Wie unterstütze ich ihn richtig?

  • Liebe Foren-Gemeinde,

    ich habe gerade im Angehörigen-Bereich und auch im Cannabis-Bereich ein wenig gestöbert, konnte mich aber aus Zeitgründen leider nicht genauer einlesen. Mir brennt da nur eine Sache auf der Seele, zu der ich gern einen Rat hätte und hoffe, dass vielleicht jemand einen guten Tipp für mich hat.

    Es ist so, dass ich vor noch nicht allzu langer Zeit beruflich für mehrere Wochen im Ausland war und dort meinen jetzigen Freund kennen gelernt habe. Er hat mir auch ziemlich schnell gestanden, dass er kifft, damit ich weiß, worauf ich mich da einlasse. Das fand ich an sich auch sehr fair, allerdings muss ich gestehen, dass ich nicht damit gerechnet habe, in welchem Ausmaß er Cannabis konsumiert. Ich habe die Situation ehrlicherweise damals ziemlich unterschätzt.

    Im Ausland war er dazu gezwungen, auf Cannabis zu verzichten. Nicht nur, weil es da niemanden gab, der ihm das Zeug verkauft hätte, sondern auch, weil es ein Land war, in dem nicht zwischen harten und weichen Drogen unterschieden wird und der Besitz, Erwerb bzw. Konsum von Drogen hart bestraft wurde. Er hat also schon mehrere Monate ohne das Zeug "überlebt" und ich habe ihn da auch als jemanden erlebt, der seinen Job ernst nimmt, der zuverlässig und pflichtbewusst ist.

    Als er dann nach Deutschland zurück geflogen ist, hatten wir ein Gespräch über seinen Konsum. Ich habe versucht, ihn dazu zu überreden, die Zeit der Abstinenz als Anfang für einen völligen Entzug zu nutzen. War immerhin eine gute Gelegenheit. Er hat sofort den Kopf geschüttelt und gesagt, er schafft das nicht. Und unterm Strich kam es leider wirklich wieder so, dass er sofort wieder an der Bong hing, als er zurück in Deutschland war.

    Nun ist es leider auch so, dass er nicht gerade wenig raucht. Die letzten beiden Tage war ich bei ihm (berufsbedingt habe ich leider kaum Freizeit, so dass wir uns selten sehen, obwohl wir in der selben Stadt leben) und er hat an beiden Tagen mehrmals gekifft. Wie es an anderen Tagen ist, wenn wir uns nicht sehen, kann ich nicht sicher beurteilen, ich nehme aber an, dass es ähnlich sein wird. Und die Masse an Gras, die er raucht, schockiert mich dann doch. Zusätzlich das mangelnde Durchsetzungsvermögen, einen Entzug zu machen.

    Er sagt zwar selber, er will eigentlich aufhören und er würde es bereuen, wieder damit angefangen zu haben, aber am Ende raucht er doch wieder ohne Reue sein Gras. Den Vogel abgeschossen hat er, als er mir gesagt hat, wie froh er doch wäre, dass ich damit kein Problem hätte. Mir fiel echt die Kinnlade runter, weil ich ihm eigentlich schon mehrmals gesagt hatte, dass ich es gern sehen würde, wenn er einen Entzug macht (und das besser gestern als morgen).

    Problem nur: Was macht man mit jemandem, der eigentlich gar nicht wirklich aufhören will? Es ist echt zu merken, dass er sich völlig gehen lässt, seit er wieder in Deutschland ist. Er steht oft erst um 14 Uhr auf, kriegt kaum die Wohnung aufgeräumt, schreibt keine Bewerbungen (momentan arbeitssuchend...) und sitzt eigentlich die meiste Zeit nur sinnlos vorm Computer. Zwar rafft er sich hin und wieder auch mal auf und macht was Produktives, aber viel ist es nach meinem Empfinden leider nicht.

    Ich weiß nun ehrlich gesagt nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich will ihn nicht völlig unter Druck setzen, weil ich glaube, dass das der falsche Weg wäre, aber stillschweigend hinnehmen kann ich es eben auch nicht. Und überhaupt weiß ich gar nicht, ob sich meine Bemühungen überhaupt lohnen, solange er nicht aus freien Stücken sagt, dass er WIRKLICH aufhören will. Imho beiße ich da auf Granit. Der erste Schritt müsste eigentlich von ihm kommen... denke ich.

    Ich will ihn wie gesagt nicht unter Druck setzen, die Sache aber auch nicht als "Lappalie" abtun. Ich will ihm helfen, aber nicht sein Problem für ihn lösen. Ich brauche wahrscheinlich einen Mittelweg, nur habe ich leider keine Idee, wie der aussehen könnte. Von daher hoffe ich nun darauf, dass ihr mir vielleicht ein paar Tipps geben könnt, was sinnvoll wäre und was eurer Meinung nach gar nicht geht.

    Ich danke euch im Voraus für eure Ideen, Ratschläge und Meinungen.

    Liebe Grüße und eine gute Nacht,
    Sora

  • Zitat

    solange er nicht aus freien Stücken sagt, dass er WIRKLICH aufhören will


    Genau das ist leider der Punkt und lässt alle Angehörigen verzweifeln ...
    Nur wie du vollkommen richtig schreibst, letztlich kann nur er seine 'Sucht besiegen!

    Sobald ich etwas mehr Zeit habe, werde ich versuchen noch mehr auf deine Fragen einzugehen, aber kurz antworten muss ich nun einfach :winking_face:

    LG Franz

  • Zitat

    Problem nur: Was macht man mit jemandem, der eigentlich gar nicht wirklich aufhören will?


    Hi,

    jo... das ist einfach so, dass man da erstmal garnich viel machen kann!
    so wie ich das herauslese, rafft er ja nichtmal, wie sehr es dich stört!

    Zum totalen Stop wirst du ihn wahrscheinlich auch garnich bewegen können;
    offensichtkich fehlt ihm ja da die Einsicht!

    Es gibt aber die Möglichkeit, ihm klarzumachen, dass DU die Zeit, die ihr zusammen habt, mit IHM verbringen willst,
    und nicht mit seiner Bong.
    Ich hatte selber zu meinen Kiffzeiten eine Beziehung zu ner drogenfreien Frau & als Probleme aufkamen,
    fiel es mir relativ leicht, zu der Vereinbarung zu kommen: Wenn wir zusammen sind, kiffe ich nicht!
    SOLLTE (haha!) ja kein Problem sein...

    Wennn er da nicht drauf eingehen kann/will - dann ist es an dir: Lebe damit - oder trenne dich.

    Für mich war diese Zeit übrigens sehr lehrreich und hat mir beim späteren Stop sehr viel geholfen!

    LG.Ganesha

  • Hey!

    Ich danke euch für eure Antworten.

    @ Franz: Nur keine Eile. :smiling_face: Ich bin dir schon allein sehr dankbar für die Zeit, die du investiert hast, um meinen Beitrag zu lesen und ein paar Zeilen dazu zu schreiben. Und was du schreibst, deckt sich ja mit meinen eigenen Gedanken, insofern ist das in gewisser Weise durchaus hilfreich für mich. Was aber nicht heißt, dass ich nicht an weiteren Ideen und Gedankengängen interessiert wäre. :winking_face: Ich bin offen und dankbar für jeden Tipp, Ratschlag, jede Sichtweise, die du äußerst (bzw. jeder andere natürlich auch. Gar keine Frage).

    @ Ganesha: Ich denke schon, dass er in gewisser Weise rafft, dass es mich stört. Nur wahrscheinlich ist nicht klar, in welchem Ausmaß es mich tatsächlich stört. Er interpretiert das bisherige Schweigen meinerseits als Zustimmung, allerdings habe ich ihm da auch ganz deutlich gesagt, dass das ein riesiger Irrtum ist. Nun ja, ich denke wohl aber auch, dass ich da nochmal deutlicher werden muss. :-/

    Interessanterweise raucht er auch nur, wenn wir bei ihm sind. Wenn er zu mir kommt, lässt er das Zeug zuhause und auch als wir übers Wochenende bei meinen Eltern waren, ging es ohne Gras. Mal ganz abgesehen davon, dass er gezwungenermaßen schon mehrere Monate ohne auskommen musste und das ging auch. Das macht dann irgendwie doch Hoffnung und das ist ein Punkt, an dem ich gern ansetzen würde, sofern irgendwie möglich.

    An Trennung ist derzeit noch gar nicht zu denken. Wir sind noch ganz am Anfang der Beziehung und ebendrum auch am Anfang der Problemlösung. So ganz kampflos aufgeben möchte ich da natürlich nicht, zumal die Beziehung abgesehen von seinem Suchtproblem es definitiv wert ist, darum zu kämpfen (bzw. eigentlich nicht die Beziehung an sich, sondern er als Mensch ist es wert).

    Zitat

    Es gibt aber die Möglichkeit, ihm klarzumachen, dass DU die Zeit, die ihr zusammen habt, mit IHM verbringen willst,
    und nicht mit seiner Bong.

    Danke für diesen Tipp. Genau darüber hatte ich auch schon nachgedacht, allerdings habe ich mich gefragt, inwieweit ich da zu weit gehen würde. Dem Grunde nach lebt er nach dem Motto "In meiner Wohnung hab ich das Sagen, in deiner Wohnung gibst du den Ton an" und er raucht eben nur in SEINER Wohnung, insofern habe ich mich gefragt, ob ich genau genommen überhaupt das Recht hätte, ihm das in seiner Wohnung zu verbieten. Möglicherweise habe ich da mehr Erfolg, wenn ich es nicht als Aufforderung formuliere, sondern als Bitte. Zum Glück sind wir ja beide dazu in der Lage, Probleme sachlich und vernünftig zu besprechen, so dass es dahingehend wenigstens ein klein wenig einfacher wird. Da werde ich mir mal nen Kopf drum machen, wie ich mein Anliegen am besten vortragen kann.

    Und du schreibst, für dich war die Zeit lehrreich und sie hat dir beim späteren Stop geholfen. Magst du vielleicht erklären, wie du es geschafft hast? Was hat dich motiviert? Mit welchen Gedanken und Verhaltensweisen hast du das geschafft? Ich hoffe, die Fragen sind nicht zu persönlich. Falls doch, ignorier sie bitte einfach, ja? Ich frage nur deshalb, weil ich es als sehr motivierend empfinde, was du schreibst und deshalb gern mehr über den Weg erfahren würde, den du gegangen bist - sofern es dir nichts ausmacht natürlich.

    Vielen Dank und liebe Grüße,
    Sora

  • Hi,

    ne, das Ausmaß ist einem nicht klar, solange man konsumiert.

    Hast ne schöne Einstellung finde ich & es ist ja auch absehbar, dass er KANN, wenn er will!
    (*seufz* wie oft haben meine Oldies genau DIESEN Satz in der Schule und später in der Ausbildung hören müßen!)
    (und jetzt komme ich selber damit an ***lächel***) :j:

    Das wird es ihm übrigens mal ziemlich leicht machen, wenn er dann ganz aufhört!

    Ich finde absolut nicht, dass du das Recht hast, es ihm in seiner Bude zu verbieten, ganz klare Sache.
    Aber du hast sowohl Recht als auch Pflicht darzulegen, was es bei DIR bewirkt!
    Auch als Bitte isses absolut legitim!
    ich kam damals übrigens sogar von selbst darauf & wir kamen dann zur Vereinbarung:
    Ich kiffe nicht, sie trinkt nicht & das tat beiden gut!

    Bei mir war/ist es so, dass ich extrem auf harten Drogen war; 2000 diese dann gestoppt hatte (Motivation? Stop oder Stirb!):gj:
    Acht Jahre später - ich kiffte sehr gemäßigt, abends und in kleinen Dosen - hatte ich die Schnauze voll,
    weil halt die Muster immer noch da waren:
    Unbehagen, wenn der Dope leer wurde; mechanisches konsumieren - weil halt Abend ist & was mich am meisten abnervte, war
    die Tabakqualmerei dabei & zusätzlich!
    Frei nach dem Motto: Alkohol & Pulver schaffste, aber an diesem Dreckskram hier scheiterst du????!!!!!
    Machte mich echt sauer & so kam ich - wieder - an diesen Punkt: JETZT IST GENUG !!!
    Seitdem bin ich clean und rauche auch keine Kippen mehr!

    :k: klingt jetzt sehr easy, war aber schon ein harter Monat & in der Folgezeit löste sich vieles, was jetzt - erstmal - nicht immer ein Zuckerschlecken war.
    Aber heute kann ich echt sagen: Eine der wirklich guten Entscheidungen in meinem Leben & hey: Ich vermisse NIX, ganz im Gegenteil... :gi:

    Zitat

    Ich frage nur deshalb, weil ich es als sehr motivierend empfinde, was du schreibst und deshalb gern mehr über den Weg erfahren würde, den du gegangen bist - sofern es dir nichts ausmacht natürlich.


    https://www.suchtundselbsthilfe.de/forum/postfach…ne-trocken.html
    Kannst hier mal schmöckern, wenn du magst!

    :gj: Vielleicht hat er ja Interesse, sich hier im Forum mal durchzuschmöckern; ev. ist ja SEIN Zeitpunkt allmählich auch gekommen?!!

    LG.Gane

  • Guten Morgen!

    Danke für den Link und die Antwort. Ich habe mich mal durch dein PF gelesen und muss sagen: Respekt! Bei dir scheint es wirklich sehr heftig gewesen zu sein, insofern kann ich auch die Motivation nachvollziehen, die dich zum aufhören bewegt hat.

    Bei meinem Freund ist es nicht ganz so heftig. Von wirklich harten Drogen lässt er zum Glück die Finger. Wir hatten gestern noch ein ziemlich langes Gespräch und mir ist dabei aufgefallen, dass ihm eigentlich ziemlich gut selbst klar ist, in was für nem Teufelskreis er sich befindet. Er hat selbst vorgeschlagen, die Menge an Gras zu reduzieren, die er raucht und es aufs Wochenende zu verlegen. Zum einen wegen der massiven Antriebslosigkeit, die das Zeug auslöst, zum anderen aber auch wegen der Finanzen. Na ich bin gespannt. Wenn ich ehrlich bin, habe ich momentan wenig Hoffnung, dass er das wirklich durchzieht, aber ich werde ihn zumindest nochmal dran erinnern.

    *sfz* Irgendwie macht sich grad ein erster Anflug von Verzweiflung breit. Ich habe wirklich nicht das Gefühl, dass das Gespräch viel gebracht hat und das macht mir Sorgen. Sehr große sogar. :frowning_face:

    Würde gern noch mehr schreiben und lesen im Forum, muss aber leider schon wieder los. Die Arbeit ruft.

    Liebe Grüße,
    Sora

  • moin,

    Zitat

    *sfz* Irgendwie macht sich grad ein erster Anflug von Verzweiflung breit. Ich habe wirklich nicht das Gefühl, dass das Gespräch viel gebracht hat und das macht mir Sorgen. Sehr große sogar. :frowning_face:


    Ach du - Prinzip Hoffnung!
    Ihr habt ja jetzt gerade erst angefangen & es geht einfach nicht, dass da von Jetzt auf Nachher groß etwas geschieht!
    Schau mal: Jeder Süchtige hat ja jahrelang seine Muster verankert.
    Und es dauert eben auch ne Weile, bis man die ablegen kann...

    Ich finde, ihr seid da schon ein ganzes Stück weitergekommen & mit ein wenig Glück und Beharrlichkeit ist echt ALLES drinne...

    LG.Gane

  • Recht hast du. :smiling_face:

    Wenn es eine Weile dauert, ist das gar nicht das Problem. Darauf war ich von Anfang an eingestellt und das weiß ich natürlich auch, dass man nicht mal eben so von hier auf jetzt aufhören kann. Das ist ganz klar. Mich würde es nur sehr freuen, wenn ich wenigstens den Versuch bei ihm erkennen würde, damit aufzuhören. Er sagte ja, er will versuchen, den Konsum aufs Wochenende reduzieren und wenn er das wirklich durchzieht und auch durchhält, wäre das natürlich ein großer Schritt in die richtige Richtung und da wäre ich dann natürlich auch wahnsinnig stolz auf ihn. Ich muss wohl abwarten :-/

  • Servus Sora,

    hast du dir schon mal unser Onlineprogramm Lass das Gras angesehen?
    Findest oben über den Button oder direkt mit diesem Link ==> https://www.lass-das-gras.de

    Eigentlich wollte ich das schon vor paar Tagen anmerken, doch im Moment haben wir einen Aufnahmestopp - jetzt aber weiß man, dass wir in Kürze wieder einige neue Probanden aufnehmen können :smiling_face:
    Vielleicht ist es ja was für ihn ...
    Letztlich auch für dich, lehnt er so was oder einen Besuch bei der Suchtberatung ab, dann kannst du für dich schon auch den Grad daran bemessen, ob er unbedingt was verändern möchte :winking_face:

    Wenn ich lese, jetzt werden manche aufschreien, wenn wer reduzieren will, dann ist das mit Vorsicht zu genießen :winking_face:
    Manchmal klappt das, aber leider in den meisten Fällen eben halt nicht :frowning_face:
    Meiner Meinung nach ist der einfachere Weg auch wirklich das aufhören, da ist ein klares Ziel definiert.

    Für den Moment ist aber abwarten vermutlich wirklich das einzige, nur bitte achte auf dich dabei ...
    Damit meine ich, klappt das angestrebte Reduzieren gar nicht, solltest dir im Vorfeld schon überlegen wie du reagierst :winking_face:

    LG Franz

  • Hey Franz,

    ja, durch das Online-Programm habe ich mich schon geklickt. Das war gleich das Erste, was ich getan habe, noch bevor ich ins Forum geschaut habe und ich finde die Idee sehr gut. Ich habe mir auch vorgenommen, ihm mal davon zu erzählen, allerdings wollte ich damit noch ein wenig warten. Meiner Meinung nach ist es dafür noch zu früh. Ich denke einfach, er ist noch nicht so weit, dass er sich wirklich voll und ganz auf eine Veränderung einlassen kann. Dazu sind die äußeren Umstände aktuell auch noch mehr als ungünstig und ich empfinde dieses Online-Programm durchaus als eine sehr gute Chance, die ich nicht dadurch "versauen" sollte, dass ich ihn zu früh damit konfrontiere. Ich merke zwar, dass seinerseits der Wille da ist, etwas zu verändern, aber imho ist er noch nicht stark genug, als dass er es auch wirklich durchziehen würde. Ich möchte aber natürlich schon, dass er das Programm dann auch ernst nimmt (ein Abbruch online ist eben immer noch leichter als wenn man in eine Klinik geht) und ich glaube, der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen. Leider. Das steht auf meiner "To-Do-List" aber sehr weit oben, ihm das Programm einmal vorzuschlagen. :smiling_face:

    Zitat

    Damit meine ich, klappt das angestrebte Reduzieren gar nicht, solltest dir im Vorfeld schon überlegen wie du reagierst

    Ja, genau das ist mein Problem. Mir fehlt der gesunde Mittelweg. Ich will ihn nicht zu sehr unter Druck setzen, weil ich genau weiß, dass das eher nach hinten los geht und die Situation eher verschlimmern würde. Aber wenn ich es zu schwach angehe, interpretiert er es eben als Zustimmung meinerseits (oder sagen wir eher "Toleranz" statt "Zustimmung"). Die letzten Male, wenn er gekifft hat, war mir einfach nur nach heulen zumute. Weil ich da so wirklich bemerkt habe, was es mit ihm macht. Weil ich daneben saß und nicht wusste, was ich unternehmen kann/soll/muss/darf. Ich reiße mich halt zusammen, weil 1. nicht ich diejenige bin, die Hilfe braucht, sondern er und ich 2. sein Problem nicht zu meinem machen darf.

    Ich weiß halt nur wirklich nicht, welche Reaktion meinerseits da sinnvoll und angemessen wäre. Ehrlicherweise tut es mir in der Seele weh, ihn so zu sehen, aber schwach werden bringt uns beiden ja nicht viel. An dem Punkt weiß ich echt noch nicht weiter. Ihn unterstützen und dabei auf mich selbst achten. Genau das ist grob betrachtet ja mein Ziel, nur fehlt mir irgendwie der Weg dazu. Konkrete Strategien, Verhaltensweisen, die richtigen Worte... sowas eben. :-/

  • Du musst genau da ansetzen, der Mittelweg ist DU zu sein!!

    Daher halte ich klare Ansage für wichtig, wie z.B. wenn ich da bin, da will ich nicht dass du kiffst usw.
    Daneben sitzen geht schon mal gar ned, da bist Passivkiffer :face_with_tongue:

    Ein dürfen oder müssen gibt es nicht, nur Konsequenz ist wichtig - sobald ein Auge zudrückst hast verloren.
    Ich meine das ja nicht böse, aber wenn man es von der Seite des Süchtigen betrachtet, will er konsumieren und solange es keine unschönen Konsequenzen hat, warum soll er dann aufhören?
    Natürlich hat er auch den Willen zum Reduzieren in sich, doch wenn das mal nicht wie geplant klappt, dann führt es oft und schnell zum normalen Konsum zurück.

    Vielleicht kannst ihn ja zu einem gemeinsamen Besucht bei der Suchtberatung gewinnen.
    Solche Gespräche nehmen dich etwas aus der Szene, weil der Berater dann klar sagt wie es laufen müsste.
    So bekommt er es mal klar gesagt und du bist dabei :winking_face:
    Zudem sollte so eine Beratung auch dich als 2. Teil des Ganzen sehen, also was er dir mit seinem Konsum antut usw.

    Was er aus solchen Sachen macht, dass hat sowieso immer nur er in der Hand, aber das hatten wir bereits.

    LG Franz

  • Ja, stimmt. Aus der Sicht habe ich es noch gar nicht betrachtet, aber es macht Sinn und hilft mir grad sehr weiter. Vielen Dank dafür. :smiling_face: Und das mit der Suchtberatung ist ne klasse Idee. Da werde ich mich gleich mal informieren, wo es da bei uns ne Anlaufstelle gibt. :smiling_face: Vielen Dank für den Tipp. :smiling_face:

  • Danke für das Angebot. Das ist echt nett. :smiling_face: Ich glaube, ich bin schon fündig geworden. Gut, ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich Hauptstadtkind bin und es da eher weniger kompliziert ist, etwas zu finden. :winking_face: Habe etwas gefunden, das von seiner Wohnung aus sehr leicht zu erreichen ist und gar nicht mal weit weg. Das ist schon mal nicht schlecht. Nur leider sind die Öffnungszeiten... nun ja... bescheiden. :-/ Die kollidieren massiv mit meinen Arbeitszeiten. Ich werde frühestens Freitag anrufen können (ist mir lieber, wenn ich wenigstens mal eine Stimme gehört habe statt nur einen Text per Mail zu bekommen), aber das steht fürs erste ganz oben auf meiner Liste. Möchte erstmal wissen, wie so ein Gespräch dort ablaufen würde und was die für Möglichkeiten haben, Betroffenen zu helfen. Bzw. auch, was sie für mich als Angehörige im Programm haben. Das bieten sie ja an, auch für Angehörige da zu sein und das gefällt mir ziemlich gut.

    Für den Fall der Fälle, dass du zufällig in Berlin gerade einen Tipp aus dem Ärmel schütteln kannst, nehm ich den natürlich gern entgegen. Eine Alternative zu haben ist nie verkehrt - auch bei Fachpersonal nicht. Aber du musst dich jetzt auch nicht extra bemühen. :smiling_face: Ich meine wirklich nur für den Fall, dass du evtl. eine gute Anlaufstelle kennst. Ansonsten rufe ich auf jeden Fall am Freitag erstmal in der Stelle an, die ich gerade gefunden habe. Die Infos auf deren Seite sind leider recht dürftig :-/

  • Hallo Sora,

    ich hoffe für Dich/Euch das am Freitag alles so verlaufen ist wie Du es Dir erhofft hast.

    Ihn aus seiner Sucht herauszubekommen geht nur wenn er es selbst auch wirklich will. Du für Dich solltest da ganz klare Grenzen ziehen was in Deiner Anwesenheit sein darf und was nicht. Pass bitte auf Dich auf dabei das Du nicht in eine Art Co-Abhängigkeit reinrutscht.

    Viele Grüße:

    Siegfried

  • Hallo Siegfried,

    danke für deine Worte.

    Ich bin leider erst heute dazu gekommen, ihm davon zu erzählen. Er hat es sofort abgelehnt. :frowning_face: Konnte ihn auch nicht davon überzeugen, es sich wenigstens mal anzuhören. :frowning_face: Er ist der Meinung, er würde es allein schaffen, wenn er wollte (seh ich anders). Nur sieht er irgendwie auch keinen Sinn darin, jetzt damit aufzuhören. Ich hab ihm jetzt nochmal deutlich vor Augen gehalten, welches Problem ich da sehe und warum ich der Meinung bin, dass er bereits JETZT damit aufhören müsste (gesundheitliche Aspekte, kein Job wegen mangelnder Motivationslosigkeit, immer nur zuhause rum sitzen und nix sinnvolles machen usw.). Zumindest das hat er verstanden und gibt mir da auch Recht, dass Job UND Bong nicht zusammen gehen. Für den Moment hatte ich auch den Eindruck, ein wenig Motivation in ihm geweckt zu haben. Ich denke, jetzt muss ich erst recht dran bleiben und ihn dazu bringen, dass er Bewerbungen schreibt und den Konsum wenigstens erstmal reduziert, so gut es geht (finanziell ist es ja auch besser... mal ganz davon ab, dass das Zeug illegal ist).

    Ich bin ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht, dass er es sich nicht wenigstens mal anhören will. Es wäre unverbindlich. Aber was soll ich tun? Ihn zwingen? Bringt ja auch nix. Naja, aber wenigstens hat er erstmal gemerkt, dass ich seinen Konsum beim besten Willen nicht gut finde (um es mal nett zu formulieren) und dass er etwas ändern MUSS. Das ist auf jeden Fall erstmal besser als gar nix. :br:

    Liebe Grüße,
    Sora

  • Hallo Sora,

    das ist mal wieder typisches Verhalten eines Suchterkrankten der seine Krankheit noch nicht wirklich wahrhaben will...

    Zitat

    Er ist der Meinung, er würde es allein schaffen, wenn er wollte (seh ich anders). Nur sieht er irgendwie auch keinen Sinn darin, jetzt damit aufzuhören.

    ...weil jetzt wohl der falsche Zeitpunkt oder was auch immer gerade ist. Ich frag mich allen Ernstes warum es gerade jetzt keinen Sinn macht ? Wann macht es denn für ihn Sinn ? Wenn er sich soweit weggeknallt hat das er gar nicht mehr klarkommt ? Es gibt niemals einen besseren Zeitpunkt als "sofort" etwas gegen eine Suchterkrankung zu tun. Jedes aufschieben macht es nur schwerer nochmal die Kurve zu kriegen.

    Du scheinst da für Dich ganz klare Grenzen zu ziehen und das ist auch vollkommen richtig. Er muß spüren das er Dir als Mensch wichtig ist aber er muß auch spüren das Du seine Sucht nicht duldest oder tolerierst. Irgendwann wird er die Entscheidung treffen müssen was ihm wichtiger ist, Du oder sein Suchtmittel.

    Warum kann er die jetzt nicht treffen ?

    Wer oder was ausser er selbst kann ihn an einer Entscheidung hindern ?

    Viele Grüße:

    Siegfried

  • Mh... wenn ich das mal wüsste, warum es aus seiner Sicht gerade keinen Sinn macht... :-/

    Ich vermute (!), weil er aktuell nicht wirklich Verantwortung zu tragen hat (außer für sich selbst, aber das scheint irgendwie nicht zu zählen). Er ist ja eigentlich nur zuhause und macht nicht wirklich was Sinnvolles. Er sagte mal, er will aufhören, wenn ich irgendwann mal schwanger bin, weil er dann halt Verantwortung für ein Kind hat, aber dieser Gedanke ist witzlos. Wir sind erst ein paar Monate zusammen, insofern ist an ein Kind noch gar nicht zu denken (demnach also auch nicht ans aufhören). Abgesehen davon wage ich es stark zu bezweifeln, dass er einfach so aufhören kann, wenn wir irgendwann wirklich mal ein Kind bekommen sollten. Naja... ist eigentlich selbsterklärend, dass seine Argumentation keinen Sinn hat. Ist imho nur ein Vorwand, weil er selbst eigentlich gar nicht aufhören will.

    Ich hab jetzt nochmal versucht, ihm die Gründe klar zu machen, warum es sinnvoll ist, JETZT aufzuhören. Ich hoffe echt, dass es bei ihm ankommt. *sfz*

  • Hmm...mal ganz blöde gefragt.....er will aufhören wenn Du schwanger bist....jetzt frage ich mich ob Du mit ihm ein Kind zeugen möchtest wenn er gerade voll dicht ist ? In dieser Richtung könntest Du ihm ja auch mal etwas Wind aus seinen Segeln nehmen so frei nach dem Motto...wenn Du druff bist dann werde ich nie schwanger...mal sehen was er dann sagt...

    ...und einfach mal so aufhören trauen sich viele zu und bei den wenigsten funktioniert es dann auch...er sollte nicht den Irrglauben haben das er seine Sucht kontrollieren kann...die kontrolliert ihn..

    Viele Grüße:

    Siegfried

  • Mh... naja, was die Argumentation mit dem Kind betrifft, habe ich das gar nicht weiter verfolgt, weil das wirklich total sinnlos ist. Abgesehen davon hat das eben wirklich noch mehr als genug Zeit. Momentan konzentriere ich mich halt darauf, ihn dazu zu bewegen, dass er Bewerbungen schreibt und erstmal wieder ins Berufsleben findet. Thema Kinder steht wirklich noch in ewig weiter Ferne. Ein geregelter Tagesablauf, eine sinnvolle Aufgabe und ein eigenes Einkommen sind halt aktuell erstmal wichtiger.

    Ich hatte ihm dahingehend ja nochmal ins Gewissen geredet und ich glaube, dass es sogar bei ihm angekommen ist. Er hat mir heute gleich mal berichtet, dass er eine Druckerpatrone bestellt hat, damit er wieder Bewerbungen schreiben und die dann eben auch ausdrucken kann. Ist nur ein winzig kleiner Schritt, aber ich betrachte es als einen kleinen Anfang. Immerhin hat er sich damit schon mal darum gekümmert, dass die technischen Voraussetzungen gegeben sind. Und Adressen hatten wir ja bereits gemeinsam raus gesucht (das war letzte Woche schon...).

    Naja, nun heißt es erst recht "dran bleiben".

    Und dass nicht er seine Sucht kontrolliert, sondern sie ihn... nun ja... das ist so eine Sache. Ich gebe dir da vollkommen Recht und sehe es ganz genau so. Nur ich denke, auf den Trichter muss er alleine kommen. Er hat wohl schon mehrmals versucht, es zu lassen und eigentlich sollte ihm das die Augen öffnen, aber er blendet schlechte Dinge eben auch gern mal aus und ignoriert sie völlig. Und ich denke, da werde ich nicht viel für ihn tun können... außer versuchen, ihm klar zu machen, dass er auf dem Holzweg ist... :-/

    Liebe Grüße,
    Sora

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