Der Affe sitzt auf meiner Schulter...

  • Hallo ihr Lieben!

    Also...ich bin seit dem 9.11.2010 clean.
    Ich hätte niemals gedacht ,dass ich es schaffe von Amphetamin/Speed runter zu kommen.
    Aber ich habe es geschafft! ! !

    Überlegt euch das mal - wie lange es jetzt ist.
    Und ich kann jedem sagen, dass es immer noch nicht einfach ist.
    Situationen und Gedanken locken mich immer noch...sagen mir "einmal ist keinmal".....

    Und deshalb gehe ich jede Woche ohne Pause zur Selbsthilfegruppe um keinen Überflieger zu bekommen.
    Ich habe zwischendurch noch sehr starken Suchtdruck und Angst diesem nachzulassen.......

    Ok die Vergangenheit kann ich nicht ändern, es gibt viele Menschen aus meinem Ort die Vorurteile haben und mich abwertend anschauen wenn ich ihren Weg kreuze aber was soll ich machen...

    :fa:

    Niemals hätte ich damit gerechnet weiter zu kommen.

    Ich wurde an einer Schule angekommen um meine Fachhochschulreife machen zu können.

    Im August geht es los.
    Angst habe ich schon....

    Was soll ich sagen wenn einer meiner Narben am Arm sieht?
    Ich kann doch niemanden auf die Nase binden , dass ich Borderline habe und eine Suchtvergangenheit habe und, dass ich immer süchtig bleiben werde.


    Ich mache mich jetzt schon soviele Gedanken und mache mir Sorgen....


    Kopfkino.....

    Könnt ihr mir einen Rat geben?

    Ich habe Angst.

    Angst zu Versagen...

    Angst wieder eine Ausbildung abzubrechen.......

    Ich dreh noch durch......


    Liebe Grüße :at:

  • Hiho,

    ich war seinerzeit als ich begann mein Abi nachzuholen auch gerade vom Crystal runter... nicht mal ein Jahr, um genau zu sein. Ich kann dir da eigentlich nur raten, das Ganze auf dich zukommen zu lassen.

    Ich hatte damals den Ansatz radikaler Offenheit gepflegt... jedem, den es zu interessieren schien meine psychischen Befindlichkeiten und auch meine Suchtvergangenheit auf's Auge gedrückt. Interessant war, dass es Vielen ähnlich wie mir ergangen war, und so ein paar gute Freundschaften entstanden. Ich weiß zwar nicht ganz, wie es bei der Fachhochschulreife aussieht, aber bei mir, ich war an einem Kolleg, waren auch schon ein paar ältere Semester unterwegs, und viele waren eben auch da, weil das für sie quasi eine zweite, dritte, sonstwievielte Chance darstellte, irgendwie auf die Beine zu kommen. Halt typische Erwachsenenbildung, und dadurch halt auch eine Menge "komischer Fälle" wie ich am Start.

    Klar, so ein extrem offener Umgang ist nicht Jedermanns Sache, und war mit Sicherheit nicht nur vorteilhaft. Im Rückblick war jedoch Eines goldrichtig: Gegenüber den Lehrern und dem Direktorat in der Hinsicht völlig offen zu sein. Zwar nur meine persönliche Erfahrung, aber in der Erwachsenenbildung bemüht man sich tatsächlich nach Leibeskräften, sich entsprechend der Möglichkeiten, auf spezielle Befindlichkeiten einzustellen.

    Ansonsten einfach probieren mit Spaß am Weg ranzugehen, und sich nicht zu sehr auf das Endziel Abi versteifen.

    Freu mich für dich, denn für mich persönlich war die Entscheidung, mich doch noch mal hinter die Schulbank zu zwängen goldrichtig... jedenfalls sehe ich das im Nachhinein so... währenddessen gab's auch genug Phasen, wo ich mir da nicht so ganz sicher war. :winking_face:

    LG
    WbD

  • Hi,

    ja, ich kenne das!
    Ich war auch 13 Jahre völlig raus aus dem System (Pulver, Polytox).
    Fing dann wieder an zu jobben & es war mir anfangs immer etwas peinlich, wenn es auf meine Vergangenheit zu sprechen kam.
    Ich habe mich dann auch zu "offensiver Direktheit & Ehrlichkeit" durchgerungen,
    einfach, weil ich mir sagte: Was soll's?

    Und ich bin bis jetzt - bis auf sehr wenige Ausnahmen - erstaunlich gut damit gefahren.
    Ich bin damit im Laufe der Jahre ETWAS zurückhaltender geworden; immerhin sind es jetzt 11 Jahre ohne Pulver
    und ich habe gelernt, das ich das einfach nicht jedem auf die Nase binden brauche.
    Es ist FÜR MICH einfach selbstverständlicher geworden, clean zu sein & meine Vergangenheit geht nicht jeden Deppen was an :gi:

    Mit den Narben wirst du natürlich schon öfter in Erklärungsnot kommen; obwohl: als trockener Alki in der Gastronomie zu arbeiten,
    hieß auch mindestens jeden 2ten Abend erklären, warum ich den jetzt keinen Schnaps mittrinken mag, wenn der Gast einen ausgibt.

    Glaub es mir, das pendelt sich ein & die Angst schwindet mit der Zeit...

    Nochwas: Egal, was da an Reaktionen kommen mag oder auch nicht:
    Du hast es geschafft, vom Pulver runterzukommen & lebst wieder dein Leben!
    Das IST ne echte Leistung, die dir keiner nimmt...
    (und keiner von den Leuten, die ev. dummrumlabern, kann das nachvollziehen!)

    LG.Gane

  • Zitat von ganesha;240185


    Nochwas: Egal, was da an Reaktionen kommen mag oder auch nicht:
    Du hast es geschafft, vom Pulver runterzukommen & lebst wieder dein Leben!
    Das IST ne echte Leistung, die dir keiner nimmt...
    (und keiner von den Leuten, die ev. dummrumlabern, kann das nachvollziehen!)


    Das kann ich nur unterstreichen - wer das schafft, der hat wesentlich mehr geschafft als viele andere ...

    Ich geh auch mit meiner Vergangenheit offen um, man muss es vielleicht nicht ganz so offensive wie ich machen, aber verstecken hilft eh nix - irgendwann holt einen die Vergangenheit immer ein.

    Zudem finde ich es super dass du weiter zur SHG gehst, zum einen natürlich für dich, doch auch anderen zeigst du damit - es geht, man kann clean werden und bleiben!!
    Wenn aber diese 'Ängste dich so sehr belasten, vielleicht solltest mal an eine therapeutische Aufarbeitung denken, oder machst du da bereits was?

    LG Franz

  • Mit Deiner Vergangenheit musst nur Du klarkommen. Das Geschwaetz anderer sollte Dich da wenig interessieren auch wenn es Dich nervt.

    Du hast es geschafft von dem Zeug wegzukommen und das ist alles andere wie einfach. Und vielleicht solltest Du das mal mit einem "Leitspruch" versuchen den Albert Einstein mal von sich gegeben haben soll:

    Zitat

    Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft,
    denn in ihr gedenke ich zu leben. - A.Einstein


    Quelle: NRZ vom 03.April 2012 - Titelseite - Tagesspruch -Ausgabe Duisburg



    An Deiner Zukunft arbeitest Du...lass Dich da jetzt nicht von anderen verrueckt machen.

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • Huhu!

    Du bist doch auf einem guten Weg und schon ein Weilchen clean. Ich war mit Informationen anderen Menschen gegenüber eher sparsam weil ich die Erfahrung gemacht habe, gleich in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden! Vorurteile lassen grüßen - aber wegen den Narben wird Dich kaum jemand ansprechen. Viele sind zu beschämt oder schockiert oder, oder, oder. Mich haben bis heute nur zwei angesprochen :fh:

    Grüße

    Marie

  • WoW!


    Erstmal bedanke ich mich bei euch für diese vielseitigen Antworten,die Ermutigungen und
    dafür, dass ihr eure Erfahrungen geteilt habt.


    Nachdem ich das gelesen habe fühle ich keine Angst mehr.


    Es ist nunmal so, dass ich auch ein gebranntes Kind bin und ich es schaffen möchte
    etwas zu lernen.
    Zu lange habe ich es anderen Recht machen wollen - bin gescheitert -
    und jetzt nehme ich mein Leben ernst und in die Hand.


    Ich denke auch, dass ich meine Leben auch nicht auf der Hand rumtragen muss...
    und mal sehen....


    Meine Suchtvergangenheit wird mir niemand ansehen können.
    Und mit den Narben - ich zeige sie nicht jedem.
    Und im Sommer trage ich auch nicht zu oft T-Shirts.
    Ich möchte es vermeiden wieder verurteilt zu werden....


    Jedenfalls kann ich mit schwierigen Situationen anders umgehen und baller mich nicht
    bei jeder Schwierigkeit zu.
    Das ist wirklich viel wert.
    Ok Suchtdruck habe ich schon manchmal, jedoch lehne ich die Leute aus meinem
    alten Suchtumfeld total ab. Zu ihnen nehmen ich keinen Kontakt mehr auf.

    Auch wenn Freunde aus der Therapie rückfällig werden kann und möchte ich sie nicht
    mehr treffen- das ist nicht schön aber ich muss mich selber schützen.

    Ich schreibe nochmal wenn die Schule angefangen hat und berichte euch wie es so wahr.


    Danke nochmal


    LG Troblemaker:fr:

  • Ist doch vollkommen richtig...Du setzt den Selbstschutz als Prioritaet mit rein neben Deiner eigenen Suchtbewaeltigung...kann ich nur unterstuetzen...habe ich auch gemacht und kann ich nur jedem empfehlen...

    LG Siegfried

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