Suchtprobleme und Lügen in der Beziehung

  • Hallo zusammen,

    seit genau einer Woche weiß ich nun, dass mein Freund doch etwas zu verheimlichen hat. Und ich glaube auch, dass er mir noch immer nicht die ganze Wahrheit sagt. Zuerst muss ich gestehen, dass auch ich kein unbeschriebenes Blatt bin, tagtäglich kiffe wobei ich gar nicht mehr wirklich dicht werde und das schon seit über 10 Jahren (mit Pausen). Das ganze sehe ich selbstverständlich als Sucht, komme aber damit klar weil ich einen super Job habe, gutes Geld verdiene, gewissenhaft und verantwortungsbewusst bin und es mich somit nicht wirklich beeinträchtigt. Dennoch würde ich mir wünschen, mich davon zu lösen, natürlich lieber früher als später. Da ich aber ebenfalls erst vor einigen Monaten das Zigaretten rauchen nach 14 Jahren aufgegeben habe, bin ich so schonmal sehr Stolz auf mich und bin zuversichtlich, dass ich die andere Sache auch noch in den Griff bekomme, möchte ja nicht irgendwann ne kiffende Mutti sein. Das eigentliche Problem bin momentan jedoch nicht ich, sondern mein Freund, der ebenfalls täglich kifft und nun weiß ich auch das er Pep zieht. Als ich letzte Woche in der Mittagspause Zuhause war um mit dem Hund Gassi zu gehen, lag in der Küche ein Teller mit einigen Resten von weißem Pulver (deutlich zu erkennen weil der Teller schwarz war) sowie einer Kreditkarte und noch einer weiteren Kundenkarte. Im ersten Augenblick wußte ich sofort das er was gezogen hat nachdem ich aus dem Haus bin. Danach dachte ich schon wieder, ggf. ist es ja vom Kollegen aber ich wusste, das ich mir sowas nicht einreden bzw. schön reden darf. Nachmittags, als er dann nach Hause kam, hat er erstmal nichts gecheckt weil er wohl gar nicht wußte was er da liegen gelassen hat. Dann ging er in die Küche, kam rückwärts wieder raus und meinte „Was ist das denn?“ Ich saß nur da und habe ihn angesehen. Dann hat er den Teller sofort in die Spüle gestellt und das Wasser angemacht. Ertappt!!! Er hat sich sofort rausgeredet, es sei nicht von ihm, war ganz hektisch. Ich habe gar nichts gesagt denn ich wußte, das ich dafür einen besseren Augenblick abpassen muss, um die Wahrheit zu erfahren. Dann waren wir noch am gleichen Tag einkaufen und er meinte zu mir, ob denn was sei, was ich denn habe. Das hat mich sehr geärgert, weswegen ich daraufhin gesagt habe, das er mich bitte jetzt nicht aufregen und so tun soll, als ob ICH was hätte…Hab ihm gesagt das ich das ein andern Mal mit ihm bespreche, wir auch gerne zur Apotheke fahren können wenn er weiter so scheinheilig tut und ich diesmal die Wahrheit erfahren werde. Er tat ganz ungläubig, was ich denn meine, „Hä? Apotheke?“, usw.. Das hat mich am allermeisten aufgeregt, so zu tun als ob mit mir was nicht stimmen würde. Irgendwann hielt er aber dann doch seine Klappe und hat das ganze auch nicht mehr angesprochen. Erst drei Tage später habe ich ihn abends nach dem Essen gefragt, dass er mir noch eine Antwort schuldet. Er hat zugegeben, dass er ab un zu was zieht. Das glaube ich ihm nicht, zumal ich selber kiffe und meiner Mutter damals auch sowas erzählt habe… Er meinte, er würde dies Mittags machen, auf der Arbeit und nicht während ich dabei bin - um wach zu werden. Auf meine Frage, wann er zuletzt was gezogen hat meinte er nach kurzem Überlegen, „vorletzte Woche Donnerstag“. Ich musste laut lachen, als ob er wüsste was er eine Woche zuvor an einem Donnerstag gemacht hat. Außerdem hat er den ganzen Rücken voller Pickel, Eiterknötchen und Mitesser, seine Zähne sehen nicht gut aus und dünn ist er auch (bei 1,90 m wiegt er unter 78 kg). Deswegen glaube ich, dass er das tagtäglich macht. Nur leider merk ich irgendwie nichts, ggf. merkt er selber ja nicht mehr allzu viel von dem Zeug…Auch als Bänker verdient er nicht soo schlecht , hat sich aber immer noch Geld für Urlaub etc. bei mir geliehen. Zuletzt hat er einen Kredit aufgenommen, eigentlich wollte er sich endlich mal ein Auto davon kaufen doch wie ich so beobachten konnte, hat er schon einiges davon einfach so verballert. Wir sind erstmal so verblieben, dass er mich in Kenntniss davon setzt, wenn er was zieht. Aber das wird er denke ich mal nicht machen bzw. meistens nicht. Daher weiß ich jetzt einfach nicht genau, wie ich weiter vorgehen soll. Ich möchte nicht einen Mann haben bei dem ich mir nicht sicher sein kann / vertrauen kann das er ehrlich ist, weil ich selber ein ehrlicher Mensch bin. Ich verachte chemische Drogen, eigentlich alle Drogen außer Gras (und selbst das will ich nicht verherrlichen). Wenn ich mir vorstelle das er seinen ganzen Körper, Organe und seinen Kopf mit dem Zeug kaputt macht, werde ich sehr traurig. Und ich bin natürlich enttäuscht, dass er mich die ganze Zeit angelogen hat und wahrscheinlich alle Leute aus seinem Bekanntenkreis ihn doch besser kannten als ich es tat. Momentan bin ich aber in einer schwierigen Situation, ich wohne zurzeit bei ihm, weil meine Mutter wg. Eheproblemen zurzeit bei mir wohnt. Wir haben Urlaub im September geplant. Außerdem hatten wir schon des Öfteren Beziehungskrisen und Pausen, da ich nicht wußte was los war. Ich habe intuitiv gespürt, dass etwas im Busch ist, konnte aber nie sagen woher dieses Gefühl kam und er meinte auch immer, dass alles in Ordnung sei. Letztendlich sah es immer so aus als wäre ich diejenige, die sich nicht entscheiden konnte, ich hab zuletzt auch mir die Schuld gegeben. Unsere letzte Pause liegt noch nicht allzu lang zurück, evtl. zwei Monate. Da ich keine Pausen mehr haben will, habe ich mir zuletzt gesagt, dass ich mich nun einfach fallen lassen und ihm vertrauen muss. Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich noch nie bei einem Mann dieses komische, unsichere Gefühl vorher hatte und er ist nicht meine erste Beziehung. Das hat man nun von seiner Naivität. Gerne würde ich mit ihm zusammen bleiben, wenn er damit aufhört. Aber ich denke das wird schwierig, selbst Leute aus seiner weiteren Familie nehmen Drogen und natürlich der Bekanntenkreis. Ich habe diese Forderung auch noch nicht an ihn gestellt sondern wollte jetzt erst einmal zwei Wochen abwarten und dann das Thema nochmal aufgreifen und ihm sagen was ich möchte. Da er mich die ganze Zeit angelogen hat, fällt mir das natürlich schwer ihm zu vertrauen bzw. weiß ich nicht, ob ich das überhaupt kann. Mein Vater war Alkoholiker und meine Mama ließ sich nach acht Jahren Ehe dann scheiden. Ich selber möchte keinen Mann mit einem solch üblen Suchtproblem, welches mich nocht weiter runter zieht, im Gegenteil, ich möchte etwas erreichen im Leben, habe klare Ziele. Ich habe andere Vorstellungen von meiner Zukunft und ich bin gerade in dem Alter, wo ich mir darüber Gedanken mache, mit wem ich mein Leben teilen möchte und demnach auch entsprechend gestalten möchte. Für mich ist es eine wirklich verzwickte Situation. Ich würde gerne helfen, möchte aber nicht in eine Co-Abhängigkeit geraten geschweige denn wegsehen und belogen werden. Da er aber mein Vertrauen missbraucht hat, fällt es mir auch schwer daran zu glauben und zu vertrauen, dass er die Sache sein lässt. Andererseits kann ich ihn auch nicht einfach so stehen lassen…Ich kann mit niemanden darüber wirklich reden, da ich ihn ja auch nicht schlecht machen will, keiner soll ein schlechtes Bild von ihm bekommen…
    Liebe Grüße,
    AniKa

  • Servus AniKa,

    da steckst in einer blöden Lage und man kann verstehen dass du grad nicht weißt wo vorne und hinten ist.

    Letztlich kann da aber nur das Gespräch helfen und da würde ich nicht empfehlen so was 3 Tage zu verzögern oder so ...
    Klar ist man erst mal gefrustet, doch kann man nur Änderung erwarten, wenn die Fakten auf dem Tisch liegen.
    Daher solltest dir genau überlegen, was willst du, wie soll es weiter gehen usw. ...
    Bei einem Gespräch mit deinem Freund muss klar sein, du akzeptierst diesen Konsum nicht und wenn nicht sofort Änderung eintritt, dann gehts nur über eine Trennung.

    Was aber dem allen entgegen spricht, ist dein eigener Konsum!
    Ich mache da nämlich nicht diesen Unterschied wie du, für mich spielt es keine Rolle ob man 'Speed oder 'Thc konsumiert - 'Sucht ist 'Sucht :face_with_tongue:
    Ok, du willst 'Cannabis nicht verherrlichen, gut, aber letztlich bist du selbst abhängig und das könnte auch ein Grund sein, dass dein Freund das alles nicht so tragisch sieht.
    Mit dem eigenen Konsumstopp könntest du deine Forderung umso mehr untermauern, lass dir das mal durch den Kopf gehen!!

    Alles in allem sehe ich aber nicht nur das Suchtproblem, es ist deine ganze Situation - deine Wohnsituation, das gebrochene Vertrauensverhältnis, deine eigene Erfahrung in der Familie mit 'Sucht und und und ...
    Daher musst du nun wirklich erst bei dir Klarschiff machen, für dich prüfen ob du überhaupt noch vertrauen kannst, wenn nicht, dann macht diese Beziehung nämlich keinen Sinn.
    Entweder man bringt es auf den Tisch, aber dann sind auch Vorwürfe in Zukunft tabu, er macht eine suchtbezogene Therapie oder wenigstens bei ner SHG oder so mit.
    Werden Absprachen nicht eingehalten, dann musst du auch konsequent ein Ende setzen :frowning_face:

    LG Franz

  • Hallo AniKa,

    Du selbst hast Dein Suchtproblem und solltest da aus eigener Erfahrung wissen wie "einfach" es ist mal eben so eine Sucht zum Stillstand zu bekommen. Es kann da bei Euch beiden Sinn machen gemeinsam über einen Suchtausstieg nachzudenken. Das hört sich einfacher an wie es ist. Ich kenne das aus eigener Erfahrung mit meiner Kleinen. Wir sind seit 2009 damit beschäftigt aus unseren Süchten rauszukommen und Rückfälle sind da auch auf beiden Seiten passiert und sind auch in Zukunft nicht auszuschliessen.

    Ansonsten gilt bei einem gemeinsamen Suchtausstieg aber absolutes gegenseitiges Vertrauen was auch voraussetzt das beide Seiten in der Lage sind sachlich über Probleme reden zu können die sich in der Partnerschaft aufgebaut haben. Genau hier liegt aber der Knackpunkt, denn da muß jeder auch mal lernen eigene Fehler einzugestehen, da muß jeder lernen 100 %ige Ehrlichkeit und Offenheit zuzulassen. Vor allem muß jeder begreifen wie wichtig zuhören, reden, verstehen und verzeihen ist. Eine Welt von Vorwürfen muß man sich da ersparen und mit Mißtrauen geht das sowieso nicht.

    Wenn Du von Deinem Partner verlangst das er seine Sucht beendet dann beende Deine auch, sonst wird das nichts...ist zumindest schwer vorstellbar das er akzeptieren wird das Du Deine Sucht in Ruhe weiterführen kannst während er auf seine Sucht (wenn auch nur teilweise) verzichten soll. Du erwartest dann etwas von ihm ohne mit ihm am gleichen Strang (vor allem am gleichen Ende des Stranges) zu ziehen. Wie soll das funktionieren ?

    Dann willst Du da nicht in eine Co-Abhängigkeit reinrutschen aber wenn ich das lese...

    Zitat

    …Ich kann mit niemanden darüber wirklich reden, da ich ihn ja auch nicht schlecht machen will, keiner soll ein schlechtes Bild von ihm bekommen…

    ...dann denke ich mal das Du da schon drin bist weil Du schon fleissig damit beschäftigt bist eine Schutzmauer aufzubauen. Bringt nichts, die stürzt über kurz oder lang von alleine ein...

    Viele Grüße:

    Siegfried

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