• Hallo,
    auch ich habe seit vielen Jahren ein Problem mit Benzos und wie viele Süchtige glaubte ich, alles im Griff zu haben. Ich konnte auch immer wieder über Wochen und Monate die Finger davon lassen . Vor 7 Jahren habe ich mich dann endlich wegen meiner Selbstwertprobleme verbunden mit sozialen Ängsten und Depression in psychiatrische Behandlung begeben. Ich war zweimal stationär, von den Benzos habe ich nie etwas gesagt. Ich bin Ärztin und habe Angst vor Repressionen durch die Ärztekammer. Anfang des Jahres habe ich komplett während eines Klinikaufenthalts entzogen. Es ging mit mal richtig gut. Die Antidepressiva wurden von den Kollegen abgesetzt. Ich wollte mit dem dadurch verursachte Übergewicht nicht mehr leben. Ich habe bis heute mit Sport und Diät fast 20 kg abgenommen und kann mich jetzt wieder ansehen, ohne mich zu schämen. Dann gab es Stress im Job, ich fühlte mich massiv gekränkt und verletzt und schon nahm ich wieder Tavor, gelegentlich auch Midazolam i.v.
    nachdem auch das mich nicht mehr ausreichend betäubt, habe ich auch noch mit Propofol angefangen. Erzählen kann ich das aus genannten Gründen niemandem, auch nicht meinem Therapeuten . Ich fühle mich ziemlich Mies und hilflos.

  • Hallo Mondzorn,

    wenn du mit deinem Beruf hier schreibst, dann finde ich das super, wie du sagst, hast du ja nicht so viele Möglichkeiten dich zu öffnen.
    Die Kehrseite ist, du weißt ganz genau dass man dir nicht helfen kann, wenn du dich in Behandlung begibst und nur einen Teil deiner Probleme auf den Tisch legst :face_with_tongue:

    Wie muss man sich die psychiatrische Behandlung vorstellen?
    Was ist da genau passiert? Wie lange ging das?

    Du hast so viel geschafft, sein Übergewicht in den Griff zu bekommen ist nicht einfach ...
    Ich frage mich, lag das damalige Übergewicht mit unter nicht vielleicht auch schon an den gleichen Symptomen?
    Also auch am Job, am Stress?

    Dir aber i.V. was zu verpassen, dass ist schon sehr bedenklich, also ich finde du solltest trotz deines Berufes den richtigen Weg wählen.
    Der ist nun mal in den meisten Fällen der stationäre, aber endet nicht mit dem Entzug der Stoffe, dir ist doch selbst klar dass es dann erst richtig los geht, oder?
    Es kann ja nicht ewig so weiter laufen, aber das ist dir klar weil du dich hier angemeldet hast.
    Meiner Meinung kommt es eh irgendwann raus, leider meist dann, wenn man es gar nicht brauchen kann.
    Daher solltest das sofort aktiv angehen und von dir aus was machen - nicht warten bis gemacht wird!

    LG Franz

  • Hallo Mondzorn,
    Du erinnerst mich stark an meine Klinikzeit, denn ich hatte viele Mitpatienten, die in der gleichen (also zumindest insoweit du sie hier beschrieben hast) Situation waren. Was soll ich sagen? Zu denen ich noch Kontakt habe und denen es halbwegs gut geht... haben alle eine berufliche Veränderung vorgenommen. Das lässt sich natürlich nicht verallgemeinern, aber mir persönlich ist das aufgefallen. Wenn Stress im Job dich derart aus der Bahn werfen kann, stellt sich mir auch unabhängig von meinen Erfahrungswerten die Frage, ob du da bereits was verändert hast? Was würdest du raten, wenn du deinen Fall auf eine Patientin, also dann auch Ärztin, überträgst und die dich um Hilfe ersucht?
    LG,
    Grany

  • Hallo,
    anfangs lag das sicher am Stress. Um mein Studium zu finanzieren, hatte ich eine halbe Stelle als Pflegehelferin (also quasi Schwester, aber kein Examen sondern Physikum) auf einer ITS in einer Uniklinik. Da hatte ich schließlich völlig verquere Tagesabläufe. Während der AiP Zeit war ich clean, dann fand ich in D keinen Job und ging nach UK. Dort fühlte ich mich einsam, ungeliebt und fing wieder an, meine Freizeit zu betäuben, wie jetzt auch. Klar habe ich Stress, aber den brauche ich, um zu leben. Mein Psychiater sagte so schön" Sie flüchten sich vor Ihrem unerfüllten Privatleben in den weißen Kittel". Ich arbeite neben meinem Hauptjob noch als Honorarärztin in einer "Zweitklinik". Er weiß übrigens von den Benzos, hält es aber aus den Berichten raus, um mich zu schützen. Ich kenne übrigens mindestens einen weiteren Fall in unserer Klinik. Als ich den Betriebsarzt vertreten musste, hatte ich mit einem Anästhesisten zu tun, der war allerdings beim Diebstahl von Ketamin erwischt worden und wurde zwangsweise zum Entzug in eine andere Klinik gesteckt. Die Medikamentensucht ist in unserem Beruf verbreitet. Kurz und klar: ich ertrage mich selbst nicht und fühle mich außerhalb meines Arbeitsplatzes nutz- und wertlos. Zudem kommt noch, dass ich durch den Gewichtsverlust meine Blutdruckmedikamente absetzen musste, u.a. den Betablocker. Jetzt bin ich hibbelig und reizbar. Zu der i.v.- Variante greife ich nur, wenn ich extrem traurig bin, dann nehme ich gelegentlich auch Propofol. Die Aufwachphase ist sehr schön und die Traurigkeit weg. Das mögliche Nichtaufwachen nehme ich in Kauf, lege es aber nicht gezielt darauf an. Im Prinzip hat mich die ganze 7- jährige Therapie bisher nicht weitergebracht. Ich bekomme weiterhin depressive Episoden, ich habe Angst vor anderen Menschen und so gut wie kein Selbstwertgefühl. Ich habe ab dem 08.10. Urlaub für 3 Wochen, da versuche ich eine Entgiftung.

  • Ich habe ja lange nichts mehr geschrieben,aber jetzt ist es mal wieder fällig. Nachdem ich gestern massiv Frust in der Klinik hatte, habe ich mir sukzessive 750 mg Propofol gespritzt. Genau weiß ich es nicht, ein Kollege hat mich bewusstlos und vollgekotzt unter dem Schreibtisch vorgezogen. Jetzt liege ich erstmal auf ITS, wohl auch, weil wir keine geschlossene Abteilung haben. Das Tavor bekomme ich ärztlich verordnet alle 4 h, einen Entzug würde ich jetzt nich verkraften. Soweit hätte es nicht kommen dürfen. Ich war wöchentlich zur Therapie, ohne dass der Therapeut gemerkt hat, wie ich von Woche zu Woche depressiver wurde, obwohl ich es gesagt habe. Wie das jetzt mal enden wird macht mir große Sorgen.

  • Wenn auch die Umstände nicht so toll sind, ich freu mich trotzdem insoweit, dass du hier her zurückgefunden hast.
    Wie das nun verlaufen ist, dass ist ein großes Problem, aber viele reagieren auch wirklich erst wenn die Kacke am dampfen ist - auch wenn man zuvor längst weiß wie erst die Sachlage ist :face_with_tongue:

    Sieh es als Chance, vielleicht öffnet dir das nun wirklich die Augen!
    Es ist klar, als Medizinerin ist das immer eine etwas andere Lage, doch muss nun klar sein, so kann es nicht weiter gehen.

    Was mich aber schon sehr wundert, dass dein Therapeut nicht im Bilde ist.
    Wenn du ihm alles klar sagst, dann müsste der eigentlich die Reißleine gezogen haben - da kann man nur raten, dass dir besser einen anderen suchst.
    Natürlich ist für den Konsum nicht der Thera verantwortlich, doch finde ich, muss der schon grade wegen deinem Beruf auch sehr feinfühlig und auch konsequent sein.

    Wie soll es nun weiter gehen?

    LG Franz

  • Vielen Dank erstmal für Deine Antwort. Ja, wie soll es weitergehen? Ich bin jetzt in stationärer psychiatrischer Behandlung, zum Einen wegen einer schweren depressiven Episode, zum Anderen zur Entgiftung. Daran wird sich wohl eine Entwöhnungstherapie anschließen. Was beruflich wird, weiß ich nicht. Es wird auch nicht so richtig thematisiert, weil ich als suizidgefährdet angesehen werde und es wohl auch bin. Das Tavor wird langsam reduziert, trotzdem habe ich momentan heftige Entzugserscheinungen. Es sieht im Augenblick alles nicht so rosig aus. :confused_face:

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