Suchtverlagerung auf Sport

  • Hallo ihr Lieben,

    stella meldet sich zurück mit einem neuen Problem:

    seitdem ich abstinent bin von Nikotin, Alkohol, Drogen und sonstigen Btm, treibe ich viel Sport. Das klingt wahrscheinlich erst mal ganz toll, zumal das bis zu einem gewissen Grad ganz gesund sein kann. Gesund ist es bei mir - glaub ich - schon noch, aber je länger ich mein tägliches Laufprogramm absolviere, umso stärker wird der Drang danach.

    Ich MUSS jeden Tag MINDESTENS eine Stunde joggen. Wenn ich das einmal nicht ganz schaffe, braucht mich den ganzen Tag niemand anzureden und ich bin schwerst Depressiv.

    Heute war ich zweimal joggen. Und gestern habe ich mich vorher übergeben, um länger und ausdauernder laufen zu können (hatte zu kurz vorher was gegessen - damit läuft sich's nicht so gut)...

    Am Anfang ging es mir nur ums Feeling - diese Ekstase, in die man ab ner gewissen Zeit verfällt und um die körperliche Fitness. Mittlerweile fühle ich mich jedoch wie in einem Hardcore-Trainingscamp der Bundeswehr, während der Feldwebel in meinem Kopf sitzt. Es macht auch keinen Spaß mehr, es ist einfach nur Zwang. Ich muss. Es geht nicht anders.

    Mittlerweile richte ich alles auf mein Laufprogramm aus. Zum Beispiel darf ich nicht mehr weggehen, weil ich es sonst am nächsten Morgen nicht schaffen könnte, joggen zu gehen. Und ich muss wenn ich aufstehe joggen gehen, sonst fühle ich mich hundeelend.

    Momantan krieg ich das mit meinem Pensum noch hin, da ich momentan nicht arbeite. Aber es graut mir vor dem Tag, an dem ich einmal keine Zeit finden könnte, laufen zu gehen.

    Mir ist das total peinlich... Kann mir jemand einen Tipp geben, wie ich kontrollierter damit umgehen könnte?

  • Hi Stella,

    also erstmal:

    Zitat


    seitdem ich abstinent bin von Nikotin, Alkohol, Drogen und sonstigen Btm,

    :fr:
    Superprimaklassetoll :j:
    Zum Problem:
    Für mich absolut nachvollziehbar; ich habe da gerade so die Kurve bekommen!
    Als ich nach Kippen/Kiffstop anfing zu radeln, zu joggen und sogar ins Fitnessstudio ging in Berlin,
    merkte ich SEHR schnell diesen kleinen geilen PLOPP im Hinterkopf.
    Uiii, schön!
    Um sofort zu merken: Oha! Aber auch gefährlich!
    Gibt, gerade bei Ausdauersport einige Leute, die vorher hart auf Droge waren und nun bekennende Sportjunkies sind.
    Gerade bei Marathon, Iron Man etc...
    Draufgestoßen bin ich durch ihn hier:
    Kino: Die Sucht des Läufers nach Drogen oder Sport - Nachrichten Kultur - DIE WELT

    Nach ner Weile entschied ich dann FÜPR MICH, dass mir das zu hart ist & entschied mich ganz bewußt fürs einfache Walken!
    Ehrlich: Nie bereut!
    Es gibt keinen spürbaren PLOPP, okay.
    Aber so nach 3-5 km wird der Kopf und der Geist herrlich frei, ich habe Luft und Bewegung & das genügt!

    Vielleicht probierste es ja mal aus? LG.Gane

  • Hallo Stella.

    Vielleicht geht das bald wieder vorbei und wird dann etwas angenehmer für Dich. Ich weiß mir gerade auch nicht anders zu helfen. Seit meinem Nikotin-Stop ist es Tag für Tag etwas mehr geworden mit den Depris. Ich muss jetzt auch mal laufen, vielleicht mach ich dann auch noch ein Paar andere Übungen und gehe dann Duschen.

    Das mit dem Nikotin ist halt nicht ohne. Es liegt auch nicht daran dass dem Körper Nikotin entzogen wird, viel wahrscheinlicher kommen die Depressionen mit denen Ex-Raucher es zu tun bekommen an einer bis zu 40 % reduzierten Aktivität von mao-b bei Rauchern. Dieses Enzym baut, unter Anderem, im Blut befindliches Dopamin ab. Lässt man nun das Rauchen bleiben, muss das Gleichgewicht wieder hergestellt werden. Sehr wahrscheinlich fehlt einem angehenden Nichtraucher eine Zeit lang etwas Dopamin im Neurotransmitterhaushalt. Es ist vergleichbar mit dem Absetzen eines Antidepressivums, dessen Wirkmechanismus auf einer Verminderung der mao-b beruht.

    LG, Ed

  • Hallo Stella,

    ich kann das nachvollziehen, mir ist das mit der Sportsucht schon 2x passiert, obwohl nicht ganz so extrem wie bei dir. Bei mir hat sich das nach einem 25km-Lauf von selbst erledigt, als ich mir den Oberschenkel überlaufen hatte und fast ein halbes Jahr pausieren musste, und beim zweiten Mal bin ich beim Nordic Walking umgeknickt und hatte einen Bänderriss.

    Das ist ein etwas ironischer Trost, aber spätestens bei einer Sportverletzung hat sich die Sucht schlagartig erledigt. Ist natürlich die Frage, was dann kommt, irgendwas, was man im Sitzen kann, Internetsucht oder so. :bi: Das muss ja eine Lücke gefüllt werden.

    Wenn du dir das erparen willst, versuch langsam runterzufahren, zum Beispiel beim Joggen bewusst langsam zu laufen, keine Uhr mitnehmen, keinen Puls messen, keine festen Strecken, um den Ehrgeiz rauszukriegen.

    Viel Erfolg!
    Paulo

  • Hallo,

    Erstmal zu dem Beitrag von ichlassdas: die Tendenz von sich auf andere zu schließen ist absolut nachvollziehbar, aber Sportsucht erledigt sich in manchen Fällen sicherlich nicht mit einer Sportverletzung, da fängt es dann gerade erst an.

    Stella: behandele es wie jede andere Sucht auch, d.h. du kannst z.B. eine Verhaltenstherapie beginnen, Trainingstagebücher mit deiner Stimmung und dem Druck, etc. führen, Skills anwenden, ....
    Sicherlich ist es auch sinnvoll dir nach und nach anzugewöhnen, sozusagen als Mindestmaßnahme, Regenerationstage einzuführen und wenn das nicht gehen sollte, dann doch zumindest Regenerationsläufe.

    Ich hoffe du hast mindestens 3 Paar Laufschuhe.

    Ansonsten schließe ich mich ganeshas Beitrag in allen Punkten an.
    LG,
    grany

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