Dem Drang zu widerstehen ...

  • ... war all die Jahre schwieriger als gedacht. Immer wieder kam ich in Situationen in denen ich mich wirklich zusammen reißen musste. Doch ich fand immer und immer wieder halt in meiner Beziehung. Nun ist diese vorbei auf eine sehr unschöne Art und Weise und es begann wieder. Erst keine offene Selbstverletzung. Ich versuchte Kontakt zu ihr zu bekommen, ihn zu halten. Ich wusste, dass es einen anderen gibt und ich wusste, dass sie mich nicht mehr will. Dennoch tat ich alles um immerhin ein wenig Kontakt zu ihr hatte. Es tat weh, es war alles so unwirklich. Es war einfach extrem - in zweierlei Hinsicht. Es tat weh und ich habe es genossen. Gestern dann hatte ich eine ziemlich heftige Konversation mit ihr und sie warf mir so viele Dinge an den Kopf. Nie habe ich so eine heftige körperliche Reaktion gehabt - ich zitterte am ganzen Körper, mein Herz schlug so heftig. Und dann diese Zeilen. Immer und immer wieder nachtreten auf jemanden der auf dem Boden liegt. Ja das kann sie gut und irgendwie habe ich es genossen. Aber gestern war anders, denn da hat mir das alles nicht mehr gereicht und ich griff nach drei Jahren ruhe erneut zu Klinge und begann zu schneiden. Ich weiß nicht, aber es war so als hätte ich es all die Jahre vermisst. Ich weiß nicht wieso aber es hat wirklich gut getan. Wie krank kann ein Mensch sein so extrem in seiner Selbstzerstörung aufzugehen? Ich plante es regelrecht. Am Morgen ging ich los und kaufte mir extra ein Teppichmesser weil ich wusste, mir würden die vorhandenen Messer nicht mehr scharf genug waren.

    Mein Problem ist: eigentlich möchte ich das alles gar nicht. Denn ich war froh so lange Zeit ohne all das auszukommen. Jetzt kommt so ein Ereignis wie diese Trennung und alles ist dahin. Was ist schief gelaufen? Wieso habe ich so extrem das Gefühl, dass ich es jetzt brauche? Warum bin ich auf ein mal wieder so unglaublich selbstzerstörerisch?

  • Hallo lacrima,

    nun eigentlich hast du dir deine Fragen schon selbst beantwortet: Du hast es die ganze Zeit wegen der Beziehung nicht gemacht, nicht wegen dir selbst! Deine Einsteöllung und dein Verhältnis zu dir selbst hat sich in all der Zeit nicht geändert. Und nun ist der Grund, es nicht zu tun, nimmer da, aber dein Verhältnis zu dir selbst schon.
    Vielleicht gibst du dir auch selbst die Schuld am Scheitern eurer Beziehung? Könnte sein, dass du da deswegen Wut auf dich verspürst und meinst, dich dafür bestrafen zu müssen (so nach dem Motto: "Es geschieht mir Recht, wenn ich Schmerzen habe!")?

  • Ja, sicherlich gebe ich mich sehr viel Mitschuld daran. Aber es geht mir nicht daum irgendwie mich zu bestrafen oder ich gehe nicht davon aus, dass ich es verdient habe. Mehr ist es diesen Druck loszuwerden. Diese Verzweiflung zu unterdrücken. Ich fühle mich geborgen in dem Schmerz. Schwer zu erklären. Es geht um einen Druckausgleich. Dazu kommt noch das Bedürfnis wieder endlich etwas zu fühlen. Ich bin immer wieder an einem Punkt an dem es einfach Gefühlstot ist in mir.

  • Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Hattest du diese Gefühle auch manchmal während der Beziehung?

  • Nein. Nie. Es war immer schwierig mit ihr aber es hat immer geklappt. Irgendwie denn man hat gesprochen und es war vom Tisch. Solch gefühle hatte ich nie. Ich war froh in dieser Zeit gefühlt zu haben. Ich glaube deshalb fehlt es jetzt einfach irgendwie. Das ganze weicht mehr und mehr Ängsten und endet so wie es aussieht wirklich in Gefühlslosigkeit

  • NUn, auch Ängste sind Gefühle. Und gefüllos wirst du sicher nicht, ich denke eher, dass du Gefühle verdrängst, überdeckst, so dass du sie nicht mehr spürst. Aber da sind sie trotzdem.

    WIe ist denn deine Meinung zu dir selbst? Magst du dich selbst? Findest du dich gutaussehend, magst du deinen Charakter, deine Stärken und deine Schwächen?

  • Ich mag mich nicht. Warum? Ich mache viel, um mich um andere zu kümmern. Ich habe es immer getan um mich nicht um mich selber kümmern zu müssen. Ich wollte es nie und ich habe es bis heute auch noch nie wirklich realistisch geschafft. Ich habe viele Anläufe gebraucht, viele unternommen und dennoch bin ich kein großes Stück weiter gekommen. Das führt dazu, dass ich einen gewissen hass auf mich verspühre. Wobei ich das nicht mit aller sicherheit sagen kann, denn einen Zugang zu Gefühlen hatte ich nie. Ich habe Gefühle, ja mit sicherheit - nur benennen kann ich sie nicht. Ich kann mit ziemlicher Sicherheit nicht wirklich viele Gefühle benennen die ich habe.
    Finde ich mich gutaussehend? Nein, ganz klar nicht. Ich habe mich immer wieder gefragt, was meine derzeitige Freundin an mir findet. Ich bin stark übergewichtig und wenn ich in den Spiegel schaue, dann sehe ich einen Menschen, der mir ganz und gar nicht passt. Es gab Zeiten, da war das mal anders aber mittlerweile habe ich das Gefühl, das bin ich nicht. Ich schäme mich dafür wie ich aussehe. Sicher könnte man gegen so manches Übel was machen. Aber gerade auf mein Übergewicht scheine ich jeglichen Kampf verloren zu haben. Nach dem ersten Klinikaufenthalt habe ich vermutlich medikamentenbedingt extrem zugenommen. Im Jahr zuvor hatte ich 25 Kilo abgenommen. Die waren allerdings innerhalb kürzester Zeit wieder drauf. Ich will es aber eigentlich gar nicht auf die Medikamente schieben, denn ich nehme keine mehr. Gute einleitung für meine Schwächen. Ich schaffe viele Dinge nicht. Ich weiß ich sollte mich vielleicht weiter mit dem Antidep auseinandersetzen und es nehmen, denn eigentlich ging es mir im Verhältnis gesehen damit immer besser. Ich bin, wenn ich gefallen bin, nie so wirklich tief gefallen. Und wenn ich fiel, dann konnte ich wieder aufstehen. Ich kann nicht mehr zu meinem Psychiater gehen, weil ich mit ihm nicht kann. Jedes Mal wenn ich da bin fragt er mich, wie es mir geht und ich erzähle. Wenn ich fertig bin kommt lediglich die Frage, was er da jetzt für mich tun kann. Ich stelle keine Ansprüche an ihn. Ich weiß, dass er nicht wirklich was ändern kann. Er kann unterstützen, mehr nicht. Aber auch hier habe ich das Gefühl, dass das nicht passiert. Er Jongliert mit den Medikamentendosen und wirkt eher planlos. Das hat mir bisher den Mut genommen einen neuen zu suchen. Vor etwa einem halben Jahr war ich dann mal wieder in der Klinik, hatte die Medikamente abgesetzt und bekam neue. Wurde umgestellt. Ob es was gebracht hat, weiß ich nicht. Ich habe nie aktiv mitbekommen, dass die Medikamente etwas tun, was sich auf meine Stimmung auswirkt. Ich habe sie einfach genommen. Als ich raus war aus der Klinik ging es wieder einen Moment lang ganz gut und dann war aber auch relativ schnell wieder gut. Ich habe auch in der Klinik kein Gespräch mit einem Arzt geführt wo ich sagen könnte: Okay, das hat mich jetzt weiter gebracht. Viel mehr war es ein rumgehake auf dem was nicht gepasst hat. Und somit scheut das gebrannte Kind das Feuer. Ich hasse meine Schwächen, denn sie machen mich angreifbar und so unglaublich verletzlich. Das habe ich jetzt auch in Gesprächen und Streits nach der Beziehung immer wieder festgestellt. Sie wusste genau wie sie mich kriegt. Sie weiß wie emotional ich bin. Das bekommen Menschen mit denen ich zu tun habe auch sehr schnell mit.
    Vielleicht kann ich meinem Charakter etwas abgewinnen. Vielleicht mag ich ihn sogar ein Stück weit. Meiner Stärken bin ich bewusst und ich weiß leider auch, dass meine Stärken mit zu meinen größten Schwächen gehören.
    Das sollte denke ich meine Meinung über mich selbst gut wiederspiegeln ...

  • Naja, mit so einem Bild von sich selbst ist SVV nicht wirklich ein Wunder...

    Es gibt auch für dich den passenden Psychiater und den passenden Therapeuten. Gib nicht auf! Ich hab auch einige ausprobiert. Manche waren direkt Mist, mache waren eine Zeit lang gut, haben dann aber nimmer zu mir gepasst. Ich bin mir sicher, wenn dein Selbstbild besser wird, dann geht es dir auch allgemein besser und auch das SVV wird besser.

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