SP/Schüchtern: Privat und Beruflich

  • Vieleicht kennt das jemand:
    Einerseits ist man eher passiv und man fühlt sich meist eher unwohl in sozialen Situationen, aber es geht, sobald man die richtigen Personen oder eine bestimmte Situation hat. Bei mir ist das irgendwie so. Einerseits hab ich an manchen Tagen regelrecht Probleme das Haus zu verlassen und ich schaff es dann meist nur, nachdem ich zehn mal überprüft habe ob ich auch vernünftig aussehen tuh und alles dabei hab. Und muss dann ständig grübeln, wenn Fremde mich anschauen oder Mädchengruppen kichern, sobald sie an mir vorbei sind. Andererseits hab ich keine Probleme im Umfeld der Familie oder beim engsten Kreis meiner Freunde. Und ich kann, trotz unwohl sein, relativ gut reden, sofern es irgendwo geschäftlich ist. (Also damals Uni-Vorträge, jetzt Bewerbungsgespräche) Bin auch sonst eher passiv, aber wenn keiner in Arbeitsgruppen die Leiterrolle einnehmen wollte, dann hab ich die meist auch immer übernommen und war recht überrascht wie gut ich das gemeistert habe.

    Fast so, als ob ich erst einen offiziellen Grund bräuchte um auf andere Leute zu zugehen und sie anzusprechen.
    Fremde kann ich auch nur Ansprechen, wenn sich ein guter Grund ergibt. Z.b. wenn eine ältere Person mit schweren Taschen oder eine Frau mit Kinderwagen an der Bahnhofstreppe steht.
    Wäre schon toll, wenn ich diese Kompetenz auch in den privaten Teil meines sozialen Lebens einbringen könnte. Was sicherlich ein großer Schritt im Kampf gegen meine Hemmungen in diesen Bereich wäre. Nur wie könnte man das hinkriegen? =(

    Kennt das von euch vieleicht wer, wenn es teilweise so Unterschiedlich ist, also von Situation zu Situation?

  • Hallo Frozen_Heart,

    oh ja, das was du beschreibst, kenn ich genau SO! Es ist keine richtige Sozialphobie, aber mehr als reine Schüchternheit! Weiß gar nicht, ob es dafür auch einen Begriff gibt, aber das ist ja auch egal.

    Wie gesagt, ich kenn das auch ganz ganz genau so! Mir fällt es sogar schwer, im Supermarkt ne Verkäuferin anzusprechen und zu fragen, wo etwas gesuchtes steht, da such ich lieber ne halbe Stunde lang. Aber in der Shcule früher, wenn es sonst keiner gemacht hat, hab ich auch die Führungsrolle inne gehabt, war aber genauso ein perfektes Mobbingopfer!

    Du siehst, bist nicht alleine damit! :winking_face:

  • Hallo Frozen_Heart,


    ich kenn das Problem ziemlich gut. Das wirkt sich genauso aus wie bei dir und auch die Situationen von Rose kenn ich nur zu gut. Bei mir kommt noch hinzu, dass ich nicht überhaupt nicht schaffe vor irgendwem zu reden. Bei Vorträgen zitter ich am ganzen Körper, so dass man das auch noch in der letzten Reihe sehen kann und vor offiziellen Gesprächen wird die Angst oft so groß, dass ich mich übergeben muss oder mein Kreislauf versagt. Wenn jemand in meiner Umgebung kichert oder lacht oder ich merke, dass mich jemand anschaut, fangen meine Gedanken sofort an zu rasen. Ich geh nur mit gesenktem Kopf über die Straße, damit ich auch ja keinem einen Grund gebe mich schief anzuschaun und die Blicke nicht so mitbekomme.

    Du bist keineswegs alleine! Und zusammen sind wir stark :gj:

    Liebe Grüße
    Ally

  • Ich kenn das teilweise auch. Aber nicht so extrem.
    Ich hab zum Beispiel Probleme mit Telefonieren. Ich hasse es regelrecht mit fremden Leuten telefonieren zu müssen. Wenn so ein Aruf ansteht, z.B. bei einer Behörde oder beim Arzt oder sonst wo, dann überlege ich mir teilweise stundenlang vorher was ich sagen will.
    Früher war das mal schlimmer, heute geht es besser seit meinem FSJ, weil da bin ich gezwungen auch mal an das Telefon zu gehen. Aber das mach ich wirklich nur, wenn kein anderer da ist.
    Vorträge sind auch der Horror, obwohl ich das teilweise wohl gut kann, sagte man mir. Also grad bei einem Thema welches mich auch wirklich interessiert.
    Übelkeit ist dann standard, mir zittern die Hände und man sieht mir total an, dass ich nervös bin.

    Wenn ich das nun meinen Freunden erzählen würde, dass ich da so nen Schisser bin, würde mir das fast keiner glauben, weil ich nicht den Anschein mache.

  • Vorträge und Bewerbungsgespräche bleiben trotzdem Horror, ich schwitze da auch immer, als ob ich Marathon laufe, zitter und stotter... aber irgendwie kriegt das nie jemand so mit. Vieleicht erlebt man das auch immer schlimmer, als es dann in Wirklichkeit ist. Keine Ahnung.

    Versuch jetzt auch selbst immer etwas daran zu ändern, allerdings bisher nur mit minimalen Erfolgen. Lese viel zum Thema und versuche unter anderem mein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl so gut es geht aufzubauen. Z.b. auch durch Muskelaufbau. Man merkt schon das es eine Kopfsache ist, und ich merke auch das es mir gut tut, wenn ich mich solchen Situationen stelle. Gerade nach den Bewerbungsgesprächen jetzt, merke ich zwar einerseits wie anstrengend es für mich war und wie sehr mich die Situationen dort auch jetzt noch beschäftigen, aber es lässt den Alltag einfacher wirken. Was dann passiv ja doch etwas aufbaut.

  • Hallo Frozen_Heart

    Ich finds gut, dass du dich mit dem Thema aktiv auseinandersetzt und etwas für dich tust!
    Lass es mich wissen, wenn sich Erfolg einstellt, vielleicht kann ich einige deiner Strategien übernehmen, denn bisher zeigt sich bei mir nixht wirklich ein Fortschritt... Natürlich, ich kann jetzt überhaupt mit anderen Menschen reden und dass ich hier im Forum bin ist auch ein großer Schritt, aber eben auch so klein, wenn man es mit dem großen Ganzen vergleicht.
    Was bei mir ziemlich gut hilft, ist eine gewisse arrogante innere Grundhaltung... Man muss zwar aufpassen, dass sie nicht (zu sehr) nach Außen durchscheint, aber wenn man sich innerlich ein kleines Bisschen für was Besseres hält, ist es doch leichter auch Äußerlich Stärke zu zeigen...
    Naja... Ich schreib viel über mich, aber mehr als Erfahrungsberichte kann ich nicht geben...
    Ich wünsch dir ganz viel Erfolg und Kraft auf deinem Weg aus der Angst!

    LG
    Ally

  • @ Ally

    Was ich sehr gut fand, waren Treffen mit ähnlich fühlenden und denkenden Personen. Hatte mich früher öfters mit Leuten getroffen die auch stark schüchtern waren oder SP hatten, leider habe ich mit ihnen jetzt nurnoch sehr wenig Kontakt und meist nurnoch in Textform. Aber es war mir recht hilfreich:
    Man traut sich raus, man traut sich den anderen zu treffen, man redet. Meist zuerst Small Talk, dann über das gemeinsame Problem und später auch privates. Da steckt viel Überwindung und Mut dahinter, aber mir haben schon ein paar Treffen sehr geholfen. Wundert mich auch nicht, weil man so sozialen Umbang ausführt und somit auch übt, was dann im Alltag hilfreich ist. Viele glauben ja, das Schüchternheit stark von der Unsicherheit im sozialen Umgang des Alltags beeinflusst wird, weswegen man ja oft mit konfrontierender Verhaltenstherapie dagegen vorgeht. Zumindest soweit ich weiß.

    Ich hoffe der Tipp könnte hilfreich sein. Wenn du jetzt wissen willst, wo man solche Kontakte knüpfen kann, dann schick mir einfach eine PM. Will hier keine Werbung für spezielle Seiten machen, also schick ich es lieber persönlich bei Interesse.

  • @Frozen_Heart

    Sowas muss ich mir wirklich noch reiflich überlegen... Allein die Vorstellung mich mit Menschen zu treffen, die wissen, dass ich Angst davor habe, mich mit ihnen zutreffen, beängstigt mich ganz schön...

    Lg
    Ally

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