" aus deiner Herkunftsfamilie ein tolles, neues Leben leben kannst. Dass die Fesseln der Vergangenheit wirkungslos sind und deine Zukunft wie ein weisses, unbeschriebenes Blatt vor dir liegt, das Du bunt bemalen darfst wie DU willst! :4:

  • An marry!

    Habe gar nicht gemerkt, dass Du gestern auch noch wach warst und schon vor mir was gepostet hast! :gb: (Kann mir das lange-aufbleiben grad eh nur leisten, weil Sohnemann 'ne morgendliche Langschlafphase hat).
    Dankeschön! Ich habe mich sehr über deinen Beitrag und über die Offenheit deiner eigenen Geschichte gefreut!

    mir kam der Gedanke auf, dass das ja nun wohl schon SEHR lange geht und nicht ohne ist...
    Zitat von »Lupa« Vor 2,5 Jahren kickte er den Spice-Konsum so hoch, dass er eine Psychiose bekam
    da musst du ja schwanger gewesen sein und keine leichte Zeit für dich....


    Ja, das stimmt. Ich war während seines damaligen 3-monatigen Klinikaufenthalts schwanger (6-8 Monat). Aber mir gings super - so bekloppt das jetzt klingt. Ihm dabei hilflos zuschauen zu sollen, wie er sich immer weiter in den Konsum reinreitet und permanent körperlich abbaut (ohne dass er dies selbst wahrnahm), war viel schlimmer gewesen als ihn "sicher" dort untergebracht zu wissen. Ich sage heute noch, dass Gott damals bewusst diesen Cut zugelassen hat, um dieses Kranke von ihm abzuschneiden und mich zu sichern. Von der Psychose ist ihm auch nichts zurückgeblieben (beim Lesen meines eigenen Textes ist mir grad bewußt geworden, was mich die ganze Zeit an diesem Wort beim Schreiben gestört hat: es heisst natürlich "Psychose"- ohne i, nicht "Psychiose"!).

    und dass du nun auch mal an dich denken musst.habe gerade ein link von charlie chaplin erhalten und ich denke er würde es "selbstachtung" nennen.
    kannst ja mal bei youtube gucken.>>selbstliebe<< ich finde, was er sagt sehr sehr schön und regt zum nachdenken an.


    Danke! Das kenn ich!! :cy: Hab den Text in meinem Tagebuch kleben-der ist echt toll!!!

    du stehst halt immer hinter ihm und gibst ihn nicht einfach auf.Aber vielleicht brauch auch er mal eine große Veränderung deiner Seits, damit er quasi noch mehr die augen öffnet und der Wille noch größer wird, damit es ENDLICH klappt.Für dich endlich klappt!!!


    Ja, da kannst Du wohl recht haben...Im Hintergrund zu wissen, dass ich ja bis jetzt immer dageblieben bin, egal was war, gibt bestimmt - wenn auch unbewusst - ein gewisses Sicherheitsgefühl, auf dem man sich gerne und gewohnheitsmässig ausruhen mag.

    Nun muss ich mal Schluss machen - der Kleine wird bald von seinem Mittags-Heia aufwachen und ich versuch' nochmal, :24: die Beratungstante der Diakonie zu erreichen, zwecks Kur-Info....

    Alles Liebe dir und gut umsetzbaren Erfolg bei deinem Vorhaben, dein Leben ohne Gras gestalten zu können! (Ich finde das toll, dass Du dich so hellhörig und rechtzeitig kümmerst, bevor alles entgleist! Scheinst in gutem Kontakt mit deinem Innersten zu sein! :55: Yeah-weiter so!)

  • lass uns wissen, wie es weiter geht. ich drück euch die daumen


    Ein paar News gibt es inzwischen:


    • habe mit der Diakonie zwecks Kurberatung Kontakt gehabt und hilfreiche Tipps bekommen
    • Krankenkasse ist informiert, Antragsformulare werden mir zugeschickt (nun hoffe ich nur noch auf Bewilligung einer speziellen sog. "Schwerpunktkur für Angehörige Suchtkranker"!)
    • heute hatte ich die Möglichkeit, ungestört mit meinem Mann zu sprechen und konnte mir wichtige Dinge SO formulieren, dass es ankam und verstanden wurde! (Fortschritt!!)

    In diesem Gespräch konnte ich klarstellen, dass ich mir ein weiteres Zusammenleben nur vorstellen kann, wenn er künftig sich anbahnende Abstürze rechtzeitig abfängt und die Konsequenzen zieht, z.B. sich gleich in stationäre Behandlung begibt und nicht erst wartet, bis alles eskaliert....Kontrollverluste samt Folgen da sind und ich (und womöglich noch der Kleine) mittendrin sind. Denn dieses Rauszögern und Verleugnen und Rumlügen und letztlich die (körperlichen!) Kontrollverluste sind es gewesen, die mich besonders verletzt haben.

    Das ich dies einfach nicht mehr ertragen kann, weil ich sonst kaputt gehe. Richtig kaputt. Er hat verstanden, dass mein Reden der Kampf um ihn ist. Dass ich ihm nicht alle Verfehlungen der letzten Jahre vorhalten will....sondern dass dies mein (vielleicht letzter) Versuch ist, unsere Beziehung nicht aufzugeben. In einer Pause meinte er traurig fragend, warum das nur so ist, dass man das, was einem am Liebsten und Teuersten ist, nur so verletzen kann!? - - -

    Umso mehr ist es wichtig, dass ich ihm klar ansage, was es mit mir macht - seine Sucht mitleben zu müssen. Nicht umsonst waren meine Tagebuchaufzeichnungen nachts....wenn sein schnarchender, im Schlaf sprechender, ständig aufstehender, verwirrt umherirrender, heißhungervertilgender "böser Zwilling" wieder da war. Blasenfüllungen auf dem Weg zum Klo verteilend....die Küche zum Schlachtfeld machend...ohne Rücksicht auf Verluste. Um am nöchsten Morgen gähnend von ihm zu hören: "Hach - hab iiiich gut geschlafen!" Ich hab Einiges als "Zeitzeuge" mitgeschrieben (an Schlafen wäre in diesen Nächten eh nicht zu denken gewesen) und damit ich's für mich immer wieder mal nachlesen kann und nicht vergesse, mein Ziel da raus weiterzuverfolgen.

    Aber eigentlich wollte ich hier noch auf einen zufälligen Internetfund hinweisen:
    https://www.familienhandbuch.de/partnerschaft/…r-zusammenleben

    Dort gibt es am Textende auch Links zu Fachbeiträgen mit Themen, wie "Mit einem psychisch kranken Ehepartner leben" oder "Nur Mut! Handlungsmöglichkeiten für Frauen in Gewaltbeziehungen". Hab mir gedacht, dies könnte für manche hier auch ganz interessant sein. Und nun :ex:Gut's Nächtle!

  • Hallo da draussen...

    Gibt es unter euch eigentlich welche, die langjährig als Partner Suchtkranker gelebt haben/bzw. es noch tun? Wenn JA - bitte melden! Ich würde mich sehr gerne austauschen, wie sie mit der Situation umgegangen sind.

    Morgen beginnt die achte Woche Klinikaufenthalt für meinen Mann. Er erhält immer noch eine (wenn auch winzige) Dosis Diazepam...diesmal wurde gaaanz langsam runterdosiert. Wenn er auf Null ist und keine Panikattacken mehr auftauchen und er auch sonst ohne Bedarfs-Tabs klarkommt, wird er bald von der Station rauskommen.

    Mittlerweile ist es unausweichlich: er muss Erwerbsminderungsrente einreichen. Und wer macht den Schriftkram? (3x dürft ihr raten :face_with_rolling_eyes: ). DER Horror wäre für mich, bald einen Mann zu Hause zu haben, der ohne Ziel hier abhängt, weil er nicht weiss, wie's weitergehen soll und nicht den Drive hat, sich selber Neues aufzubauen, um dem alten Geflecht aus Leerlauf+Sucht zu entfliehen.

    Ich bin froh, dass er kürzlich selbst den Wunsch geäußert hat, im Anschluss in eine Tagesklinik (auf dem selben Klinikgelände) zu gehen. Das würde bedeuten: 8-16 Uhr Therapie, Gespräche, Gemeinschaft unter Gleichgesinnten, usw. Vor Allem den strukturierten Tagesablauf finde ich eine sehr positive Idee. Und doch bin ich hin-und hergerissen...einerseits tut mir seine Nähe gut (er war schon einige Male stundenweise zu Besuch am WE zuhause), andererseits sind da so viele Verletzungen präsent, wo ich ihn am Liebsten packen, schütteln und an die Wand klatschen möchte...für die Verletzungen, die aus der Vergangenheit hochkommen - oder Lügen, die noch im Nachhinein rauskamen.

    Inzwischen weiss ich, dass der Rückfall wesentlich durch Benzos mitgeprägt war - und nicht überdosierte Lyrica allein der Grund waren (selbst da waren es auch erst 900, dann nachgebessert 1500mg). Die Geschichte mit dem Arzt stimmte nur zum Teil, mich schockierte sein Zugeben, dass er sich schon länger auf der Bahnhofsszene in der nächsten Großstadt Benzos besorgt hat :loudly_crying_face: !!

    Wie ist das, ihr Süchtigen und Ex-Süchtigen da draussen...?? Ist man sich gar nicht bewusst, welche Wunden das in der Beziehung zum anderen hinterlässt?!! Gibt es hier welche, die ihre Partnerschaft durch all das durchretten konnten?

    Irgendwie habe ich so das Gefühl, dass da mehr Zerbruch als Neubeginn existiert... :frowning_face: leider. Falls mich jemand mit einem positiven Beispiel überraschen kann, würde mich das sehr sehr freuen!

  • Hallo Lupa,

    leider bin ich hier im Forum nicht mehr aktiv, deswegen kann ich dir erst jetzt antworten.

    Ich möchte meine Geschichte hier jetzt nicht aufschreiben, weil sie schon so lange zurückliegt und ich dir damit auch keine Hoffnung machen kann.
    Ich bin selbst suchtkrank (allerdings schon seit 2004 clean) und war jahrelang mit einem suchtkranken Partner (Doppeldiagnose) liiert. Auch wir haben ein Kind (bald 5) zusammen.
    2009 habe ich mich von ihm und diesem Leben, was eigentlich gar keines war, getrennt und ich bin so froh, dass ich damals diese Entscheidung getroffen habe.
    Ich hatte nämlich endlich ein Leben! Ein Leben ohne mir täglich Gedanken um IHN und SEINE SUCHT machen zu müssen...einfach nur an mich denken....was mache ICH heute....wie geht es MIR heute....Entscheidungen nur für MICH alleine treffen....usw.

    Es war für mich und mein Kind die einzig richtige Entscheidung, denn ich wollte nicht, dass mein Kind unter solchen Umständen groß wird. Ich bin eine verantwortungsbewusste erwachsene Frau und habe dementsprechend zum Wohle meines Kindes entschieden bevor es zu spät war.

    Mein Sohn und ich sind mittlerweile eine glückliche kleine Familie während mein Ex-Mann immer noch vor sich hin süchtelt...mal mehr mal weniger. Keine Ahnung, denn ich bekomme ja nicht mehr so viel mit :smiling_face:

    Ich wollte dir schon früher schreiben, leider fehlt mir die Zeit dazu :frowning_face:

    LG
    schell

  • Danke, schelliiee, für deinen Beitrag!

    Deine Reaktion hat mich sehr gefreut! Ich kann mir vorstellen, dass es für dich (weil eben schon clean) alles andere als leicht war, deinem Partner beim Konsum quasi zugucken zu müssen...Umso mehr freue ich mich für dich und dein Kind, dass es euch gut geht nach dem Entschluss der Trennung.

    Hm. "Trennung" ist für mich immer noch so ein "Unwort", was nicht in meinen Schädel (oder ist es eher mein Herz?) will. Noch distanziere ich mich davon. Spüre aber die Auswirkungen der langen Zeit Entbehrungen, Lügen, zerbrochene Hoffnungen....was all dies mit mir gemacht hat. In einem anderen Thread hat eine Tochter beschrieben, wie sie sich als Kind eines süchtigen Vaters gefühlt hat. Diese Beschreibung ist mir soo nahe gegangen, dass ich gespürt habe: "DAS will ich nicht für mein Kind! Ich kann nicht zulassen, dass es sich so fühlen muss!!"

    Im entscheidenden Notfall muss ich also für ihn - meinen Sohn - die Reißleine ziehen....das ist mir klar. Noch hoffe ich, dass dies nicht passieren muss. Bin kurz davor, meine Antragspapiere für eine Mutter-Kind-Kur einzureichen....um erst einmal Abstand zu gewinnen und etwas Kraft zu schöpfen.

    Alles Gute, dir und deinem Sohn!

  • Monolog 2. Wie das hier aussieht, muss ich mir wohl bald auch so ein Postfach zulegen, wa?

    MuKi-Kur ist eingereicht. Rentenantrag-Ausfüllerei ist bald durch. Ich auch. Wieder am Ende.

    Mein Mann ist seit gestern von der Klinik zuhause und geht nun in die schon erwähnte Tagesklinik. Ich habe erheblich Probleme durch sein Da-sein. Plötzlich ist da ein (Mann, ich sag's nur ungern, aber es stimmt) ungepflegter "Störenfried" in unserem Ablauf. Die Überlebensstruktur, die ich mir aufgebaut habe, muss wieder neu gefügt werden. Ich empfinde Entfremdung. Heute ganz schlimm. Ich entfremde mich von ihm, von mir, von meinem Umfeld. Unsere Wohnung war mir immer sichere Burg, wichtiger Hort - und seit heute schier egal. Entfremdet. Das werte ich als Alarmzeichen.

    Nur für mein Kind funktioniere ich noch. Bin verbittert...und ich hasse das! Hab mein Herz verschlossen - und ich weiss, das ist nicht gut! Wie kann man mich wieder erreichen?

    (Nee, mein Kopf spuckt nix Verwertbares mehr aus...gehe jetzt schlafen. Gut' Nacht)

  • Hallo Lupa,

    Du wirst da in erster Hinsicht auf Dich aufpassen muessen.

    Es ist leider so das Suchtkranke nach ihrer Therapie anders sind wie vorher. Das ist meist viel dramatischer bei denen die den Absprung schaffen wie bei denen die wieder in das alte Schema zurueckgehen. Die haben ihr Leben auf den Kopf gestellt, haben sich den letzten Mist rausholen lassen. Daraus resultieren nun mal auch ganz normale Verhaltensaenderungen und mit denen wirst Du klarkommen muesen wenn er es Dir wert ist. Das "ungepflegt" kannst Du aber beeinflussen. Einfacher Spruch zum Beispiel....ungeduscht kommst Du nicht ins Bett. Waere dann bloed wenn er auf der Couch schlaeft. Letztendlich werdet IHR EUCH arrangieren muessen. Deine Vorstellungen zaehlen, seine aber auch. Ein offenes Gespraech ist da sicher nicht fehl am Platze.

    LG Siegfried

  • Etwas spät...

    Ja, Danke Siegfried. Es gab (und gibt immer noch) klare Ansagen, was die Hygiene anbelangt. Wir kriegen das Zusammenleben auch gut ohne Streit und laute Worte hin. Doch ich reagiere immer noch psychosomatisch in allen Varianten.

    Komme mir vor wie ein Spielzeug, das nach -nicht ganz sachgemässem Gebrauch- kaputt gegangen ist. Und nun muss geguckt werden, ob dieser Schaden irreparabel ist oder ob man noch was machen kann. :krank2:

    Aber es gibt auch eine gute Nachricht: meine Mu-Ki-Kur wurde genehmigt!! (Die Krankenkassen-Tante meinte am Telefon: "Bei Ihnen ist die Sachlage ja eindeutig..."). Schon in 1 1/2 Wochen geht's los! Das heisst vorbereiten und packen...Mir bammelt's noch ein bisschen vor einer ca. 6-stündigen Zugfahrt alleine mit Kleinkind...aber ok. Da muss ich jetzt durch.

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