Hallo,
ich habe nun zu dem Thema "Dissoziative Störungen" hier sehr viel gelesen. Ich befinde mich in ambulanter therapeutischer Behandlung und habe in der letzten Woche ebenfalls diese Diagnose erhalten.
Fast alle, die zu diesem Thema geschrieben haben, können sich im Nachhinein an viele Dinge nicht mehr erinnern. Das ist bei mir etwas anders.
Für mich lösen bestimmte Situationen eine "Extremsituation" aus. Es beginnt eigentlich schon bei der Planung dieser Situation. Hierbei handelt es sich fast ausschließlich um Unternehmungen innerhalb der Familie zusammen mit meinem Partner.
Diese Situationen lösen bei mir eine Art von Panik aus, die dazu führt, dass ich z. B. meine Beine nicht mehr bewegen kann, obwohl ich laufe. Ich kann meine Arme nicht mehr bewegen, bewege sie aber. Ich kann nicht mehr essen und ich kann nicht mehr trinken.
Das schlimmste aber ist, dass sich sämtliche Gefühle von mir abtrennen und abgelöst werden durch eine fürchterliche Angst und von einem "Getriebensein", alles was passiert zu kontrollieren, rechtzeitig zu intervenieren. Um dies zu können, ist mein Handeln nur noch darauf fokusiert, Gespräche zu lenken, Gestiken zu interpretieren und rechtzeitig zu einzugreifen.
Ich verliere absolut den Blick zur Realität und lebe sozusagen wie unter einem Schleier. In solchen Situationen trenne ich mich gefühlsmäßig von meinem Partner und von der gesamten Umgebung ab. Ich erkenne nicht mehr ob es regnet oder ob die Sonne scheint. Eben all' solche Dinge.
Allerdings passiert es schon auch, dass ich Gespräche im Nachhinein nicht mehr wirklich widergeben kann, was die Panik weiter schürt, weil ich vielleicht verpasst habe, rechtzeitig einzugreifen und es nun zu spät sein könnte. Danach wird es noch schlimmer, weil ich versuche herauszufinden, was ich verpasst haben könnte.
Zur Erklärung: Ich habe in solchen Situationen die absolute Panik, dass irgendetwas schreckliches passieren könnte. Dass es in irgendeiner Weise zwischen meinem Partner und meiner Familie eskalieren könnte und ich mich auf eine Seite schlagen müsste. Um das zu verhindern habe ich über Jahre gelernt, rechtzeitig einzugreifen. Diese Dinge existieren aber nicht in der Realität sondern "lediglich" in meiner Vorstellung.
Ausgelöst wurde dies in der Kindheit. Dazu werde ich vielleicht irgendwann einmal mehr erzählen.
Leider ist dieser Zustand nicht mit Beendigung dieser Situation vorbei. Er hält einige Wochen danach weiter an. Dies hat dazu geführt, dass ich die Beziehung beendet habe, weil - wie gesagt - mein Gefühl zum Partner nicht mehr vorhanden war. Weder das Gefühl noch irgendein anderes. Mein Körpergefühl meldet sich allerdings etwas früher wieder zurück. In dieser Situation stecke ich momentan.
Das "nicht fühlen" löst bei mir eine depressive Phase aus. Tagsüber betäube ich es mit Arbeit abends mit Alkohol, womit ich aber auch den Weg für die echten Gefühle versperre.
Ich würde gerne wissen, ob das jemand kennt. Eure Meinung hierzu wäre mir ebenfalls sehr wichtig.
Vielen Dank bereits jetzt dafür.
Tonanmi