Infoholiker

  • Hallo alle,

    ich würde mich persönlich als süchtig nach Informationen beschreiben. Dabei kann es sich um neues Wissen (Nachrichten) oder um vorhandenes Wissen (z.B. Wikipedia) handeln. Jedoch sind es eig. immer Artikel und keine Bücher die ich "konsumiere". Dabei beschränke ich mich nicht unbedingt auf bestimmte Themen, sondern kann von Artikel zu Artikel weiter gleiten, habe aber doch bestimmte Themenvorlieben.
    Mein Problem ist, das ich einerseits, wenn ich beginne, mich nur sehr schwer "befreien" kann, wenn überhaupt, also z.B. von Morgens bis Nachts lesen könnte. Andererseits habe ich, wenn ich es schaffe mich fernzuhalten, oft den starken Drang ein bestimmtes Thema nachzulesen, leider nie das was ich eigentlich lernen sollte :winking_face: .
    Während der Tätigkeit selbst bin ich mir der Problematik bewusst und zumindest meist nicht "in einer anderen Welt" weg getreten, wobei sich meist mit andauernder Konsumationsdauer ein bestehender Leidensdruck erhöht. Gleichzeitig kann sich dadurch auch ein "depressives Bauchgefühl" aufbauen und ich habe das Gefühl "nicht genug zu machen und Zeit zu verschwenden". Ich bin mir bewusst das diese Sucht den Großteils meiner Freizeit einnimmt und darüber hinaus. Gleichzeitig hindert sie mich auch an meiner persönlichen Entwicklung und meinem persönlichem Fortkommen.
    Ich habe es schon geschafft ("Periodenweise") mich davon zu befreien, wobei leider langfristig nur eine Totalabstinenz hilft, da ich sonst immer nach einiger Zeit zurückverfalle in mein altes Verhaltensmuster.
    Leider bin ich neben meiner Informationssucht auch noch leicht anfällig mich in meinen eigenen Gedanken zu "verfangen". Jedoch passe ich nicht in das allg. beschriebene Grübelzwangsschema, da ich nicht unbedingt negative Gedanken "spinne" und auch nicht unbedingt zu keinem Ergebnis komme. Mein Gedankenschema kann grob in zwei Arten geteilt werden, wobei ich "wörtlich" denke und nicht bildlich, oder in einer anderen Form. Einerseits diskutiere ich bestimmte Themen, oft über die ich "frisch" gelesen habe (Verkettung mit dem oben beschriebenen), wobei ich versuche potentielle Fragen möglichst gut zu beantworten und meinem "virtuellem" Gegenüber die Thematik allgemein näher zu bringen. Andererseits denke ich mir bestimmte Szenarien durch, z.B wie würde ich ein Unternehmen aufbauen, etc. . Dabei habe ich oft auch "Geistesblitze" und Ideen die ich gerne umsetzen möchte, jedoch habe ich das Problem, das einerseits meine Interessen meist relativ schnell wechseln und damit das was vor kurzem noch interessant war, uninteressant wird. Andererseits kann ich mich während meiner oben beschriebenen Tätigkeit (Informationen lesen) schwer dazu bringen etwas anderes zu tun, wie beschrieben.
    Laut Aussagen Anderer neige ich auch zu Gedankensprüngen. Falls es von irgendeiner Bedeutung ist, ich lese fast ausschließlich und denke oft in Englisch, wobei Deutsch meine Muttersprache ist. Dies habe ich mir angewöhnt, da ich mir dachte das ich dadurch zumindest partiell stärker von meiner Sucht "im Leben" profitieren kann. Ich dachte auch schon daran das ich viell. ADHS habe und habe mir Ritalin verschreiben lassen, jedoch ändert dies nicht unbedingt mein Verhalten (wobei ich das wohl nur selbst kann), sondern es lässt mich eher euphorisch werden. Das Problem besteht schon seit mehreren Jahren, leider kann ich keinen Anfangszeitpunkt nennen.


    Kurz zu mir:
    Männlich
    25 Jahre
    Legastheniker, zumindest "leicht", wurde wärend der Schulzeit diagnostiziert


    Vielleicht kann mir jemand Tipps geben, der mit einem ähnlichen Problem betroffen ist oder darüber näher Bescheid weiß. Auch wenn meine Beschreibung etwas trocken klingen mag möchte ich hinzufügen, das ich nicht emotionslos (Asberger) bin. Eigentlich wollte ich mich hier kurz halten, wie ws. die meisten hier, jedoch hat sich mein Schrieb zu dem entwickelt was er ist, sozusagen organisch gewachsen. :winking_face:

  • Hallo Infoholiker,

    Da mich dein Posting sehr beschäftigt hat, habe ich ein paar Fragen und poste ein paar Gedankenblitze die mir gerade so gekommen sind.


    wenn du Artikel liest, liest du die in gedruckter Form, z.B. Zeitschrift oder Tageszeitung, oder surfst du online ?
    Hat dich die Legasthenie in der Kinderheit oder im Schulalter in deiner Enfaltung eingeschränkt ?
    Könnte sich daher dein "Wissensdurst" als eine art "Aufholmechanismus" manifestiert haben ?
    Wann genau hast du diese ich nenne es mal "Sucht" nach Informationen das erste mal bewusst realisiert und als mögliche Sucht betitelt ?

    Viele Grüße
    Mondlicht

  • Interessant. Naja, Wissensdurst ist nichts schlechtes und früher wärst du bestimmt ein guter Gelehrter geworden, doch heutzutage geht das leider nicht mehr so. Zumindest kann man mit lesen kein Geld verdienen, außer vieleicht als Buch-Kritiker, aber du meintest ja selbst schon, dass es weniger Bücher und mehr Artikel sind, also schließen wir das mal aus.

    Denke auch, dass es eine verzwickte Situation ist. Es würde dir wohl niemand raten, nie mehr zu lesen oder zu lernen. Also dürfte klassische Suchtbekämpfungsmethoden wohl nicht wirksam sein. Die Frage wäre eher, wie man die "Selbstbeherschung" und Selbstdisziplin so verbessern kann, dass du deinen Wissensdrang besser kontrollieren kannst.
    Da Neugier jedoch eine menschliche Grundtugend ist, wird es wohl schwierig werden. Die Frage wäre wohl: Warum ist Wissen so wichtig für dich?
    Willst du die Welt verstehen können? Streben nach mentaler Erleuchtung? Oder einfach so?

    Ansonsten versuch dir da nicht zuviele Gedanken zu machen. Ich bin auch recht zerstreut und neige zu Gedankensprüngen, aber das liegt an meiner Persönlichkeit. Als analytischer Denker ist man einfach irgendwo der chaotische und eigensinnige Professor (hoffentlich nicht der verrückte xD ). Denke das könnte bei dir auch eher in deiner Art verankert sein. Und ich denke auch viel in Englisch, weil ich oft Englisch lese und höre. Denke das passiert dann irgendwann, ist aber auch nichts schlimmes.^^

  • Hehehe... der geborene Journalist. :grinning_face_with_smiling_eyes:

    Ja, naja, kenne ich auch, mache ich auch, nennt sich bei mir und meiner ADHS Hyperfokus, und geht durch Medikation keineswegs weg. Mit was für abstrusen Themen ich mich schon auseinandergesetzt habe, die ich dann teilweise den ganzen Tag vor mich hinwälze, und die mich für andere Sachen, die damit nichts zu tun haben, beinahe untauglich werden lassen. Artikel, Dissertationen, Bücher... alles Verfügbare wird wahllos verschlungen. :grinning_squinting_face:
    Ich kann mich auch in einem Thema so verlieren, dass ich großspurige Pläne für Firmengründungen entwickle, usw, wohlwissentlich, dass ich ohnehin kein so gestaltetes kontinuierliches Interesse aufbringen werden kann, dass es mir erlaubte, mit dem Wissenszuwachs produktiv zu arbeiten.
    Bisweilen hat das auch mal etwas Zwanghaftes und Quälendes an sich, was dann zu immensem Leidensdruck führen kann.
    Sag bescheid, wenn du eine Lösung kennst, wie man das los wird. :grinning_squinting_face:

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